Bernd Peter hat geschrieben:Hallo ihr beiden,
darf man somit sagen, daß echte D'Appollito Lautsprecher bei 10-15 cm TMT Chassis grundsätzlich - durch die höhere Trennfrequenz - weniger Gefahr laufen, den Hochtöner ggf. zu überlasten?
Kann mich erinnern, daß D'Appollito selbst die Empfehlung für 13 cm TMT ausgesprochen hat.
Eiskalte Ostergrüße
Bernd Peter
cay-uwe hat geschrieben:Simon,
vielen Dank für Deine Erläuterungen, die auf andere Aspekte der Weichencharakteristik eingehen. Wie immer wird es ein Kompromiss sein, wie man entwickelt.
Man sollte sich im klaren sein, wo man Vorteile bekommt und wo man sich Nachteile einhandelt. Persönlich liegen meine Ziele bei:
1. Pegelfestigkeit, aber nicht um laut zu hören, sondern um Dynamik bestmöglich wiedergeben zu können
2. Abstrahlcharakteristik, wobei hier für mich das Gesamtergebnis, also das Bündelungsmaß wichtig wäre
Das habe ich gerade in Bezug auf der hier erwähnten Audio Optimum versucht zu erläutern, zwar anhand von Simulationen, die eventuell nicht ganz die Praxis abbilden, jedoch aber die Tendenzen aufzeigen.
Dabei geht es um eine D'Apolito Anordnung und wenn man das Bündelungsmaß im Auge behält, dann kann man mit flacher Filterung doch Einiges erreichen:
Wie bei den vorher gezeigten Frequenzgang, ist die durchgezogene Linie das Bündelungsmaß für 6dB Filterung, die Gestrichelte für 24dB LR4.
Hallo Bernd Peter,
Hallo Cay-Uwe,
diese o.g. Posts befassen sich u.a. mit dem Bündelungsmaß.
Ich sehe es auch so, daß ein LS, dessen Bündelungsmaß sich z.B. bei 1,2Khz plötzlich verringert, nachdem es zuvor im Mittelton noch angestiegen war, in den meisten Räumen klanglich ziemliche Probleme bekommen kann. Es entsteht ein Höcker im Energiefrequenzgang im sog. "Präsenzbereich".
Aufweitungen der Abstrahlcharakteristik sind bei üblichen 2-Wege Systemen jedoch eher im Bereich 2Khz bis 3,5Khz üblich, da wo Übernahmefrequenzen oft liegen.
Natürlich kann man mit "flachen" Filtern eine "sanftere Überblendung" vom Tieftöner zum Hochtöner im Hinblick auf die Richtwirkung schaffen.
Auf der anderen Seite muss man damit den Tief-Mitteltöner bis zu höheren Frequenzen nutzen, obwohl man sich meist schon im (unruhigeren) Partialschwingungsbereich befindet, und mögliche Übernahmefrequenzen rutschen durch flache Filter insgesamt eher noch weiter nach oben als nach unten, aufgrund der oben beschriebenen Grenzen der meisten realen Hochtöner.
Das Grundroblem liegt m.E. darin, daß z.B. im Bereich um 2Khz die Tieftonmembranen bereits deutlich bündeln und ein kontinuierlicher Übergang zum Hochtöner von daher schon schwerfällt.
Ich sehe allgemein mehrere Möglichkeiten das Bündelungsmaß zu verstetigen:
- kleinere Membranflächen im Tief- bzw. Mittelton ermöglichen ein zu üblichen Hochtönern besser passendes Bündelungsmaß. Das kann allerdings auf "mehr Wege" hinauslaufen (*).
- Hochtöner können durch Waveguides und/oder Array-Anordnungen für ein höheres Bündelungsmaß (merklich größer als 3dB) an Übernahmefrequenzen ausgelegt werden, so daß ein kontinuierlicherer Übergang zum Mittelton auch bei größeren (Tief-) Mittelton-Membranen entstehen kann. Gut ausgelegte HT-Waveguides haben dabei bis in den oberen Hochton eine verstetigende Wirkung auf das Bündelungsmaß.
- Daß Bündelungsmaß kann bereits im oberen Tiefton- / unteren Mittenbereich z.B. durch Kardioid-Anordnungen auf ca. 4.8dB eingestellt werden. Auch das kann den oft vorkommenden "steigend-fallend-steigend" (oben von Cay Uwe prinzipiell demonstriert) Verlauf des Bündelungsmaßes bei vielen üblichen Mehrwege Systemen helfen zu unterbinden.
Ein solcher Verlauf des Bündelungsmaßes über der Frequenz macht nicht wenige LS tendenziell zum Feind gewöhnlicher Wohnräume als Hörraum, weil dadurch bestimmte erstrebenswerte Frequenzgänge am Hörplatz (aus Direktschall und Reflexionen) bei gleichzeitig flachem Schalldruckverlauf im Direktschall nicht erreicht werden können.
Dieser LS ist ein übrigens ein Beispiel dafür, wie man mehrere der von mir oben genannten Optionen zur Verstetigung des Bündelungsmaßes gleichzeitig in einem Lautsprechersystem nutzen kann:
http://www.amphion.fi/en/products/krypton3/
Das Modell ist damit m.E. überaus erfolgreich, ich konnte mich davon bereits in mehreren Umgebungen überzeugen. Daß der LS passiv ist, tut der Sache dabei übrigens keinen Abbruch, man kann solche Konzepte jedoch aktiv eher noch leichter umsetzen ... auch im Hinblick auf die niedrige Übernahmefrequenz zw. Woofer und Tief-/Mitteltöner.
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(*) Wenn z.B. Subwoofer Systeme für den tiefen und mittleren Bass vorgesehen sind, dann sind auch 2-Wege Stereo Haupt-LS mit kleineren Membranflächen möglich.