Octave HP 300 MK II - Ein Erfahrungsbericht

Antworten
benethebrain
Aktiver Neuling
Beiträge: 42
Registriert: 22.10.2008, 00:35

Octave HP 300 MK II - Ein Erfahrungsbericht

Beitrag von benethebrain »

Hallo liebe Hifi- und Musik-Freunde,

heute möchte ich mir die Zeit nehmen um euch meine neueste Errungenschaft vorzustellen: Die Octave HP 300 MK II Röhren-Hybrid-Vorstufe:

Bild

Bild

Wie ich zu Octave kam:
Kennen gelernt habe ich Octave bei meinem Händler (Max Schlundt – Kulturtechnik). Seinerzeit wie auch noch heute spielte eine HP 500 SE an der Adam Tensor Beta. Durch meine häufigen Besuche lernte ich diese Kombination schnell zu schätzen. Nunja, aber ich war ja erstmal auf der Suche nach neuen Lautsprechern und so zogen bei mir ein: Adam Audio Column (vollaktiv) und Trigon Audio Snowhite. Sehr glücklich mit dieser Kombination bestritt ich meine Musikerlebnisse. Der Kontakt zur Kulturtechnik riss nicht ab und so fiel mein Augenmerk eines Tages auf die HP 300 MK II (im Folgenden nur noch HP 300 genannt). Nachdem ich sie ein Wochenende ausgeliehen hatte, war für mich klar, dass ich sie haben wollte – und nun steht sie hier.

Das Gerät:
In der Hochpegelvariante bietet das Gerät sechs Hochpegeleingänge, einer davon ist symmetrisch via XLR. Es gibt eine Tape-Record-Schleife für alle Bandfreunde und einen Aux-Eingang, der an der Front des Gerätes auch mit einem Kippschalter angewählt werden kann. Somit schleift die HP 300 das Signal ohne Lautstärkeregelung auf den XLRs (und auf einem der zwei RCA-Ausgänge) nur noch durch – perfekt für alle, die ihre Stereo-Anlage in einer Surround-Anlage integriert haben. Entscheidet man sich für die Phono-Variante, hat das Gerät eine Phono-MC Platine, natürlich auch mit Röhre und der Phono-Eingang kann als solcher genutzt werden. Wo wir gerade von Röhren sprachen: serienmäßig verbaut sind eine ECC 82 und eine ECC 88 auf der Line-Platine, auf der Phono-Platine hingegen ist es eine ECC 81, ich glaube, alle von JJ (Slowakei). Die Lautstärkeregelung erfolgt über ein Poti, Quellenanwahl über Drehschalter.

Optik:
In meinen Augen gehört das Gerät zu den schönsten Geräten der Hifiszene. Ich habe mich für die silberne Ausführung entschieden. Schlichtes Silber mit schwarzen Seitenbacken. Die Drehregler sind verchromt, alle LEDs sind blau, allerdings nicht gleißend hell sondern eher stumpf. Ich finde sie bildhübsch.

Haptik / Verarbeitung:
Ich bin in Sachen Verarbeitung ein kritischer Betrachter, fallen mir Fehler und Mäkel doch schnell auf. So sehr ich mich bemühe, an dem HP 300 gibt es nichts auszusetzen. Alle Anschlüsse sind fest mit dem Gehäuse verbunden und wirken massiv, die XLR-Stecker rasten kernig ein und die schraubbaren Cinch-Stecker sitzen fest. Alle Dreh-, Schalt- und Drückvorgänge am Gerät bieten einen sinnvollen Widerstand und man hat nirgends das Gefühl, das gespart wurde. Einzig der Drehschalter für die Quellenwahl hat ein wenig Spiel, jedoch in einem absolut vertretbaren Rahmen. ZUMAL: Der Spielraum ist nicht in den Schaltrichtungen, sondern wenn man nach oben und unten wackelt. Weiter auf Verarbeitungsfehlersuche konnte ich nichts finden, nicht ein Schraubenkopf ist „verditscht“, alle Schrauben sitzen zentriert – alles perfekt. 100% MADE IN GERMANY - „deutsche Wertarbeit“.

Der Klang:
Einspielzeit: Nach dem ersten Anschließen war ich schon ernüchtert, da lief einiges schief. Nach zwei Stunden platzte der erste kleine Knoten, das machte Mut. Nach ziemlich genau zehn Stunden platzte ein riesiger Knoten und das auch noch wirklich plötzlich. Auf Nachfrage bei meinem Händler teilte er mir mit, dass andere Kunden ähnliche Effekt bemerkt hätten und dass die einhellige Meinung bestand, dass das Gerät in den ersten zehn bis 15 Stunden ein riesigen Schritt nach vorn tut und dann viele, viele kleine in den ersten zwei bis drei Monaten. Ich habe jetzt knapp 25 Stunden gehört und kann sagen, dass ich auch nach dem großen Knoten wirklich noch Veränderungen bemerke, nicht so was wie: „Jetzt ist das und das besser“, sondern eher in der Form immer neuer Überraschungen, dass das, was mir schon aufgefallen ist, einfach immer besser wird: stimmiger, klarer, kontrastreicher.

