Analyse Tool zu Mastering, Kompression und Loudness War

uli.brueggemann
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Analyse Tool zu Mastering, Kompression und Loudness War

Beitrag von uli.brueggemann »

Moin zusammen,

es gibt ein interessantes Analysetool für gerippte CDs als Freeware. Hans-Martin, wieso denk ich da bloss sofort wieder an Dich ? :wink:

Also, dann besucht mal die Seite und holt Euch MasVis. Einen Beispielvergleich von diversen CD-Ausgaben z.B. Michael Jackson, Jennifer Warnes u.a. gibt es dann hier.

Das Tool unterstützt übrigens auch den Upload auf eine Webseite für vergleichende Darstellungen.

ff - viel Vergnügen :cheers:
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

fahnsinn! fom fachmann! fiel fummelei fällt feg, formal fertiges fachurteil fast frei fon feiteren fragen... :cheers:
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Sehr guter Fund, Uli.

Vor allem weil der erste seiner Art, wo darauf hingewiesen wird, dass der *direkt* gemessene Crestfaktor bzw der leidige Dynamic-Range-Wert praktisch komplett nichtssagend ist für den Höreindruck (genauso wie die visuelle Inspektion der Wellenform), weil man durch einen passenden (und kaum klangändernden) Allpass die Peak-Werte um bis zu einem Faktor von etwa 3 (vor allem bei stark ge-brickwall-ten bzw gar hardgeclippten Aufnahmen) erhöhen kann, ohne dass sich am RMS was ändert. Und mit einem genau passenden FIR-Allpass kann man einige der größten Peakwerte noch weit über den Faktor 3 bekommen, je nach dem wie das Signal beschaffen ist, Snare zB geht oft sehr gut, und auch andersrum, eine stark peakende Snare (als Einzelspur) kann man durch einen Allpass um den Faktor 2...3 im Peakwert kleiner machen ohne dass man komprimnieren müsste.
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

KSTR hat geschrieben:Und mit einem genau passenden FIR-Allpass kann man einige der größten Peakwerte noch weit über den Faktor 3 bekommen, je nach dem wie das Signal beschaffen ist, Snare zB geht oft sehr gut, und auch andersrum, eine stark peakende Snare (als Einzelspur) kann man durch einen Allpass um den Faktor 2...3 im Peakwert kleiner machen ohne dass man komprimnieren müsste.
Klaus,

dass durch entsprechende Phasenschiebereien der Crest-Faktor geändert wird, ist mir schon klar. Wie gehst Du das denn gezielt an, um damit z.B. den Peakwert mit einem definierten Wert höher oder niedriger zu bekommen?

Grüsse
Uli
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Uli, gezielt angehen ist schwierig, also eher Trial and Error, und ausserdem war es bisher nur Spielerei, um zu sehen ob und was prinzipiell geht.

Generell scheint aber ein nichtkausales Verschieben der Phase (Rückwerts-Allpass) gut zu funktionieren um Peaks zu "restaurieren" (vor allem wenn's geclippt hat), während ein kausaler Allpass pulsartige Signale ent-kompaktet, so wie das ein normaler Mehrweger mit einem Puls auch macht, die Energie wird über einen größere Zeit verteilt ...
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alsterfan
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Beitrag von alsterfan »

Hier:

http://www.computeraudiophile.com/f11-s ... ing-14636/

wird darauf hingewiesen, dass auch Mac OS Nutzer nicht zu kurz kommen:

https://github.com/joakimfors/PyMasVis

Gruß,
Uwe
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hier präsentiert Friedemann Tischmeyer 5 verschiedene Masterings aus 5 namhaften Studios neben dem Ausgangsmaterial zum Hörvergleich:
Friedemann Tischmeyer hat geschrieben: Der Loudness War endet

Die globalen Bemühungen das omni-präsente Problem sinkender Audio-Qualität zu lösen wird nun durch Loudness-Normalisierung in den Griff bekommen.
Loudness-Normalisierung löst in zunehmenden Maße die Peak-Normalisierung ab, deren Mechanismen die Antriebsfeder des Loudness Wars waren.
Die zunehmende Implementierung von Loudness-Normalisierung dehnt sich auf Musik-Vertriebsplattformen aus und lößt nun auch einen Wandel in der Musikindustrie zu Gunsten dynamischerer Veröffentlichungen aus.

