Nikolaus Harnoncourt 1929 - 2016

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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musikgeniesser
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Nikolaus Harnoncourt 1929 - 2016

Beitrag von musikgeniesser »

Liebe Forenten,

ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere unter Euch Aufnahmen mit Nikolaus Harnoncourt gerne hört. Neben Günter Wand ist er mein Lieblingsdirigent, wenn man denn so etwas überhaupt über Dirigenten sagen kann.

Durch die zwei habe ich meine Entdeckungsreise zu unbekannter Musik verändert: ich bin nicht mehr über Komponisten (also letztlich über irgendwo über mir bis dahin unbekannte Komponisten geschriebenes, gesendetes oder erzähltes), sondern über Dirigenten zu neuer Musik gekommen: wenn die das dirigieren, dann höre ich mir das mal an. Das kann nicht uninteressant sein.

Auf Harnoncourt bin ich durch die "Schallplatte des Monats" oder wie die Rubrik in der stereoplay heißt, aufmerksam geworden, als sein Beethoven-Zyklus mit dem Chamber Orchestra of Europe dort vorgestellt wurde *). Kann auch Stereo gewesen sein, die ich damals parallel las. So hatte ich Beethoven noch nie gehört und es hat mich gleichermaßen gefesselt wie es mir gefallen hat. Die Tonqualität tat ein übriges. Das dürfte 1993 oder 1994 gewesen sein.

Und, siehe da, Alte Musik ist mir über Harnoncourt näher gekommen. Alte Musik -- also vor der Klassik, grob gesagt -- ist nicht so meine bevorzugte Stilrichtung und wird es wohl auch nicht werden, aber ich höre sie inzwischen gerne und mit Gewinn -- wo sie eben hinpasst.

Interessanterweise bin ich über den älteren der beiden zu Neuer Musik gekommen. Es geht nirgends bunter zu als im Leben.

Nun ist auch Nikolaus Harnoncourt gestorben. Mit 86 durfte er das, keine Frage, aber es ist immer ein Einschnitt. Franz Kafka kommt mir in den Sinn.
Franz Kafka hat geschrieben: Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.
Dass seine Kräfte schwanden, war wohl kaum jemandem derart bewusst wie ihm selbst. So war er selbst es, der am Abend vor seinem 86. Geburtstag von der Welt Abschied nahm. Er hatte am 6. Dezember Geburtstag. Nikolaus eben.

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Quelle: http://images.derstandard.at/t/12/2015/ ... ncourt.jpg
aufrufbar unter http://derstandard.at/2000027039538/Dir ... lt-zurueck

Aber auch seine Bücher über Musik verdienen einen besonderen Hinweis. So klar, hellsichtig möchte ich sagen, denken nur Ausnahmekünstler. Wer erinnert sich nicht an seine kurzen Ansprachen in Wien Neujahr 2001 und 2003.

Hm; nun:
Karl Valentin hat geschrieben: Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind.
Peter

*) wenngleich ich finde, dass das Foto auf der CD-Box das atypischste von ihm ist, das ich kenne. Ich finde, so sah er gar nicht aus.
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Peter,

ich interessiere mich mehr für das Musik hören und umso mehr freut es mich wenn ich mit Beiträgen wie Deinen hin und wieder mal Persönlichkeiten kennen lernen kann.

Einmal mehr muss ich feststellen, dass bekannte Künstler ihren Charakter haben, ob es nun Klassik, Rock, Pop, etc. ist, sie sind auf ihre Weise "speziell" und sein Abschiedsbrief zeigt das :wink:
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