Holoplot Wavefield Generator

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

JOE hat geschrieben:Aber auch an meinen guten alten bis heute unverzichtbaren AKG BAP1000 Audiosphere-Prozessor (mit individuell auf meine Kopfanatomie eingemessener Chipkarte und unter Verwendung des AKG K1000 KHs**), die - freilich nur in Teilen - so leistungsfähig ist, dass ich bei Geräuschen/Klängen, die von aussen kommen, oft nicht unterscheiden kann, ob sie Teil der gerade gehörten Aufnahmen sind. (Ich sitze jetzt vorsichthalber immer mit Regenschirm vor meiner Anlage ... Es könnte ja plötzlich gewittern!)
...
** Auf dieser weiterführenden Seite der TU sieht man auf dem 4. Bild der Diashow einen Violonisten mit einem solchen KH.
Hallo JOE,
der Violonist trägt einen K1000 mit angewinkelten Systemen. Um die von dir beschriebene Authentizität zu erreichen, ist ein bestimmter Einstellwinkel vorgegeben? Wie hat AKG diesen Winkel festgestellt, festgelegt, arretiert?
Kunstkopfaufnahmen und KH-Wiedergabe versetzen den Zuhörer in den Originalaufnahmeraum, indem nur 2 Mikrofone anstelle der Ohren einschließlich Ohrmuschel die Schnittstelle für die Aufnahme bilden.

Das Huygenssche Prinzip in der Wellenfeldwiedergabe verlangt mMn eine Reihe von Mikrofonen und entsprechende LS, verstehe ich es richtig, dass hier (Holoplot) aus 2 Kanälen einer Stereoaufnahme rechnerisch auf viele LS umgesetzt wird?
Grüße Hans-Martin
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JOE
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Beitrag von JOE »

Hallo, Hans-Martin!

Auf der verlinkten Seite zum K1000 ist ja auch diese Bedienungsanleitung verlinkt. Dort findest Du auf S. 9 (freilich aus anderem Anlass) zwei Abbildungen, die näherungsweise die optimale Einwinkelung der Systeme zeigt. Es gilt aber grundsätzlich der Hinweis von AKG:
Not only do the earphones float clear of the ears, but their angle in relation to the ear is adjustable. The result is true personal stereo from headphones that can be adapted to the unique shape of the user’s head and ears. The earphones may be fixed [stufenlos durch kleine Klemmhebel] at any angle.
Der Winkel in den Abbildungen entspricht auch etwa dem Winkel, der bei mir seinerzeit im Münchener AKG-Labor vom Persterer als ideal für meine "Birne" herausgefunden wurde.*

Der Winkel in der FU-Abbildung ist entweder falsch oder hat mir irgendwelchen zwischengeschalteten Geräten bzw. Testsettings zu tun oder soll eine Situation optisch überbetonen.

Mich hat das Foto nur in (sehr) alte Zeiten zurückversetzt, in der - egal, wie teuer die KH auch gewesen sein mögen - ein akzeptables Hören mit KH nicht möglich was. Diejenigen die was anderes erzählt haben, wußten/wissen nicht wovon die Rede ist. Ich hätte auch dazu gehört, aber eine Überbrückung des Prozessor bewies geradezu dramatisch, wie völlig falsch die Räumlichkeit bei KH ausfiel, selbst wenn der K1000 allein zum Einsatz kam. Ich benutze ja die komplette Abhörkette unverändert noch heute, obwohl es große Fortschritte in der KH-Entwicklung gegeben hat. Ich lebe lieber mit den Beschränkungen des K1000, als dass ich ich auf Neues umsteige. Mein neues Setting (SPL Phonitor mini + Beyerdynamik T 1 v2) benutze ich nur für Entspannungsphasen während Arbeitspausen am Schreibtisch.
  • Zu Kunstkopfaufnahmen (KKA) habe ich meiner Erinnerung nach in dem Kontext mal eine missverständliche oder gar falsche Aussage gemacht. Ich mag das jetzt nicht raussuchen und stelle klar: Der KH-Prozessor ist nicht gut geeignet für die Wiedergabe von KKAs. Da sollte man die Bypass-Taste drücken. Gleichzeitig gilt ganz klar, dass KKAs hinter normalen Stereoaufnahmen + Prozessor inkl. individueller PROM-Card zurückbleiben.
* Ein nostalgischer Blick weit zurück – In die Jahre 1989/92:
One example is the Creative Audio Processor, a kind of binaural mixing console, developed by AKG in Austria and based on ideas proposed by Blauert (1984). The CAP 340M is aimed at applications like audiorecording, acoustic design, and psychoacoustic research (Persterer,1989). This particular system is rather large, involving an entire rack of digital signalprocessors and related hardware. The system is also rather powerful in that up to 32 channels can bei independently "spatialized" in azimuth and elevation along with variable simulation of roomresponse characteristics. Figure 2, for example, illustrates the graphical interface of the system for specifying characteristics of the binaural mix for acollection of independently-positioned musical instruments. A collection of HRTFs is offered, derived from measurements taken in the earcanals of both manikins and individual subjects. AKG's original measurements were made by Blauert and his colleagues (Blauert, personal communication). In a new product, which simulates an ideal controlroom for headphone reproduction, the BAP 1000, the user has the option of having his/her individual transforms programmed on to a PROM card. Interestingly, AKG's literature mentions that best results are achieved with individual transforms. Currently there are plans for the system to be used in an October 1991 mission of the Russian Space Program. The AUDIMIR study examines whether acoustic cues for orientation can eliminate mismatch of auditory and vestibular cues and thus counteract spacesickness (AKG Report, Nov. 1989).
Weiterführende Literatur zu dem damaligen Projekt und eher "unserer Thematik" in der AES E-LIBRARY. Und wo ich mal gerade dabei bin, meine Festplattenquellen zu sichten, dann auch noch Hyperlink #1 und Hyperlink #2 (rote Kommentare dort nicht von mir).

