Klassik-Ecke für Einsteiger Teil 3: Vivaldi / Four Seasons

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
delorentzi
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Klassik-Ecke für Einsteiger Teil 3: Vivaldi / Four Seasons

Beitrag von delorentzi »

Hallo,

als Klassik-Einsteiger mit den üblichen Hürden würde ich gerne ein paar Beiträge aufmachen, wo ich nach einem Teil der klassischen Musik frage und mir erhoffe ein paar gute Tips zu bekommen, die auch allgm. von großem Nutzen sein könnten, für andere Forenteilnehmer.

Hier Teil 3: Die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_vier_Jahreszeiten

Es ist schon etwas länger her, da machte ich mich auf der Suche nach einer sehr bekannten Melodie aus der Fernsehwerbung. Ich glaube es war die Werbung für Söhnlein Brilliant. Irgendwann, mus so mit Anfang zwanzig gewesen sein .. bin ich auf den Trichter gekommen, das war ein Ausschnitt aus den Vier Jahreszeiten.

Eine gute Freundin, sehr an Klassik interessiert verpasste mir dann erst mal eine Interpretation von Nigel Kennedy:

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Aus "akustischer Sichtweise" sehr ... egozentrischer Typ. Hat aber was. Habe ich ewig nicht mehr gehört - satt dran gehört könnte man auch sagen.

Inzwischen habe ich ja den Neueinstieg gefunden und so habe ich dann auch mal mit heutigem Wissen gestöbert und habe mir bestellt:

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... bin mal gespannt. Vor allem wie sich Christina Day Martinson gibt. Vier Jahreszeiten ist ja für Solo Einsätze bekannt.
Frau Martinson spielt eine "Barock Violine", was auch immer das ist ... im Boston Baroque Ensemble ('73 von Martin Pearlman gegründet). Mal schauen, über beides, samt CD gibts gute Kritiken. Im Netz.

Übrigens, im Inlay eine Auflistung des Studio Equipments. U.a. Studer, Mogami und als Verfahren DSD ...

Zum weiteren anhören und "testen" habe ich noch folgende CDs gekauft, und schon eine Weile hier liegen:

Thomas Füri:

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und so eine Art "Klassiker", Deutsche Grammophon "The Originals":

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... nun. Ich werde berichten und erfreue mich auch hier übere Eure Mitarbeit in meiner kleinen Klassikecke.

:cheers:
Thomas
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Winfried Dunkel
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Beitrag von Winfried Dunkel »

Hallo Thomas,

mit der DGA-Schallplatte hast Du mit Sicherheit die beste Interpretation in Händen: Trevor Pinnock und "The English Concert" zählen zur absoluten Elite! Aufnahmeseitig gilt dasselbe; die Veröffentlichungen der Deutschen Grammophon Archiv haben Maßstäbe gesetzt, nicht zuletzt, weil sie ausnahmslos von Tonmeistern aufgezeichnet wurden, die am Erich-Thienhaus-Institut (Detmold) studierten und dort ihr Diplom gemacht haben. Bitte schau' mal auf dem Cover, wer diese Platte aufgenommen hat (interessiert mich persönlich, weil ich viele LPs mit Arbeiten der ETI-Tonmeister besitze). Üblicherweise boten DGA-Produktionen zudem auf/in den Covern sehr gute Informationen zu Werk und Instrumentarium.

Beste Grüße: Winfried
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quaternione
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Beitrag von quaternione »

Hallo,

als negatives Beispiel sei mal erwähnt:

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trotz der großen Namen wirkt es lieblos heruntergespielt, jeder für sich, technisch sicher sehr gut aber es kommt keine Stimmung auf.

Ganz anders:

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Wunderbare Aufnahme mit I Musici, sehr 'rund' und musikalisch. Ubrigens meine allererste Schallplatte! (In dem deutschen Krimi 'MitGift' mit Mario Adorf und Senta Berger fällt Adorf ein paar Bäume zu dieer Musik, die mir so gefiel, dass ich sie mir geholt habe :mrgreen: - netter Film übrigens).
Habe ich leider nie als CD gefunden...
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Ich finde, dass man diese auch mal gehört haben sollte:

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Und die mit ungewöhnlicher Besetzung:

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stingger
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Beitrag von stingger »

Hi Thomas,

meine absolute Lieblingsaufnahme: Das Freiburger Barockorchester mit Gottfried von der Goltz. Eine unglaubliche Spannung und ein tolles Continuo! Bei DHM erschienen.

Grüsse, Niggi
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delorentzi
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Beitrag von delorentzi »

quaternione hat geschrieben: ....

