Höhenüberdämpfung durch Raumakustikmaßnahmen reduzieren

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Salvador
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Höhenüberdämpfung durch Raumakustikmaßnahmen reduzieren

Beitrag von Salvador »

Hallo zusammen,

hier die gegenwärtige Situation in meinem Hörraum:
Salvador hat geschrieben: Bild
Worum es mir jetzt geht, ist dass die Höhen ab 8 kHz zunehmend durch die Verwendung von Akustikschaumstoff (Basotect) und andere Maßnahmen wie Teppich, Vorhänge etc. bedämpft sind, was sich in einer stark abnehmenden Nachhallzeit und einem Pegelabfall im oberen Frequenzbereich widerspiegelt.

Ich habe mir nun überlegt, die Schaumstoffflächen teilweise mit einer Loch- oder Schlitzplatte vorzuverkleiden, um gezielt nur die Frequenzen unter 8 kHz zu bedämpfen. Dass heisst also, Frequenzen mit einer Wellenlänge von mehr als 4 cm.

Hier meine Fragen an euch:
Muss ich nun also Platten generieren, die einen Loch- oder Schlitzabstand von 4 cm haben? Wenn ja, wie gross müssen denn die Löcher oder Schlitze sein? Und kann man denn so etwas auch irgendwo kommerziell bestellen? Und würde ggf. eine Folie, die man auf den Schaumstoff klebt und dann noch mit dünnem Stoff bedeckt, auch funktionieren? Wo bekomme ich die denn her?

Für Eure Hilfe und ggf. andere Vorschläge wäre ich sehr dankbar!

Beste Grüße,
Andi
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Andi,

eine Höhenüberdämpfung lässt sich sicher durch Verkleidungen lösen. Ich würde allerdings empfehlen, statt Loch-/Schlitzplatten lieber Diffusoren einzusetzen, die Du in bestimmten (in Abhängigkeit zum Mess-Ergebnis) Abständen anbringst. Bei Deiner Problemlage haben Diffusoren gegenüber den Loch-/Schlitzplatten den Vorteil, dass Sie nicht nur die Dämpfung zurückfahren sondern auch zugleich die Ortbarkeit weiter verbessern.

Grüße
Fujak

P.S.: Auch wenn wir nicht die Zeit gefunden haben, uns ausführlicher zu unterhalten, fand ich es schön, dass ich Dich auf dem Forumstreffen mal live kennengelernt habe (virtuell kennen wir uns ja nun schon länger). :cheers:
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Andi,

der Abfall ab ca. 8kHz ist typisch wenn man die Nachhallzeit mit einen Lautsprecher misst. Du musst bedenken, dass die meisten Hochtöner zu hohen Frequenzen immer stärker bündeln und somit Reflexionen weniger angeregt werden. Außerdem werden hohe Frequenzen stärker in der Luft gedämpft als tiefe. Das zeigt sich in der Messung mit einer abfallenden Nachhallzeit.

Für mich ist alles in Lot und nachvollziehbar.

Ich bin übrigens vor ein paar Jahren den Weg gegangen unseren Hörraum etwas "Wohnraum-typischer" zu gestalten, in dem ich an die obere Grenze der Nachhallzeiten gegangen bin und habe die Messungen mit meiner Sonus Natura 331 durchgeführt, die im Hochton eine sehr breit abstrahlende Kaotte besitzen. Da zeigen sich trotz wenig Dämpfung im Raum ähnliche Tendenzen wie bei Dir.

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Und in unserem kleinen Hörraum sieht es wie folgt aus:

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Wie unschwer zu erkennen ist, wenig Dämmelemente. :wink:
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo Fujak,

ja, genau, es war mir eine Freude, Dich mal persönlich kennen gelernt zu haben ! :cheers:

Was den Einsatz von Diffusoren betrifft, so habe ich als solche zu bezeichnende an den Seiten, jeweils knapp 4 m², in Form von großfächrigen Regalen mit unterschiedlichster Befüllung. Ich habe also bereits große Diffusorflächen implementiert, nur an den Seiten, hinter den LS und in den Frontecken sind Absorberelemente aus Basotect. Insgesamt bin ich mit der Bedämpfung auch sehr zufrieden, da es mir gelungen ist, die Nachhallzeit auf die obere Grenze der Studionorm zu senken. Wenn ich jetzt Absorberfläche wegnehme, steigt wieder die Nachhallzeit.

Ich möchte nun mit den vorhandenen Absorberlementen wenn möglich die hohen Frequnezen schonen und dafür bräuchte ich konkrete Tipps. Wo bekomme ich z.B. so eine Akustikfolie her, welche kann man empfehlen, wie sollte sie gelocht sein etc. und funktioniert das?

