Neuer Audio-Codec: Meridian MQA

pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

na da hat MQA offensichtlich mit rechtlichen Schritten gedroht...
Wenn die sachlichen Argumente ausgehen, dann wird offenbar massiv gedroht.

Jedenfalls schön dass zwei Firmen sich da klar äussern.

Gruss

Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Danke Uli,
kann ich nur zustimmen:
To archive and record music in its best shape we would like to ask the recording industry to go for high quality 192kHz / 24Bit analog to digital converters where any anti-aliasing filters work outside the audio spectrum and therefore don’t doing any harm.
Wenn man 24/192 einfach mal als nicht nur notwendigen, sondern sogar hinreichenden Standard akzeptieren würde (evtl. hierzu auch: http://www.artistic-fidelity.de/Docs/Ab ... den_de.pdf), wäre der ganze Unsinn von DSD bis MQA hinfällig.

Allenfalls eben:
After learning all those technical details about MQA we would like to ask those responsible in the audio industry that this technology should only be used for streaming where it is of advantage to reduce the data rate.
Aber dann sollen sie eben Software-Decoder anbieten, von mir aus auch gegen Lizenzgebühr, wo am Ende wieder ein 24/192 PCM rauskommt. Aber doch nicht in Hardware, denn wie richtig gesagt:
This will of course change as the ever-increasing bandwidth of the internet soon renders MQA obsolete, because then we will get the best native high resolution audio experience without altering its spectral components and available bit-depth.
Spätestens in ein paar Jahren ist das überflüssig.

Viele Grüße
Ralf
never
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Beitrag von never »

Hallo Uli,

um im Kontext dieses Threads keine falschen Eindrücke aufkommen zu lassen: Lothar Kerestedjian, der Chef von HighResAudio.com, schreibt am Ende des von Dir verlinkten Beitrags: “I’m not against MQA. I will support the format, as long as we can communicate facts and figures.” http://www.digitalaudioreview.net/2017/ ... is-of-mqa/

Worum es wohl ursprünglich beim Zwist mit MQA ging, kann man vermutlich dieser Passage bezüglich der Authentizität ab Aufnahmestudio entnehmen: „If these parameters are right, then we can provide our customers with honest facts to purchase MQA, and then we will continue to only offer “Authenticated MQA” again. Since the beginning of 2016 we have offered native Studio Masters with MQA encoding, where we can trace and verify the origin of the source. Meaning, the Mastering Studios that use MQA in their production workflow and process are personally signed off.” Quelle siehe oben.

Das sogenannte Tech-Paper empfinde ich als Zeitverschwendung. Der Autor versucht, MQA als überflüssige und prinzipiell unterlegene Alternative im Vergleich zu High-Res Dateien erscheinen zu lassen, ohne aber dabei vertiefend auf MQA und dessen Audioqualitäten einzugehen. ComputerAudiophile hatte in den letzten Monaten entschieden mehr kritische Substanz in etlichen Threads zum weitreichenden Themenblock MQA.

Auch scheint dem Autor nicht bekannt zu sein, dass MQA eher für den wachsenden Massenmarkt der Streaming-Kunden ausgerichtet wird und nicht hauptsächlich als Quelle für audiophile Hochpreisdownloader gedacht ist.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Udo,

so zeigt sich daß man MQA aus allen möglichen Richtungen beleuchten kann.
Der eine will wissen wie es denn funktioniert.
Ein anderer beleuchtet die kommerzielle Seite dahinter (siehe Linn).
Ein weiter Aspekt ist, was denn nun verloren geht durch die Komprimierung.
Eine andere Frage ist, ob man denn bei MQA prüfen kann oder nicht ob das highres drin ist.
Es soll auch manche geben, die sich fragen, wieso es denn angeblich besser klingt, obwohl es doch datenreduziert ist.
usw. usw.
Eine allerletzte Frage wäre vielleicht, ob man es denn wirklich braucht oder ob es eben viel Marketinggetrommele ist.

Grüsse
Uli

PS: mich interessiert natürlich, warum man Qualität verliert wenn man z.B. per EQ in den Datenstrom eingreift. Warum man das also nicht darf. Und was nützt das "bißchen" Verbesserung seitens MQA, wenn dann anschliessend LS und Raum nicht per Software korrigiert werden können.

