Floyd Toole - Sound Reproduction

uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

O.Mertineit hat geschrieben: Tatsache ist jedoch, das Toole und Olive das Thema der Lautsprecher-/Raum Interaktion und der damit verbundenen Hörerpräferenz in ihrer Arbeit - die das Thema des Threads darstellt - mithilfe von "subjektiven Messungen" (subjective Measurements) unter Heranziehung realer Hörerurteile angegangen sind.
Was ist auf den Punkt gebracht das Ergebnis?
G.Slot hat z.B. schon 1963* berichtet, dass
der Klang eines Kontrabasses, dessen Grundton und tiefen Harmonischen auf elektroakustischem Wege zusätzlich verstärkt wurden, von einer großen Hörergruppe für "natürlicher" gehalten wurde als der unveränderte Klang des Originalinstruments.
Schon damals wurde mit Musik hinter dem Vorhang gearbeitet.
Ist es nun die Aufgabe der Anlage original wiederzugeben oder die Hörerpräferenz zu bedienen?

* G.Slot, Die Wiedergabequalität elektroakustischer Anlagen, Philips Taschenbücher, 1963
O.Mertineit hat geschrieben:Auch bei der begleitenden messtechnischen Evaluierung der Lautsprecher und der Beschreibung bzw. der Modellierung relevanter Aspekte der LS-/Raum Interaktion wurde nicht mit "einer Impulsantwort" des LS und der Faltung derselben mit "einer Impulsantwort" des Raums gearbeitet.
Im allgemeinen erfasst die Messung des LS im Raum eben den Lautsprecher UND dem Raum gemeinsam. Das Ergebnis lässt sich zumindest gedanklich ein zwei Pulsantworten zerlegen, nämlich die des LS und des Raumes. Die Versuche mit dem Verschiebebahnhof zielen darauf ab, zumindest den Raum inkl. Standort der LS konstant zu halten, so dass man die Anteile des LS im LS-Vergleich erkennen (ansatzweise = herauslösen) kann.
Man könnte auch einen LS in mehreren Räumen spielen, vermutlich wird die Beurteilung dadurch nicht leichter.

Doch auch hier: was ist nun das Ergebnis auf den Punkt gebracht? Liegen nun allgemeingültige Kriterien für die originalgetreue Wiedergabe vor, anhand derer wir unsere Räume gestalten und die LS aussuchen?

Grüsse
Uli
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

uli.brueggemann hat geschrieben: Ist es nun die Aufgabe der Anlage original wiederzugeben oder die Hörerpräferenz zu bedienen?
Hallo Uli,

wenn man aus welchen Gründen auch immer einer bestimmten wissenschaftlichen Methodik, hier etwa dem Heranziehen von Hörerurteilen innerhalb "subjektiver Messungen" wie bei Toole und Olive, grundsätzlich ablehnend gegenüber steht, dann ist es m.E. ziemlich sinnlos, sich in einem Thread, der eine derartige Untersuchung (in diesem Fall Untersuchungen über Jahrzehnte hinweg) thematisiert, überhaupt zu äußern.


Ich stelle also fest:

- Einige Mitglieder hier stören sich offenbar an der Methodik von Toole und Olive, bzw. vertreten den Standpunkt, mit der Messung einer Impulsantwort der jeweiligen LS und und deren Faltung mit einer Raumantwort wäre man genausoweit gekommen(*), oder hätte sogar bessere Resultate erreicht.

- Ferner gehe es (sinngemäß) um "originalgetreue Wiedergabe" und die Arbeiten von Toole und Olive seien gundsätzlich nicht geeignet, auf dieser Ebene Aussagen zu treffen, da sie mit Hörerurteilen arbeiten und "Hörerpräferenz" messen.


Ich denke, das habe ich soweit verstanden, und wir können die Diskussion an dieser Stelle sehr gern beenden. Noch besser wäre es m.E., den Thread gleich komplett aus dem Forum zu löschen:

Es gibt Themen, die diskutiert man entweder auf eine adäquate Weise, oder man lässt es ganz bleiben.


