Geithain RL 800K

claus B
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Beitrag von claus B »

Hallo Sigi,

Danke für Deinen Besuch! :cheers:

Gruß

Claus
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Claus,

bin eben wieder im verschneiten Inzell angekommen.

Möchte mich für Deine Gastfreundschaft ganz herzlich bedanken.

Habe ja zum 1. Mal Deine Studios erlebt und muss sagen, Rudolf hat im Händlerporträt "Claus Bücher" mit keinem Wort übertrieben. Was bei Dir alles zu hören und zu sehen ist, hat mich schon sehr beeindruckt, vor alllem auch die hervorragende Raumakustik (komme auf diese Elemente demnächst zurück).

Die 3 Stunden reichten ja gerade, die 800er ausführlich zu testen, was ich da hören konnte, war schon sehr interessant, einen Bericht dazu werde ich die nächsten Tage hier reinstellen.

Gruss Sigi
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hörbericht Geithain RL 800K bei Claus Bücher in Taunusstein

Die RL 800 K wurde von den Teilnehmern des Geithain-WE bei Claus Bücher ausnahmslos mit höchsten Loorbeeren versehen. Das lies mich mit grossen Erwartungen nach Taunusstein reisen und ich war mehr wie neugierig, wie sich der dritte im Bunde deutscher Spitzenlautsprecher anhören würde.

Ich kam um 10.30 h bei Claus Bücher an und nach einer kurzen Führung durch seine 4 Studios, wobei mich, als Kineasten, das Heimkino-Studio so beeindruckte, dass ich am liebsten dableiben wollte um die vorzügliche DVD des Neujahrskonzertes 2007 mit Zubin Mehta zu sehen und zu hören.

Aber halt, ich bin ja wegen der neuen Geithain gekommen, also schnell ab in den "Blauen Salon", wo das "Objekt der Begierde", die RL 800 K, aufgebaut war. Der Raum hat eine vorzügliche Akustik, beste Sprachverständlichkeit fiel mir sofort auf, und die Elemente an den Wänden, mit der diese Akustik erreicht wird finde ich sehr formschön (habe gleich mal 10 davon bestellt ). Claus hat auch die Decke bestens präpariert (siehe Bilder).

Hier die Aufstellung der 800er:

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Und hier die "Akustikdecke" (die würde so manchem Konzertsaal gut stehen):

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Die 800er wurden im Raum optimal aufgestellt und haben so ein "GO" vom Hersteller zur Kundenvorführung bekommen. Zum Abhören habe ich die gleichen Einspielungen verwendet, wie am Tag zuvor bei Johannes Krings zum Test der FM 701 (siehe mein Bericht zur 701), wobei ich nur die ersten zwei Scheiben ausführlich hören konnte (ein Teil der verfügbaren Zeit gehörte dem Heimkino, in dem kleinere Geithains in 7.1 Anordnung ganz vorzüglich spielen).

Ich werde nun einige meiner - natürlich absolut subjektiven - Höreindrücke bei einigen dieser Stücke beschreiben. Dabei muss man sich aber immer im Klaren darüber sein, hier spielen Lautsprecher auf höchstem Niveau und zum Preis eines bestens ausgestatteten Mittelklasseautos. Bei keinem der 3 deutschen Boliden habe ich den geringsten Zweifel, dass sie Vieles schlagen, was weitaus teurer daherkommt und natürlich all die anderen, "als noch bezahlbar" geltenden, Lautsprecher.

Wir reden also hier über die absolute "Luxusklasse", selbst unter "HIFI-Verrückten".:wink:

Canadian Brass
eines der besten Blechbläserensembles, bestehend aus 2 Trompeten, Horn, Posaune und Tuba. Wie hier im Forum schon des öfteren beschrieben, benutze ich diese Scheibe seit langem zum Einpegeln und Justieren meiner Geräte, ich habe jeden Ton im Ohr, kenne die Sitzordnung bei der Aufnahme und für mich ist diese "das Messgerät" schlechthin.
  • Zuerst hörte ich die Tracks 8, 9 und 10. Die 800er bildeten den Aufnahmeraum in der Tiefe sehr gut ab, es fehlte aber an "Raumhöhe". Präzision, und die typische Klangfarbe der Hoch-B Trompete, des Hornes und der Tuba, war längst nicht so ausgeprägt wie ich es bei der FM 701 hören konnte. Ich spielte Track 10 auch mal sehr laut, und schon nach 2-3 Minuten drehte ich wieder leiser, da vor allem die Trompeten lästig wurden.

