Lohnt aktiv geregelt nur für gute Aufnahmen?

powerohr
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Lohnt aktiv geregelt nur für gute Aufnahmen?

Beitrag von powerohr »

Hallo,

der Titel ist vielleicht etwas provokant formuliert, beschreibt aber im Grundsatz meine Hörerfahrung.

Ich hatte vor Weihnachten die Möglichkeit ein paar Stunden bei Herrn Krings in Bonn die Silbersand 701 (und auch die großen BMs) zu hören. Herr Krings verfügt über viele toll aufgenommene CDs, vorwiegend im klassischen Bereich. Er führte mir also diverse CDs vor, mit dem Ergebnis, dass ich wohl noch nie einen so guten LS gehört habe und der "will haben Effekt einsetzte". :shock:

Jetzt läuft mein Hörgeschmack aber in eine etwas andere Richtung. Ich höre halt gerne sowas wie Dire Staits, Clapton oder als Gesamtrichtung Jazz (oft ältere Aufnahmen). Also habe ich die Brothers in Arms und dann Unplugged in den Player gesteckt. Sicher holt die 701 alles, was auf der CD ist, auch raus und die beiden Beispiele sind ja auch nicht für ihre schlechte Qualität berühmt. Leider war ich aber recht enttäuscht. Viel besser als auf meiner Heimanlage hörte sich dies nun nicht an. Auch bei einigem meiner anderen mitgebrachten CDs bestätigte sich der Eindruck. Gerade dieser räumliche, extrem frei spielende Effekt der 701 war weg.

Etwas hart formuliert, würde ich für mich behaupten, dass sich der Musikgeschmak dann dem Lautsprecher anpassen muss, weil scheinbar insbesondere Rockmusik, aber auch weniger aktuelle Jazzaufnahmen mehr aufs Küchenradio als auf 40k € LS abgestimmt sind. Wenn ich bei meiner Musik bleibe, geht's auch kostengünstiger, weil die Aufnahmen prinzipiell nicht mehr zulassen.

Können diejenigen Forumsteilnehmer, die vielleicht solche Lautsprecher besitzen, meinen Eindruck teilen?

Beste Grüße
Torben
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Franz
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Beitrag von Franz »

powerohr hat geschrieben:Können diejenigen Forumsteilnehmer, die vielleicht solche Lautsprecher besitzen, meinen Eindruck teilen?
Nein. Ich höre auch nicht-audiophil aufgenommene Musik, insbesondere Rock und Blues, daneben gar Oldies auf meiner Silbersand mit dem größtem Vergnügen. Es stimmt allerdings, daß hervorragende Quellen auch hervorragend klingen, nicht so gute Tonträger dann eben ncht. Das soll ja ein Lautsprecher machen: möglichst verlustfrei wiedergeben ohne etwas hinzuzufügen. Wem das nicht so zusagt, der findet am Markt genügend Lautsprecher, die seinem Hörgusto eher entsprechen werden.

Gruß
Franz
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JOE
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Beitrag von JOE »

Ich würde Franz' Argumentation noch ein klein wenig weiter treiben wollen: Es geht ja nicht um Musikgeschmack (damit sind ja Stilrichtungen und Instrumentierungen gemeint), sondern um den Anspruch an gegenüber den Originalinstrumenten (bei elektronischer Musik einschließlich der weiteren dazu gehörenden Gerätschaften) möglichst unverfälschter Wiedergabe.

Dabei lässt sich allerdings schon feststellen, dass sich die "Hörkompetenz" mit besseren LS entwickelt. Wenn man daran kein Interesse hat, dann kann man die Investition in deutlich bessere LS auch sein lassen. In dem Ausmaß wie man sich selbst weiter entwickelt, wird man dann allerdings mit dieser oder jener Aufnahme in der Tat unzufrieden werden, das hat aber nichts mit Musikgeschmack, sondern mit Hörkompetenz zu tun.

Einige der Dire Straits CDs (gerade so manche Neuabmischung) sind grausam verunstaltet worden. Das kann man dann in der Tat auch hören. Wenn man das auf der alten Anlage nicht oder kaum mitbekommt, dann muss man sich sagen, dass dann praktisch alles so mäßig wiedergegeben wird. Ob man daraus Konsequenzen zieht, das ist dann allein jedermanns eigene Entscheidung.

