Aktiver Vinyl-Genuss - für die Unverbesserlichen ...

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Melomane
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Beitrag von Melomane »

So, kurz und schmerzlos:

Die LSC ist deutlich gehaltvoller! Kein Wunder, die Chesky verschenkt ein Drittel der Seite. Die LSC ist hingegen bis auf 1 - 1,5cm an das Label herangeschnitten. Damit bekommt man natürlich mehr - vor allem auch an Dynamik - in die Rille.

Bin gespannt, wie viel mehr an Datenmenge der mitlaufende Digitalrekorder ausspuckt.

Die grundsätzliche im vorigen Beitrag beschriebene Tendenz finde ich aber auch hier wieder.

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Zur Ehrenrettung der Chesky sei noch nachgetragen: Man muss die einfach lauter spielen, dann enthüllt sie ihre Qualitäten. Sie spielt sauberer als meine LSC, weil das Vinyl von besserer Qualität ist, die LSC tritt rauer auf. Und die Chesky wirkt wie poliert - sie ist eben transparenter, die einzelnen Klangereignisse deutlicher erscheinen herausgearbeitet. Dafür hat die LSC eben den Charme der alten Scheiben.

Um einen nicht ganz zutreffenden Vergleich zu wagen: Der Unterschied hat etwas vom dem zwischen alten DGGs der 60er Jahre und den Wiederveröffentlichungen späterer Zeiten, etwa in der Resonance-Serie. Nur klingt eine LSC von Haus aus in der Regel anders als eine alte DGG. ;)

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

Obacht, der folgende Hinweis bezieht sich nicht auf Vinyl, erscheint hier aber angebracht, da der vergleichende Bezug ausgehend von der Reiner-Aufnahme zu den Pinien und Chesky gegeben ist.

Und zwar handelt es sich um diese Produktion:
http://www.discogs.com/Ottorino-Respigh ... se/7498702

Da werden die Römischen Pinien vom Royal Philharmonic Orchestra unter Rudolf Kempe gespielt. Eine wunderbare Aufnahme! Herrlich die Details präsentierend, ohne das Ganze aus den Augen zu verlieren. Feinsinnig, feingeistig, nicht im Hauruck-Stil gespielt. Kempe halt. Und Chesky präsentiert das mit sehr schöner Raumillusion und ebensolchen Klangfarben. Wenn ihr die CD bekommen könnt, greift zu.

Die Pinien mit Kempe muss es aber auch in anderen Kompilaten gegeben haben. Ich habe irgendwo ein Cover gesehen, das auch Doratis Einspielung von Salomes Tanz enthielt. Also Augen auf!

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Nachtrag zu Kempe:

Wenn ich die hier zu findenden Angaben richtig deute:

http://www.discogs.com/Ottorino-Respigh ... se/7498702

"Respighi

Symphonic Poem 'Pini di Roma'
1) May 1964, London
* with Royal Philharmonic
* Producer/Engineer ; Charles Gerhardt/Kenneth Wilkinson
* LP ; Reader's Digest
* CD ; Chesky CD 18, Scribendum SC 040, Hänssler PH 04015"

dann dürfte es sich ursprünglich um eine von Decca für RCA produzierte Aufnahme handeln, die dann von RCA in irgendeiner Readers Digest-Box "versenkt" wurde.
Auf Vinyl ist die Aufnahme noch bei Pickwick erschienen (Quintessence PMC 7005), das ist die oben angesprochene Kombination mit Dorati. Und jetzt gilt es die vermutete RD-Box zu ermitteln...

Edit: Schon erledigt - treasury of great music heißt die Box.

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

aus dieser Eurodisc-Box mit den Symphonien von D. Schostakowitsch:
http://www.discogs.com/Dmitri-Shostakov ... se/5685328
läuft gerade

Schostakowitsch
Symphonie Nr. 8
Moskauer Philharmonie, K.Kondrashin


Die LP klingt unerwartet klangvoll mit prächtiger Dynamik. Leider ist die Symphonie gekürzt, vermutlich damit sie auf eine LP passt. Jedenfalls fehlen etwa beim 1. Satz nahezu 10 Minuten. Nun ja.

