Lautsprecher an- oder entkoppeln?

Antworten
hornblower

Lautsprecher an- oder entkoppeln?

Beitrag von hornblower »

Edit: Andreas' nachfolgendes Zitat bezieht sich auf Michaels Vorstellung selbstgefertigter Lautsprecherbasen:

Hallo Michael,
highendsolution hat geschrieben:Diesmal war die Entkoppelung der Lautsprecher an der Reihe. ... Gemäß dem Impulserhaltungssatz besteht zumindest deshalb rechnerisch die Möglichkeit einer Taumelbewegung des Lautsprechers während des Betriebes in Abhängigkeit der Membranmasse, der Beschleunigung sowie der Masse des Gehäuses. Wenn dies so wäre ergibt sich ein Doppler Effekt der dann vielleicht eine Gewisse Unruhe ins Klanbild bringen könnte – zumindest theoretisch.
Ich glaube hier liegt ein weit verbreitetes Missverständnis vor. Mit Spikes entkoppelt man nicht, sondern genau das Gegenteil, man koppelt den LS oder das Gerät mit dem Untergrund. Die Masse des LS's ruht mit Spikes nicht mehr mit der ganzen Fläche auf dem Untergrund, sondern nur noch mit den Spitzen. Das bewirkt einen sehr hohen Druck/cm^2. Gerät und Untergrund gehen also eine sehr innige, kraftschlüssige Verbindung ein. Dies hat nun folgende Konsequenz. Die Vibrationen des LS's oder eines CD-Players werden an den Untergrund abgeleitet (wenn der Untergrund dazu geeignet ist). Genau das will man ja erreichen. Deshalb sind Spikes oft eine gute Lösung, aber nicht immer. Bei schwingendem Dielenboden können sie Gift sein. In diesem Fall wäre in der Tat eine Entkopplung ratsam. Die erreicht man aber durch dämpfendes Material, welches LS und Untergrund möglichst nicht kraftschlüssig verbindet. Also Fausregel, bei Betonestrich Spikes, bei Parkett oder Dielen auf Unterlattung eher Dämpfer.

Übrigens muss man bei Geräten i.V.m. Spikes aufpassen. Wird das Rack durch den Bass angeregt und zum Schwingen gebracht, überträgt sich das mit Spikes gnadenlos auf das Gerätegehäuse. Man hat dann genau das Gegenteil von dem erreicht, was man will.

Last not least, Deine Boxen-Füße sehen gut aus.

Gruß Andreas
axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Andreas,

eine schlüssige Erklärung, die den SpikeUfoVoodoo-Gurus sicher nicht gefallen wird.
Aber Physik ist eben nicht Glaube, Liebe, Hoffnung.

Gruß,
Kai
highendsolution
Aktiver Hörer
Beiträge: 99
Registriert: 26.03.2010, 21:35

Beitrag von highendsolution »

Hallo Andreas,
vielen Dank für die Korrektur bzw. Information. Ich hatte mit Entkoppelung eigentlich auch damit die Ableitung der Energie gemeint. In Bezug auf die Wirksamkeit wie groß oder klein diese auch immer sein sollte, habe ich die Konstruktion so flexibel gestaltet, dass alle drei Optionen möglich sind.
Gruß
Michael
Bild
hornblower

Beitrag von hornblower »

Hallo Michael,

noch zwei Bemerkungen zu den Masse-/Impulsverhältnissen zwischen LS-Gehäuse und Membranmasse der Chassis sowie der Wirkung von Spikes.

Die Gehäusemasse eines LS's von bspw. 50 kg stellt im Vergleich zur Schwingmasse einer (großen) Bassmembran (incl. Spule etc.) von ca. 50 gr quasi eine feste Masse dar. Da wirkt rein gar nix auf die Membran zurück. Das kann man getrost vernachlässigen. An diesem Masseverhältnis ändern im Übrigen auch Spikes nichts. Bei Billigboxen in Leichtbauweise mit dünnen Spanplattengehäusen und 30er Basschassis können die ungünstigen Masseverhältnisse allerdings dazu führen, dass eine Box im Extremfall zu "wandern" beginnt. In soweit ist Dein physikalischer Hinweis durchaus korrekt, theoretisch.

Was Spikes allerdings negativ bewirken können, soll Dir folgendes Beispiel zeigen.

Meine Musiktruhe, eine Königin von Saba, ist mit 6 Saba Greencones bestückt. Der gesamte Truhenkorpus schwingt (gewollt) mit. Das macht den Truhenklang aus. Mein CD-Player, ein einfacher Sony, hat vibrationsbedingt Schwierigkeiten, die CD's auszulesen, wenn er auf der Truhe steht. Mit Spikes unter dem Player wurde das Problem nur noch viel schlimmer, denn die Schwingungen der Truhe koppelten nun viel stärker auf das Gehäuse des CD-Players. Nur durch Entkopplung durch eine dünne Schaumstoffmatte war das Problem in den Griff zu bekommen.