Beste Grüße

Oliver

___________________

(*) Ich werde diesen Standpunkt hier nicht kommentieren, sondern akzeptieren gemäß Punkt 7 der Forenregeln. Diese formale Akzeptanz meinerseits bedeutet weder Zustimmung in der Sache noch Zustimmung zu einzelnen getroffenen Aussagen.
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

pschelbert hat geschrieben: Sony: geschlossenesTop-Modell mit Holzmuscheln, älteres Modell (Muss ein Kulthörer sein, Modell Nr?)
Hallo Peter,
du meinst den Sony R-10 aus den späten 1980er Jahren?
Geschlossene Hörer sind nicht mein Ding, da fühle ich mich immer eingeengt, in einem zu kleinen Raum befindlich. Der Sony war damals teuer, sehr exclusiv und hat mich beim Hören nicht angesprochen.

Obwohl es das künstliche Ohr von Brüel&Kjaer gibt, sind die Hörer verschiedener Hersteller allesamt so verschieden, dass ich da bei Marken-Lautsprechern der letzten 5 Jahre mehr Linearität auf Achse bekomme als bei den Hörern am künstlichen Ohr gemessen wurde. Das liegt vermutlich nicht an der Messmethode, denn die ist ja bei allen dann gleich.
Wohl spielen bei KH Raummoden keine Rolle, sie haben keine Reflexionen der Raumwände, keine Frequenzweichenproblem mit diesbezüglichen Phasendrehungen, dafür aber bei geschlossenen Systemen häufig einen hohlen, topfigen Eigenklang und eine so frühe Reflexion, wie wenn man beim offenen Hörer (oder wenn man selber spricht) die Hände parallel auf die Ohren zubewegt.
Ich habe einen Stax mit Diffusfeldentzerrung, aber den auch nur selten auf.
In einem Raum mit diffusem Rauschen aus 4 Lautsprechern (eingemessen), die als Tetraeder um den Hörer herum angeordnet sind, ist es möglich, vergleichend zu hören und mit einem Equalizer den Klang des Kopfhörers in Terzschritten anzunähern, aber wer hat das schon zur Verfügung?

Welche objektiven Kriterien gibt es bei Kopfhörern?
Da scheint mir das Thema Lautsprecher doch fast noch einfacher, wenn auch vielfältiger.
Grüße Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

O.Mertineit hat geschrieben:Ich möchte dies einmal als einen möglichen Ausgangspunkt auch für spätere Diskussionen darüber vorschlagen, worauf es bei Lautsprechern und Musikwiedergabe in Räumen ankommt.
O.Mertineit hat geschrieben:wenn man aus welchen Gründen auch immer einer bestimmten wissenschaftlichen Methodik, hier etwa dem Heranziehen von Hörerurteilen innerhalb "subjektiver Messungen" wie bei Toole und Olive, grundsätzlich ablehnend gegenüber steht, dann ist es m.E. ziemlich sinnlos, sich in einem Thread, der eine derartige Untersuchung (in diesem Fall Untersuchungen über Jahrzehnte hinweg) thematisiert, überhaupt zu äußern.

Wir stellen also fest:

- Einige Mitglieder hier stören sich offenbar an der Methodik von Toole und Olive, bzw. vertreten den Standpunkt, mit der Messung einer Impulsantwort der jeweiligen LS und und deren Faltung mit einer Raumantwort wäre man genausoweit gekommen.

- Ferner gehe es (sinngemäß) um "originalgetreue Wiedergabe" und die Arbeiten von Toole und Olive seien gundsätzlich nicht geeignet, auf dieser Ebene Aussagen zu treffen, da sie mit Hörerurteilen arbeiten und "Hörerpräferenz" messen.
1. Ich störe mich überhaupt nicht an der Methodik von Toole und Olive, habe mich auch nie negativ zu ihnen geäußert.
2. Ich habe nie behauptet, dass man mit Faltung der Pulsantworten von LS und Raum genausoweit kommt. Das Beispiel sollte nur verdeutlichen, dass LS + Raum zusammen wirken und dass man vorsichtig sein muss, weil ein optimales Paar nicht bedeutet, dass der LS in einem anderen Raum ebenfalls optimal ist.
3. (sinngemäß) ist frei interpretiert und eine Bewertung wie "grundsätzlich nicht geeignet" habe ich nicht abgegeben.
4. Eine Antwort, was denn das konkrete Ergebnis ist (in Bezug auf "worauf es bei Lautsprechern und Räumen ankommt") habe ich nicht erhalten.
5. Mein erster Beitrag hier im Thread war in keinster Form eine Abwertung sondern ein Diskussionsbeitrag in positiver Absicht.