Ich bin kein großer Klangbeschreiber, daher wird das hier leider recht kurz: Die Musik löst sich unheimlich gut vom Lautsprecher. Mit geschlossenen Augen verschwinden die Lautsprecher förmlich. Der Bass ist genial: Knackig druckvoll, aber nicht übertrieben. Mitten und Höhen sind seidig weich und doch absolut klar definiert. Wie gut der Kontrast ist und sich somit einzelne Töne voneinander unterscheiden fiel mir bei Yann Tiersens – Monochrome auf, direkt am Anfang gibt es einen Geigenton, der nicht in einem Bogenzug gespielt wird, sondern eher, Geigenspieler mögen mir mein Unvermögen verzeihen, zitternd. Hörbar ist das mit dem Trigon auch, aber der Octave macht das einfach beispielhaft gut. Der Hintergrund ist schwarz wie die Nacht und die Musik ist scheinbar grenzenlos dynamisch.

Die HP 300 MK II macht einfach Spaß. Musik, so wie sie sein soll.

Abschließend noch die gesamte Kette, die Musik und ein paar Bilder. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie natürlich gern stellen.

Ich wünsche allen fröhliche Musikstunden.

Ben


Die Kette:
Adam Audio Column (vollaktiv)
Octave HP 300 MK II (hochpegel)
Marantz SA 7001
Zaolla NF- / XLR-Kabel
Eigenbau Stromkabel + Audioplan Powerstar S Netzleiste

Die Musik (kurzer Auszug):
Yann Tiersen – Le Phare / Cetait ici
Jackie Leven – Lovers at the gunclub / Elegy for Johnny Cash
Jacob Dylan – seeing things
Katja Maria Werker – contact myself
Migraine – Little Luxury
Tom Waits
Little Axe
Air
Isaac Hayes
etc.
Bild
Franz
inaktiv
Beiträge: 4422
Registriert: 24.12.2007, 17:07
Wohnort: 53340 Meckenheim

Beitrag von Franz »

Hallo Ben,

danke für deinen schönen und gut lesbaren Hörbericht. Ich kann deine Freude über die Octave-Vorstufe gut nachvollziehen, hab selber einige Jahre mit Zufriedenheit eine Octave HP 500 MK III an meiner Silbersand betrieben. Daß Röhrenverstärker eine gewisse Zeit brauchen, um ihr Klangpotenzial voll zur Entfaltung zu bringen, will ich auch gerne bestätigen.

Hab weiterhin viel Hörvergnügen mit deiner Kette. Feine Sache.

Gruß
Franz
Bild
Rossi
Aktiver Hörer
Beiträge: 1107
Registriert: 13.04.2008, 14:40
Wohnort: Bayern

Beitrag von Rossi »

Hallo Ben,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht! :cheers:

Irgendwann dieses Jahr wird auch bei mir das Thema neue Vorstufe anstehen (nämlich dann, wenn das Thema neuer CD-Player gelöst wurde :wink: ), da sind solche Berichte Gold wert. Die Octave hat mir schon von Anfang an gefallen.

LG, Stefan
Bild
Roland H.
Aktiver Hörer
Beiträge: 132
Registriert: 21.04.2008, 22:43
Wohnort: Grevenbroich

Roland H.

Beitrag von Roland H. »

Hallo Ben,

schöner Bericht, weiter so.
Ich hatte mal leihweise eine HP 200 an meiner ehemaligen BM 3,
war schon beeindruckend, bin aber bei meinem BM 100 geblieben.

Franz
Warum hast Du den gewechselt ?

Hat jemand Erfahrung mit einem VV von Shindo ?

Gruß Roland
Bild
benethebrain
Aktiver Neuling
Beiträge: 42
Registriert: 22.10.2008, 00:35

Beitrag von benethebrain »

Guten Abend,

vielen Dank für eure Glückwünsche.

Nein, Shindo kenne ich gar nicht.

Gruß
Ben
Bild
Franz
inaktiv
Beiträge: 4422
Registriert: 24.12.2007, 17:07
Wohnort: 53340 Meckenheim

Beitrag von Franz »

Roland H. hat geschrieben:Warum hast Du den gewechselt ?
Naja, meine Ramses-Kabel, die jeweils 3 m lang waren, machten am trafosymmetrischen Ausgang der Octave Probleme, außerdem war die Basskontrolle nicht so, wie ich es mir wünschte. Ich bin da aber erst später dahintergekommen. Hatte dazwischen ja auch noch einen weiteren Röhren-Vorverstärker. Heute würde ich das so nicht mehr machen. Meine Silbersand braucht schon eine Transistor-Vorstufe, damit der Bass kontrolliert und konturiert spielt. Man macht im Laufe der Jahre halt so seine Erfahrungen. Will sagen: Es muß passen. Das merkt man aber erst durch den Vergleich. Man gewöhnt sich recht schnell an etwas, dann merkt man das gar nicht. Also: wenn´s geht, immer vergleichen.