Gruß
Joe
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Alex8529
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Beitrag von Alex8529 »

Hallo Torben,

schon die gravierend unterschiedliche Aufnahmetechnik zwischen einem Klassikkonzert und einer Studioeinspielung machen einen Vergleich völlig unmöglich.

Da ich auch sehr viel Rock höre, und auch sehr viel ältere Aufnahmen, möchte ich Dir versichern, dass ICH sehr selten Aufnahmen finde, die mit meinen Aktiven wirklich "unhörbar" sind.

Was aber sehr stark auffällt, ist die Sensibilität dieser LS gegen den Loudness-Wahn.

Schau mal hier rein, welche Version Deine Dire Straits ist

http://www.dr.loudness-war.info/index.p ... rch_album=

Beste Grüße

Frank
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Christian Kramer
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Beitrag von Christian Kramer »

Ich habe die The Best Of, Dire Straits & Mark Knopfler, Private Investigations, diese CD gehört zu meiner Referenz CD.

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Grüße Christian
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play-mate
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Beitrag von play-mate »

hallo powerohr,

ich würde gern joe und franz vernünftigen kommentaren noch eins drauflegen.
je hochwertiger die abspielanlage, desto deutlicher kommen die unzulänglichkeiten der tonträger zum hervorschein.
-und das sind nicht wenige alben die katastofal schlecht aufgenommen und abgemischt sind.

deutlich ist leider auch daß manche musik genres weniger "liebe" zum natürlichen klang bekommen oder einfach weniger high fidelity beinhalten. populärmusik fällt da, trotz deutlich größeren budgets im studio, merkwürdigerweise mit den statistisch schlechtesten aufnahmen auf. im studio wird da rumgedoktert bis der krankenwagen schon ganz überflüssig wird !
ein erklärungsversuch dazu findest du im :

http://goldohr.wordpress.com/ -unter grundlagen der digitaltechnik teil 5

es gibt aber auch viele lautsprecher die versuchen diese limitierungen mit eher zweifelhaften metoden und akustischen tricks den "sound" aufzumotzen.
vergiss nicht das audiophile ist eine sehr geringe minorität sind.
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Aktivboxer
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Beitrag von Aktivboxer »

Hallo Stefan,
The Best Of, Dire Straits & Mark Knopfler, Private Investigations, diese CD gehört zu meiner Referenz CD
ich möchte Dir keinesfalls Deine vorgestellte CD "vermiesen". Leider habe ich festgestellt, dass wirklich nur die "Erstausgaben" der Dire Straits brauchbar sind. Habe so ziemlich alle Alben im Regal. Der Link von Frank macht das recht deutlich, obwohl es hier "nur" um Loudness-War geht. Die Abmischung, die in den 80-ern oft bei Pop/Rock üblich war (und den damaligen Hörgewohnheiten geschuldet sind), kommt dann noch hinzu. Für mich sind desshalb viele Titel dieser Zeit nicht oder nur schwer geniessbar. :| Von Dire Straits kann ich heute nur noch die "Love over Gold" hören.

Viele Grüße

Lutz
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Torben,

die "Brothers in Arms" wurde hier schon diverse Male durchdiskutiert und ist als Referenzaufnahme, zur Überprüfung der Qualität von Lautsprechern, nicht geeignet. Das Remastering ist derart schlecht gemacht, daß die ursprüngliche Aufnahme eklatant verschlechtert wurde.

Grundsätzlich läßt sich wohl sagen, daß auf guten, aktiven LS (und dazu zähle ich alle B&M, Silbersand, Geithain, K&H und neuerlich auch die AGM 3.3) gute Aufnahmen besser und schlechter Aufnahmen schlechter, als auf guten passiven LS klingen.

Die allermeisten passiven LS haben einen gewissen Weichzeichner, der sowohl die Spitzen nach oben, als auch nach unten etwas verwischen.

D.h. schlechte Aufnahmen kommen gnädiger weg, als es eigentlich von der Substanz her gerechtfertigt wäre. Und richtig gute Aufnahmen werden nicht so optimal wiedergegeben, wie es potentiell möglich wäre.
Insgesamt kommt der Klang "gefälliger" daher, weil die LS nicht so gnadenlos freilegen, wie es um die Aufnahmen bestellt ist.

Auf aktive LS muß man sich einlassen wollen.