Der Expertengruppe PLOUD der EBU (European Broadcasting Union) sowie anderen Institutionen auf der gesamten Welt ist es gelungen, die Implementierung von Loudness-Normalisierung vom Broadcast-Bereich (TV) nun auch in die Musikwelt auszudehnen.

iTunes Radio wird bei minus 16,5 LUFS Loudness normalisiert.
Spotify normalisiert auf minus 16 LUFS Loudness.
Die meisten digitalen Musik-Vertriebsplattformen wenden bereits Loudness Normalisierung zumindest auf den Vorhörbeispielen an, was die Vorzüge dynamischerer Master zur Geltung kommen und überkomprimierte Master schlaff, verzerrt und dünn erscheinen lässt.
Hyper-komprimierte Master werden mit bis zu 10 dB Pegelreduktion abgespielt.

Dies ist erst der Anfang eines gründlichen und nachhaltigen Wandlungsprozesses, der alle Bereiche, in denen Audio oder Musik konsumiert wird, betreffen wird.

Von nun an ist es daher nur eine Frage der Zeit, dass auch die Major Plattenfirmen die Vorteile von Klangqualität wieder entdecken, anstatt dem lautesten Master nachzujagen ohne die Chance zu haben, jemals das bereits verlorene Wettrennen zu gewinnen.

Was passiert nun mit der Dynamic Range Messung?

Ist das in der Zukunft noch von Bedeutung?

Ja, das ist es!

Seit der Entwicklung des TT Dynamic Range Meters haben zahlreiche weitere Mess-Algorithmen die Metering-Landschaft bereichert:

- LRA (Loudness Range nach BS 1771 und R128)
- PLR (Peak to Loudness Ratio)
- LUFS (Loudness Units)

Lassen Sie uns das rasch beleuchten! LRA ist darauf ausgelegt die Vordergrund-Dynamik einer breiten Vielfalt an Audio-Signalen im Broadcast-Betrieb (TV) zu messen.
Der Algorithmus ignoriert hierbei jedoch die oberen 5% des Dynamik-Spektrums, in welchem sich der Großteil der Dynamik heutiger Musik-Releases abspielt. Daher ist LRA für die sinnvolle Evaluierung der "dynamischen Qualität" von Musik-Dateien völlig ungeeignet.

PLR stellt die Differenz zwischen Peak- und RMS-Werten dar und kann aussagekräftig sein, wenn man es auf laute Passagen von Musik anwendet.
Im Falle der Gesamtmessung eines Musikstückes, dass sehr dynamische und sehr stark komprimierte Anteile hat, würde dieser Algorithmus zu zu hohen und damit aussagelosen Werten führen, die die Verzerrung und Hyper-Kompression der lauten Passage nicht widerspiegelt.

Der TT Dynamic Range Meter Algorithmus basiert im Prinzip auf einer PLR-Messung, von der jedoch lediglich die oberen 20% berücksichtigt werden, damit leise Passagen das Ergebnis nicht verfälschen (ein Verfahren, nach deren Vorbild die integrierte LU-Messung nach R128 entwickelt wurde).
Der DR-Algorithmus ist nach wie vor der einzige anerkannte und weit verbreitete Standard, der dazu in der Lage ist, Hyperkompression von Musik zuverlässig in eine leicht verständliche und zuverlässige Skala zu fassen.

In dem uns bevorstehenden Wandlungs-Prozess zurück zu dynamischeren Musik-Veröffentlichungen ist DR ein sinnvolles Instrument, um zwischen dynamischen und überkomprimierten Material unterscheiden zu können.

Der neu etablierte Weltstandard für integrierte Loudness Messung in LU (R128) macht DR für die Loudness Normalisierung obsolet, da es keinen Sinn macht, unterschiedliche Standards zu verwenden. Daher geben wir der integrierten LU-Messung zum Zweck der Loudness Normalisierung Vorrang.

