Der AGM 3.3 bekommt ein Brüderchen: AGM 4.4

Udor
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Beitrag von Udor »

Hallo zusammen,

Heute war es soweit. Michael hatte mich eingeladen den AGM 4.4 bei ihm Probezuhören.

Für mich war es sogar eine Art Premiere, da ich zuvor noch nie einen sensorgeregelten Lautsprecher gehört habe bzw. hören durfte. Dementsprechend groß waren meine Erwartungen an denselben. Ich versuche das gehörte/erlebte mal in Worte zu fassen.

Nachdem ich angekommen war, wurde ich von Michael herzlich begrüßt und es ging direkt in die heiligen AGM-Hallen. Da standen sie auch schon, die AGM 4.4, vorführbereit darauf wartend in Betrieb genommen zu werden.

Da Michael ausschließlich den Sonus als Quelle benutzt, hatte ich mir ein paar Musikstücke aus meiner Musiksammlung auf einen USB-Stick kopiert welche dann nach kurzen Einlesen dann sofort abspielbereit waren. Darunter waren unter anderem Jheena Lodwick (Feelings), Loreena Mckennit, Yello (Touch), Herbie Hancock (Imagine Project), Snowy White , Roger Waters, Jacques Loussier.

Angefangen haben wir mit Jheena Lodwick, Feelings. Das Stück fängt sehr ruhig an mit einer ganz sanft gespielten Gitarre und leisem Gesang. Schon da war ich fasziniert von dieser Klarheit und Reinheit. Es klingt vollkommen entschlackt. Eine Basssaite klingt sauber aus ohne dröhnen oder matchigem Gebrumme. Einfach toll.

Dann weiter mit Loreena auch hier bleibt alles sauber selbst bei den lauten Gesangspassagen wo ich bei meinen Visatönern schon mal leiser mache weil es zuviel wird bleibt es immer entspannt ohne das es aufdringlich klingt.

Danach ein kurzer Ausflug nach Yello. Das neue Album "Touch" finde ich sehr gelungen, auch wenn man das nicht immer hören kann ist es mal ganz nett um die Bassqualitäten eines Lautsprechers zu testen. Auch was die Räumlichleit angeht klingt das Album sehr gut. Track 5 "Till Tomorrow" das Stück hat eineń fiesen subsonic Bass von dem ich mich immer schon gefragt habe ob das ein Aufnahmefehler ist. Meine Visatöner fangen da teils wild an zu flattern. Nicht die AGM, man sieht den Tieftöner mal kurz ausholen dann aber sofort wieder stillstand, wow dachte ich nur das hab ich so noch nicht gesehen. :shock: Man hört zwar nicht viel außer einem leisen Blub (was aber eher am Raum lag oder der Aufnahme) aber diese Kontrolle im Bass ist schon phänomenal.

Wo wir schon mal beim Thema Bass sind, haben wir sofort weiter bei Jacquess Loussier gemacht. Für mich die Bassreferenz das Stück 9 von der "Air on a String". Hier kommt nach 2-3 minuten ein Schlagzeugsolo wo es mich zuhause immer fast vom Sessel haut und die Membranen aus dem Korb. Leider konnte ich jetzt nicht ganz so laut hören wie ich gerne gewollt hätte aber schon leise war hier ganz klar zu hören wo die Reise hingeht präziser und sauberer Bass und das mit "nur" 2x 8 Zöllern pro Seite.

Michael hatte dann noch ein Stück aufgelegt, dessen Namen ich natürlich wieder vergessen habe. :oops: Er sagte nur, warte mal ich hab da noch was... Es fing erst sehr sehr leise mit etwas Geplänkel an, Michael machte noch etwas lauter plötzlich als ich überhaupt nicht damit gerechnet habe gibt es einen Schlag auf eine kleine Trommel und anschließend auf eine richtig große Trommel wo ich fast von Hocker gefallen bin. :shock:

Das war wirklich beeindruckend was die "kleinen" AGMs für einen Basspegel produzieren können wenn es darauf ankommt. Dazu muss man auch noch sagen, dass es weder eine Raumkorrektur à la Acourate dabei gab noch der Raum irgendwie akustisch behandelt ist.

Ich glaube, ich fange langsam an zu verstehen, warum manche sagen ich brauche kein DSP, Acourate etc. Natürlich kann eine Regelung keine Raummoden unterdrücken, aber die Regelung scheint hier gerade im Bassbereich so einiges an Gewummer zu unterdrücken.

Interessant fand ich auch, dass selbst bei sehr leisen Pegeln es irgendwie an nichts fehlt. Dinge, die man bei ungeregelten (bzw. bei meinen) erst ab moderaten Pegeln hört werden schon bei Zimmerlautstärke hörbar. Auch wenn man sich im Raum bewegt bzw. nicht gerade im Sweetspot sitzt ändert sich tonal kaum was. Das ist schon faszinierend.

Wenn ich ehrlich bin, hat das mein Weltbild in Sachen Musikreproduktion ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich glaube auch langsam zu verstehen, was die Regelungs-Freaks (bitte nicht falsch verstehen) meinen, wenn sie davon schreiben "man hört einfach nur noch Musik".