Da ich anscheinend in Deinen Threads nicht willkommen bin halte ich mich nun raus.

Grüsse
Uli
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

uli.brueggemann hat geschrieben: Schon damals wurde mit Musik hinter dem Vorhang gearbeitet.
Ist es nun die Aufgabe der Anlage original wiederzugeben oder die Hörerpräferenz zu bedienen?
Uli,

wenn u.a. diese Anmerkung (basierend auf einer Teilaussage zur künstlichen Verstärkung von Harmonischen im Klang eines Kontrabasses und diesbezüglicher Hörerpräferenz aus einer Untersuchung von 1963 s.o.) keine implizite Fundamentalkritik am Sinn bzw. der Angemessenheit der Vorgehensweise von Toole und Olive gewesen sein soll, dann weiß ich wirklich nicht, wie es hier noch deutlicher gehen kann.

Du warst m.E. bisher schon mehr als deutlich genug und hast dazu m.E. auch sehr viel weiter als thematisch notwendig (oder sinnvoll) ausgeholt. Jeder mag sich dazu sein eigenes Bild machen.


Beste Grüße

Oliver
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

uli.bruegemann hat geschrieben: Das Beispiel sollte nur verdeutlichen, dass LS + Raum zusammen wirken und dass man vorsichtig sein muss, weil ein optimales Paar nicht bedeutet, dass der LS in einem anderen Raum ebenfalls optimal ist.
Hallo Uli,

hier stimme ich sogar zu und habe mich weiter oben auch schon ähnlich dazu geäußert.

Jedoch ist es für die eher "schrägen Vögel" unter den LS (mit sehr deutlichen Abweichungen von den "Harman Kriterien" ...) sehr viel schwieriger (m.E. "unwahrscheinlich bis aussichtslos") einen passenden Raum (und dazu eine passende Aufstellung) zu finden, mit dem sie "ganz nach vorn" kommen könnten.

Graduelle Unterschiede oder wechselnde Rankierungen von "annähernd ebenbürtigen" LS bezüglich wechselnder Raumakustik sind auch aus meiner Sicht möglich und sogar wahrscheinlich.

Hier würde ich den Ergebnissen oder konkreten Rankierungen von Toole und Olive also ebenfalls keinen Anspruch auf "Absolutheit" zusprechen ...

Es sind jedoch vor allem auch Unterschiede im Rundstrahlverhalten von LS-Typen, die jeweils eine bestimmte Raumakustik als "neutraler", "passender", "angenehmer", oder auch mal "schmeichelhafter" für einen bestimmten LS erscheinen lassen kann. Und genau hier liegt m.E. das Salz in der Suppe.


Beim "Einmessen" eines LS auf einen Raum gibt es jedoch eine Besonderheit:

Es gibt üblicherweise doch gar kein Mittel, um das frequenzabhängige Rundstrahlveralten sinnvoll an den Raum anzupassen, obwohl dies doch die hauptsächliche Ebene ist, welche über die Lautsprecher-/ Raum Interaktion entscheidet.

Man kann z.B. durch "Einmessen" keine Hochtonmembran verkleinern, um etwa den Energiefrequenzgang im oberen Hochton "aufzupeppen" für einem "wollkistenartigen" Raum mit stark ansteigender Hochtonabsorption, nur um hier ein Beispiel von vielen aus der Praxis zu nennen.

Daher verwundern mich einige Äußerungen hier im Thread, die offenbar "alles schon verstanden und gelöst" sehen und daher bereits auf heutigem Stand der Technik offenbar nirgendwo mehr eine Herausforderung innerhalb der LS-Raum Interaktion sehen ...


Beste Grüße

Oliver
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Als Ergänzung:

Wieviele haben denn z.B. hier im Forum einen LS-Typen daheim, bei dem der Energiefrequenzgang - und sei es nur in Teilaspekten - unabhängig vom Frequenzgang auf Achse verändert werden könnte ?

Und wie erreichen diejenigen, die so einen LS nicht haben, gleichzeitig einen ausgewogenen Frequenzgang im Direktschall und eine "angemessene Raumkurve" in ihrem konkreten Raum ?


Beste Grüße

Oliver
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RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

O.Mertineit hat geschrieben: Wieviele haben denn z.B. hier im Forum einen LS-Typen daheim, bei dem der Energiefrequenzgang - und sei es nur in Teilaspekten - unabhängig vom Frequenzgang auf Achse verändert werden könnte ?