Als Schlussfolgerung macht es großen Sinn, die DR-Messung im Bereich der technischen Qualitäts-Evaluierung weiterzuentwickeln.
Die zukünftige Weiterentwicklung wird DRQ heißen (Dynamic Range Quality) und neben dem DR-Wert auch den Grad der zu erwartenden Verzerrung durch Messung der inter-Sample-Peaks berücksichtigen. Bei High-Res-Content können zusätzlich mögliche Fälschungen erkannt werden, da einige große Plattenfirmen, die auf den High-Res-Trend aufspringen, dazu neigen Low-Res als High-Res zu vermarkten, indem es billig upgesampled wird.
Um die Reputation von wirklichem High-Res-Content und den Konsumenten zu schützen, ist es erforderlich, leicht zwischen echtem und gefälschtem High-Res-Content unterscheiden zu können. Hierfür wird das DRQ-Meter herangezogen werden können.

Sie sind herzlich dazu eingeladen, die Entwicklung durch Donations auf der PMF-Plattform zu unterstützen. Es werden 100% der Mittel für die Entwicklung verwendet. Das Entwicklungs-Budget wird auf ca. USD 60.000,- eingeschätzt, was ermöglichen wird, dass das Plug-in für alle gängigen Schnittstellen in drei Versionen entwickelt werden kann: Free - Medium - Pro.
Die Free-Version wird kostenlos zur Verfügung gestellt, während die Medium-Version im Bereich von USD 30 und die Pro-Version bei USD 99 verfügbar gemacht wird, um die Entwicklungskosten zu decken und eine weitere Arbeit der PMF zu erlauben.

2.) Die dynamischste Version macht das Rennen bei einer Mastering-Ausschreibung zwischen 5 Studios - Schaue Dir das Video an

Pleasurize Music Foundation-Gründer und Dynamic Range Meter-Erfinder Friedemann Tischmeyer zeigt in diesem Video, wie eine faire Mastering-Ausschreibung durchgeführt wird. Das Video zeigt die drastischen Unterschiede der 5 Master-Versionen von dem selben Song. Dieses Video ist für Entscheider (Künstler, Produzenten, A&R, Product Manager) ebenso informativ, wie für Mastering Engineere.
https://www.youtube.com/watch?v=PPZV7l2SE5w

Viel Spaß! Hans-Martin
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never
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Beitrag von never »

Hans-Martin hat geschrieben:Hier präsentiert Friedemann Tischmeyer 5 verschiedene Masterings aus 5 namhaften Studios neben dem Ausgangsmaterial zum Hörvergleich:

https://www.youtube.com/watch?v=PPZV7l2SE5w

Viel Spaß! Hans-Martin
Hallo Hans-Martin,

vielen Dank für den sehr informativen Link. Man sollte sich ruhig die halbe Stunde Zeit gönnen, die das Video benötigt. Notfalls tun es auch die letzten sieben Minuten, wenn man nur ergebnisorientiert ist.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

ich habe nun mal DR(R128, AES/EBU) und DR verglichen.
Dies in JRiver (MC20, PC Version), das beides berechnet (hoffentlich richtig?).
Mir ist aufgefallen, dass die Unterschiede zwischen DR(R128) und DR enorm sind. Ein und dasselbe Musikstück hat völlig unterschiedliche Werte.

Ich war der Meinung dass beide im Prinzip dasselbe messen, alenfalls leicht anders. Da würde man annehmen, dass die Messwerte sich nur leicht unterscheiden, tun sie aber nicht.

Wer weiss was da genau passiert?
Gut wäre ein Vergleich der Methoden. Dies hat sicher jemand gemacht, ist eine Beschreibung im Netz zu finden?