Ich bin gerade ernsthaft dabei mein gesammtes Hifigeraffel komplett zu überdenken... :roll:

Danke, Michael dass du Zeit für mich hattest und fast deinen ganzen Sonntag geopfert hast. Hoffe deine Frau hatte noch Nachsicht mit der Lautstärke.

Gruß Udo
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Udo,

du hast sehr gut mit deinen Klangeindrücken die Faszination umschrieben, die von einem geregelten Aktiv-Lautsprecher ausgehen kann. Hierbei klingt die Musik und nicht der Lautsprecher. So ist es. Wer das mag, bleibt davon infiziert.

Gruß
Franz
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Uwe
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Beitrag von Uwe »

Hallo Udo,

vielen Dank für den interessanten Hörbericht.

Bei meinen BM18 verwende ich auch gerne die Yello Touch als Vorführstück um den Bass zu testen.

Auch die anderen Interpreten sind ebenfalls in meiner Sammlung.

Vielleicht kann Michael mal hier die Aufnahme mit dem Paukenschlag benennen, bin schon sehr gespannt.

Ansonsten weiterhin viel Spaß beim Musikhören.

Grüße Uwe :D
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BM Fan
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Beitrag von BM Fan »

Hallo Udo,

Dein Besuch war ja nun lange überfällig. Schon nach den ersten Berichten über unsere AGM hattest Du wegen eines Hörtermin nachgefragt, aber leider hatte es nie gepasst. Es freut mich natürlich sehr das Dir der 4.4 so gut gefallen hat und Du einen kleinen Einblick über die Leistungsfähigkeit eines geregelten Aktivlautsprechers bekommen hast.

Ich hoffe auch das Du jetzt so manchen Bericht hier im Forum anders einschätzen kannst.

Ich hatte Dir ja erzählt das ich Yello zwar besitze, aber zum testen der Bassqualität nicht mehr benutze. Der Bass ist künstlich aufgedickt ohne nennenswerten Tiefgang.

Dann doch lieber einen Contrabass. Hier nehme ich gerne die Passage ab 4:05 aus dem Stück Pastorale in C Minor von diesem Album

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Der Bass hat wirklich Tiefgang und wird sauber gespielt.

Das andere Stück mit dem man die Zuhörer so richtig erschrecken kann stammt von diesem Album

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Das Stück heisst Gone for good. Nach dem Intro übernimmt die Gitarre erstmal die Führung und man lauscht gespannt wie das Plectrum über die Saiten streicht. Man ist total weg, das leichte Vibrato der Saiten und die Obertöne die entstehen wenn das Plectrum über die Saiten gleitet, lässt einen fast einschlafen. Bis dann der Drummer mit einem beherztem Schlag auf die Snare dem Gitarrenspiel ein jähes Ende setzt und die Band einsetzt. Hier ist gerade der Schlag auf die Snaredrum so richtig heftig, und bei entsprechendem Pegel erschrickt man ganz schön.

Gruß
Michael
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Udor
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Beitrag von Udor »

Hallo Franz und Uwe
Franz hat geschrieben:Hierbei klingt die Musik und nicht der Lautsprecher. So ist es. Wer das mag, bleibt davon infiziert.
Ich befürchte es fast. Eine AGM ist im Moment noch nicht drin aber ich werde mich mal nach was Gebrauchten umsehen. Da gibt es ja auch schon mal das ein oder andere Schnäppchen.

Gruß Udo
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Udor
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Beitrag von Udor »

Hallo Michael
BM Fan hat geschrieben:Ich hoffe auch das Du jetzt so manchen Bericht hier im Forum anders einschätzen kannst.
Ja, definitiv. Das glaubt man auch erst, wenn man es selber gehört hat.

Wenn ich sehe, was ich mittlerweile bei mir für Elektronik angehäuft habe mit Endstufen, Vorstufen, 8-Kanal DA Wandler PC etc...und dann stehen da einfach zwei Kisten daran angeschlossen mit einem Kabel der Sonus und das wars. Ergebnis > reinste Musik ohne schnörkel. Was will man mehr.

Ich glaube zwar immernoch das man mit Acourate noch eine Verbesserung erziehlen kann aber der Convolver muss dann wirklich auf hohen Niveau arbeiten.
Ich hatte Dir ja erzählt das ich Yello zwar besitze, aber zum testen der Bassqualität nicht mehr benutze. Der Bass ist künstlich aufgedickt ohne nennenswerten Tiefgang.

Dann doch lieber einen Contrabass. Hier nehme ich gerne die Passage ab 4:05 aus dem Stück Pastorale in C Minor von diesem Album
Da gebe ich dir recht ein künstlicher Bass kann einem echten Instrument nicht das Wasser reichen. Aber manchmal machen auch die elektronischen Bässe Spaß. :mrgreen:

Das mit dem Contrabass war doch auch Gerts Lieblingspassage oder?