Und wie erreichen diejenigen, die so einen LS nicht haben, gleichzeitig einen ausgewogenen Frequenzgang im Direktschall und eine "angemessene Raumkurve" in ihrem konkreten Raum ?
Das hatte ich in meinem Vorstellungsthread thematisiert – den mit Abstand größten Einfluss auf das Klangergebnis hat die Energieabgabe des Lautsprechers, bzw die Interaktion mit dem Raum. Das ist ein Grund warum ich mir die Genelec angeschafft habe, inkl Raumeinmessystem und den Raum leicht behandelt ist (Breitbandabsorber).

Toole moniert zu Recht, dass die meisten Datenblätter der LS-Anbieter keine oder keine vernünftigen Messungen zum Rundstahlverhalten haben. Bei den Studioausstattern sieht es etwas besser aus. Einigen der hier vertretenen LS kann man schon ungehört, nur aufgrund der Kenntnis über Treiber-, Schallwanddimensionen und Trennfrequenzen, unterstellen, dass sie unter Winkeln nicht funktionieren können und entsprechend klingen. Trotzdem werden sie teilweise hochgelobt, die Psychologie dahinter hat Toole in seinem Vortrag gut erklärt.

Aber dann kommen wir zu dem Thema Wahrnehmung, Blindtests, etc und das ist hier schwer zu diskutieren...

Viele Grüße
Roland
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:Wenn das Übertragungsverhalten des LS durch eine gegebene Pulsantwort gekennzeichnet ist und das Übertragungsverhalten des Raums ebenfalls durch eine Pulsantwort gegeben ist, so ist das Gesamtergebnis im Prinzip das Ergebnis der beiden miteinander gefalteten Pulsantworten.
Das funktioniert nur, solange das dreidimensionale Schallfeld auf eine Dimension reduziert wird. Ein einzelnes Mikrofon mit Kugelcharakteristik macht das z.B. Aber sobald Richtungsinformationen ausgewertet werden können (ein oder zwei Ohren), funktioniert das nicht mehr.

Zwei Lautsprecher mit völlig unterschiedlichem Abstrahlverhalten werden auch mit Entzerrung im Raum nicht gleich klingen. Von daher halte ich die theoretische Reduktion auf eine Dimension für praxisfern. Auch wenn sie für eine Messung Gültigkeit haben kann.

Gruß
Nils
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Tinitus
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Beitrag von Tinitus »

Hallo,

auch für mich als Laien (der sicherlich nicht alles versteht) interessanter Thread. Noch mehr Spaß würde mir das Ganze machen, wenn es wirklich nur um die Sache ginge und es nicht zu dem wird was die Angelsachsen als "pissing contest" bezeichnen, denn in einem solchen Wettbewerb ist eines ganz sicher am Ende sind alle naß, ob auch was Positives dabei rauskommt ist nicht sicher.

Freue mich auf weitere Beiträge, die das Thema unaufgeregt von allen Seiten beleuchten

Gruß

Uwe
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Hans-Martin

der Stax SR009 und der Sennheiser haben mir am besten gefallen (sind nicht meine..) Ich habe den Stax SR404 und den Beyer Dynamic DT880S.
Ja erstaunlich, Kopfhörere müssten doch viel einfacher gut hinzubekommen sein, aber man gibt sich Mühe und hat welche...

Der Stax SR009 ist voller im Klang als der Stax SR404 und hat mehr Bass.
Der Sennheiser ist heller und dünner, mehr Höhen. Scheint gegenüber den Stax wie eine Mittensenke zu haben, Messungen sind furchtbar wellig bei allen...
Bei Kopfhörern konnte ich weniger Material finden (Toole etc.) um aus den Messungen was nähere auszusagen.

Gruss

Peter
Hans-Martin hat geschrieben:
pschelbert hat geschrieben: Sony: geschlossenesTop-Modell mit Holzmuscheln, älteres Modell (Muss ein Kulthörer sein, Modell Nr?)
Hallo Peter,
du meinst den Sony R-10 aus den späten 1980er Jahren?
Geschlossene Hörer sind nicht mein Ding, da fühle ich mich immer eingeengt, in einem zu kleinen Raum befindlich. Der Sony war damals teuer, sehr exclusiv und hat mich beim Hören nicht angesprochen.