Gruss

Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Das, was bei der EBU R128 genau gerechnet wird, findet sich hier bzw. hier

Welche Dösköppe im Rahmen von Standardisierungen (hier ITU) unterwegs sind, erkennt man, wenn man die bei der R128 verwendeten Filter für andere Abtastraten verwenden will. Weil die in der offiziellen Doku angegebenen Filterparameter sich nicht sauber für andere Abtastraten umrechnen lassen. Seitdem zumindest jemand so schlau war, dass er mit Maxima Näherungswerte berechnet und das als inoffiziell vöffentlicht hat, verwenden alle R128 Softwerke genau diese nicht-offiziellen Parameter. :mrgreen:
Soweit zum Grips von Normierungskomitees.

Bei dem DR-Wert (dynamic range) erfolgt die Berechnung anders. Der Track wird in 3 sek. Abschnitte geteilt und über jedem Abschnitt ein quasi RMS-Wert berechnet, geteilt durch die Anzahl Samples je Abschnitt.
Des weiteren ergibt sich ein absoluter Peak-Wert aus den Samples/Abschnitt.
Mit den Werten wird ein Histogramm im Bereich von -100 dB bis 0 dB mit einer Unterteilung von 0.01 dB gefüllt.
Der DR-Wert ergibt sich dann als Verhältnis zwischen dem zweitgrößten Peak-Wert und der RMS-Summe aus den obersten 20% des Histogramms.
Zum Schluss ergibt sich DR als gerundeter Mittelwert über die DR-Werte der einzelnen Kanäle.
Klaro? :D

In der Tat haben die Werte nach EBU R128 und DR nichts miteinander zu tun.

Grüsse
Uli
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Uli

Frage noch welcher Wert DR(R128) oder DR bildet das psychoakustische Empfinden von Dynamik besser ab?

Wenn z.B. zwei völlig verschieden Stücke, z.B. Dire Straits mit Klassik-Stück verglichen wird das als gleich dynamisch empfunden wird, welches der Tool liefert denselben Wert (mindestens ca.)?

Da ja Viele darüber nachgedacht haben, müsste das nun klar sein.. oder doch nicht so klar....?

Man kann nun das probieren, allerdings wenn es schon bekannt wäre, erübrigt sich dies.

Gruss

Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ich kenne da nichts Bekanntes, betrachte die Werte immer nur für sich.
Also mal probieren :wink:

Servis
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

pschelbert hat geschrieben: Wenn z.B. zwei völlig verschieden Stücke, z.B. Dire Straits mit Klassik-Stück verglichen wird das als gleich dynamisch empfunden wird, welches der Tool liefert denselben Wert (mindestens ca.)?
Hallo Peter,
wie definierst du das "psychoakustische Empfinden von Dynamik"?

Gerade bei Dire Straits (nehmen wir mal Brothers in Arms) gab es die 1985er Original-CD mit DR17, dann das 1996 Remaster mit DR13 und die XRCD mit DR11, die letzte knallt am dollsten.
Vergleichen wir dann in der Kategorie Klassik Wagners Rheingold Ouvertüre oder das Scherzo aus Dvoraks Nr. 9 (Aus der neuen Welt), oder Telarcs Tschaikowsky 1812 Ouvertüre mit echten Pistolenschüssen (wirkt schon etwas lächerlich) oder digitalen Kanonen (müsste man eigentlich ablehnen, macht mir aber immer wieder Spaß).
Ich finde es schwierig, für mich eine Antwort im Vergleich Pop gegen Klassik zu finden.
Grüße Hans-Martin
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Hans-Martin

ja der Vergleich ist schwierig und denke mal nur via Statistik mit verschiedenen Hörversuchen und Testpersonen zu machen.
Ein solcher Test muss man ausklügeln und ist nichts was man so einfach zu Hause machen kann.

Wenn die Industrie (wie AES/EBU) sich da was standardisiert müsste man annehmen dass sowas gemacht wurde. Nur eben gefunden habe ich nichts, aber eventuell weiss da jemand was. Müsste natürlich eine Untersuchung sein die wissenschaftlich gemacht wurde.

Gruss

Peter
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

ich habe in JRiver Wiki mal eine Beschreibung gefunden zu DR und DR128:
http://wiki.jriver.com/index.php/Dynamic_Range

Gruss

Peter
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