Gruß,
Kai
Alex8529
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Beitrag von Alex8529 »

Mahlzeit Zusammen,

mein Senf zur Testmusikke:

Ich benutze zum Test möglichst "schlechte" Aufnahmen.
So bin ich zu einer Hörprobe bei K+H, als ich die O500 getestet habe, mit alten Zappa Aufnahmen mit viel Sprechgesang angereist.
Der Vorführer begann, wie oft so üblich, mit bombastischen Klassikaufnahmen.
Als er dann meine alten Zappa Scheiben einlegen musste, war er ganz confused....
Ich erklärte Ihm, dass gute Aufnahmen bei fast allen Boxen gut klingen, und ich mich von solchen Aufnahmen nicht verwirren lassen will, sondern als Test die Musik hören wolle, die kritisch ist.

Merke: Klingen kritische Aufnahmen gut, klingen gute allemal sehr gut.

Schönen Tag noch

Frank
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Franz
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Beitrag von Franz »

Frank,

alte Zappa Aufnahmen sind ja nicht kritisch, sie sind eher magersüchtig. Und so werden sie dann auch von ehrlichen Lautsprechern wiedergegeben. Das sind im Grunde viele alte Aufnahmen jener Zeit. Mal ein konkretes Beispiel: The Doors. Klasse Musik. Nun gibt es davon altes Vinyl - kommt recht gut damit, Original-CDs und sog. "remasterte" CDs. Kann man glatt vergesen. Warum? Schließt man einmal einen Spektrum-Analyser an, sieht man dort, daß < 200 Hz so gut wie nichts aufgezeichnet wurde. Hört man das dann über aktiv geregelte Lautsprecher ab, so bleiben die Tieftöner arbeitslos. Haltet mal ein Ohr dran, dann merkt ihr das auch. :mrgreen: Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man dem abhelfen kann:

1. Man kauft sich andere Lautsprecher - nach Möglichkeit Passive - um damit mehr Verfärbungen und durch das akustische Dazutun der Holzkiste - der Lautsprecher wird damit zu einem "Instrument" :mrgreen: (damit werben einige Firmen tatsächlich) dem Ganzen einen etwas angenehmeren Klang zu überstülpen. Man muß dann aber auch damit leben, daß richtig gut aufgenommene Musik genau so verfälscht rübergebracht wird.

2. Man schleift einen Equalizer ein und hebt die gewünschten Frequenzen auf Teufel komm raus so an, bis sie dem subjektivem Gusto entsprechen. Auch hier dann grobe Verfälschungen der Tonalität, und man muß eigentliche jede Aufnahme entsprechend so gestalten. Mit anderen Worten: Man kippt über dem Kunstprodukt CD-Klang noch seine eigene Klangsoße drüber. Naja, wem`s gefällt, kann das so tun.

3. Man sucht sich die Tonträger sorgfältig aus. Im Falle der alten Doors-Aufnahmen habe ich das auch getan, für viele der alten Bands aus jener Zeit ebenso. Da muß man suchen. Und wer suchet, der findet - und zahlt dafür. :mrgreen: Im Falle der Doors - nur ein Beispiel - bin ich bei den DCC-Aufnahmen - von Steve Hoffman sauber gemastert - fündig geworden. Man vergleiche einmal diese Einspielungen mit den ursprünglichen CDs oder den remasterten Versionen der "Best of" Compilation. Ein klanglicher Unterschied wie Tag und Nacht tritt da auf. Diese DCCs sind auch im Tieftonbereich füllig, dadurch wird übrigens der räumliche Eindruck viel stärker, die Stimme Jim Morrisons kommt spektakulär und Gänsehaut erzeugend aus der Tiefe des Raumes, das hervorragende keyboardspiel Krügers gewinnt an Akkurratesse und Eigenständigkeit. Leider muß man diese DCC-Sachen auf dem freien Markt suchen und dafür - wenn man sie denn überhaupt noch bekommt - saftige Preise bezahlen. Das werden nur die Fans machen wollen. Für die sind das aber wahre Klangperlen.
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Und was für die Doors gilt, gilt auch für andere Bands und deren Songmaterial. Die meisten Originale und gar noch mehr deren verschlimmbesserte Remaster-Versionen kann man sich schenken, da bleibt man besser beim Vinyl. Oder man sucht, findet und bezahlt.