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Wunderbare Aufnahme mit I Musici, sehr 'rund' und musikalisch. Ubrigens meine allererste Schallplatte! (In dem deutschen Krimi 'MitGift' mit Mario Adorf und Senta Berger fällt Adorf ein paar Bäume zu dieer Musik, die mir so gefiel, dass ich sie mir geholt habe :mrgreen: - netter Film übrigens).
Habe ich leider nie als CD gefunden...
ich schon:

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vermutlich klingt erstere besser.

Grüße,
Thomas
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Bei Bertelsmann gab es damals (um 1970) die LP von I Musici und Felix Ayo als Solist. Es ist erstaunlich, wie groß die Verbreitung in deutschen Haushalten war, und welches hohe Ansehen die Einspielung genoss.
Ich glaube, es ist diese, hier als SACD abgebildet
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Ich hatte diese LP-Box mit einem umfassenden Werk, dessen Menge mich förmlich erschlug und nach 3 Platten im Stück hören kam mir eine wie die andere vor :wink:
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Meine erste CD war dann diese:
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und sie ist mit ihrer schlichten Schönheit immer noch ein Maßstab, auch wenn sie mit späteren Aufnahmen in punkto Brillanz oder Räumlichkeit nicht mithalten kann. Sie ist invertiert, wenn ich nicht irre.

Nigel Kennedy hat mich ob seiner Abweichungen vom Gewohnten irritiert, bewegt, beeindruckt und letztlich wieder mit seiner Affektiertheit abgetörnt. Als der Reiz des Neuen abflaute, habe ich sie wieder weitergegeben.

Meine CD auf BIS mit Nils-Erik Sparf The Drottningholm Baroque Ensemble 1985 ist ebenfalls invertiert,
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hat viel Tiefbass, den ich von dieser Instrumentierung nicht erwartet hätte, viel Nachhall des Raums, aber eine insgesamt flache Präsentation des Orchesters.

Kaum waren die ersten CD-Player im Markt, gab es die ersten Kataloge mit CDs und darin fanden sich schon 1984 etwa 40 CDs mit den 4 Jahreszeiten. Es ist wohl ein viel gespieltes und auch gefragtes Standardwerk.
Kein Wunder, dass es viele Einspielungen gibt, diese habe ich auch, aber sie ist in meiner Einschätzung in allen Belangen deutlich unter dem Durchschnitt:
Alberto Lizzio, Musici Di San Marco
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Auf Teldec spielt Harnoncourt mit Originalinstrumenten, die Aufnahme ist von 1968, das bedeutet nicht, dass sie nicht mit einer deutlichen, direkten, klaren und plastischen Wiedergabe punkten kann.
Ich bin immer wieder verblüfft, gefallen tut sie mir übrigens auch (ebenfalls invertiert).
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Mal schauen, vielleicht finde ich in diesem Thread etwas Neues, was meine beiden über 40 Jahre alten Einspielungen aussticht. Die Auswahl ist ja extrem groß.
Klassikhörer sind oft konservativ, und sie trinken auch gern mal einen gut gelagerten alten Wein...
Grüße Hans-Martin
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo, Vier-Jahreszeiten-Interessierte,

viel verbreitet war vermutlich auch Karajans Einspielung (die mit Schwalbé), auch bei Bertelsmann erhältlich. Nun ja, auch gewissermaßen ein Zeitdokument und bestimmt nicht geeignet, Hans-Martins alte Schlachtrösser zu übertreffen. Eher was für die oben bereits erwähnte Rubrik "Muss nicht sein!" ;)

Aber wer Breitwand-Barock mag, dem sei's unbenommen, diese Scheibe zu mögen...

Gruß

Jochen
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo,

Ausgangspunkt für die Beurteilung der verschiedensten Einspielungen ist für mich zwischenzeitlich die Aufnahme mit Trevor Pinnock.

Die hat was Vornehmes und ist trotzdem flott, leicht und luftig.

Wer besonderen Wert auf virtuoses Violinenspiel legt, nimmt die Aufnahme mit Stern und Co.

Die Burschen hatten ihren Spaß bei der Sache, meint man herauszuhören.

Eine Aufnahme, die immer zur Sammlung gehört, ist die Divox-CD mit Carmignola. Anders als die beiden Erstgenannten, aber ebenso hervorragend.