    Nach den bisherigen Berichten zur 800er war ich schon etwas enttäuscht und habe Claus meine ersten Höreindrücke auch so geschildert. Er war keineswegs überrascht, sondern sagte nur, da tauschen wir den VV. Meine Antwort: Ach lass mal Claus, da werden wohl keine grossen Unterschiede sein... Claus räumte trotzdem ein Regalfach leer, ich durfte den Bongiorno in die Hand nehmen und in dieses Fach wuchten ... allein das Gewicht, das dieser VV aufweist, beeindruckte mich schon sehr, ein respektables HIFI-Gerät!

    Nach diesem Umbau begann der Test von Neuem und als ich die ersten Takte hörte, dachte ich spontan, da spielen andere Lautsprecher. Nie hätte ich gedacht, dass ein Wechsel im VV solche Auswirkungen auf die Wiedergabe hat. Ab sofort spielte die RL 800K mit viel mehr Präzision, die typischen Klangfarben aller fünf Instrumente waren sehr gut auszumachen, die Hoch-B Trompete konnte man nun sehr laut hören, es wurde nicht im geringsten lästig. Im Tubaspiel von Charles Daellenbach waren die "tiefschwarzen Bässen" wieder da, kein Mulmen und kein Verwischen des, links daneben, spielenden Horns. Beim Einsatz der Posaune war das "weiche Blech" von Eugene Watts wieder sehr gut zu vernehmen. Das Horn, der Röhren-VV hatte es eher verdeckt, war klar halb links hinten und neben der etwas weiter rechts spielenden Tuba zu orten.

    Die Raumabbildung war ebenfalls nochmals etwas besser, wenn auch die geradezu "holographische" Raumabbildung der FM 701 nicht erreicht wurde. Auch die feinen, allein durch Details in der Bauart, wie Legierung/Stärke des Blechs, Ziehverfahren (gehämmert oder gewalzt), Elastizität des Schalltrichters und Beschichtung, Mechanik der Ventil-Maschine, etc., bedingten Unterschiede macht die RL 800K nicht in der Auflösung deutlich, wie ich das am Vortag auf der FM 701 hören konnte. Beim Dämpfereinsatz konnte ich die feinen Unterschiede zwischen Harmon-, Straight- und Cupdämpfer ebenfalls nicht so deutlich raushören.

    Hier ist die 800er eher mit der BM 35 und deren Darstellung vergleichbar, es klingt weiter entfernt, die Bühne wirkt grösser. Apropos Bühne: Bei der 800er hatte ich den Eindruck, dass diese zwar tief ist, aber nicht hoch, irgendwie wurden die Spieler samt ihrer Instrumente "verkleinert", ich hatte das Gefühl, die Boxen müssten nach hinten geneigt, oder ca. 0,5 m höher gestellt, werden.
Gustav Mahlers 3. Symphonie
gespielt vom Bayerischen Staatsorchester unter Zubin Metha im Grossen Saal des Wiener Musikverein am 16.9.2004. Die Einspielung liegt als SACD in 5.1 im Vertrieb von FARAO Classics vor. Sie kann aber auch in Stereo auf normalen CD-Spielern zu Gehör gebracht werden. Gehört wurden Track 1 bis 3, unter Zuhilfenahme der Partitur:
  • Die berühmte Einleitung, die ersten 5 Takte werden allein unisono von 8 Hörnern gespielt, Mahler schreibt hier "Kräftig. Entschieden" vor, und die 800er konnte mich hier voll überzeugen. Die Hörner waren sehr schön halblinks hinten zu hören.

    Ab Takt 6 setzen die Streicher, Fagott und Contrafogott, Posaunen und Kontrabasstuba, sowie die Pauken mit einem doppelten Forte ein. Die einzelnen Stimmen in diesem Forteschlag werden sehr gut hörbar differenziert, die Geithains gehen hier voll zu Werke, ein weiterer Beweis für die hervorragende Akustik des "Blauen Salons".