Gruß
Franz
Bild
audiosix
Aktiver Hörer
Beiträge: 54
Registriert: 26.09.2009, 08:38
Wohnort: OWL Innovations und Technologiestandort
Kontaktdaten:

Beitrag von audiosix »

Hallo,

deine Silbersand braucht eine Vorstufe mit genug Treiberleistung, ob das Röhre oder Transistor ist spielt keine Rolle,

Reinhard
Bild
Franz
inaktiv
Beiträge: 4422
Registriert: 24.12.2007, 17:07
Wohnort: 53340 Meckenheim

Beitrag von Franz »

Reinhard,

kannst du das etwas näher ausführen?

Gruß
Franz
Bild
audiosix
Aktiver Hörer
Beiträge: 54
Registriert: 26.09.2009, 08:38
Wohnort: OWL Innovations und Technologiestandort
Kontaktdaten:

Beitrag von audiosix »

Hallo,

ich entnehme deinen Kommentaren das du mit Röhenvorstufen experimentiert hast. Mit denen war dein Bass nicht kontrolliert, bzw. konturiert genug. Das muss nicht so sein. Es gibt Röhrenvorstufen die locker
20 Meter Kabel treiben und eine sehr gute Basskontrolle haben. Lies mal den Thread "Innovative Audio"

Gruß,
Reinhard
Bild
realperfekt
Aktiver Hörer
Beiträge: 542
Registriert: 24.01.2008, 22:45
Wohnort: Bochum

Beitrag von realperfekt »

audiosix hat geschrieben:Es gibt Röhrenvorstufen die locker
20 Meter Kabel treiben und eine sehr gute Basskontrolle haben.
... diesbezüglich auch hier nachzulesen:
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?p=1748#p1748

Reinhard, schön dass Du Dich hier einmischt.
Gut, dass Du nochmal auf die physikalische Zusammenhänge hinweist.
Und sei es auch nur als Kontrapunkt zu "chicen, teuren und eingespielten Kabeln", die aber deutlich mehr her machen, als so ein trivialer Innenwiderstand mit entsprechender Stromlieferfähigkeit!

Peter
Bild
spocky16
Aktiver Neuling
Beiträge: 3
Registriert: 02.10.2009, 10:45

Beitrag von spocky16 »

Bei den Shindo Vorstufen gibt es riesige Unterschiede. Von den älteren und hochohmigen Modellen, wie Claret, Mazeris Bellevue und der älteren Monbrison würde ich die Finger lassen, die kannste vergessen.
Die neueren Modelle wie Aurieges, Monbrison oder Catherine sind hingegen hervorragende Geräte. Die 600 Ohm Monbrison oder auch Catherine gehören mit zu den besten Vorstufen überhaupt. Sie haben eine hohe Stromlieferfähigkeit, können lange Kabel treiben, somit eine sehr gute Basskontrolle und spielen sehr natürlich. In kombination mit einer MEG schon eine Wucht. Klanglich würde ich Sie noch ein gutes Stück vor den üblichen Verdächtigen wie z.B. Octave (sorry, kostet aber auch mehr), Einstein, Röder, Nagra, Conrad Johnson etc, etc einordnen.
Leider in D nicht mehr neu zubekommen.

Eine Alternative, welche die wirklich guten Shindos noch ein gutes Stück topt, ist die symmetrische Vorstufe von INnovative Audio, welche durch Direktvertrieb (kein Vertriebs- und Händleraufschlag) auch noch preiswerter ist.
Den nicht sehr hochohmigen Eingang einer ME oder anderer aktiver LS/ Endstufen von 10 KOhm hat die Ultrapath durch die enorme Stromlieferfähigkeit spielend im Griff. Es ist schon faszinieren, wie präzise und auflösend dieses Vorstufe Ihren Job macht. Sie wirkt dabei nie nüchtern, kalt oder angestrengt, sondern läst der Musik genügend Luft um sich zu entfalten.
In einer symmetrischen Kombination, auch mit dem passenden symmetrischen Phonoteil werden höchste Ansprüche zufrieden gestellt.

Einfach mal ausprobieren!

Gruß John
realperfekt
Aktiver Hörer
Beiträge: 542
Registriert: 24.01.2008, 22:45
Wohnort: Bochum

Beitrag von realperfekt »

spocky16 hat geschrieben: Den nicht sehr hochohmigen Eingang .... aktiver LS/ Endstufen von 10 KOhm hat die Ultrapath durch die enorme Stromlieferfähigkeit spielend im Griff.
John,
zu den 10 kOhm kommt noch die Kabelkapazität - und die kann in meinem Beispiel auch die 2 nF/Ast erreichen. Wenn die Vorstufe das treibt, dann zählen letztendlich nur noch Ihre inneren Werte .... und die hast Du ja beschrieben.
Peter
Bild
Antworten