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Sofa bedämpfen

Verfasst: 16.04.2018, 19:34
von nelson
Hi,

ich habe da mal eine Frage.

Mein neues Sofa ist aus einem bekannten schwedischem Möbelhaus: Kivik 2er
Die breiten Seitenlehnen und die Rückenlehne sind aus Span und von unten hohl.
Die Hohlräume resonieren fühlbar im Bass.
Volumen: 2 mal ca. 65l (Armlehnen) und ca 100l (Rückenlehne.)
Abstand zwischen Fußboden (Holz) und Unterkante Sofa 4cm.


Meine Ideen bisher:

- Mit Rockwool füllen und mit Teichfolie verschließen.
- Helmholzresonat daraus bauen.
- Mit Bauschaum füllen.
- Bässe einbauen.
- Mit Sand füllen ;)

Hat jemand Erfahrungen oder weitere Ideen oder gute Argumente für das eine oder andere?

RT60 ist im Bass noch bis ca 0,6 s, ab 120Hz zwischen 0,1 und 0,2s.

Ich bin gespannt!

Danke im Voraus.

Gruß Torsten

Verfasst: 16.04.2018, 20:32
von Matty
Hi Torsten,

wenn die Spanplatten des Sofas zu Vibrationen angeregt werden, wäre mein erstere Gedanke folgendes:

https://www.reckhorn.com/pages/daemmung.php

Viele Grüße
Matthias

Verfasst: 16.04.2018, 20:33
von Mister Cool
Hi,

- Mit Rockwool füllen und mit Teichfolie verschließen.

Volumen zu klein für <120Hz

- Helmholzresonat daraus bauen.

Volumen zu klein für <120Hz

- Mit Bauschaum füllen.

Ob das die Schwingungen verhindert?

- Bässe einbauen...

.. und als DBA aktivieren :D

- Mit Sand füllen ;)

;)


Hat jemand Erfahrungen oder weitere Ideen oder gute Argumente für das eine oder andere?

Querstreben reinkleben (wie in einem Lautsprechergehäuse)

Grüsse,
Alwin

Verfasst: 16.04.2018, 21:14
von nelson
Super schnelle Antworten.

Danke.


Jetzt sehe ich genauer und mache 2 Baustellen aus:

- Verhindern des Mitschwingens der Spanplatten: Folie (Reckhorn) und Verstrebungen sind bestimmt probate Mittel. Ich habe auch noch ein paar Spaltfliesen aus einem LS-Projekt.

- Verhindern des Resonierens der drei Hohlräume: Der schwingt ja, wenn er hohl ist, ähnlich länger nach wie eine Raummode. Also: Verschluss der drei Hohlräume.
(Aus meiner Sicht: vorher Hohlräume mit Dämpfungsmaterial füllen und dann mit Folie verschließen.)

Wie könnte man die Resonanzfrequenz der drei Sofahohlräume messen?
(Idee der experimentellen Anordnung: Acourate-Micro zum Logsweep unter das Sofa halten?)

Gruß Torsten

Verfasst: 16.04.2018, 23:37
von Hans-Martin
nelson hat geschrieben:Die Hohlräume resonieren fühlbar im Bass.
Hallo Torsten,
irritiert dich das, also spürst du die Vibrationen, wenn du normal darauf sitzt?
Das Mitschwingen ist ein Zeichen dafür, dass hier Energie umgesetzt wird. Eine Sandfüllung verhindert das (würde die Tragfähigkeit ausreichen?).
Ein Helmholtzresonator ist effektiver, wenn er wandnah aufgestellt wird, wie sieht die Modenstruktur am Sitzplatz aus?
Bauschaum ist überwiegend Luft, damit verhindert man wenig, der Hohlraum (Luft) resoniert nicht mehr, aber das Holz lässt sich damit kaum beruhigen.
Bässe einbauen würde die Vibrationen spürbar erhöhen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alubutyl hat geschrieben:Die schalldämmende Wirkung beruht auf der Masse (Senken der Eigenresonanzfrequenz) und der plastischen, schwingungsdämpfenden Konsistenz (Vermeidung von Partialschwingungen).
Das interpretiere ich so: Die durch die Eigenmasse der Auflage insgesamt erhöhte Masse schwingt mit unverminderter Amplitude auf niedrigerer Frequenz. Die Partialschwingungen auf der Fläche werden vermindert.
Der Schuss könnte nach hinten losgehen.
Ich würde mit Dowels (Hartholzstäbe) die gegenüberliegende Schwingungsbäuche verbinden, oder Spanten wie im Schiffsbau einsetzen. Das setzt die Resonanzfrequenz hoch, weg vom offenbar stark angeregten niedrigen Frequenzbereich.
Ob der Hörplatz dann der beste ist...? Geht es um vertikale Resonanz