Mal sehen, was Kurt Sanderling und J. Mrawinsky zu dieser Symphonie zu sagen haben. Leider habe ich die (noch) nicht im Bestand...

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

nun die Hardcore-Variante:

http://www.discogs.com/Tchaikovsky-Anta ... se/6136581

Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 5
Minneapolis SO, Dorati
Mercury MG 50008


Also wie unschwer zu erkennen eine alte Mono-Scheibe. Klingt vorzüglich. Abgesehen vom Knistern, na ja - wenn man bedenkt, dass das Ding auch schon vermutlich im Rentenalter ist. In irgendeinem Schmöker vom Ende der 50 Jahre steht sinngemäß: Kein Mensch braucht für großorchestrale Werke Stereo, das sei allenfalls brauchbar für kammermusikalische Besetzungen. Man könnte meinen, da sei was dran. ;)

Ein wenig aus den Liner Notes:
"As in all the LIVING PRESENCE recordings made under the celebrated Olympian Series hallmark, Mercury has employed here its unique recording technique base on the use of a single Telefunken microphone - in this instance hung about 15 feet directly over the conductor's podium. A special method was employed in Northrop Auditorium at the University of Minnesota to enhance its acoustical characteristics - and thus the sound of the orchestra itself. Fairchild magnetic tape recorders have been used both for recording the actual performances and for the processing from tape to disc. This last was done in coniunction with the newly developed Miller recording cutter driven by the McIntosh amplifier, and operated in accordance with the Fine-Fairchild Margin Control technique of continuously variable pitch and variable depth of cut - thus assuring a 100-percent reproduction in disc form of the recording captured originally on magnetic tape. David Hall was the recording director for these discs; C.R. Fine was the field engineer; and George Piros was the studio engineer.

FOR BEST RESULTS, this record should be played at FULL ROOM VOLUME. Only in this way will the quieter musical passages be heard in proper relation to the full orchestral climaxes. Owners of wide-range reproducing equipment are advised to set their bass and treble controls so that playback characteristics will be in accordance with the response curve published by the Audio Engineering Society."

Das ist dann doch eine Ansage, auch wenn leider nicht alle Details bzgl. der verwendeten Gerätschaften erwähnt sind. Also geben wir mal Gas und stellen in der Tat fest, dass das Scheiblein eine gar feine Demonstration von Dynamik ist.

Fragt sich nur, welche Werte genau für die Entzerrungskurve zu nehmen sind in Sachen Bass- und Höhenregler...

Gruß

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo,

mal wieder ein anderes Genre:

Vorletzte Woche hatte ich auf der Post zu tun und ich kann an dem Gebraucht-Plattenladen gleich nebendran einfach nicht vorbeigehen. Diesmal habe ich ein sehr gut erhaltenes Exemplar der zweiten Joy Division Platte Closer von 1980 gefunden.

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Ich erinnere mich noch heute gut, wie ein damaliger Freund bei mir vor der Haustür stand und diese Platte aus seiner Stofftasche hervorholte und meinte, dass wir uns die jetzt anhören müssten.

Seitdem gehört Joy Division zu meinen wichtigen Bands. Die wilde Musik aus dieser Zeit ist eigentlich Vergangenheit, aber Joy Division ist für meine Begriffe zeitlos gut. Außer dieser Platte waren da auch die Unknown Pleasures von 1979 und Still von 1981, aber alle meine Kopien gingen Mitte der 80er verloren. Auf CD habe ich sie schon lange wieder, aber die Platte in der Hand zu halten ist doch etwas anderes. Und sie klingt saugut. Vom Audio-PC allerdings auch, muss ich sagen. Die Kombination von beidem hat was, finde ich.