Obwohl es das künstliche Ohr von Brüel&Kjaer gibt, sind die Hörer verschiedener Hersteller allesamt so verschieden, dass ich da bei Marken-Lautsprechern der letzten 5 Jahre mehr Linearität auf Achse bekomme als bei den Hörern am künstlichen Ohr gemessen wurde. Das liegt vermutlich nicht an der Messmethode, denn die ist ja bei allen dann gleich.
Wohl spielen bei KH Raummoden keine Rolle, sie haben keine Reflexionen der Raumwände, keine Frequenzweichenproblem mit diesbezüglichen Phasendrehungen, dafür aber bei geschlossenen Systemen häufig einen hohlen, topfigen Eigenklang und eine so frühe Reflexion, wie wenn man beim offenen Hörer (oder wenn man selber spricht) die Hände parallel auf die Ohren zubewegt.
Ich habe einen Stax mit Diffusfeldentzerrung, aber den auch nur selten auf.
In einem Raum mit diffusem Rauschen aus 4 Lautsprechern (eingemessen), die als Tetraeder um den Hörer herum angeordnet sind, ist es möglich, vergleichend zu hören und mit einem Equalizer den Klang des Kopfhörers in Terzschritten anzunähern, aber wer hat das schon zur Verfügung?

Welche objektiven Kriterien gibt es bei Kopfhörern?
Da scheint mir das Thema Lautsprecher doch fast noch einfacher, wenn auch vielfältiger.
Grüße Hans-Martin
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

kann sein dass das nicht genau stimmt, weil die Richtcharakteristik des Ohr Richtung filtert und das Kugemikro eben andere Richtcharakteristik hat, bzw anders richtungfiltert. Auch muss der Raum schon mal gut sein, sonst eben akustische Verbesserung. Aber als Beste Annäherung an den Idealzustand nicht falsch meiner Meinung nach.
uli.brueggemann hat geschrieben:Wenn das Übertragungsverhalten des LS durch eine gegebene Pulsantwort gekennzeichnet ist und das Übertragungsverhalten des Raums ebenfalls durch eine Pulsantwort gegeben ist, so ist das Gesamtergebnis im Prinzip das Ergebnis der beiden miteinander gefalteten Pulsantworten.
Das funktioniert nur, solange das dreidimensionale Schallfeld auf eine Dimension reduziert wird. Ein einzelnes Mikrofon mit Kugelcharakteristik macht das z.B. Aber sobald Richtungsinformationen ausgewertet werden können (ein oder zwei Ohren), funktioniert das nicht mehr.

Zwei Lautsprecher mit völlig unterschiedlichem Abstrahlverhalten werden auch mit Entzerrung im Raum nicht gleich klingen. Von daher halte ich die theoretische Reduktion auf eine Dimension für praxisfern. Auch wenn sie für eine Messung Gültigkeit haben kann.
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Forenten

Messungen und psychoakustische Beurteilung schliessen sich gar nicht aus und widersprechen sich auch nicht.
Toole hat auf Messungen gesetzt. Dann aber war die Frage gestellt wie schlecht darf es denn sein ohne dass man es akustisch bemerkt. Da hat Toole doch ganz gute Arbeit geleistet um aus Messungen auf die Qualität die wahrgenommen wird zu schliessen. Also Verbindung von Messung (objektiv) zu Wahrnehmung (etwas objektiv und viel subjektiv und individuell).

Der Hintergrund ist natürlich kommerziell. Bei der Entwicklung kann man ja nicht bei jeder Modifikation wieder eine Hörsession mit hunderten von Personen machen. Das dauert und ist aufwendig. Daher ist es sehr gute Idee das Ableiten der Kriterien aus den Messungen (dauert vielleicht mit einem Roboter 1h). Im Labor kann dann modifiziert werden, gemessen werden und der Computer hört gleich wie gut es ist. Berurteilung ist dann innert Sekunden gemacht!
Toole: War ja immerhin eine Arbeit von um 40 Jahren mit sehr viel Aufwand. Ist doch schon erstaunlich wie gut das Mapping passt. Die Entwicklungszyklen können dann sehr schnell und nachvollziehbar sein.

Und ja, mich hat es schon immer erstaunt dass im HighEnd Bereich nie was vernünftiges von den Herstellern publiziert wird. Im Studio Bereich ist es etwas besser aber weit weg von umfassend.

