Ripping – Unterschiede je nach Betriebssystem Umgebung?

Antworten
Octagon
Aktiver Hörer
Beiträge: 147
Registriert: 30.12.2013, 14:54
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Ripping – Unterschiede je nach Betriebssystem Umgebung?

Beitrag von Octagon »

Liebe Forenten,

bitgenau ist bitgenau – oder gibt es doch Unterschiede wenn in möglichst optimierter Umgebung gerippt wird?

Berichte, dass ein Rippen unter AO optimierten R2 Systemen im Core Modus zu besseren Ergebnissen führen soll wollte ich überprüfen. Gleichzeitig habe ich im Rahmen dieser Testreihe eine Systematik für mich entwickelt um Files vergleichen zu können, die über Rewrite Verfahren wie sie Bug Head Emperor (BHE) oder MQn einsetzen zu besserer Qualität führen sollen. Nach meiner These profitieren letztere Verfahren von besserer Speicherverwaltung etc. nicht aber durch unterschiedliche Files. Aber eins nach dem anderen:

Das Ergebnis vorweg: Die gerippten Dateien sind in allen Varianten bitgenau und auch frequenztechnisch identisch. Unterschiede bestehen in den Offsets, also dem Beginn der Datei und in der Geschwindigkeit des Rippvorgangs. Dies gilt über Betriebssystem- und Hardwaregrenzen sowie über das Umfeld in dem gleiche Betriebssysteme/Hardwaresyteme betrieben werden hinweg. Natürlich bezogen auf meine Systeme und folgenden Testaufbau:

OS: W7; R2 GUI, R2 Minimal Server, R2 Core Mode jeweils normal und als RAMOS; alle R2 voll optimiert mit AO1.41
Laufwerke: Plextor PX880SA via SATA fest verbaut in W7 PC; Samsung BD SE-506 USB2.0 via USB3.0
Software: EAC 1.1, höchste Qualitätseinstellungen, Offset je Laufwerk eingestellt (beide +6), sicherer Modus, Audiopuffer des Samsung Laufwerks abgeschaltet, wav 44,1kHz 16bit; NWDiff 1.0 zur Prüfung der Binärdaten; Adobe Audition 3.0 zur Prüfung der Frequenzen
Testdaten: 3 Audiodateien und 1 minütiger Logsweep mit Acourate erstellt, jeweils 44,1kHz 16bit gebrannt mit Imgburn 2.5.8.0 als Audio CD; alle Dateien in 44,1kHz 16bit

Durch unterschiedliches Anfahren einer Audio CD beim rippen entsteht in den daraus resultierenden Dateien immer ein Versatz zu Beginn der Datei. Um bei den folgenden Vergleichen nicht Äpfel mit Birnen zu verwechseln, habe ich jeder der wav-Dateien eine eindeutige Anfangssequenz vorangestellt, bestehend aus 3x1 sec MFV Ton A mit jeweils 1 sec Pause – also 6 Sekunden Vorlauf, zusätzlich wurde je ein Sample 5 Sekunden nach Beginn und 5 Sekunden vor Ende um -10db durch Audition verändert.

Die so erstellte AudioCD wurde dann mit EAC in verschiedensten Kombinationen gerippt:
* W7, Plextor // W7 Samsung
* R2 GUI, Samsung // R2 Minimal Server, Samsung // R2 Core, Samsung
* R2 GUI RAMOS Samsung // R2 Minimal Server RAMOS, Samsung // R2 Core RAMOS, Samsung
Auffällig war die deutliche Zeitdifferenz zwischen den einzelnen Systemen beim Rippvorgang. RAMOS war im Allgemeinen hier langsamer, das mag aber dem Blueray Laufwerk von Samsung geschuldet sein. Wie erwartet waren die ersten Bits der Rippergebnisse ebenso wie das Ende der Dateien bei den jeweils gleichen Stücken unterschiedlich. Mit Audition habe ich dann die Anfänge der Dateien vor dem von mir vorher markierten, ersten Sample abgeschnitten und erneut gespeichert.