Gruß Udo
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Michael,
BM Fan hat geschrieben:Das glaubt man auch erst, wenn man es selber gehört hat.
Ich möchte noch hinzufügen: Genau das muß man auch haben wollen. Wir sind alle mehr oder weniger geprägt von dem, was wir kennen. Und wenn man dann einmal eine völlig entschlackte, dabei aber reine, saubere, kurz: präzise Wiedergabe erfahren hat, dann macht es entweder "klick - so will ich hören" oder man bleibt dem weiter verhaftet, was man vorher als "gut" empfunden hat. Mir ging es vor vielen Jahren einmal genau so. Da saß ich in Zweibrücken vor einer FM 901 und wußte nach wenigen Minuten, daß es das ist, wie ich in Zukunft hören will. Solche "Aha"-Momente sind selten, aber hat man sie gehabt, dann weiß man, was man unter keinen Umständen nicht mehr haben will.

Dein Bericht hat mich also sehr an das erinnert, was ich selbst so erfahren konnte.

Gruß
Franz
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musikgeniesser
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HÖRBERICHT AGM 3.3 UND 4.4

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Forenten,

gestern (also eigentlich schon vorgestern) also war es soweit: ich hatte die Möglichkeit, die beiden kleinen AGM-Monitore zu hören. Hans und Franz (hans und amateur) hatten es eingefädelt, dass bei Franz im lebenswert-urbanen Eimsbüttel hier in Hamburg die Lautsprecher mal ans Stromnetz durften.

FAZIT

Die AGM-Monitore haben eine rundum überzeugende Vorstellung abgegeben und damit neugierig auf mehr gemacht. Auf die übrigen Modelle von AGM, klar, aber vor allem auf ein umfangreicheres Vergleichshören unter kontrollierten Bedingungen. Hier ging es um einen ersten Eindruck, auf den weit(er)reichende Aussagen zu stützen der Qualität der in Augenschein genommenen Produkte nicht gerecht würde.

IM EINZELNEN

DIE WOHNUNG

Franz' Alias-Name amateur ist Programm: erfrischend unprätentiös geht es in seiner Hörumgebung zu. Hörraum nenne ich es bewusst nicht, denn das würde in die Irre führen. Natürlich haben wir nicht im Freien gehört, aber der Raum -- 19m² soll er groß sein --, in dem die Anlage steht, geht mit einer etwa anderthalb Meter breiten Schiebetür in ein ähnlich großes Esszimmer über, was insofern wichtig ist, als die Zweisitzer-Couch direkt vor diesem Durchgang steht. Damit bekommt nicht nur der Raumeindruck eine angenehme Weite, sondern auch die Hörposition rückt aus der akustisch verheerenden Wandnähe in die Mitte.

Hans konnte ich bei der Gelegenheit nicht persönlich kennenlernen, denn er hatte den Dienstag bereits genutzt, wohingegen ich gestern, also Mittwoch, gebucht hatte, weil der Termin nicht so voll war. Nicht so voll ist nett gesagt: es war nur noch Wolfgang zum Hören da, so dass wir mit Franz nur zu dritt waren. Wolfgang ist, glaube ich, kein Forumsmitglied.

DIE HÖRUMGEBUNG

Die Hörumgebung wird von akustisch recht günstigen offenen Bücherregalen bestimmt, mit denen die Fensterwand -- vor der dann die Boxen stehen -- und auch die Schiebetürwand vollständig ausgefüllt sind. Ja, kein typischer einhunder-Bücher-Durchschnitts-Haushalt also. Ansonsten liegt im Hörraum noch ein dicker Teppich, der aber nur die Hörzonenhälfte bedeckt. Vorm Fenster ist das Stäbchenparkett frei. Insofern also auch richtig, den Schall von der schallharten in die schallweiche Richtung erklingen zu lassen.

In dem Regal um das Fenster befinden sich überwiegend LPs, vor allem aber auch die Anlage. Außer dem Luxus von 40 mm dicken Böden für die Geräte wird ein eventueller Verdacht, hier wohnte ein "positiv Verrückter", nicht genährt. Hier geht es um Musik, die mit angemessener Technik zu Gehör gebracht wird.

DIE AUFSTELLUNG

Neben Franz' Boxenpaar standen nun also die AGM 4.4 und die 3.3 im Raum. Franz hatte das Hören insoweit vorbereitet, als er alle Boxen auf die in Baumärkten erhältlichen Schallisolier-Matten für Waschmaschinen gestellt hatte, die er ihrerseits auf Filzmatten gelegt hatte, so dass sich die Boxen mühelos auf dem Parkett herumschubsen ließen. Die AGM 3.3 standen auf Stahlgestellen, die Franz noch von früher hatte und die die AGM 3.3 fast genau auf die Höhe der AGM 4.4 anhob. Ansonsten lag noch vor jedem spielenden Lautsprecher ein eigener Zollstock, um die Abstände zu den Seitenwänden problemlos anzugleichen. Der Hörabstand betrug dabei rund zweieinhalb Meter, würde ich schätzen.