PPS: ich selbst hab eher akademisch neutrales Interesse. Insofern liste ich eben Fundstellen auf, die evtl. weitere Erkenntnisse bringen
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Kleiner Nachtrag: was mich am meisten interessiert bei MQA ist das, was m.E. am meisten verschleiert dargestellt wird, nämlich das de-blurring. Ich kenne derzeit kein einziges technisches Papier dazu. Auch die Patente geben nichts her.
Mittlerweile habe ich meine eigene Hypothese dazu.
Aber vielleicht weiss da doch jemand was Konkretes?

Ob die Daten tonnenweise oder gepackt geschachtelt durchs Web sausen, ist ja eigentlich egal. Zumindest solange die Qualität nicht reduziert wird.

Grüsse
Uli
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Audiophiles-HiFi
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Beitrag von Audiophiles-HiFi »

Ich ziehe meinen Hut vor Lothar Kerestedjian, dem Chef von HighResAudio.com, daß er so konsequent auf Quaiität achtet und nicht einfach "Masse", alles, im HiRes Bereich verkauft.
Vulgo, daß er fake/hochgesampeltes "HiRes" aussortiert, selbst wenn von großen Studios geliefert.

Und daß er sehr offen die Problematik mit MQA angesprochen hat, Chapeau.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht, weil ich derzeit mir schwer vorstellen kann, wie MQA sich einer Analyse durch z.B. dritte Softwaretools, wie es Highresaudio.com gern analysieren würde, öffnet.
Ein Decoder für MQA wäre nötig, bisher nicht vorhanden/zugänglich.

Das technische Paper trifft jedoch ins Schwarze.

Es stellt technisch dar, was ich im Forum zu MQA auch schon zu Bedenken gab:
MQA ist verlustbehaftete Kodierung/Packung eines echten HiRes Originals.
MQA ist also lossy (=verlustbehaftet).
Also ein Kompromiß, um kompromißbehaftete Soundqualität mit relativ! reduzierter Bandbreite/Datengröße eines Songs, zu streamen.

Consumerseitig gesehen, welcher Audiophile (und das wäre doch die Zielgruppe, welche Exta-Geld zahlen würde, für HiRes-Streaming) möchte denn einen - wenn auch unterstellt: guten - aber man lese das technische Paper, welches klar die Grenzen und technischen Limits von MQA aufzeigt - Kompromiß hören/kaufen ?

Zudem auch technisch und bezahlbar originales HiRes zur Verfügung steht.
Und das Internet ausgebaut wird.

Zudem stellt das technische Paper leicht verständlich mehrere Aspekte digitaler Musik dar, im Zusammenhang von Datenrate. Es gibt eben kein freies Mittagessen... um den englischen Spruch zu gebrauchen.


Daß bei Demonstrationen MQA gut klingt, ist logisch, sie werden entsprechende Musikstücke auswählen.
Es hängt von der Quelle/master ab, ob die Musik gut klingt, der Grund warum auch viele CDs bereits sehr viel Freude bereiten.
Aber ich glaube, auch hier im Forum gibt es Leute, die mit Hires im Vgl. zur CD es einen Tick musikalischer gehört haben.

Deshalb ist der Ansatz von Lothar Kerestedjian, dem Chef von HighResAudio.com, wirklich zu unterstützen, ich werde seine Firma jetzt für Musikkäufe bevorzugt ins Auge nehmen.
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

interessant dieser Fake MQA. Viel Marketinghype, keine Fakten und schon gar nichts wissenschaftliches...

Bin ja dann mal wieder an der HighEnd in München, da waren die MQA-Lewute auch da letztes Jahr. Mal sehen was sie dann erzählen werden.

Wer braucht denn was schlechteres als wir denn schon lange haben und das noch zum höheren Preis. Ist wie ein Döschwo wenn man einen Mercedes haben kann für weniger Geld.

Na ja, wenn man eh schon Alles hat wird es wohl schon Käufer geben die Unützes auch noch kaufen, kann ja wieder entsorgt werden mit Verlust..