Wo hilft es denn jetzt?
Bei der Lautprecherentwicklung kann nun ein Kompromiss mit dem anderen ausbalanciert werden, sodass es sich zwar nicht perfekt misst, aber das Ohr es noch nichts wesentlich merkt: Resultat, sehr guter Lautsprecher.
Also dann Messung, Beruteilung nach Toole, dann Modifikation, wieder Messung, wieder Beurteilung etc. und das alles automatisch, so wie man eben auch andere Produkte entwickelt.

Rundstrahlcharakteristik ist eine der vielen Kriterien für den Lautsprecher aber nicht das Einzige. Linearisierung ist ebenfalls eines der Tools und auch nicht das Einzige.

Ist der Lautsprecher nun mal fertig, dann muss der Kunde eben seinen Hörraum auch präparieren und sicher nochmals den Raum rausrechnen (mit einer Raumkorrektur), was eine wesentliche Verbesserung ergibt, aber nur wenn der Raum auch schon gut ist.

Also schön stufenweise Vorgehen, eines nach dem anderen optimieren.

Gruss

Peter
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KlausR.
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Beitrag von KlausR. »

Hallo Peter,
pschelbert hat geschrieben:Und ja, mich hat es schon immer erstaunt dass im HighEnd Bereich nie was vernünftiges von den Herstellern publiziert wird.
Ich habe im Laufe der Jahre mehr als 30 Hersteller angeschrieben mit der Bitte um ausführliche Messungen. Außer Geschwafel und heißer Luft kam da nichts! Ein wahrhaft trauriges Bild.
Ist der Lautsprecher nun mal fertig, dann muss der Kunde eben seinen Hörraum auch präparieren und sicher nochmals den Raum rausrechnen (mit einer Raumkorrektur), was eine wesentliche Verbesserung ergibt, aber nur wenn der Raum auch schon gut ist.
Was genau ist ein guter Raum? Braucht ein Lautsprecher mit guten Frequenzgängen einen "guten" Raum?

Der einzige Faktor, der dem Raum als solchem zugeschrieben werden kann, ist die Nachhallzeit. Ich kenne nur 2 Untersuchungen zu diesem Thema, und die stützen eine RT60 von 0,4 - 0,5 s (200 Hz - 4 kHz). Ob höhere Nachhallzeiten bei Musikwiedergabe stören, geht daraus jedoch nicht hervor. Untersuchungen zum Frequenzgang der Nachhallzeit gibt es für kleine Räume nicht.

Der allgemein proklamierte prinzipiell schädliche Einfluß von Erstreflexionen ist bisher nicht nachgewiesen. Baßprobleme sind nicht raum-, sondern aufstellungsbedingt.

Solange der Raum subjektiv nicht zu hallig ist, die Lautsprecher einigermaßen symmetrisch aufgestellt werden können, die ganze Sache auch akustisch einigermaßen symmetrisch ist, sehe ich persönlich keinen Handlungsbedarf, es sei denn, die Frequenzgänge außerhalb der Achse sind völlig schrottig.

Klaus
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Peter,
kann es sein, dass da etwas mit dem Zitieren nicht geklappt hat? Du hast meinen Text als deinen übernommen. :D
pschelbert hat geschrieben:kann sein dass das nicht genau stimmt, weil die Richtcharakteristik des Ohr Richtung filtert und das Kugemikro eben andere Richtcharakteristik hat, bzw anders richtungfiltert. Auch muss der Raum schon mal gut sein, sonst eben akustische Verbesserung. Aber als Beste Annäherung an den Idealzustand nicht falsch meiner Meinung nach.
Hast du mal zwei Lautsprecher mit völlig unterschiedlichem Abstrahlverhalten in demselben (maximal mäßig optimierten) Raum gehört? Also z.B. einen Rundstrahler und ein Hornsystem?

Die klingen auch nach Entzerrung fundamental unterschiedlich. Selbst wenn die Tonalität durch Entzerrung bei beiden gleich ist, so ist der Entfernungseindruck und die Lokalisation grundverschieden. Der Rundstrahler klingt weit entfernt und diffus. Das Hornsystem sehr direkt und die Bühne sehr stabil. Das ist ein Phänomen, dass durch die Stärke und Richtung der Reflexionen im Kopf entsteht und kann daher nicht entzerrt werden. Die reduzierte Betrachtung mit einer Dimension bringt uns daher nicht weiter. So gut sie auch mit einem Mikrofon funktionieren mag.

Gruß
Nils
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