Mein Tipp für LS: halbe Tennisbälle oder mit Sand gefüllte (nicht aufgeblasene) Luftballons entkoppeln sehr gut vom Boden. Allerdings nicht gerade schön. Meine LS stehen vollflächig auf dem Teppichboden, auch eine gute Entkopplung.

Gruß Andreas
wgh52
Aktiver Hörer
Beiträge: 5623
Registriert: 25.01.2008, 15:17
Wohnort: Schweitenkirchen
Kontaktdaten:

Beitrag von wgh52 »

Andreas,

was hältst Du in diesem Zusammenhang von den berühmten Waschmaschinenentkopplungsmatten aus diesem festen Gummigranulat?

Gruß,
Winfried
Bild
Franz
inaktiv
Beiträge: 4422
Registriert: 24.12.2007, 17:07
Wohnort: 53340 Meckenheim

Beitrag von Franz »

Mitunter kann es auch hilfreich sein, beides - also Ankoppeln und Entkoppeln miteinander zu kombinieren. Ich habe meine Lautsprecher z.B. auf eine als Sandwich aufgebaute Plattform gestellt, nennt sich "Fisch Audio Trampolin" und hat mir seinerzeit mein Händler Uwe Jessen mal besorgt. Damit bin ich sehr zufrieden.

Bild

Wenn ich nochmal Geld zuviel übrig habe, könnte ich mir auch solch eine noble Lösung vorstellen, die sehr ähnlich funktioniert:

Bild
http://www.subbase-audio.de/tonbasen.htm

Leider sind sie sehr teuer.

Gruß
Franz
Bild
axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Andreas, das
hornblower hat geschrieben:halbe Tennisbälle...entkoppeln sehr gut vom Boden.
habe ich schon während meines langen, entbehrungsreichen Studiums gemacht.

Problem bei den Tennisbällen ist allerdings, daß die Dinger nur bis zu einem bestimmten Gewicht funktionieren und das man sie sehr exakt mittig durchschneiden muß, damit der LS gerade darauf steht.
Und es bleibt auch eine ziemlich wackelige Angelegenheit mit den LS.

Eine Idee wären die Waschmaschinengummiplatten oben und unten und in der Mitte aufgesägte Tennisbälle über die komplette Fläche. Dann kann man aus Schichtholz einen kleinen Rahmen bauen und schon sieht die Sache muttitauglich aus. :mrgreen:

Bleibt allerdings immer noch das Problem, die TBälle exakt mittig durchzuschneiden.

Gruß,
Kai
Speedy
Aktiver Hörer
Beiträge: 353
Registriert: 28.11.2009, 17:10

Beitrag von Speedy »

Hallo,
hornblower hat geschrieben: Also Fausregel, bei Betonestrich Spikes, bei Parkett oder Dielen auf Unterlattung eher Dämpfer.
auch das kann man nicht pauschalisieren, denn durch die Spikes wird auch Energie an den Boden abgegeben. Und bei schwingenden oder schwimmenden Untergrund eben auch vernichtet. Das kann durchaus vorteilhaft sein, muss aber nicht.

Beste Grüße
Speedy
Bild
hornblower

Beitrag von hornblower »

Hallo Winfried,

die Waschmaschinenmatten für 10 € aus dem Baumarkt sind ein Geheimtipp bei La Scala Besitzern, da die Grundmaße 60x60 cm sehr gut übereinstimmen. Ich hab's probiert, aber keinen Unterschied gehört. Jetzt steht die Waschmaschine drauf, die andere Matte hat die Schwiegermutter :lol:

Sandwichstands i.V.m. Spikes sind auch sehr gut, fast bodenunabhängig, da durch die Kopplung (LS-Sandwichplatte) die Schwingung des LS in den Sandwichboden abgeleitet und dann in Wärme umgewandelt wird.

Gruß Andreas
KSTR
inaktiv
Beiträge: 1221
Registriert: 08.05.2008, 11:51

Beitrag von KSTR »

Als Altbaubewohner mit Querbalken und Dielung von 1890 kann ich ein Lied von schwingenden Böden singen, bzw der Boden singt es: ein knarzendes Rumpeln und Dröhnen.

Exzellent und billigst geholfen hat bei meinen Standboxen jeweils ein dicker Stapel gelesener Zeitschriften (in dem Fall zwei Jahrgänge alter c't)... sieht natürlich nicht aus und ist etwas wackelig (was aber ja sein soll).

Technisch besser und schöner mach ich es dann das nächste Mal damit, in etwa :
BaryVam-Platte, oben und unten (dort 90° versetzt) mit je vier Wire-Rope-Isolators...