Peter
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

never hat geschrieben: Auch scheint dem Autor nicht bekannt zu sein, dass MQA eher für den wachsenden Massenmarkt der Streaming-Kunden ausgerichtet wird und nicht hauptsächlich als Quelle für audiophile Hochpreisdownloader gedacht ist.
Hallo Udo,
genau hier ist doch denke ich das Problem, bzw. das macht das Thema eigentlich auch wieder einfach: In meiner Wahrnehmung sind sie gestartet mit "Highres zu Datenraten von CD-Qualität". Soweit war das eine ehrliche und eigentlich tolle Entwicklung. Die Realität ist ja noch heute überwiegend MP3. Wäre doch toll, wenn diese ganzen Inhalte mal richtig gut transportiert werden könnten. Echte 24/192 dürften dann ja gerne immer noch etwas besser sein. Also eigentlich gar nicht schlimm, wenn leicht verlustbehaftet, die Hauptsache MQA-Streaming ist deutlich besser als CD. Dann noch einen Decoder wie MP3, FLAC etc. in beliebige Softwareplayer integrieren. Von mir aus auch gegen Lizenz. Ist ja nur gerechtfertigt, wenn Meridian diese Entwicklung honoriert bekommt. Dann wäre das eine wunderbare Sache.

Aber irgendwie genügte das bald nicht mehr. Dann kamen solche meiner Meinung nach seltsamen "Zusatzfeatures" hinzu, wodurch MQA auf einmal noch besser als das Original werden sollte. Dazu die Verpflichtung zur Implementation in Hardware. Für mich den Boden ausgeschlagen hat es, als dann MQA auch noch im ADC implementiert werden sollte. Eingangs im Thread gibt es ein Werbevideo wo 24/192 dann ein ziemlich merkwürdiger Impulsverlauf angedichtet wird und anschließend bei MQA ein Impulsverhalten als überlegen gezeigt wird, das exakt den hinreichend dokumentierten Realitäten bei 24/192 entspricht. Außerdem weiß ich sehr präzise, wie verschwindend gering bis nicht existent die Unterschiede zwischen mit oder ohne Doppelwandlung sind, bei Verkopplung unserer ADCs und DACs, egal ob ADDA oder DAAD. Da will mir dann jemand erzählen, ich bräuchte solch ein MQA, damit es richtig super wird. Absurd.

Also aus meiner Sicht ist die Kernidee super, aber eben nur für Streaming, und das sollte eigentlich reichen, denn das wird mehr und mehr wichtiger. Bei Downloads braucht man es ganz sicher nicht, wenn man genauso auch 24/192 haben kann. Es ist doch aber eben gerade aktueller Stand und daran entzündet sich auch die Kritik, dass MQA auf einmal auch für Downloads besser sein sollte.
uli.brueggemann hat geschrieben:Kleiner Nachtrag: was mich am meisten interessiert bei MQA ist das, was m.E. am meisten verschleiert dargestellt wird, nämlich das de-blurring. Ich kenne derzeit kein einziges technisches Papier dazu. Auch die Patente geben nichts her.
Ja Uli, das würde mich auch mal interessieren und de-blurring gehört für mich eben auch in die Rubrik der Dinge zum Staunen. Beantworten kann ich Dir die Frage nicht. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, soll der Mechanismus in der Lage sein, ich denke anhand einer Impulsantwort, die Übertragungscharakteristik eines Aufzeichnungsgerätes so zu fixieren, dass vermutlich durch eine Art invertierte Faltung die durch das Aufzeichnungsgerät hervorgerufenen Verfälschungen nachträglich wieder aus dem Musiksignal entfernt werden. Also ähnlich wie bei einem Faltungshall, wo anhand einer Impulsantwort irgendeinem Signal die Raumcharakteristik des Raums aufgeprägt wird, wird die Eigencharakteristik nun weggenommen.

Das gehört doch fast zu Deinem Fachgebiet… Mir fehlt der Glaube, dass dies vernünftig geht. Müsste ich mal selbst hören. Wäre natürlich fantastisch. Ich wüsste sofort viele Aufnahmen aus den 80igern die künstlerisch wie aufnahmetechnisch eigentlich top sind, nur eben durch die unfertigen AD-Wandler dieser Zeit unwiederbringlich ruiniert. Hätten sie es noch auf Band aufgezeichnet, könnte man mit heutigen ADCs fantastische Aufnahmen rausholen. So war´s das halt. Rund 20 Jahre für immer weg bzw. auf fragwürdigem Niveau gefesselt. Wer da eine Lösung hätte... Ich denke nur, am Ende wird es wie beim Entrauschen sein, oberflächlich betrachtet funktioniert es, bei den Details gelingt dann die Trennung zwischen Nutzsignal und Störung nicht mehr und gerade diese Details machen das Wesen der Musik aus. Wäre wirklich schön wenn ich mich irre, aber ich denke das wird man auch unter Marketing verbuchen können…

Trotzdem unterm Strich, bei aller rasant steigenden Beliebtheit von Streaming, könnte MQA trotzdem eine tolle Sache sein; jedoch eben nur genau für Streaming.

