Optimale Chassis für einen digital gefilterten DIY-LS?

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Shefffield
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Optimale Chassis für einen digital gefilterten DIY-LS?

Beitrag von Shefffield »

Hallihallo,

ich habe mir in den Kopf gesetzt, innerhalb deses Jahres "meinen letzten Lautsprecher" zu bauen. Nach einer Begegnung mit dem AudioVolver letztes Jahr in Gelsenkirchen auf der HMW-Messe sind für mich Acourate und BruteFIR gesetzt, ebenso wie ein komplett aktiver Betrieb der LS, der schon vorher beschlossen war.

Eine Hörsitzung mit der Silbersand 701 hat mir letztes Jahr zwar ebenfalls klargemacht, dass diese sehr weit oben spielt, aber erstens fehlt mir das Spielgeld dafür, zweitens bin ich viel zu sehr DIY-infiziert, um einfach etwas von der Stange zu kaufen und mich damit zufriedengeben zu können.

Ich habe zwar schon so gut wie alle Chassis für mein Projekt angeschafft und bereitliegen, aber die Entscheidungen für bestimmte Typen sind größtenteils vor der Festlegung auf Acourate/BruteFIR gefallen. Ich möchte diese Entscheidungen nun vor dem neuen Hintergrund noch mal abklopfen. denn ich bin mir bewusst, dass auch das beste digitale Korrektursystem gegen Fehler der Chassis nicht allzu viel ausrichten kann.


Eine wesentliche Leitlinie bei meiner Chassiswahl war ein möglichst hoher Wirkungsgrad, der durch kurzhubige Auslegung des Motors und schiere Antriebskraft erzielt werden soll. Die gewählten PA-Mitteltöner können also vor Kraft kaum laufen und haben eine 77 mm große, 12 mm hoch gewickelte Schwingspule, die sich in einem 11 mm tiefen Luftspalt bewegt. Meine Hoffnung ist, dass die Membran durch den weit außen liegenden Krafteinleitungsbereich (große VC) im Arbeitsbereich (ca. 300..1500 Hz) nicht übel aufbricht und dass der Motor die nicht eben kleine Spule durch das extreme Verhältnis aus Spulenlänge und Luftspalttiefe, das bei ansonsten normalen Parametern ein Qes von 0,09 erzeugt, maximal kontrolliert führen kann. Der sehr glatte Roll-Off des Frequenzgangs bei etwa 4 kHz legt jedoch nahe, dass die Membran nicht allzu steif ist. Nach klassischem Muster ist das positiv für einen Mitteltöner, die ultrasteilen Filter eines Digitalsystems schaffen hier allerdings völlig neue Möglichkeiten, die ich bei meiner Vorauswahl noch nicht auf der Rechnung hatte. (Inzwischen habe ich wahrscheinlich sogar eine Quelle aufgetan für PA-Chassis mit Sandwichmembranen, allerdings warte ich noch auf eine Antwort.)

Die Chassisgröße von 10" ist bewusst gewählt, um einen im Abstrahlverhalten möglichst stetigen Übergang zum gesetzen Hochtöner zu schaffen. Die 12"-Version mit identischem Antrieb habe ich für Vergleiche ebenfalls bereitliegen.

Vielleicht sollte ich die Kandidaten beim Namen nennen:
Hochton: Beyma TPL-150H (ab ca. 1,5..1,8 kHz)
Mittelton: Beyma 102Nd oder 122Nd (ca. von 300..400 Hz bis 1,5..1,8 kHz)
Grundton: Beyma 15G450/N oder 15MW/Nd (bis ca. 300..400 Hz, später nach unten zu ergänzen durch eine verteilte Basslösung)

Die Bevorzugung der Spanier ist etwas historisch bedingt, ich habe aber kein Problem, auch völlig andere Produkte und Hersteller in Betracht zu ziehen. Für Mitteltönervergleiche habe ich noch ein paar Kandidaten bereitliegen, die allerdings nicht die extreme Motorauslegung der Beymas haben.

Der AMT-Hochtöner macht mir inzwischen auch etwas Kopfzerbrechen, da er bauartbedingt praktisch ausschließlich mechanisch bedämpft ist: Die (von Hifi-Selbstbau an meinen Exemplaren ohne Wave Guide gemessene) mechanische Güte Qms ist 1,2, die elektrische Güte Qms ist fast 23. Das spricht Bände und lässt sich am Aufbau der Hochtöner gut nachzuvollziehen: Hinter der Membran ist ein Filzstreifen angebracht, der einen mehr oder weniger definierten Fließwiderstand bildet. Nicht unerwartet sind die Abweichungen zwischen den beiden gemessenen Hochtönern bei Kennschalldruck und Frequenzgang auch erheblich.

Durch eine Modifikation der Rückkammer und der Bedämpfung ist natürlich Vieles einzustellen. Trotzdem bin ich etwas ins Grübeln gekommen, ob dieser Hochtönertyp eine ideale Wahl für mein Konzept darstellt. Alternativen sind allerdings rar, denn bei geforderten mindestens 100 dB Kennschalldruck, kontrolliertem Abstrahlverhalten und tiefer Ankoppelbarkeit gibt's nicht mehr viel. Ein weiterer Mitteltonweg zur Verschiebung der Trennfrequenz mit kleinerem Konuschassis oder sogar Mitteltonkalotten (müssten zwei sein für den geforderten Kennschalldruck) ist denkbar, würde mir aber nicht wirklich gefallen.

Ach ja, der Kennschalldruck... Die Vorgabe ist deswegen so hoch, weil ich hoffe, mit einem solchen System die lockere, unangestrengte Wiedergabe zu bekommen, die mir so wichtig ist. Hörerfahrungen mit ähnlich wirkungsgradstarken Systemen bestätigen mich, und ich kann mir vorstellen, dass eine große schallabstrahlende Fläche die Raumluft anders anregt als kleine Langhuber. Außerdem plane ich für einen Hörabstand von rund 4 m und einen bevorzugten Abhörpegel von 85 bis 90 dB am Hörplatz.

Ich bin gespannt auf Eure Anregungen und Hinweise!
Axel
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Axel,

Du kannst mit AcourateLSR2 z.B. das Mitteltonchassis messen (Sweep 200 Hz - 2000 Hz, 60 sek, FadeIn = 2, FadeOut=1) und mir dies Logsweep_rec.wav schicken. Dann können wir die Verzerrungen checken.

Gruss, Uli
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Shefffield
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Beitrag von Shefffield »

Super, wird gemacht! Danke, Uli!

Es wird noch ein paar Tage dauern, bis ich die Versuchsgehäuse aufgebaut habe, und meine Wochenenden sind bis Mitte Mai ausgebucht. Wenig Zeit zum Basteln....

Wenn wir Verzerrungen prüfen wollen - mit welchem Pegel sollte ich an die Sache 'rangehen? Meinen üblichen Gefechtspegel am Hörplatz, wenn ich genießen will? Mikro auch am Hörplatz, richtig?

Bis bald,
Axel
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Gefechtspegel ist ok. Solange nicht irgendwas clippt, so z.B. das Mikro :-)
Nahfeldmessung ist dabei auch erlaubt, dann spielt der Raum nicht so stark mit. Du willst doch das Chassis messen ? :mrgreen:

Grüsse, Uli
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