Hallo Cay-Uwe,

danke für den Hinweis! Ich habe meine Messung allerdings mit einem von Uli Brüggemann kalibrierten Messmikrophon in Acourate vorgenommen, und soweit ich weiss, kompensiert die Kalibrierung den Abfall im Hochtonbereich bei der Messung. Stimmt doch Uli, oder? Ausserdem ist bei den Messungen bei zunehmender Bedämpfung die Nachhallzeit auch im Hochton immer weiter abgefallen, was darauf hindeutet, dass die Dämpfung hier in der Tat zunimmt. Also ich glaube immer noch, dass ich da was machen muss.

Beste Grüße,
Andi
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Salvador hat geschrieben:Ich habe meine Messung allerdings mit einem von Uli Brüggemann kalibrierten Messmikrophon in Acourate vorgenommen, und soweit ich weiss, kompensiert die Kalibrierung den Abfall im Hochtonbereich bei der Messung. Stimmt doch Uli, oder?
Andi,

die Kalibrierung dient zum Abgleich der Eigenschaften de Mikros. Nicht jedoch zum Abgleich der Eigenschaften des Hörraumes. Der Hochtonabfall ist normal und ok. Siehe hierzu auch die Toleranzgrenzen in Deinem Nachhalldiagramm. Was demzufolge eher zu verbessern wäre ist der Nachhall unter 100 Hz.

Andere Leute träumen von so einem trockenen Hörraum mit dem gleichmässigen Nachhall oberhalb 100 Hz. Was ja schon fast Studioqualität ist.

Grüsse
Uli
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Jahresprogramm
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Beitrag von Jahresprogramm »

Hallo Andi!

ja das treffen war toll. Hat mich auch gefreut dich persönlich kennen zu lernen.

Darf ich erfahren, warum Du den Hochton weniger bedämpfen willst. Denn Deine Messungen geben keinen Anlass dazu. Da hat Cay-Uwe recht. Sitzt du etwa nahe so eines porösen Absorbers? Wenn das zutrifft, dann kann bei rein porösen Absorbern Taubheitsgefühl aufkommen. Das ist ziemlich unangenehm. Es reicht aber nur den betroffenen Absorber abzudecken.

Mit der Mikrofon Kalibrierung hat es auch nichts zu tun. Das Mikrofon ist kalibriert, damit es genau das aufnimmt, was ankommt. Wenn der Hochtöner bündelt, wird einfach weniger Energie zur Seite abgestrahlt, es gibt weniger Reflexionen und somit automatisch weniger Nachhall. So hat fast jeder Raum bei unserer "Art" der Messung der Nachhallzeit so einen Abfall im Hochton.

Grüße
Alex
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Andi,

die Bedämpfung Deines Hörraumes sieht doch perfekt aus. Ich würde daran gar nichts machen und in jedem Fall abwarten, wie die AGM performen. Und wenn es Dir im HT zu bedämpft vorkommt, würde ich eher den HT etwas anheben, als die Akustik zu verschlechtern. Die Dämpfungskurve in meinem Hörzimmer sieht fast identisch aus und ich bin sehr zufrieden damit.

Gruß,
Kai
Raal
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Beitrag von Raal »

Hallo Andi,

ich finde die Bedämpfung auch eher als perfekt zumindest im Bereich ab 100Hz. Für den Bereich darunter solltest du aber noch dringend etwas tun.

Viele Grüße
Andreas
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo Uli, Axel, Kai und Andreas,

vielen Dank für eure wertvollen Kommentare und Erläuterungen. Ich bin/war ein Laie in der Materie, der sich empirisch der akustischen Verbesserung des Hörraums annähert. Es ist gut zu wissen, dass ein Höhenabfall messtechnisch normal ist. Ich werde im Mittelhochtonbereich nun nichts ändern, es klingt subjektiv sehr gut, nur weiss man oft erst dann, was noch geht (oder nicht geht), wenn man etwas ausprobiert hat. Dank Eurer Einschätzung weiss ich nun, dass es gut so ist, wie es ist. Ihr habt mir Zeit und Geld gespart, vielen Dank!

In der Tat, der Bereich unter 100 Hz ist noch eine Baustelle, aber da will ich ja das echte VBA mit Bassplatine in den AGMs und Frontdoppelbass einsetzen. Meiner Meinung nach muss das dann nicht nur die eine horizontale Mode und ihre Vielfachen, sondern den Nachhall im BAss insgesamt vermindern, obwohl man ja sogar zusätzliche Bassenergie in den Raum pumpt, aber eben gegenphasig und damit auslöschend. Das wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert, ob dem so ist oder nicht, ich mache dann einfach Messungen, die uns aufzeigen, was Sache ist, und werde das dann in einem gesonderten Thread beschreiben. Dafür brauche ich aber erst mal die AGM, was ja bald der Fall ist.

Beste Grüße,
Andi
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