    Ab Takt 14 wird ein Triller der Cran Cassa mit 2 Schwammschlägel vorgeschrieben, spätestens hier zeigt sich, zu welcher Präzision ein Lautsprecher in der Bassauflösung fähig ist. Die 800er reproduzierte die einzelnen Anschläge klar und deutlich als Einzeltöne. Die Anschläge waren weich, da wurde kein Holzschlägel verwendet, sondern, wie Mahler es vorschreibt, der Schwammschlägel. Es war nichts verschwommen, kein einheitliches "Grummeln" wie so oft an dieser Stelle zu hören.

    Auch die folgenden Triolen (ab Takt 25) der Cran Cassa kamen überaus präzise und sehr gut im Raum ortbar.

    Die Streicher wurden wunderbar chorisch wiedergegeben, und die Anordnung im Raum (erste Geigen mitte bis links aussen, zweite rechts, Chellis dahinter und die Bässe ganz hinten) war absolut stimmig, sowohl bei leisen wie bei den Fortepassagen (3-faches Forte in den Takten 90 -93)

    Dieses 3-fache Forte kam mit solcher Wucht aus dem Lautsprecher. Wir haben den Schalldruck nicht gemessen,aber so um die 110 bis 115 dbs werden es schon gewesen sein. Die beteiligten Instrumente waren auch bei dieser Lautstärke klar, deutlich und verzerrungsfrei hörbar.
Anmerkung zur FM 701 und BM 35
Die Unterschiede möchte ich wie folgt chrakterisieren:
  • Die FM 701 spielt, wie es wohl Zubin Mehta während seines Dirigats hörte.
  • Die BM 35 spielt, wie ich es im Parkett in der 12. Reihe Mitte hörte, auch die Dimension der "Höhe" des Grossen Saales im Musikverein wird eindrucksvoll wiedergegeben.
  • Die RL 800K kann das nicht ganz so gut, die Saalhöhe wirkt zu klein (siehe oben).
Nochmals herzlichen Dank an Claus für seine Gastfreundschaft und beeindruckende Vorführungen. :cheers:

Zum Kino-Studio, möchte ich noch die folgende Bemerkung anfügen: Ich habe schon viele Heimkino-Händlervorführungen absolviert, aber ein Heimkino wie bei Claus Bücher konnte ich auch bei den selbsternannten "Maybach-HK-Händlern" nicht erleben. Hier stimmt alles, ob PJ, motorgetriebener Anamorphot, LW und Maskierung, LS, Raumakustik etc!

Gruss Sigi

PS: Ab jetzt weiss ich, warum Franz seinen Röhren-VV gegen das Edelteil Bongiorno ausgetauscht hat, für mich DER beste VV den ich hören konnte...ev. ist ja Peters "Eigenbau" nochmals eine Ecke besser, müsste man mal dagegen antreten lassen.
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Roli
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Beitrag von Roli »

Hallo Sigi,

danke für den interessanten Hörbericht!

Herzliche Grüße
Roland
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Sigi,

auch von mir herzlichen Dank für deine fundierten Eindrücke. Ich kann naturgemäß nichts hinzufügen, möchte daher nur kurz anmerken, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, dass die RL 800K von einer kleinen Anhebung auch optisch profitieren könnte. Vorschlag: im Design des optional erhältlichen Bassmoduls einen Unterbau anbieten.

Ich hoffe sehr, dass ich demnächst einmal persönlich Gelegenheit haben werde, die Geithain RL 800K anhören zu dürfen.

Und ja, zum Bongiorno: Ich habe sowohl bei Claus Bücher als auch bei Franz hören dürfen, welch hervorragendes Bild dieser Vorverstärker abgibt (im Vergleich zu Franz' vorheriger, gewiss nicht schlechter Röhrenvorstufe).

Das, was du - auch in Sachen Heimkino - über die exzellente Produktpalette und Beratungsqualität bei Claus Bücher schreibst, kann ich nur unterstreichen.

Viele Grüße
Rudolf
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Eusebius
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Beitrag von Eusebius »

Sehr lesenswerter Bericht!
Danke dafür!

Wie ich schon im OEF geschrieben habe, stellt sich mir bei Hörvergleichen auf diesem extremen Niveau stärker noch als bei anderen LS die Frage, ob es überhaupt möglich ist, von den Einflüssen des Raumes abzusehen.

Meines Erachtens generieren unterschiedliche Vorführräume größere Unterschiede, als die LS sie selber haben.

Das Dilemma macht es schwer (oder sogar unmöglich?), den reinen LS-KLang aus dem Gehörten herauszudestillieren.