DIE MUSIK

Musik hören, das ist das Stichwort. Ursprünglich wollte ich eine Grieg-CD mitbringen, habe das dann aber verschusselt. Der Schaden war dann außerordentlich begrenzt, denn die Stücke, die wir von Franz geboten bekamen, waren
  • -- Tchaikowsky, Capriccio Italien, Leopold Ludwig, SO des BR (LP)
    -- Mozart, ich glaube Exsultate Jubilate, KV 165, Maria Stader; Ferenc Fricsay (LP)
    -- Beethoven, Klaviersonate 32, Finalsatz, Maurizio Pollini (LP)
    -- Duke Ellington and Johnny Hodges, Back To Back, Play The Blues, könnte Beale Street Blues gewesen sein (CD)
die wir zunächst über den AGM 4.4 und nach dem Umbau noch über den AGM 3.3 gehört haben.

DIE TESTKANDIDATEN

Zuvor noch kurz zu den Lautsprechern. Der AGM 4.4 dürfte der aus schwarz durchgefärbten MDF-Platten, welche zum Abschluss nur noch einmal mit einem Klarlack überzogen worden sind, gewesen sein. Also nur geschliffen und lackiert, ohne jeden Spachtel. Das ist schon beeindruckend: Fugen oder Nähte waren nirgends zu sehen. Der AGM 3.3 war schwarz hochglänzend lackiert, was Laien oder Verkäufer gerne mit Klavierlack verwechseln oder zumindest so bezeichnen. Damit hat das natürlich nichts zu tun. Die Oberfläche ist glänzend, aber keineswegs spiegelglatt, wie es Klavierlack ist. Vergleichen lässt sich die Qualität mit Autolack, denn schließlich handelt es sich um eine solche Lackierung. Insofern also keine Überraschungen. Als Nahfeldmonitore scheinen sie nicht konzipiertz zu sein, denn das Typenschild ist auch aus 10 m Entfernung noch gut zu erkennen. „Zu grell geschminkt“ würde ich sagen, wenn es sich um Damen und nicht um Monitore handeln würde. Das würde ich kleiner machen, vielleicht halb so groß. Also linear verkleinert, sprich auf ein Viertel der Fläche reduzieren. Oder gleich ganz weglassen, wobei ich die LED ganz passend fand. Wolfgang würde für private Anwendungen selbst darauf verzichten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sympathischer finde ich die Idee.

KOMMENTAR

Der erste Eindruck

Am auffälligsten war für mich, dass mir auf Anhieb nichts auffiel. Dass das ein Lob ist, will ich kurz begründen. Als sich meine Eltern 1979 eine neue Stereoanlage gekauft haben, haben wir nur noch linear, also ohne gehörrichtige Lautstärke-Korrektur, gehört. Das erschien mir die ersten Tage oder vielleicht auch Wochen etwas flach, aber mit der Zeit gewann ich die Wiedergabe lieb. Mit meinen eigenen Stereoanlagen habe ich es ebenfalls immer so gehalten. Mit der Zeit schult man sein Gehör (was auch gefährlich ist: man kann es sich auch verderben). Meine erste, vollständig geregelte Box, die Canton CA 10, habe ich 1990 gekauft, wenn ich mich recht erinnere. Seither höre ich nur noch aktiv und geregelt oder über elektrostatische Kopfhörer. Auch daran gewöhnt man sich.

Tonale Ausgewogenheit

Hier qualifiziert etwas zu sagen, ist außerordentlich schwer. Kleinere Abweichungen hört man nur im direkten Vergleich, und ein solcher war nicht möglich. Zum einen hat Franz keine Umschalteinheit und zum anderen standen nur Produkte von AGM zur Verfügung. Außerdem hat Franz' Hörumgebung akustisch beachtlichen Einfluss. Hier könnte ein zielführender Versuchsaufbau zum Forumstreffen näheren Aufschluss geben. Aber Tendenzaussagen sind natürlich möglich. Ich würde den Klang präsent nennen, nicht im Sinne von hell, sondern von anwesend. Also der Klang ist anwesend, nicht die Box, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Jede Musik, also
  • -- großorchestrale Werke (vor allem Bassfundament)
    -- Menschliche Stimme und Kammerorchester (Mittelllagen)
    -- Klavier (Impulse über praktisch das gesamte Frequenzspektrum)
    -- Jazzcombo (von allem ein bisschen)
klangen unspektakulär, was in meinen Augen heißt: so, wie sie klingen soll. Franz, also nicht amateur, sondern Franz, würde sagen: es klang die Musik, nicht der Lautsprecher.

Sonstige Eigenschaften: Impulstreue, räumliche Abbildung, Dispersion, Raumanregung

Impulstreue

Die Impulstreue lässt sich am besten mit der Klavieraufnahme beurteilen. Bei allen Problemen, die Klaviermusik von der Innenrille der LP mit sich bringt -- es war der Schlusssatz der letzten Beethoven-Sonate, also die Innenrille zu hören -- war der Beitrag der Lautsprecher zur Wiedergabe hinreichend herauszuhören. Auch hier war das Meinungsbild einhellig: es gab nichts zu beanstanden.

