Jazz Side Of The Moon - The Music Of Pink Floyd (Jazz)
Verfasst: 07.03.2010, 02:47
Hallo zusammen,
Hier eine ganz grosse musikalische wie audiophil/aufnahmetechnische empfehlung:
Ein quartett junger new yorker jazzer nimmt sich zur abwechslung mal nicht die bekannten jazzstandards a la Realbook vor (die ja grossenteils auf der Broadway-populärmusik der 20er/30er/40er fussen, somit für musiker der 50er/60er/70er ideale grundlage für eigene adaptationen waren da als original so selbst erlebt, oder per schallplatte als musik der eltern / der eigenen kindheit lebhaft im ohr). Vielmehr transferieren sie das konzept in die heutige zeit, und liefern eine wie ich finde sehr gelungene interpretation... Nichts gegen Gershwin, aber auch an meiner musikalischen prägung ist Pink Floyd sehr viel näher dran. Ich höre sehr gerne z.B. das Standards-Trio Jarrett/Peacock/DeJohnette, aber die aktuelle Musikergeneration sollte es nicht aus falschem Konservativismus versäumen auch modernere Grundlagen zu verarbeiten. Solange nichts verhunzt wird, versteht sich.
Davon kann aber hier keine Rede sein. Ziel war es, vom gesamten aufbau nahe am original zu bleiben, den bekannten spannungsbogen zu erhalten. Und die Bestezung passt ganz hervorragend:
Sam Yahel schafft links im Stereopanorama mit Hammondorgel und Leslie eine unglaubliche Vielfalt an plastischen sounds, von kleinsten singlenote-schnipseln zu mächtigen an- und abschwellenden wabernden Akkorden, liefert eine starke zeitlich/harmonische wie konzeptionelle Grundlage und imitiert zusammen mit dem elektrischen Gitarrist Mike Moreno (mitte/rechts, geschmackvolles Akkord-Comping, perlende Solos und - für einige tracks wie "breathe" obligatorisch - auch slide) in Echtzeit viele der Effekte die das Floyd-Meisterwerk ausmachen. Eine wahre freude und für sich genommen schon die anschaffung wert sind die drumming-künste von Ari Hoenig (mittig bis rechts im Bild, viel hi-hat akrobatik und - besonders erwähnenswert - die einleitung und vorstellung des Themas von "Money", auf passend gestimmten toms. Mittig im Panorama spielt Seamus Blake tenor-sax, ordentlich aber die highlights liefern für mich die anderen.
Aufnahmetechnisch ist das ganze eine offenbarung, wie ich finde. Bisher das räumlichste was ich in Chesky's katalog von durchweg exzellenten einpunktmikrofonierten aufnahmen gehört habe. ein fest für gute boxen.
Reinhören kann man hier, und die wachsende gemeinde der neztwerkplayer-besitzer bei bedarf auch gleich zuschlagen (hier ist 24/96 verlinkt, gibt aber auch 16/44,1 z.B. für Sonos-Nutzer): hörbeispiel
Und noch ein paar reviews von Amazon: reviews
Schliesslich, wie schonmal woanders gepostet aber hier dann doch recht passend, ein paar absätze zu Cheskys aufnahmephilosophie: Chesky's aufnahmephilosophie
Einen schönen Sonntag, Martin