Mit der RL 901 K habe ich es eben erst wieder erlebt. Ich hörte sie bei Claus in zwei verschiedenen Räumen, dann bei mir zu Hause. Der Klangeindruck war jedesmal anders.

Letztlich kommt es darauf an, das Potenzial eines LS zu erkennen und ihn dann im eigenen Hörraum auf Herz und Nieren zu prüfen.
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Sigi,

vielen Dank erneut für deinen sehr fundierten Hörbericht. Ich konnte ja die große Geithain anläßlich eines lockeren Beisammenseins bei Claus Bücher mit mehren anderen im Raum hören, wobei mir sofort das riesige Klangpotentail dieser Boliden auffiel. Wahrlich ein ganz hervorragender Schallwandler, der für mich neben der FM 701 das Maß der Dinge im Lautsprecherbau derzeit darstellt.

Ich möchte zudem Rainer beipflichten, daß ein Lautsprecher immer unter Berücksichtigung des Raumes gesehen und gehört wird.
Letztlich kommt es darauf an, das Potenzial eines LS zu erkennen und ihn dann im eigenen Hörraum auf Herz und Nieren zu prüfen.
That's it.

Gruß
Franz
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Franz hat geschrieben:Ich möchte zudem Rainer beipflichten, daß ein Lautsprecher immer unter Berücksichtigung des Raumes gesehen und gehört wird.
Hallo Franz, hallo Rainer,

diesem Statement kann ich voll und ganz zustimmen. Auch Claus hat ja immer wieder betont, dass er die FM 701 mal gerne bei sich im "Blauen Salon" hören würde.

Es kommen bei der Beurteilung aber noch die persönlichen Hörpräferenzen hinzu. Und da bin ich nun mal der bekennende "Analytiker", will's immer ganz genau hören, die Klangfarbe eines Musikinstrumentes muss der Lautsprecher schon sehr exakt wiedergeben, möglichst eben so, wie wenn man danebensteht, wenn es angespielt wird. Da mache ich mir auch nichts vor, 35 Jahre Hören mit voll geregelten Aktivboxen hinterlassen schon "tiefe Spuren". Als ich jetzt die 701 in Bonn ausgiebig hörte, waren meine Eindrücke sehr ähnlich denen, die ich damals bei der BM5 hatte, ein "Aha-Erlebnis" also.

Als ich am WE den Don Carlos in Wien live hörte (4.Reihe Mitte links, konnte den Trompetern, Posaunisten und Tubisten beim Spielen zuschauen :D ) hat mich das schon sehr an die, vier Tage vorher stattgefundene, Wiedergabe beim Krings erinnert.

Am Dienstag hörte ich dann die Toska im Salzburger Festspielhaus vom 1. Rang Mitte. Da war das Orchester voll einsehbar aber halt sehr weit entfernt. Und was soll ich sagen ... das Gehörte erinnerte mich wieder sehr an den Johannes Krings'schen Raum. Ich war mir sehr sicher, so spielte die 701 wenn man am Sofa (Strassenseite) sitzt.

Gruss Sigi
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Sigi,
Es kommen bei der Beurteilung aber noch die persönlichen Hörpräferenzen hinzu.
Ein ganz wichtiger Punkt! Man ist sozusagen geeicht, kalibriert auf das, was man kennt. Und wer z.B. mit einer Silbersand oder Backes hörtechnisch großgeworden ist, für den ist analytisches Hören auch kein Schimpfwort, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ich will auch mal hören können, wie scharf und unschön ein Instrument klingt, wenn es spielt. Reiner "Schönklang" ist auch nichts für mich. Hart angeschlagene Becken sind nun mal aggressiv, das muß in den Ohren auch so scheppern. :mrgreen: Mir ist immer sehr wichtig, daß ich die Klangfarbe als echt empfinden kann, ob ich Holz, Blech heraushören kann und wie die Instrumente ein- und ausschwingen. Ob ich den Korpus, die Größe ahnen kann, usw. Aber das hast du alles wunderbar beschrieben. So ähnlich mache ich das mit meiner bevorzugten Musik auch.

Deine Eindrücke zur Silbersand FM 701 kann ich vollstens unterschreiben. So habe ich sie beim Krings auch erlebt. Ich glaub, in Claus´ blauen Salon würde die so richtig aufblühen. Die Raumakustik dort ist wahrlich beeindruckend gut.

Gruß
Franz
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