Räumliche Abbildung

Die räumliche Abbildung fand ich untadelig. Die Anwinkelung der Mittel-Hochton-Teilschallwand beträgt nur wenige Grad und ist von daher noch kein vollständiger Ersatz für das Anwinkeln der Boxen. So erschien uns bei nicht angewinkelter Aufstellung die Bühne eher zu gewaltig. Grundsätzlich hat uns die mühelose Loslösung des Schallereignisses von den Boxen überzeugt. Dies ist wohl in erster Linie die Frucht der Frequenzweiche, aber dazu sollen sich berufenere äußern. Wie gesagt, fast erschien uns die Bühne zu groß, so dass wir die Boxen dann beinahe auf den Hörplatz angewinkelt haben. Danach erschien uns die Wiedergabe angemessener. Die Alternative, das Stereodreieck schmaler anzulegen, haben wir nicht verfolgt. Nur eine kurze Zeit waren wir völlig irritiert, wie es sein kann, dass Duke Ellington nicht aus der Box herauszukriechen in der Lage war. Wie sich herausstellte, lag es an der Aufnahme. Es ist eine der ganz frühen Stereoaufnahmen, also aus der Sandkastenzeit der Stereotechnik. Damals waren die Toningenieure noch in der Experimentier-Phase und kamen gar nicht auf die Idee, auch mal etwas in der Mitte anzuordnen. Ich bin dann ganz nah vor den Hochtöner des linken Lautsprechers getreten und siehe da, hier hörte man nur ein blasses Echo des Klaviers. Wohl das Klavier über das Mikrofon der gestopften Trompete. Denn jene hörte man nun wieder rechts so gut wie gar nicht. Also eine Frage der Aufnahme, nicht der Lautsprecher.

Dispersion

Als ehemaliger Eigentümer einer T&A OEC 1000A mit riesigem Bändchen bin ich bezüglich des Abstrahlverhaltens sensibilisiert: Bewegung ausgeschlossen. Und das kann einem den Spaß nachhaltig verderben. So habe ich, als das Becken bei Duke Ellington einsetzte, neben der Couch eine Reihe Kniebeugen gemacht, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Ich konnte keine der Erwähnung werte Veränderungen feststellen, was bei meiner Körpergröße schon etwas heißen soll. Alltagstauglichkeit kann ich also beiden AGM-Monitoren bescheinigen.

Phänomen Bassfundament: Raumanregung?

Eine Besonderheit war die Basswiedergabe, die uns ein wenig ratlos zurückgelassen hat. Zwischen dem AGM 3.3 und AGM 4.4 war ein deutlicher Unterschied zu hören. Das konnten wir uns nicht recht erklären. Nach unserer Vorstellung müssten beide Lautsprecher etwa gleich klingen, bis der AGM 3.3 mit zunehmender Lautstärke früher aussteigt als der AGM 4.4. Da wir nicht sehr laut gehört haben, haben beide Lautsprecher problemlos bis zum Ende durchgehalten. Also einen vernehmbaren Unterschied hätte es nach unserer Auffassung nicht geben dürfen. Ist die Raumanregung derart unterschiedlich, dass bei der gewählten Aufstellung dieser Unterschied entsteht, obwohl beide Typen identisch abgestimmt sind? Oder gibt es doch eine unterschiedliche Abstimmung, vielleicht aus Sorge, die Schutzschaltung der AGM 3.3 würde sonst zu früh ansprechen? Dazu würden wir gerne näheres erfahren. Uns erschien der AGM 4.4 fast zu dick, wobei Franz das als bereits störend empfand. Mir erschien eher der AGM 3.3 zu zurückhaltend.

SCHLUSSBEMERKUNG

Wir alle bleiben aufgefordert, einen Hörtest zu organisiert, in welchem die Fachwelt die vielversprechende Wiedergabequalität reproduzierbar zu hören bekommt, um allgemein verbindliche Aussagen treffen zu können. Lohnen tut sich das auf jeden Fall, wie dieses erste kennenlernen gezeigt hat.

Herzliche Grüße

PETER
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Franz
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Beitrag von Franz »

Toller Bericht, Peter, Respekt. Sehr vieles deckt sich mit dem, was ich selbst mal in Zweibrücken mit einer AGM 3.3 hören konnte. Das "Unspektakuläre", wie du so zutreffend beschreibst, sehe ich als Qualitätsmerkmal, denn da hast du ganz Recht:
musikgeniesser hat geschrieben:klangen unspektakulär, was in meinen Augen heißt: so, wie sie klingen soll. Franz, also nicht amateur, sondern Franz, würde sagen: es klang die Musik, nicht der Lautsprecher.
Genau so hätte ich das auch gesagt. :D :cheers:

Gruß
Franz
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hans
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Beitrag von hans »

Hallo Peter,

nach dieser umfangreichen Beschreibung dessen, was wir beide (zwar zu unterschiedlichen Zeitpunkten, aber im gleichen Raum und mit demselben technischen Equipment) bei Franz hören konnten, mag ich nur wenig Subjektives hinzufügen:

Beide AGM Lautsprecherpaare zeichneten sich durch eine hohe Präzision in der klanglichen Wiedergabe aus - "sezierend" ist ein Begriff, der hier häufig verwendet wird und der mir passend erscheint. Das zieht sich durch alle Frequenzbereiche, die wiederzugeben diese Lautsprecher in der Lage sind. Und das geht bei der 4.4 ziemlich tief ...

Wobei ich (persönliche Meinung) zeitweise das Gefühl hatte, dass die 4.4. für den Hörraum zu groß sei. Andererseits brachte sie aber im Bassbereich(?) dieses schwer beschreibbare Gefühl von Wärme rüber, was ich bei der 3.3 etwas vermisste.