Wenn die Teilflächen eine höhere Eigenfrequenz und kleinere Amplitude haben, wirkt das Alubutyl wegen der kürzeren Wellenlängen besser.
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 17.04.2018, 07:11
von Mister Cool
Hi,
Alubutyl und Querstreben sind kontraproduktiv. Alubuthyl drück die Schwingungsfrequenz nach unten (wegen erhöhter Masse) und Streben wiederum drücken die Schwingungsfrequenz nach oben (wegen der erhöhten Masse)

Also, entweder oder, was wills Du erreichen? :D

Nicht immer viel hilft viel

Schaue Dir die Sub-Bass Gehäusen :D , alles Leichtbauweise aber verstrebt.

Grüsse,
Alwin

Verfasst: 17.04.2018, 07:37
von chriss0212
Hallo Alwin

Sicher? Bin ja kein Physiker, aber beide Maßnahmen werden doch gerne kombiniert. Versteifung zur Vermeidung der Schwingung, Dämpfung zur Absorbation der noch vorhandenen Restschwingungen.

http://www.picosound.de/D_lstips.htm#mechanik

Grüße

Christian

Verfasst: 17.04.2018, 09:05
von Mister Cool
Sicher :-)

Alubuthyl nimmt natürlich viel Schwingungsenergie auf und wandelt sie durch seine "plastische" bitumenartige Struktur in Reibung/Wärme um ("Dämmung"), aber es erhöht gleichzeitig auch die Masse. Und die Schwingungresonanz eines Federsystems (z.B. die Wand eines Lautsprechergehäuses, oder hier des Sofas) ist proportional zu Wurzel Federkonstante (Steifigkeit) und umgekehrt proportional zu Wurzel der schwingenden Masse.

https://de.wikipedia.org/wiki/Federpendel

Salopp/vereinfacht gesagt:
- bei TT/Sub will man die Schwingungen eher nach oben drücken
- bei MT/HT will man die Schwingungen eher nach unten drücken

Schaue Dir, was die Profis bei den vergleichbar großen TT-Gehäusen machen. Hier nur ein Beispiel

http://www.eighteensound.com/Enclosure-Design

Das gleiche findest Du bei JBL, Eminence, Beyma, ...

Also Streben, Streben, Streben...
Es reicht ein zugesägter und an der richtigen Stelle zwischen die Wände reigeklebter Besenstiel :D


Grüsse,
Alwin

Verfasst: 17.04.2018, 09:15
von Hans-Martin
Hallo,
hier einige Muster und Denkanstöße aus der Praxis:
Reibungsdämpfung bei der Blattfederung der Postkutsche: nebeneinander bewegliche Stahlstreifen aufeinandergelegt verstärken die Feder, die Resonanzfrequenz steigt, die Reibung aneinander beim Einfedern und auch bei der Rückbewegung dämpft.
Drückt man eine schwingfähige Platte auf die vorhandene schwingfähige Fläche, entzieht die Reibung zwischen den beiden Energie.
Die Versteifung aufgrund der Aufdoppelung mit einem härteren Material kann die Resonanzfrequenz hochschieben.
Wenn die Wellen sich in unterschiedlich dichten Materialien unterschiedlich schnell ausbreiten, kommt es zu lokalen Phasendifferenzen, die mit- aber auch gegeneinander arbeiten.
Ich würde Multiplex auf Spanplatte legen, nicht das weichere MDF.
Eine höhere Resonanzfrequenz hat eine kürzere Periodendauer. Wenn es 7 Schwingungen bis zum Ausklang sind, ist die Gesamtdauer bei doppelter Frequenz nur halb so lang. Dann ist schneller Ruhe.

Dämpfung ist eine der Bewegungsrichtung entgegengesetzte, zur Geschwindigkeit proportionale Größe. Beim Schwimmen kann man man seine Glieder nicht beliebig schnell im Wasser bewegen, hat aber damit eine unterschiedlich starke Wirkung.
In der Praxis lassen sich hohe Frequenzen leichter bedämpfen.

Klebe ich Bitumen auf ein Blech, nimmt es die Oberwellen, Partialschwingungen besser weg als die Grundschwingung, bei großen Wellenlängen oder dickem Blech kann auch eine dicke Schicht kaum nennenswerte weitere Verbesserung bringen, weil die Elastizität die Verformung der Grenzfläche an die andere Seite kaum weitergibt.
Constrained layer damping (CLD) wäre eine interessante Alternative, indem auf dem viscoelastischen Material noch eine weitere feste Schicht aufgebracht wird (Sandwich). Bei LS-Gehäusen könnte das eine Aluminiumplatte sein.