Abschließend noch ein Zitat aus der Zusammenfassung der Ergebnisse des Experiments AUDIMIR:
Dem Experiment AUDIMIR lag die Idee zugrunde, die Binauraltechnik für die Raumfahrt nutzbar zu machen. Dabei handelt es sich um eine neue Technologie, mit der das natürliche räumliche Hören über Kopfhörer simuliert werden kann.

Die wichtigste Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz dieses Verfahrens im Weltraum besteht darin, daß der Mensch auch bei Schwerelosigkeit die Fähigkeit beibehält, Schallquellen zu lokalisieren. Dies wurde durch die Ergebnisse des ersten Experimentteiles, bei dem der österreichische Kosmonaut in horizontaler und vertikaler Ebene vorgegebene Schallquellen orten mußte, grundsätzlich bestätigt: Bei Franz Viehbock kam es nur in der Phase der akuten Adaptation an die Schwerelosigkeit zu einer vorübergehenden unbedeutenden Veränderung der Funktion des räumlichen Hörens. Eine signifikante Änderung zeigte sich nur bei der Lokalisation einer unbewegten Schallquelle in der Vertikalebene. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß es in der Vertikalebene keine Wahrnehmungsunterschiede zwischen den beiden Ohren gibt, wodurch die Lokalisationsunschärfe allgemein ungefähr um den Faktor 10 größer ist als in der Horizontalebene. Die im Experiment erzielte Genauigkeit entspricht jedenfalls der aus der Literatur bekannten Fähigkeit des Menschen, Schallquellen in der Vertikalebene zu lokalisieren.
Es ist ziemlich viel zusammengekommen (ist dabei längst noch nicht alles ...) und gehört auch nicht immer zum Kern des Themas; aber bei Nicht-Interesse muss man ja nichts lesen/aufrufen.

Gruß - JOE
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mFidelity
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Beitrag von mFidelity »

Hallo Hans-Martin,
Das Signal jeder Quelle wird trocken in Mono aufgezeichnet. Aus diesem Signal werden bei der wiedergabeseitigen Synthese auch die Reflexionen des Aufnahmeraumes rekonstruiert. Auch der Aufnahmeraum erzeugt seine Reflexionen aus dem Signal der Quelle und gibt damit dem Schallereignis seine Räumlichkeit. (...) Die folgenden Kapitel beschreiben das patentierte Verfahren zur Rekonstruktion dieser Quellpositionen in einem beliebigen Wiedergaberaum. Im Unterschied zu dem bekannten Prinzip der Wellenfeldsynthese kann der Zuhörer bei dieser "Holofonie" sogar noch bei der Wiedergabe seinen Abhörplatz im Aufnahmeraum selbst bestimmen oder sogar akustisch im virtuellen Aufnahmeraum umhergehen. Wie das möglich wird, ist im vierten Kapitel dieser Webseite leicht verständlich beschrieben. Zunächst werden aber die komplexen Probleme konventionellen Verfahren geschildert.
Quelle: http://www.syntheticwave.de/WFS-Holophony_ger.htm

Diese ältere Webseite beschreibt das Prinzip ziemlich ausführlich. Wie genau man jetzt alte Stereoaufnahmen auf diesen modellbasierten Ansatz bringt, wäre interessant zu wissen. Habe vergessen nachzufragen, wie das möglich ist.

Grüße, Maik
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JOE
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Beitrag von JOE »

Auch wenn's das Thema nur berührt (ggf. kann das durch die Admins umgesetzt werden), doch noch dies ergänzend zu meiner vorherigen Antwort:

Ich habe einen freilich nur vergleichsweise neuen Thread in einem Klassikhörerforum gefunden, der vielleicht diesen oder jenen von Euch interessieren mag.
  • Aber bitte keine Diskussion - weder hier noch an anderer Stelle im Forum - über die AKG-Kette, die IKL bei KH u. ä. Einerseits ist es wirklich so, dass alle üblichen KH nur unvollständig funktionieren (können) und auch neuere Crossfeed-Prozessoren dies nur sehr begrenzt ändern. Wer hat aber andererseits je einen BAP1000 besessen, den "Schock der Bypass-Taste" erlebt und dies vor allem mit individueller PROM-Card?!
Gruß - JOE
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