Für Silbersand-Hörer könnte der AMT-Hochtöner eine Klippe darstellen, geregelte Kalotten klingen halt anders (nicht richtiger!); eine andere "Stimmung" träfe das, was ich meine, vielleicht eher ...

Insgesamt eine für mich interessante Erfahrung, die aber nur begrenzt aussagefähig ist, da sowohl der unbekannte Raum als auch die verwendeten - hochwertigen! - Gerätschaften (Linn, BMC) im Zusammenspiel mit den AGMs ein Ergebnis lieferten, welches eine alleinige Beurteilung der AGMs nicht zuließ.

Danke schön sage ich Michael, der die Last auf sich genommen hat, diese ausgezeichneten Schallwandler (daran gibt es keinen Zweifel!) nach Hamburg zu bringen und uns Nordlichtern damit die Möglichkeit gegeben hat, das was wir sonst nur lesen können auch einmal in der Realität nachzuvollziehen. Gert: Hut ab vor der Entwicklungsarbeit - wobei ich wirklich bedauere, den in die LS eingebauten Wandler nicht hören zu können, da entsprechende Verbindungskabel nicht zur Verfügung standen :cry: - wir hörten also nur über den analogen Eingang! Vielleicht lässt sich diese Hörvariante irgendwann (November?) nachholen,

wünscht sich

Hans
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Peter, hallo Hans,

wie gerne wäre ich bei der Vorführung dabei gewesen, denn nachdem ich das uneingeschränkte Vergnügen hatte, die 3.3 ausführlich hören zu dürfen, bin ich natürlich auch sehr an der großen Schwester interessiert. Wobei es ja eigentlich nur Unterschiede im Bass/in der Bassabstrahlung geben dürfte.

Aber vielen Dank für den ausführlichen Bericht, der einen guten Eindruck vermittelt hat.

Gruß,
Kai

PS: Peter, es freut mich zu lesen, daß Du in Deinem biblischen Alter noch zu mehreren, hintereinanderfolgenden Kniebeugen fähig bist. :mrgreen:
musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Kai,

und damit nicht genug: auch den Sehtest meistere ich...

Herzliche Grüße

PETER
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Guten Morgen allerseits,

anläßlich des Forumstreffens in Zweibrücken, wurden die AGM 4.4 einem größeren Publikum vorgeführt.
Forumstreffen am 12./13.11. in Zweibrücken
Da mich diese Schallwandler wirklich begeisterten, habe ich nachfolgend die im Zweibrücken-Thread dazu gemachten Aussagen herausgezogen und sie nachfolgen chronologisch eingestellt.
Zum Schluß erlaube ich mir dann auch noch eine zusammenfassende, persönliche Bewertung.
cay-uwe hat geschrieben:Sei es die AGM 4.4 oder die Abacus 24-23C, beide gaben sich hörtechnisch keine Blöße, spielten aber wie gesagt etwas unterschiedlich auf und obwohl beide Hersteller unterschiedliches Material für die Vorführung benutzten, konnte man recht gut die Eigenschaften beider Lautsprecher erkennen. Die AGM 4.4 besaß hörtechnisch dabei den etwas "schlankeren" Bass, während die Abacus etwas fülliger und wärmer daherkam.

Ähnliches zeigte sich im Stimmenbereich. Die AGM 4.4 gab den Stimmen im Allgemeinen einen etwas dezenteren Touch, während die Abacus ihnen etwas mehr Brustkorb verlieh. Beides ist für mich kein Qualitätsmerkmal, sondern eher eine Geschmacksfrage.

Und auch im Hochtonbereich konnte man Unterschiede erkennen. Die AGM 4.4 verlieh diesen Frequenzbereich etwas mehr Betonung, während die Abacus wärmer aufspielte. Beides sind Eigenschaften, die je nach Hörpräferenz, ihre Anhänger finden werden.
Punktstrahler hat geschrieben: Die AGM hat mich ebenfalls sehr beeindruckt. Dieser ist auch mein persönlicher Favorit. Die Durchhörbarkeit sowie Abbildungsgenauigkeit hat mich stark an meinen Punktstrahler erinnert. Einfach wunderbar. :D
Roli hat geschrieben: Eingestimmt wurden wir mit Klängen der neuen AGM 4.4, die sich nahtlos in die bisherig von mir gesehenen und gehörten AGMs einreiht. Ein schreinerisches Meisterwerk, ein grandiose Haptik und eine Klangqualität, die definitiv keine Wünsche offen lässt. Gert und Michael – hier habt Ihr wieder ein hervorragendes Produkt geschaffen! Aufrichtige Gratulation und viel Erfolg!
Aktivboxer hat geschrieben: Das für mich beeindruckendste Erlebnis war Gerts Vorstellung der AGMs. Was hier zwei findige Köpfe in vergleichsweise Rekordtempo auf die (Lautsprecher)Füsse gestellt haben, verdient höchsten Respekt.
:cheers: :cheers: :cheers:
Da werkeln in aller Welt Lautsprecherhersteller über Jahrzehnte und mit zum Teil riesigen Entwicklungsabteilungen und oftmals muss man die Resultate auf einen Spruch von J. Krings reduzieren: "Für die meisten Lautsprecher ist guter Rat Feuer!"
Also lieber Gert & Michael: 1+ und setzen. :mrgreen:
OpenEnd hat geschrieben: Weiter geht es mit Michaels und Gerts Lautsprechern. Zu den AGM 4.4 kann ich sagen, dass sie sich nahtlos an das bei den AGM 3.3 gehörte anfügen. Sehr schön auflösender, unaufdringlicher Lautsprecher, der es durchaus schafft, Gefühle zu transportieren. Herzlichen Glückwunsch an Gert und Michael für das gelungene Produkt.
Zwodoppelvier hat geschrieben: Indes muß ich zugeben, daß mich spontan die meine Hörstrecke einleitende Präsentation der AGM 4.4 derart vom Hocker gerissen hat, daß ich etwas innere Sammlung benötigte, um mich den anderen Highlights angemessen widmen zu können.
khonfused hat geschrieben: AGM 4.4
Schon erstaunlich was zwei Herren mit Grundkenntnissen der Elektrotechnik :cheers: in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen in der Lage sind. Was machen eigentlich all diese großen Firmen mit ihrem Geld und ihrem Personal die ganze Zeit? :?