Dämpfung beeinflusst die Schwingfrequenz geringfügig (Größenordnung bis ca. 3%) zu niedrigerer Frequenz.

Flagolet: legt man den Finger auf einen Schwingungsknoten in der Mitte, kann die Saite auf beiden Seiten weiterschwingen, mit doppelter Frequenz. Um Schwingungen zu bekämpfen, ist Symmetrie nicht angesagt.

Ich würde auf den Zusatz mit härterem Material setzen, dazwischen eine dünne Klebeschicht.
Aber eine vorausgehende Körperschallmessung könnte aufschlussreich sein.
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 17.04.2018, 22:19
von nelson
Hi,

so nun habe ich das Mikro einfach mal unter das Sofa gehalten und ein paar Logsweeps gemacht.
Dabei war besonders interessant, dass ich den Output für die Messungeen unter dem Sofa um 12dB senken musste im Vergleich zu einer Messung, die ich direkt am Hörplatz durchführte!!!

Bild

Armlehne links und rechts von 10Hz bis 1000Hz

und Rückenlehne:

Bild

Rückenlehne von 10 bis 30000Hz

Ganz klar sind die Hohlraumresonanzen im Bass zu erkennen.

Die Armlehnen sind quaderförmig, längste Seite 84cm also ca. 200Hz als stehende Welle möglich.
Die Rückenlehne ist ein Prisma mit dreieckiger Grundfläche, längste Seite ca137cm also ca.120Hz als stehende Welle möglich.

Gruß Torsten

Verfasst: 17.04.2018, 22:35
von Hans-Martin
Hallo Torsten,
für mich sehen die Schriebe auch sehr unterschiedlich aus.
Aber ich würde das Mikrofon auf Ohrhöhe mit einem Stativ fixieren, mit Sofa und ohne Sofa messen und das vergleichen.
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 29.04.2018, 18:13
von nelson
Hallo,

sorry, es hat ein wenig gedauert.

Bitte schön: Mit und ohne Sofa
Alle FGs zeigen nur den linken Lautsprecher.
braun: mit Sofa
blau: ohne Sofa
FG jeweil geglättet mit TD psycho 1/6 Oktave

Bild

Ergebnis: Das Sofa absorbiert eine Menge Energie bis ca.1000Hz

Reverbtime: mit und ohne Sofa

rot: mit Sofa
grün: ohne Sofa

Bild

Ergebnis: Das Sofa senkt die Nachhallzeit oberhalb von 150Hz um bis zu 0,05s.

Gruß Torsten

Verfasst: 29.04.2018, 18:56
von nelson
Moin,

weiter gedacht:
1. Maßnahme: Hohlräume des Sofas mit überzähliger Dämmung aus verschiedenen LS DIY-Projekten gedämmt.

Weitere Frage, die es zu klären galt:
- Verbessert sich die Situation, wenn man den Schall nicht ungehindert unter das Sofa lässt?
Der Spalt zwischen Sofa-Unterkante und Boden beträgt nämlich 5cm.
Im Experiment wurde der vordere und der seitliche Spalt mit zwei Wolldecken "abgedichtet".

Hier das Ergebnis:
Jeweils rechte Seite; Mikro unter dem Sofa; ca. 3cm über Fußboden; Für die Vergleichbarkeit wurde mit freez gain gemessen.
rot: ohne Decke
grün: mit Decke im "Eintrittsspalt am Fußboden"

(Da das Mikro keinen direkten Schall abbekommt, sind die Höhen natürlich extrem bedämpft.
Erstaunlich war, dass man für die Messung unter dem Sofa den Output (bei gleicher Mikroverstärkung)
um 6dB senken musste. Unter dem Sofa ist der Bass 3cm überr dem Fußboden also mindestens 6dB lauter als auf Ohrhöhe über dem Sofa! Ohne LS-Dämmung des Sofas war es bei der ersten Messung (s.o.) sogar 12dB lauter unter dem Sofa.)

Bild

Ergebnis: An dem FG kann man erstens die Reduktion der Amplitude erkennen und zweitens an der Reverbtime die Verkürzung des Nachhalls unter dem Sofa durch die Decke am "Eintrittsspalt".

2. Maßnahme: Das Sofa steht nun glatt auf dem Fußboden. (Der Schall kann also nur durch die Polsterung in den Hohlraum unter dem Sofa.)

Es "schweigt" nun auch überwiegend. 8)

Gruß Torsten