Gruß
Franz
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Alex8529
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Beitrag von Alex8529 »

Franz hat geschrieben:Frank,

alte Zappa Aufnahmen sind ja nicht kritisch, sie sind eher magersüchtig. Und so werden sie dann auch von ehrlichen Lautsprechern wiedergegeben.
Mahlzeit Franz,

sorry, aber damit kann ich nichts anfangen, was ist eine magersüchtige Aufnahme ?

Beste Grüße

Frank
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Frank,
ich antworte mal für Franz:
Franz hat geschrieben:Schließt man einmal einen Spektrum-Analyser an, sieht man dort, daß < 200 Hz so gut wie nichts aufgezeichnet wurde. Hört man das dann über aktiv geregelte Lautsprecher ab, so bleiben die Tieftöner arbeitslos. Haltet mal ein Ohr dran, dann merkt ihr das auch.
DAS meint Franz mit magersüchtig. Man kann es auch als dünn beschreiben.

Gruß,
Kai
Franz
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Beitrag von Franz »

Zappa ist da eher der falsche Vorzeigekandidat, insofern kann ich Franks Einwand schon verstehen. Zappa hat sich bei seinen Produktionen immer die allergrößte Mühe gegeben, kann gar als Vorreiter einer Soundgestaltung gelten, die sich durch die "Spur-für-Spur-Verfahrens" auszeichnet. Hatte bei "magersüchtig" eher an andere gedacht, als sorry Frank für diesen Schnellschuß, der am Ziel vorbeischoß. :cheers:

Gruß
Franz
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Alex8529
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Beitrag von Alex8529 »

aston456 hat geschrieben:Frank,
ich antworte mal für Franz:
Franz hat geschrieben:Schließt man einmal einen Spektrum-Analyser an, sieht man dort, daß < 200 Hz so gut wie nichts aufgezeichnet wurde. Hört man das dann über aktiv geregelte Lautsprecher ab, so bleiben die Tieftöner arbeitslos. Haltet mal ein Ohr dran, dann merkt ihr das auch.
DAS meint Franz mit magersüchtig. Man kann es auch als dünn beschreiben.

Gruß,
Kai
Hallo Kai,

na dann trifft das auf die alten Zappa`s ja nicht zu.

Hier mal die wahrlich umfangreiche Instrumentierung der Freak Out von 1966: (Quelle Wiki)

The Mothers of Invention [Bearbeiten]

* Frank Zappa – Gitarre, Mundharmonika, Becken, Tamburin, Gesang
* Ray Collins – Mundharmonika, Becken, Tamburin, Gesang, Finger Cymbals (Zils)
* Jimmy Carl Black – Perkussion, Schlagzeug, Gesang
* Roy Estrada – E-Bass, Gesang, Guitarron, Soprangesang
* Elliot Ingber – Gitarre

Gastmusiker [Bearbeiten]
* Gene Estes – Perkussion
* Eugene Di Novi – Piano
* Neil Le Vang – Gitarre
* John Rotella – Klarinette, Saxophon
* Kurt Reher – Cello
* Raymond Kelley – Cello
* Paul Bergstrom – Cello
* Emmet Sargeant – Cello
* Joseph Saxon – Cello
* Edwin V. Beach – Cello
* Arthur Maebe – French Horn, Tuba
* George Price – French Horn
* John Johnson – Tuba
* Carol Kaye – 12-saitige Gitarre
* Virgil Evans – Trompete
* David Wells – Posaune
* Kenneth Watson – Perkussion
* Plas Johnson – Saxophon, Flöte
* Carl Franzoni – Stimme
* Vito – Stimme
* Kim Fowley – Megaphon
* David Anderle
* Jim Motorhead Sherwood – Geräusche
* Mac Rebennack (alias Dr. John) – Piano
* Paul Butterfield
* Les McCann – Piano
* Jeannie Vassoir – (Stimme von Suzy Creamcheese)



Bei den Doors ist es durch die Intstrumete teils bedingt, da diese keinen Bassspieler hatten, sondern die Bassläufe durch den Keyboarder mitgespielt wurden.

Als generelles Beispiel für ältere Aufnahmen also nicht zu verwerten.

Beste Grüße

Frank
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Alex8529
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Beitrag von Alex8529 »

Franz hat geschrieben:Zappa ist da eher der falsche Vorzeigekandidat, :cheers:
genau so ist es :cheers:
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