Zwei Dinge möchte ich ansprechen. Zum einen wie gut es dem Bass tut, wenn er geregelt ist. Diese Präzision und Trockenheit, unglaublich. Da verwischt nichts, da wummert nichts nach, einfach nur Tock, Tock, Tock. Großartig. Zum anderen der Bändchenhochtöner. Ich hatte schon viel Positives darüber gelesen, z.B. auch von ADAM Besitzern, und kann deren Begeisterung vollkommen nachvollziehen.

Die Detailauflösung ist eine Welt für sich. Sehr gut war das am Beispiel der „Jazz at the Pawnshop“ -Scheibe, also dem File (es war, glaub ich, das erste Stück), zu hören. Die Hintergrundgeräusche sind so klar rauszuhören, dass man ganz fasziniert reinhört, was man denn da so alles zu hören bekommt. Vorne fängt dann die Musik an zu grooven und die Hintergrundgeräusche bleiben trotzdem noch da, ohne zu stören. Am liebsten möchte man das ganze gleich nochmal hören, ob man nicht doch noch verstehen kann, was da so alles gemurmelt wird im hinteren Teil des Ladens. Ein ganz großer Spaß und wirklich faszinierend. Bei meiner Geithain ist es dagegen bei diesem Stück so, dass die Musik vorne auch herrlich groovt und es an nichts fehlt, die Hintergrundgeräusche dagegen sind viel weniger detailliert und zuordenbar sind, so dass es mehr einem störenden Geräuschteppich entspricht, den man lieber ausblenden würde. Die Musik ja, aber bitte als saubere Studioaufnahme, so ein Gefühl stellt sich ein. Anders verhält es sich dagegen beispielsweise bei Pink Floyd Stücken, da dort die Hintergrundgeräusche Teil der Produktion/Musik sind und die Abmischung entsprechend gemacht ist, so dass hier auch bei mir nichts stört. Bei Jazz at the Pawnshop sind die Geräusche einfach so da im Hintergrund, ohne eigentlicher Teil der Musik zu sein. Der Bändchenhochtöner kann dies grandios auflösen. 1A!

Trotzdem kann ich jetzt (Lehrstunde!) auch die Leute verstehen, die gar nicht so begeistert davon sind, denn diese Detailauflösungsfreude erkauft man sich mit einem etwas spitzen und nicht immer ganz entspannten Höreindruck. Gerade im letzten Stück (Frauenstimme) kippt das Ganze ein wenig ins Schrille. So wie ich die Pawnshop nicht auf der Geithain hören möchte, würde ich solche Aufnahmen nicht auf einer AGM hören wollen. Einen Tod muss man halt sterben.
martino hat geschrieben: Besonders begeistert war ich von den AGM 4.4! Ein echter Traumlautsprecher!
Donhacho hat geschrieben:Also, die AGM hörte sich für meine Ohren sehr, sehr gut an. So schön klar und druckvoll in den Bässen – Mitten und Höhen kamen bezaubernd abgestimmt an. Der Steinway war greifbar nahe an die Hörer herangerückt. Plastizität, Raumtiefe und Detailtreue gepaart mit einem ordentlichen Schuss Power der aus dem Nichts zu kommen scheint würde ich der AGM schon attestieren.
Fujak hat geschrieben: Dabei entfaltet die AGM 4.4 eine faszinierende Bühne in puncto Breite, Tiefenstruktur und Ortungsgenauigkeit - und zwar nicht nur im Sweetspot sondern auch außerhalb davon. Zwar ist die Symmetrie der Bühne dann jeweils nach links oder rechts verschoben, aber die Bühne als ganzes bleibt intakt. Lediglich die Darstellung der Tiefenstruktur nimmt am Rand des Sweetspot ab.
Soweit die einzelnen Stellungnahmen der beim Treffen anwesenden Forenten.