Viele Grüße
Ralf
never
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Beitrag von never »

Hallo zusammen,

wenn man die Entwicklung des MQA-Ansatzes einige Jahre verfolgt hat, dann gab es tatsächlich etliche Zeitpunkte, wo der Beobachter Orientierungsprobleme ob der eingeschlagenen Richtung haben konnte. Anders formuliert: Während der Fahrt tauchten tatsächlich neue Ziele auf, die am Anfang noch gar keine Rolle gespielt hatten.

Ich würde es ähnlich sehen wie Ralf:

„In meiner Wahrnehmung sind sie gestartet mit "Highres zu Datenraten von CD-Qualität". Soweit war das eine ehrliche und eigentlich tolle Entwicklung. Die Realität ist ja noch heute überwiegend MP3. Wäre doch toll, wenn diese ganzen Inhalte mal richtig gut transportiert werden könnten. Echte 24/192 dürften dann ja gerne immer noch etwas besser sein. Also eigentlich gar nicht schlimm, wenn leicht verlustbehaftet, die Hauptsache MQA-Streaming ist deutlich besser als CD. Dann noch einen Decoder wie MP3, FLAC etc. in beliebige Softwareplayer integrieren. Von mir aus auch gegen Lizenz. Ist ja nur gerechtfertigt, wenn Meridian diese Entwicklung honoriert bekommt. Dann wäre das eine wunderbare Sache.

Aber irgendwie genügte das bald nicht mehr. Dann kamen solche meiner Meinung nach seltsamen "Zusatzfeatures" hinzu, wodurch MQA auf einmal noch besser als das Original werden sollte. Dazu die Verpflichtung zur Implementation in Hardware … Also aus meiner Sicht ist die Kernidee super, aber eben nur für Streaming, und das sollte eigentlich reichen, denn das wird mehr und mehr wichtiger. Bei Downloads braucht man es ganz sicher nicht, wenn man genauso auch 24/192 haben kann.“
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 14#p134014

Zur Zeit fällt es aber wieder sehr schwer, eine klare Prognose abzugeben. MQA hat inzwischen mit einigen der global agierenden Tonträgerriesen vertragliche Beziehungen aufgenommen, deren Umfang aber noch nicht klar ist. Gleichzeitig verkündet die Tonträgerindustrie, tatsächlich Kurs in Richtung Streaming auf high-res Niveau nehmen zu wollen, wobei allerdings ebenfalls unklar ist, ob MQA dabei eine unverzichtbare Rolle spielen soll oder spielen wird. Und einige Streaming-Portale, darunter auch Spotify, kündigen eine Aufrüstung auf CD-Niveau an. Wiederum noch unklar, ob MQA dabei eine Rolle spielen wird.

Schaut man auf TIDAL und die Beteiligung durch SPRINT, dann scheint der Streamingmarkt ein Weg in Richtung Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Telekommunikationsanbietern zu sein. Ob es demnächst neben MQA noch andere Alternativen für diese technische Aufrüstung bei den Streaminganbietern geben könnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Für den Nutzer von Streamingangeboten könnte, wie Ralf auch andeutete, MQA einen Qualitätsschub auf breiter Front bedeuten. Da hier eindeutig der Massenmarkt im Mittelpunkt steht, muss auch die Preispolitik eine andere sein als bei den bekannten Hochpreisdownloadanbietern. Leider werden diese positiven Anzeichen massiv getrübt durch die diversen Probleme, die eine Bindung an MQA für Hardware-Hersteller bedeuten kann. Dass der Endverbraucher ebenfalls einige erhebliche Einschränkungen bei der Nutzung seiner Anlage erleben kann, ist leider beim gegenwärtigen Stand der Entwicklung ebenfalls bekannt. Auf eine detaillierte Auflistung des gesamten Katalogs von Negativaspekten verzichte ich an dieser Stelle …

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

das ominöse Deblurring ist nicht anderes als das was z.B. acourate macht. Aus einer Impulsantwort oder Frequenzgang (komplex) die Inverse zu rechen , mit natürlich einigen Tricks (was ja die Kunst des Softwareentwicklers ausmacht). Für Lautsprecher und Raum ist das sehr schwierig. Für eine elektronische Kette recht einfach.
Also acourate kann schon deblurren wen man das so sagen will.
Die Frage stellt sich nur wonach man kalibiert. Die Musikindustrie könnte natürlich ein Kalibrierefile auf die CD, DVD, flac laden, ganz einfach.
Nur die Musik-Industrie hat noch einige ganz einfache Problem nicht im Griff, man muss ernsthaft zeifeln dass in die Richtung tatsächlicher Verbesserung was brauchbares rauskommt. MQA wird es nach dem gehörten udn publizierten nicht sein.

