Verstärkerklang

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,
man sollte sich klar machen, dass viele Überlegungen hinfällig sind, wenn man die Dynamikkompression der aktuellen Popmusik bedenkt. Da stört doch kaum noch, wenn der Amp clippt. Hauptsache, die Sicherung fliegt nicht während des Betriebs raus.
Bei Musik mit natürlich belassenen dynamischen Spitzen kommen diese mit so großen Abständen, dass zwischenzeitlich das Netzteil allemal Zeit genug hatte, sich dafür wieder zu erholen. Und denjenigen möchte ich kennenlernen, der Clipping bei einzelnen Peaks erkennt, deren Abstände mehr als 1 Sekunde beträgt.

Gegen Intersample Clipping kann man was machen, gegen eine übersteuerte Aufnahme nachträglich kaum. Bestimmte Musik eignet sich wohl nicht wirklich für einen Klangvergleichstest bei Verstärkern.
Grüße Hans-Martin
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uoiea
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Beitrag von uoiea »

äh... also so zwischenrein wollt ich mich nur mal als Themenersteller melden... ich bin schon längst ausgestiegen ;-) aus diesem mittlerweile Physik-Kompendium ;-) das ist mir zu hoch
Nur so viel habe ich verstanden: Ganz so einfach wie auch hifiaktiv geschrieben ist es nicht mit den Verstärkern; es lohnt sich nach wie vor, unterschiedliche probezuhören...
Danke für die rege Beteiligung!
Emil
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

sieht so aus als ob nur probieren hilft. Sofern man sich den Amp ausleihen und im Falle zurückbringen kann kein Problem, sonst wirds teuer.

Peter
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Emil,
nachfolgenden Text hatte ich anfangs geschrieben, aber nicht abgeschickt, jetzt scheint es mir angebracht, ihn doch nachzuschieben, betreffend unbeantworteter Fragen.
Du hast nur "harte" Verstärker im Sinne des Artikels gehört, die allesamt per starker Gegenkopplung den Ausgangswiderstand absenken und einen hohen Dämpfungsfaktor anstreben, der allerdings durch die Qualität des LSKabels wieder zunichte gemacht werden kann, außerdem durch die Frequenzweichenbauteile in der Box.
In der Regel haben die Transistorverstärker dieser Art Dämpfungsfaktoren über 100, also Ausgangswiderstände unter 80 Milliohm.

Weiche Verstärker sind Verstärker mit Ausgangswiderständen über 1 Ohm (sag ich mal), wie Röhrenverstärker die mit Gegentaktbetrieb 1,3 Ohm oder Eintakt mit 3 Ohm Ausgangwiderständen daherkommen, reagieren auf die Impedanzschwankungen der Box, bei Breitbändern kann das sehr hilfreich sein, wenn an den Bereichsenden noch eine extra Anhebung geschieht.

Ich frage mich manchmal, woher der Verstärker mit Dämpfungsfaktor 1000, also 8 Milliohm Ausgangswiderstand den Strom hernimmt, wenn sein Netzteil Kondensatoren mit Innenwiderständen bei 40 Milliohm hat, schließlich kommt der Strom von hier... aber darauf will ich gar nicht hinaus, wichtiger ist, dass derselbe Verstärker unterschiedlich klingt, wenn man den Netzstecker umdreht, wenn man andere Sicherungen verwendet, die Elkos im Netzteil tauscht, andere Netzkabel verwendet, Schrauben an den Endtransistoren für anderen Anpressdruck an den Kühlkörper anzieht, etc. - was alles an der eigentlichen Verstärkerschaltung und den dort verbundenen Bauteilen nichts ändert

Einen Verstärker der unteren Preisgruppe eines Markenanbieters würde ich nicht als Referenz nehmen.
Man sollte mal einen Verstärker der Edelklasse gehört haben, am besten 2 oder 3, um festzustellen, dass man bei denen auch noch Unterschiede hört. Wenn man mit ihnen tiefer in feine Details eintaucht, werden die Unterschiede nur größer...
Offenbar schafft es keiner, so zu klingen wie das Modell eines Mitbewerbers. Und vielen (um nicht zu sagen: allen) Anbietern gelingt es nicht, das kleine Modell so klingen zu lassen wie das große, vermutlich muss man doch mehr Aufwand treiben, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Mit einem schlechten Kabel kann man die mögliche Qualität des Verstärkers relativieren.
Auf das Wechselspiel mit angeschlossenen Geräten (Bindeglieder: Kabel) hat Jürgen schon hingewiesen.
Den Sweetspot im Raum finden und die Lautsprecher optimal platzieren ist mMn viel wirkungsvoller und kostet keinen Mehrpreis, ein Raumkorrektursystem hilft ebenfalls erheblich.

Wer ständig dynamikkomprimiertes Musikmaterial hört, stellt sicherlich andere Ansprüche an den Verstärker als jemand, der Aufnahmen mit perfekter räumlicher Abbildung für selbstverständlich hält.
Grüße Hans-Martin
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Hallo Hans Martin

So wie ich das versucht habe zu verstehen kann man mit gekonnter Gegenkopplung den Ausgangswiderstand der Endstufe frei definieren. Sogar endlos bis negativ.

