Was ist ein Aktivlautsprecher? (Friedrich Müller)

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Was ist ein Aktivlautsprecher? (Friedrich Müller)

Beitrag von Aktives Hören »

Der nachfolgende Beitrag stammt von Friedrich Müller (Silbersand):
Friedrich Müller hat geschrieben:
Da selbst Google (bei „define: Aktivlautsprecher“) keine Ergebnisse liefert, wollen wir unter einem Aktivlautsprecher einfach ein System verstehen, bei dem jeder Weg (also Hochton, Mittenton, Tiefton, ...) eine eigene Endstufe hat. Ob die in ein einziges Gehäuse eingebaut sind oder nicht, ist im Prinzip völlig belanglos.

Warum baut man Aktivlautsprecher?

Verschiedene Hersteller nutzen unterschiedliche Möglichkeiten, die das Aktivprinzip bietet. Zwei grundsätzliche Vorteile sind aber allen gemeinsam:

1. Die Aufteilung in die einzelnen Frequenzbereiche funktioniert vor der Endstufe wesentlich besser als nach der Endverstärkung. Kleine Signale kann man nämlich mit den Mitteln der Elektronik viel präziser filtern als auf der Ebene von ein paar Hundert Watt, wo man nur noch mit den groben Werkzeugen der Elektriker arbeiten kann. Drosselspulen und Lastwiderstände haben im Signalweg einfach nichts zu suchen. Diese Darstellung mag etwas untechnisch klingen, aber Fachleuten braucht man das ohnehin nicht mehr zu erklären.

2. Eine passive Frequenzweiche stellt eine komplexe Quellimpedanz* dar. Ein Lautsprecherchassis ist eine äußerst komplexe Lastimpedanz. Und das ohne Entkopplung miteinander zu verbinden, ist geradezu abenteuerlich.

*Anmerkung: Unter „Impedanz“ kann man sich als Laie so eine Art Eigenleben vorstellen, das stark von verschiedenen Bedingungen abhängt. Im Bereich der Mechanik wäre das leichter anschaulich zu machen und da könnte man sich folgende Analogie vorstellen: Man hänge an ein Auto (am besten mit Automatikgetriebe, also mit „Eigenleben“) einen Anhänger, den man aber nicht mit einer starren Kupplung, sondern über eine Spiralfeder verbindet und belade diesen noch mit einem großen, zur Hälfte gefüllten Wassertank. Der Fahrspaß wäre stark eingeschränkt, aber die Möglichkeiten, durch haarsträubende Maßnahmen deutliche Veränderungen zu bewirken wären enorm. Zum Beispiel könnte man eine zweite Spiralfeder einsetzen und dann von „bi-wiring“ reden.

Die saubere Frequenzaufteilung und die klar definierte Kopplung zwischen Endstufe und Lautsprecher sind zwei fundamentale Vorteile. Sie sind aber noch mehr: Sie sind die Basis für weitere interessante Entwicklungen und da haben Hersteller aus Europa, gerade auch aus Deutschland die Nase vorn. Wenn aktives-hoeren.de hier aufklärend und belebend wirken kann, dann wäre das ein Gewinn für jeden einzelnen Hörer und für das Thema HiFi insgesamt.

Friedrich Müller, im Dezember 2007
Was Herr Müller bescheiden verschweigt, sind weitere Merkmale von Aktivlautsprechern, die aber - je nach Hersteller - in unterschiedlicher Ausprägung umgesetzt werden. Es sind dies:
  • die Perfektionierung der Kopplung von Endstufe und Lautsprecher durch einen Regelkreis ("Sensorregelung")
  • die Möglichkeit, durch Filterung die Lautsprecherchassis zu entzerren und damit optimal aufeinander abzustimmen und darüber hinaus sogar an die Raumakustik anzupassen.
Es dürfte nach Kenntnisnahme dieser konzeptionellen Vorzüge selbst Laien schwerfallen zu glauben, dass ein Aktivlautsprecher bei technisch korrekter Auslegung nicht besser klingen muss als sein passives Pendant. Wie immer hängt es natürlich von der konkreten Umsetzung durch den jeweiligen Entwickler und dessen Klangphilosophie ab, ob das Ergebnis gefällt.
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