Peter
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Matty
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Beitrag von Matty »

never hat geschrieben: Das sogenannte Tech-Paper empfinde ich als Zeitverschwendung. Der Autor versucht, MQA als überflüssige und prinzipiell unterlegene Alternative im Vergleich zu High-Res Dateien erscheinen zu lassen, ohne aber dabei vertiefend auf MQA und dessen Audioqualitäten einzugehen. ComputerAudiophile hatte in den letzten Monaten entschieden mehr kritische Substanz in etlichen Threads zum weitreichenden Themenblock MQA.
Hallo Udo,

das sehe ich etwas anders. In dem Paper geht es nicht um ein generelles MQA 'Bashing' sondern eher darum, frei von allen Mythen und Marketing-Versprechen zu analysieren, was MQA leisten kann und wo die Grenzen sind. Da ja der MQA-Mechanismus nicht komplett offen gelegt ist, muss dabei halt auf die Informationen zurückgegriffen werden, die zur Verfügung stehen.
Und das sind zum einen die mathematischen Grundlagen der digitalen Signalverarbeitung an sich, zum anderen die Patente, die im Zusammenhang mit MQA angemeldet wurden.

Die Autoren sagen ja auch, dass sie sich in Details bei der Interpretation letzterer irren können. Um hierüber eine kontroverse Diskussion führen zu können, bedarf es aber einer Offenlegung der Mechanismen. Und das ist ja genau auch, was Lothar Kerestedjian moniert - mangelnde Transparenz und Einsicht in die tatsächliche Qualität. Man begibt sich quasi vollständig in die Hände von MQA.

Tatsächlich stellt sich die Frage, welche Vorteile MQA gegenüber 'normalem' Highres bietet.
Wenn es maximal gleich gut ist, warum soll man dann zusätzliche Lizenzgebühren für MQA bezahlen?
never hat geschrieben: [...] ohne aber dabei vertiefend auf MQA und dessen Audioqualitäten einzugehen [...]
Welche Audioqualitäten denn?
In dem Paper geht es um den technischen (mathematischen) Hintergrund, wobei durchaus auch die potentiell klangbeeinflussenden Faktoren angesprochen werden.
never hat geschrieben:Auch scheint dem Autor nicht bekannt zu sein, dass MQA eher für den wachsenden Massenmarkt der Streaming-Kunden ausgerichtet wird und nicht hauptsächlich als Quelle für audiophile Hochpreisdownloader gedacht ist.
Ist das wirklich so?
So wie ich es verstanden habe, setzt eine vollständige und konsequent durchgezogene MQA-Implementierung voraus, dass schon zur AD-Wandlung MQA-zertifizierte Geräte verwendet werden, sowie eine MQA-fähige Hardware beim Endverbraucher.
Will man diesen ganzen Aufwand nur für das Streaming machen?
Will man also wirklich künftig den Fokus auf die Qualität des Streamings legen und die Qualität von Downloads oder Datenträgern hinten anstellen?
Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

Viele Grüße
Matthias
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Buschel
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Beitrag von Buschel »

Hallo zusammen,

ich habe auch gerade das Paper gelesen und empfinde die Ausarbeitung als gelungen und informativ. Mit den Kernaussagen stimme ich überein. Letztlich ist MQA für High-Res, was MP3 für CD-Qualität war: ein verlustbehafteter Prozess, der die erforderliche Bandbreite zur Übertragung reduziert und deswegen eigentlich nur für Streaming und ggf. mobile Anwendungen (DAP) aber nicht für Download oder Archivierung von Interesse ist. Wer echtes High-Res will, sollte und kann bei PCM bleiben.