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

hier gibt es gerade etwas Ruhigeres:

http://www.discogs.com/Bach-Zuzana-R%C5 ... se/1755380

J.S. Bach
Clavier-Übung III. Teil
Z. Ruzickova, A. Vesela
(sie mögen mir die unterschlagenen Akzente verzeihen)
Supraphon Digital 1988

Finde ich deswegen hier erwähnenswert, weil ich von diesem Beifang positiv überrascht bin. Eigentlich habe ich bei tchechoslowakischem Digitalklang Übles erwartet. Aber offenbar war man 1986 schon aus dem Schlimmsten raus. Oder die Techniker hatten ein glückliches Händchen. Jedenfalls erklingt ein voller, farbiger Orgelklang, der sehr gut anzuhören ist. Zum Cembalo kommen wir offensichtlich später. ;)

Also: Wer was für diese Art von Musik übrig hat, kann zugreifen.

Edit: Nach dem Seitenwechsel nun auch das Cembalo. Da kann Entwarnung gegeben werden. Auch sehr schön farbig, weit entfernt von Nähmaschinenanmutung.

Gruß

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo,

und noch ein anderes Genre, Rock von 1977:

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Die Musik ist irgendwie so, wie Roy Buchanan auf dem Foto gekleidet war, für meinen Geschack etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das Gitarrespiel von ihm ist einmalig! Phasenweise meint man, er könnte vor lauter Kraft kaum spielen, es ist sehr energiegeladen, die Aufnahme hervorragend.

Viele Grüße
Ludger
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Tinitus
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Beitrag von Tinitus »

Hallo Ludger,

Closer von Joy Division finde ich auch immer noch gut. Ist für mich aber auch ein sehr gutes Beispiel dafür, dass die Musik an sich wichtiger ist als die Aufnahmequalität oder die Abhörkette. Hatte es ja schon mal in meinem Thread erwähnt Édith Piaf spricht mich übers Küchenradio mehr an als Madonna oder andere Popmäuschen. Joy Division fällt in die gleiche Kategorie, die höre ich auch lieber übers Küchenradio als die weich gespülte Nachfolgeband New Order über die tollste vorstellbare Abhörkette.

Gruß

Uwe
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Uwe,

New Order ist mein Fall auch nicht, ganz am Anfang die ersten Sachen noch, aber damals schon nur als Berieselung und da stellt sich kein Wiederhörenwollen ein. Joy Division war eine ganz andere Hausnummer.

Die Closer habe ich gerade nochmal angespielt, um einen frischen Eindruck zu haben: über die große Kette klingt das super! Die Musik profitiert ungemein von der offenen und tief gestaffelten Darstellung. Wenn die einzelnen Klangereignisse freigestellt und authentisch zu hören sind, bekommt das für mich eine ungeheure Intensität. Wenn ich die Augen schließe, fühlt es sich bei dem entsprechenden Pegel so an, als säße ich zwischen den Musikern im Aufnahmeraum (wenn ich den zugemischten Hall mal außer Acht lasse). Das kann ein Küchenradio so eher nicht vermitteln, denke ich...

Aber das meintest Du ja sicherlich nicht. Bei Musik, in die die Musiker ihre Seele einfließen ließen, spielt die Wiedergabequalität eine untergeordnete Rolle. Da gebe ich die vollkommen Recht! Und da gehört Joy Division unbedingt zu!

Viele Grüße
Ludger
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aktivator
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Beitrag von aktivator »

Hallo Uwe

Ich bin mit deiner Meinung ganz bei dir.

Musik➡️Emotionen=Musikqualität=90% Musikspass.

Für die mit dem erhobenen Zeigefinger: Ja diese Musik mit ausgefeiltem Equipment = (Tusch) 98%. Aber wer beim Musikhören ständig diesen Zweifel und Unzufriedenheit hat kann sich nicht auf die Musik einlassen ihr hört mit euren ständig nagenden Zweifel auf 55% eurer Möglichkeiten. Ok, ok wird bei 80-90% der Foristi eh auf taube Ohren stoßen aber egal ich habe mind 90% meines Hörvergnügens erreicht. oh nein das ist das Ende ich fange auch schon mit Statistiken an. Vieleicht ein bisschen OT aber Jochen hat ja begriffen wozu wir die Geräte einschalten. :wink:

Musik is the Key

Gruß Andreas
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llucki
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Beitrag von llucki »

llucki hat geschrieben:New Order ist mein Fall auch nicht, ganz am Anfang die ersten Sachen noch, aber damals schon nur als Berieselung und da stellt sich kein Wiederhörenwollen ein.
Das muss ich etwas revidieren: ich habe mir gestern abend über Qobuz nochmal angehört, was ich von New Order damals eigentlich an Schallplatten hatte: das war Movement von 1981 und Power, Corruption & Lies von 1985. Die hatte ich auch ziemlich oft gespielt, die Musik ist mir sehr vertraut. Aber es ist dennoch etwas ganz anderes als Joy Division.

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

wieder ein wenig Vinyl und zwar diese Scheibe:

http://www.discogs.com/Walter-Susskind- ... se/4434014

Walter Susskind Conducting The London Philharmonic
Crystal Clear CCS 7006
Prokofiev - Liebe zu den drei Orangen
Ravel - La Valse
De Fall - Tanz aus La Vida breve


Crystal clear - das riecht nach Direktschnitt und ein solcher ist es auch. Entsprechende Dynamik. Aber irgendwie klingt es merkwürdig, unschön. Dann liest man:

"No transformers were used anywhere in the signal path to the lathes. Absolutely no equalization, artificial reverberation, compression or limiting were employed."

Aha, das dürfte den Klang erklären: Wir hören ungeschönt das, was am 19. und 23. 10. 1978 im Konzertsaal (Watford Town Hall) erklang, zudem im ja vermutlich unbesetzten. Dann passt der Klangeindruck. Wenn diese Annahme stimmt, wäre dies eine Aufnahme, in der man einen quasi originären Eindruck des Saals bekommt.

Edit: wenn diese Annahmen richtig sind, zeigt sich auch, wie viel normalerweise an den Aufnahmen "aufgehübscht" wird, auch an denen, die angeblich nur gering mikrofoniert sind und so einen "ungeschönten" Eindruck meinetwegen aus Boston oder der Kingsway Hall übermitteln sollen. Andere Erklärung für den Klangeindruck: Die Jungs von Crystal Clear hatten's nicht drauf. ;) Glaube ich aber nicht...

Edit II: In ihrem rauen Charme erinnert diese Aufnahme an alte Mercury-Produktionen, die ja auch ähnlich sparsam produziert sein sollen. Nur hatte man halt Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre eine andere technische Ausstattung und andere Mikrofone.

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

hier dreht sich gerade wieder einmal einer meiner all-time-favorites:

http://www.discogs.com/Yehudi-Menuhin-M ... se/2330594

Mendelssohn/Bruch
Violinkonzerte
Philharmonia Orchestra, Susskind, Kurtz
Menuhin an der Violine
EMI


Hier gerade als HiQ Reissue - und auch in der Inkarnation Gänsehaut erzeugend. Diese Aufnahme hat mich seit meiner Kindheit begleitet. Sie war eine der ersten Klassikplatten im elterlichen Domizil. Und diese alte Scheibe habe ich neben vielen anderen Pressungen (und Einspielungen) immer noch und halte sie in Ehren.

Es ist einfach eine für meine Ohren wunderschöne Einspielung dieser nicht gerade eben selten zu findenden Werke und Kombination derselben. Menuhin & Co. spielen einfach Musik und nicht irgendeine modische Interpretationhaltung. So gesehen ist mir der Menuhin an der Violine das, was der Rubinstein am Klavier. Man kann die beiden immer hören, selbst wenn zwischenzeitlich andere Vertreter ihres Fachs vorübergehend in den Vordergrund treten - ich komme immer wieder zu ihnen zurück. Die Zeiten überdauernde Interpreten und Interpretationen. Nun ja, das muss nicht jeder so sehen. ;) So, nach dieser kleinen Abschweifung zurück zum Musikgenuss!

Gruß

Jochen
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