Die Binärprüfung mit NWDIFF zeigt eindeutige Bit-Gleichheit hier auch schön optisch erkennbar: Die beiden oberen Fenster zeigen den gleichen Ausschnitt beider Files; darunter links würden Differenzen farbig markiert – schwarz bedeutet gleich, unten rechts zeigt gelb gleiche Bits, unterschiedliche würden für File 1 in grün, für File zwei in rot dargestellt. Hier exemplarisch Tin Pan Alley, W7 Plextor gegen R2 Core RAMOS mit Samsung.

Bild

Wir sehen nichts, aber das hat ja noch nicht wirklich viel in Bezug auf unser Thema zu bedeuten. Zum besseren Verständnis hier einmal die beiden Dateien im Vergleich ohne die Korrektur auf die Anfangsmarkierungen. Das Bild täuscht, hörbar sind diese Differenzen nicht.

Bild

Schauen wir uns die Dateien also in Audition an. Wenn die Inhalte wirklich gleich sind können wir das ja nachweisen. Dazu habe ich die gerippte und entsprechend der Markierungen präparierte Datei invertiert und dann von der Originaldatei abgezogen (gemischt). Bei Gleichheit muss das Ergebnis 0 sein:

Hier die Originaldatei und die invertierte gerippte Datei von Tin Pan Alley:

Bild

Zum Verständnis die Summierung/Mischung der beiden Dateien:

Bild

Und wir sehen alle drei untereinander, zuletzt das Ergebnis der Summierung =0

Bild

Dieses Ergebnis konnte ich für alle aufgeführten Kombinationen verifizieren. Nun, messen ist eines, wir alle haben gelernt, hören ein anderes: Ich kann auch gehörmäßig keinen Unterschied feststellen. Es besteht also für mich kein Bedarf neu zu rippen, wenn die grundsätzliche Qualität des Vorgangs erst einmal sichergestellt ist dann ist das Umfeld zweitrangig und lässt sich jederzeit verifizieren.

Warum kommt es dann trotzdem zu solchen Aussagen? Nun, zumindest in einem Fall konnte ich das klären: Der Kollege verwendet dBpoweramp um zu rippen und nutzt gleichzeitig mit dem Rippvorgang die Möglichkeit des Upsampling. Wahrnehmbare Unterschiede könnten hier im Upsampling unter verschiedenen Umgebungen begründet sein.

Diese Übung werde ich jetzt gespannt auf Files anwenden, die durch die erwähnten Rewriting Methoden beeinflusst werden. Es bleibt spannend auf unserer Reise ;)

Enjoy the music
Thomas
Bild
pschelbert
inaktiv
Beiträge: 1147
Registriert: 25.08.2015, 13:44

Beitrag von pschelbert »

Hallo Thomas

gut hast Du das mal geklärt.

Gruss

Peter
Bild
Rook
Aktiver Hörer
Beiträge: 36
Registriert: 04.04.2015, 14:41
Wohnort: Frankfurt Main
Kontaktdaten:

Beitrag von Rook »

Super! Danke!

Gruß,
Rüdiger
Bild
audiokarl
Aktiver Hörer
Beiträge: 81
Registriert: 02.04.2013, 15:12
Wohnort: augsburg

Beitrag von audiokarl »

Sehr gut erklärt, vielen Dank für diese Aufklärungsarbeit.
Das deckt sich mit meinen bisherigen, allerdings rein subjektiven Erfahrungen.

Einen ähnlich ausführlichen Bericht habe ich schon vor längerem ich glaube im computeraudiophil Forum gelesen.

Für solch technische Nachweise bin ich immer froh, denn die Empfindungen von einigen HIFI-verrückten (im positiven sinne) sind doch sehr verschieden und ich lasse mich auch beeinflussen und zweifle dann am selbst gehörten Eindruck.
Bild
Antworten