Grüße,
Andree
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never
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MQA aus übergeordneter Perspektive

Beitrag von never »

uli.brueggemann hat geschrieben: so zeigt sich daß man MQA aus allen möglichen Richtungen beleuchten kann.
Der eine will wissen wie es denn funktioniert.
Ein anderer beleuchtet die kommerzielle Seite dahinter (siehe Linn).
Ein weiter Aspekt ist, was denn nun verloren geht durch die Komprimierung.
Eine andere Frage ist, ob man denn bei MQA prüfen kann oder nicht ob das highres drin ist.
Es soll auch manche geben, die sich fragen, wieso es denn angeblich besser klingt, obwohl es doch datenreduziert ist.
usw. usw.
Eine allerletzte Frage wäre vielleicht, ob man es denn wirklich braucht oder ob es eben viel Marketinggetrommele ist.

Grüsse
Uli

PS: mich interessiert natürlich, warum man Qualität verliert wenn man z.B. per EQ in den Datenstrom eingreift. Warum man das also nicht darf. Und was nützt das "bißchen" Verbesserung seitens MQA, wenn dann anschliessend LS und Raum nicht per Software korrigiert werden können.

PPS: ich selbst hab eher akademisch neutrales Interesse. Insofern liste ich eben Fundstellen auf, die evtl. weitere Erkenntnisse bringen
Hallo zusammen,

Ulis Auflistung von übergeordneten Aspekten zeigt, dass der MQA-Komplex bedeutend mehr Bereiche berührt, als bei vielen technischen Entwicklungen gewöhnlich der Fall ist. So interessant es für manche Beobachter der Entwicklung auch sein mag, technische Einzelbereiche kritisch untersuchen und – vorläufig – bewerten zu wollen, so steht inzwischen meiner Meinung nach eine noch wichtigere Frage im Vordergrund: Cui bono – wem nützt es?

Ich habe sowohl in diesem Thread als auch im Nachbarthread http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=30&t=8246 etliche Infos und Ansichten dazu gepostet. Inzwischen geht es eigentlich nicht mehr so sehr darum, Bob Stuart’s Entwicklung als solche auf technische oder wissenschaftliche Plausibilität hin zu untersuchen – denn seitdem MQA von der Mehrzahl der großen Musikverlage als Geschäftspartner akzeptiert wird, spielt es keine große Rolle mehr, ob sich einige Enthusiasten erregt über technische Einzelpunkte oder mögliche Defizite ereifern, die ohnehin nur für eine kleine Minderheit innerhalb der Randgruppe der an Audioqualität interessierten Musikverwender Bedeutung haben – wenn überhaupt.

Was dagegen immer größere Bedeutung gewinnt, sind meiner Meinung nach Fragen aus dem folgenden Katalog:

- Warum sollten diejenigen, die bereits die Rechte an den heute verfügbaren Musikprodukten besitzen, zusätzlich in MQA investieren?

- Was kann MQA anbieten, um für die mit der technischen und wirtschaftlichen Verbreitung beschäftigten Unternehmen nicht nur mehr Kosten, sondern auch mehr Umsatz und mehr Einnahmen in Aussicht zu stellen?

- Wo bietet der Markt die nötigen Zielgruppen, die von MQA-angereicherter Musik Gebrauch machen würden?

- Welche Zielgruppen wären umsatzmäßig relevant?

- Wie lässt sich die Verbreitung zügig am Markt realisieren, ohne dass die Anbieter jeden einzelnen potenziellen Kunden aufwendig bearbeiten müssen?

- Wie kann man auf bestehende Technik und Infrastruktur zurückgreifen, um den künftigen Markt vorzustrukturieren?

- Wie muss man die Rechte an MQA-angereicherter Musik einstufen?

- Welche konkreten vertraglichen Vereinbarungen sind für die Rechteinhaber akzeptabel, welche für MQA?

- Wird es eventuell bald technische Alternativen zu MQA geben?

- Kann sich der Verbraucher dagegen wehren?

Daher sehe ich das im Thread angesprochene Papier als Zeitverschwendung an und sehe vor allem die von mir im Nachbarthread geposteten Aussagen als starkes Indiz für eine baldige Verbreitung von mehr Audioqualität im Streamingsektor.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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Beitrag von never »

Kleine Ergänzung:

Dass in meiner obigen Auflistung relevanter Fragen der enthusiastische Highender keine eigenständige Erwähnung findet, ist kein Versehen, sondern Ausdruck meiner persönlichen Gewichtung.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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