Da ich anläßlich der Vorführung bei Winfried die AGM 3.3 sehr ausführlich hören durfte und von der Performance mehr als angetan war,
war ich natürlich umso gespannter, auf das, was und die AGM 4.4 präsentieren würden.
Ich hatte die Befürchtung, daß sich durch den Aufbau als Standbox an der räumlichen Auflösung im Vergleich zur 3.3 etwas ändern könnte und bin sehr erfreut, daß es eben nicht so war.
Egal, wo ich gesessen habe, mal vorne, mal ziemlich weit hinten, es änderte nichts an der überragenden räumlichen Darstellung dieser Schallwandler.
Das Klangbild fiel einfach nicht zusammen, sondern blieb ein stimmges Ganzes, welches die räumlichen Dimensionen bei der Aufnahme perfekt wiedergab.
Dazu empfand ich es als mehr als beeindruckend, wie dieser doch noch relativ handliche LS den absolut suboptimalen Raum füllen konnte, ohne dabei an die Leistungsgrenzen zu kommen.
Und zu der schlechten Akustik kam ja auch noch, daß die Teile quasi in der Ecke standen und diverse Leute auch noch an ihnen rumgeschoben hatten.
Das belegt aber die These, daß ein wirklich guter LS auch unter suboptimalen Bedingungen zeigen kann, was in ihm steckt.
Im Gegensatz zu Christian habe ich jedoch im Hochton nichts Schrilles entdecken können, sondern war bei beiden Vorführungen von der geschmeidigen Perligkeit der Wiedergabe des AMT begeistert.

Ich freue mich schon sehr auf die von Michael angekündigte Wiederholung demnächst in Muc.
Mal schauen, vielleicht schleppe ich da mal meine Geithains hin, um zumindest im kleinen Kreis ein "Shootout" zu organisieren.

Gruß,
Kai
Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Kai,

in allen Ausführungen - inklusive Deinen eigenen - finde ich meinen eigenen Eindruck gut wiedergegeben.

Näher eingehen möchte ich auf die Passage von Christian (khonfused):
khonfused hat geschrieben:Trotzdem kann ich jetzt (Lehrstunde!) auch die Leute verstehen, die gar nicht so begeistert davon sind, denn diese Detailauflösungsfreude erkauft man sich mit einem etwas spitzen und nicht immer ganz entspannten Höreindruck. Gerade im letzten Stück (Frauenstimme) kippt das Ganze ein wenig ins Schrille.
Sie ist für mich deshalb erwähnenswert, weil an der Stelle deutlich wird, was der AGM 4.4 kann: nämlich unterschiedliche Aufnahmequalitäten deutlich herauszuarbeiten.

Du erinnerst Dich sicher an das zuvor gespielte Musikstück von Diana Krall, welches verschliffene Sibyllanten aufwies und insgesamt tonal wärmer abgemischt war. Das mag man wahrscheinlich nur auf einem Lautsprecher genießen, welcher diese Feinauflösung nicht besitzt und es folglich dann auch nicht so darauf ankommt.
Gleiches gilt auch für das zweite Musikstück mit Frauenstimme, welches tatsächlich klare Sibyllanten aufwies, dafür aber insgesamt viel zu hell abgemischt war. Das mag man wahrscheinlich nur auf einem Laustprecher genießen, dem das letzte Stück Brillianz fehlt.

Das spricht für mich eher für den AGM 4.4 als gegen ihn. Ein guter Lautsprecher soll ja nicht den Mantel der gnädigen Egalisierung über schlechte und gute Produktionen decken, sondern genau das Gegenteil davon: zeigen, was auf einer Aufnahme wirklich drauf ist.

Da ich ja Acourate verwende, habe ich mir für solche überzeichneten Produktionen ein eigenes Filter gebaut, welches den Präsenz-Bereich um mehrere dB absenkt.
Denn diese Art der Überbrillianz kann man in vielen (vorzugsweise Pop-)Produktionen finden (Katie Melua, die remasterten Versionen von Jennifer Warnes, viele Stockfisch-Produktionen ...). Sie trägt dem Umstand Rechnung, dass die meisten konventionellen Hifi-Wiedergabeketten diese Feinauflösung nicht zustande bringen. Ein stärkerer Präsenzbereich schafft dann eine Illusion von Auflösung und Räumlichkeit. Auf guten Systemen macht sich das dann aber mit einer gewissen nervenden Schrillheit bemerkbar.

Grüße
Fujak
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Franz
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Beitrag von Franz »

Fujak,

ich nehme den Tonträger einfach so hin, wie er daherkommt, sehe von Maßnahmen der nachträglichen Tonbeeinflussung ab. So kann ich auch einer Jennifer Warnes oder anderen Damen, die sich in audiophile Höhen schwingen beim Singen durchaus was abgewinnen. :D Unter den "audiophilen Damen" ist Eva Cassidy meine Favoritin. Auch hier sind die S-Laute etwas scharf, aber das macht doch gar nichts, wenn man ihr zuhört. Es geht um die Musik, den Gesang, den Ausdruck. Eva singt wunderbar, die braucht keine Korrektur. Da bekomme ich regelmäßig Gänsehaut.

Gruß
Franz
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