Allerdings, so ein bischen halbwegs kontrolliertes Mitrumpeln des Bodens gibt dem Subbass aus einem nicht impulskompensierten Subwoofer (mit liegendem Chassis) eine Körperlichkeit -- der vibrierende Hörsessel --, die nicht schädlich wirkt, finde ich. Aber darf halt wirklich nur im Subbass, unter 40..50Hz, oder so, sein...

Grüße, Klaus
Bild
axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Klaus et. al.,

dann halt nochmal:
Ich finde die Idee mit den Wire Rope Isolators von Enidine wirklich ganz smart.
Ich habe gerade mal etwas im www gesucht, aber tatsächlich weder Bezugsquellen noch Preise herausfinden können.
Im deutschsprachigen Raum werden zwei Vertretungen genannt, mit denen ich am Montag mal in Kontakt treten werde.
Vielleicht kann man die Wire Ropes auch in kleineren Dosen irgendwo kaufen.

Grüße,
Kai
JOE
Aktiver Hörer
Beiträge: 1227
Registriert: 21.07.2008, 20:36

Beitrag von JOE »

Ich finde, die Such- und Auswahlstrategie gehört entscheidend optimiert, wo doch alles optimiert wird:

Man bilde das Produkt aus
  1. Preis (in €),
  2. Glanzfaktor (in Oberflächenreflektionsgrad-%),
  3. Masse (in kg) und - sofern gegeben -
  4. dem Bonus für militärische Zulassung (Nato: Faktor 1,307; restliche Welt: Faktor 1,1).
und kaufe das Produkt mit dem so errechneten höchsten Wert, ohne weitere Überlegungen anzustellen.

Bei Produkten mit einem ähnlichen Wert (<3,75% Differenz) nehme man das mit den vollmundigsten Werbeversprechen.

So einfach kann das Leben sein! (Oder soll es vielleicht gar nicht einfach sein?! Womit füllte man sonst die entsetzliche Leere des Alltags?)

Gruß
Joe


PS: Übrigens, c't-Hefte sind nicht optimal, ordinäre Tageszeitungen dämpfen erheblich besser. Dann muss der Stapel auch nicht so hoch ausfallen. Kaum zu übertreffen, aber zugegeben nicht jedermanns Sache, sind ganze Papiertaschentücherpackungen. Ich empfehle sie vor allem, wenn man ausprobieren will, ob Entkoppelungsmaßnahmen zielführend sind, also entsprechend problematische Böden vorliegen.
Bild
Bernd Peter
Aktiver Hörer
Beiträge: 3995
Registriert: 04.05.2010, 19:37

Beitrag von Bernd Peter »

Ein langjähriger, erfahrener Verkäufer von Highendgeräten gab mir als guten Kunden den Rat, es mit verschieden dicken Styroporplatten auszutesten.

Lächelnd meinte er, da verdiene er zwar nichts, das funktioniere aber in aller Regel.

Ungeachtet dieser Empfehlung sei er natürlich gerne bereit, mir aus seinem großen Vorrat an Absorbern tolle Teile zu verkaufen.

Ich habe mal einen Bericht über den kompinierten Einsatz von Glasmurmeln, Federn und Spikes zum Zwecke der Dämpfung gelesen, der Autor hat das dann auch mit seinen Bettrahmen gemacht und schläft seither wesentlich besser.

Ich habs selber nicht ausprobiert, die Methode mit einem guten Glas Rotwein ziehe ich aus lukullischen und gesundheitlichen Gründen bisher vor.

Letztendlich ist es h.E. ein Teilbereich unseres Hobbys, der von Herstellern aus guten Gründen auch mit Vodoo überzogen worden ist, obwohl es kaum mehr zu sagen gibt, als es Andreas getan hat.

Der Beitrag von Joe ist übrigens sehr gut, da flüssig und allgemein geschrieben.

Gruß

Bernd
Bild
Alex8529
Aktiver Neuling
Beiträge: 280
Registriert: 22.08.2010, 14:16

Beitrag von Alex8529 »

Mahlzeit Zusammen,

ich habe mir aus vorauseilenden Hör-Gehorsam Türstopper unter die LS geschraubt

Bild

Decke = massive Ackermann-Decke mit Fliesen.

Unterschiede höre ich keine, aber es sieht besser aus.

Wer LS richtig High-Endig entkoppeln will sollte sich beim Schlosser ein schickes Gestell bauen lassen, in welches er die LS mit stabilen Federn aufhängt.

Schönen Tag noch

Frank
Bild
JOE
Aktiver Hörer
Beiträge: 1227
Registriert: 21.07.2008, 20:36

Beitrag von JOE »

Ich weiss, was es ist, aber die allermeisten dürften doch rätseln, was eine Ackermann-Decke ist, zumal es sich um eine historische Bauweise handelt. :mrgreen:

Brauchen wir jetzt etwa einen Extrathread Deckenkonstruktionen und LS-Lagerung? Gibt es gar spezielle Ackermann-Spikes? Wenn nicht, wer bietet sie als 1. an?

Gruß
Joe
Bild
Antworten