Mein Tip: Carmignola in einer weiteren Aufnahme

http://www.amazon.de/KulturSPIEGEL-vier ... B005EJ5D9K

Gruß

Bernd Peter

PS: Nigel Kennedy hab ich anfangs toll gefunden, jetzt nicht mehr.
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Thias
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Beitrag von Thias »

... für jemanden, der zur Klassik keinen so rechten Zugang findet (wie ich), dafür mehr auf Jazz steht, sind diese Jahreszeiten von Jacques Loussier recht abwechslungsreich...
Für solche Adaptionen kann ich mich begeistern und die machen für mich die Tür zur Klassik einen Spalt weit auf...

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aus einer Rezension bei amazon:
Man mag sich darüber streiten, ob Vivaldi so genial war, dass seine Melodien 3 Jahrhunderte später selbst im Rahmen eines völlig anderen Musikstils immer noch schön klingen. Oder ob Jacques Loussiers Arrangements so gelungen sind, dass sie den Kern der "Jahreszeiten" herauskristallisieren und sogleich in Jazzrichtung forttragen. Vielleicht stimmt beides. Die Bearbeitungen durch das Trio sind jedenfalls anspruchsvoll, manchmal sogar meditativ, klingen aber nicht "zu" modern, es ist immer noch ein ästhetischer Genuss ohne atonale Experimente; man sollte jedoch genau zuhören, denn dies ist keine Background-Candlelight-Musik.
http://www.amazon.de/Four-Seasons-Jacqu ... B000003D5U
für 1,88 € kann man nicht viel falsch machen :wink:

Grüße
Thias
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Koala887
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Beitrag von Koala887 »

Hallo Thomas,

deine Klassikübersicht finde ich echt toll, sollten wir unbedingt so weiter führen. :cheers:

Ich hatte am Anfang auch keine Ahnung was man sich kaufen soll und nach einigen Fehlkäufen, die mir so garnicht gefallen haben, war Vivaldi - Four Seasons die Erste, welche es mir wirklich angetan hat und die ich komplett durchgehört habe.
Ich habe diese Version als 96/24 Download:
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Schöne Grüße
Daniel
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delorentzi
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Beitrag von delorentzi »

Hallo Leute,

ein großen Dank, dass Ihr so zahlreich an meinen "Klassik-Ecke"n teilnehmt.
Ein paar weitere werden noch kommen.

zu Thias: Jazz-Scheiben habe ich schon fast zuviel und finde da im Moment auch keinen Zugang mehr.

Danke trotzdem,

Grüße,
Thomas
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delorentzi
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Beitrag von delorentzi »

Hallo,

gestern habe ich mich mal dieser Klassikecke gewidmet. Mir ist bisher noch nie untergekommen, dass Stücke so sehr unterschiedlich klingen können. Fast wie eine andere Tonlage. War natürlich nicht der Fall.

Gehört hatte ich die CDs ja schon über die alte Anlage. "Alt" weil: Inzwischen habe ich einen anderen Wandler und einen Kopfhöhrer, das ergibt zwei neue Möglichkeiten.

Meine Favoritenliste der CDs sieht jetzt so aus:

1. Boston Baroque
2. Thomas Füri
3. Simon Standage
4. Victoria Mullova (diese eloquence CD)

Wie kommt es zu dieser ersten Wertung? Ich habe jeweils immer das erste Stück aufspielen lassen und die Wirkung, der Klang der Instrumente - wie gesagt, fast schon als wären es andere Tonlagen - da ist für mich die Boston Baroque die momentane Nr.1 in dieser Auswahl.

Mir hat dieser kleine Test gezeigt, dass es auch, oder erst Recht, bei Klassik sehr großen Sinn macht sich verschiedene Aufnahmen zuzulegen.

Grüße,
Thomas
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cantusfirmus
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Beitrag von cantusfirmus »

Fast wie eine andere Tonlage. War natürlich nicht der Fall.
Liebe Thomas,

je nachdem, wie Du es nimmst schon. Die gedruckten Noten haben zwar immer gleich ausgesehen, allerdings auf Originalinstrumenten gespielt ergibt sich bis zu einem Halbton (nach unten) Unterschied. Und das klingt definitiv (nicht nur wegen der Instrumente) anders.

Viel Spaß Horst

PS: Bild
übrigens eine meiner Lieblingsaufnahmen. Und die klingt sicher anders, als alle anderen.... (weil man es schlecht lesen kann: Teldec, Il giardino armonico)
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Rabl
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Beitrag von Rabl »

Hallo Thomas,

für mich war die Standage/Pinnock Aufnahme auch jahrelang das Maß der Dinge bis ich dann die Aufnahme mit Janine Jansen gehört habe, die mir vor allem wegen dem etwas dunkleren Grundton.

Viele Grüße,
Rainer
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