Ich frage mich jedoch ob eine Kompensation per Acourate nicht das gleiche Ergebnis zu tage bringt.
Zumindest sieht der Transient auf der 0-1 Volt Bildschirm Darstellung gleich aus.
Hat mal jemand untersucht ob das Nachschwingen bei kompensiertem Frequenzgang bei der Resonanzfrequenz des Treibers wirklich unterschiedlich ist???

Bei meinem Test Breitbänder (Re 7.4) im Horn war jedenfalls auch nach anklemmen des hochohmigen SET mit lächerlichem Dämpfungsfaktor 3 (!) die Membran beim Fingerklopfen genauso hart eingespannt wie am Transistor.

Gruß
Josh
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Josh

beliebig klein sicher, negativ geht natürlich nur dann schwingt der Verstärker.

Dämpfungsfaktor generell auch ohne Frequenzweiche dazwischen ist schnell mal gut, sagen wir mal Dämpfungsfaktor 50 reicht allemal.
Für Hörner gluabe ich gerne dass da weniger immer nocht gut genug ist.
Mit acourate oder jeglicher anderen EQ Software lässt sich der lineare Teil des FG genau kompensieren. Alles was nichtlinear ist leider nicht.

Peter
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Moin Peter!

Schwingt der dann nicht nur wenn keine oder unpassende Last dran hängt?

Gruß
Josh
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Josh

solange der Widerstand negativ ist schwingt er, dabei ist die Gesamte Last einbezogen. Wenn der Amp als eine Regelscheife hat und immer negativ nachregelt, dann schwingt er immer (Prinzip von Oszillatoren).

Es gibt Experimente damit, aber da z.B. der Lautsprecher eben den Widerstand je nach Temperatur ändert, kann der negative Widerstand nicht genau kompensiert werden, denn dann ist die Gefahr dass er schwingt sehr gross. Es hat da etliche Versuche gegeben. Resultat ist dann viel Rauch....schwingt bis zum Clippen.

Peter
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Je mehr man über das Schwingen nachdenkt, desto sinniger erscheint mir der Einsatz einer weit unter Lastgrenze betriebenen Class A Endstufe, die super schnell ist, aber kaum gegenkoppelt, mit etwas höherem Ausgangswiderstand, welche dann nur linear vorauskompensiert wird.

Und schon wären wir wieder bei der Röhre am Horn plus Acourate :mrgreen:

Oder alternative Nelson Pass / Andre Buscher an selbiger Kette.
Was die Idee hinter den Magico Hörnern erklärt...
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

Class-A muss nicht unbedingt stabiler sein als andere Designs. Class-A heizt sehr viel und denke ist nicht vernünftig für hohe Leistung. Für Hörner völlig okay.

Röhren: Hohe Spannung kleiner Strom geht gut, aber nicht für hohe Leistung und hohen Strom (mit Trafo geht es besser, Trafo ist ebenfalls wieder eine Komponente in Signalpfad und nichtlinear).

Grunsätzlich wird da sehr viel mit den Daten geschummelt, was drauf steht ist sehr selten auch wirklich drin.

Die Elektronik sollte schon mal einen linearen FG haben was ja heute einfach zu haben ist. Acourate dann zur Korrektur von Driver, Frequenzweiche, Raum EQ.

Peter
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Hallo Peter

Eben. Sagte ja, Horn, kleine Leistung :)

Aber warum sollte Acourate nicht die Abwesenheit der Verstärkergegenkopplung (bei geringer Leistung!) kompensieren dürfen?

Steht das in der AGB? :)
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Josh

darf natürlich und wird ja ohnehin als Gesamtsystem einbezogen. Nur denke ich ist der Verstärker nicht der Fokus zur Korrektur mit acourate.

Peter
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Ja klar. Aber Zweck und Verwendung dürfen ja mal zum Guten missbraucht werden :D

Natürlich nicht so gut wenn es an anderer Stelle wehtun würde (Endstufe aufdrehen weil Kabel induktiv).
Auch nicht gut wenns so klein dass man es mit einer Hörplatzmessung kaum erfassen kann.

Was ja hier nicht gegeben ware.
Insofern könnte man ungestraft ein paar Vorteile der Gegenkopplungsfreien Endstufe genießen.
Natürlich immer unter der Premisse der zarten Heimanwendung potenter >110dB SPL Tröteriche.
Vollaktiv mit Acourate. Also ein sehr spezifischer Ausnahmefall.

Gruß
Josh
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Josh

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Steht das in der AGB? 
Der war gut... den merke ich mir ;)

Besonders wo Uli ja ganz klar im Bezug auf Digitalverstärker darauf hinweist, dass man das prima machen kann.

:cheers:

Grüßle

Christian
uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Wo mein Name gerade fällt... Es bewegt mich schon seit Tagen zum Thread zu schreiben. Allerdings nichts Gescheites, ein bisschen offtopic:

Er drehte am Verstärkerklang, bis der Verstärker stärker klang. :wink:


Grüsse
Uli
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