Verstärker mit Stromgegenkopplung

Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Freunde, ich seh' schon, so manchen Leser juckt die rauhe Geige kein bisschen :mrgreen: . Für die empfindlicheren Zeitgenossen möchte ich dennoch einen Effekt nachschieben, der ebenfalls aus der auslenkungsabhängigen Induktivität resultiert. Erlaubt mir aber noch eine Anmerkung zu dem zuletzt diskutierten Amplitudenmodulationseffekt: Auch ohne Modulation durch eine tiefe Frequenz bewirkt die veränderliche Induktivität bereits ein Verformung eines gedachten reinen Sinustones bei UGK. Je weiter die Membran nach vorne ausgelenkt wird, desto größer ist die Antriebskraft. Weil die Impedanz aufgrund der sinkenden Induktivität abnimmt und deshalb mehr Strom fließen kann - bei gleicher Spannung. Eine solche Verformung der gewünschten reinen Sinuswelle drückt sich in Klirr aus - das sind Oberwellen bei Vielfachen der Grundfrequenz. Vielleicht fängst Du damit ja mehr an, Richard :cheers: - das kann man nämlich messen :) . Die Seitenbänder bei der Amplitudenmodulation aber natürlich auch. Also, nächster Effekt bei UGK:

Phasenmodulation durch auslenkungsabhängige Induktivität

Legt man an einen ohmschen Widerstand eine Spannung an, fließt ein Strom durch ihn - die Proportionalität nennt man ohmsches Gesetz. Ist die Spannung eine sinusförmige Wechselspannung, ist der Strom eben ein sinusförmiger Wechselstrom. Spannung und Strom sind genau in Phase, das heißt, die Sinuswellen von Strom und Spannung gehen gleichzeitig durch Null und erreichen gleichzeitig Minimum und Maximum.

Legt man an eine Spule eine Wechselspannung an, ist der Strom, der sich einstellt, ebenfalls sinusförmig. Er läuft aber 90° versetzt hinterher. Das kann man auch so ausdrücken, dass der Strom zur Spannung um -90° phasenverschoben ist.

Die Schingspule besteht elektrisch gesehen aus einer Reihenschaltung ihres ohmschen Widerstandes und ihrer Induktivität. Schaltet man einen ohmschen Widerstand (Rc der Schwingspule) und eine Induktivität (Lc der Schwingspule) hintereinander, stellt sich eine Phasenverschiebung ein, die irgendwo zwischen 0 und -90° liegt - abhängig von der Höhe des ohmschen und des induktiven Widerstandes. Sind beide gleich groß, ist der Phasenwinkel 45°. Der induktive Widerstand nimmt aber im Gegensatz zum ohmschen linear mit der Frequenz zu und berechnet sich zu zwei Pi mal Frequenz mal Induktivität.

Bleiben wir aber mal bei einer festen Sinusfrequenz. Ändert sich jetzt die Induktivität durch die Auslenkungsabhängigkeit, ändert sich der induktive Widerstand entsprechend und damit der Phasenwinkel zwischen Strom und Spannung. Der Strom hinkt also der Spannung nicht um eine feste Phase oder Zeit hinterher, sondern die Phase bzw. der Zeitversatz zittert mit der Auslenkung hin- und her. Betrachten wir wieder den Fall von letztem Mal, dass eine tiefe und eine höhere Frequenz gleichzeitig vom Chassis abgestrahlt werden sollen, dann zittert die Phase des höheren Tones mit der Auslenkung durch den tieferen Ton. Das nennt man Phasenmodulation. Habt Ihr sowas Ähnliches nicht schon mal von mir gelesen? Ist schon ein Weilchen her - richtig, Jitter! Das ist das Pendant zum Phasenrauschen im Digitalbereich, auch Jitter genannt, im Analogen.

Mit IGK ist dieser analoge Jitter weg - aber nur der aufgrund des genannten Effekts durch die auslenkungsabhängige Induktivität. Es gibt nämlich noch einen Effekt, der genau das Gleiche bewirkt, dem aber mit der Ansteuermethode (UGK oder IGK) nicht beizukommen ist: Die Dopplerverzerrungen eines Chassis. Er beruht ganz einfach gedacht darauf, dass der höhere Ton mal von weiter vorn, mal von weiter hinten abgestrahlt wird, im Rhythmus des tieferen. Das gibt genauso eine Phasenmodulation. Eine mögliche Abhilfe ist, den Übertragungsbereich eines Chassis begrenzt zu halten (mehrere Wege). Es gibt einige Möglichkeiten, wie man die Dopplerverzerrungen verringern kann - darauf will ich aber hier nicht eingehen, das würde den Rahmen eindeutig sprengen, denn der Dopplereffekt ist ein rein geometrischer Effekt bei der Schallabstrahlung und hat mit dem elektrischen Antriebssystem erst mal nichts zu tun.

Wie sich dieser analoge Jitter anhört, spare ich mir nach der Schelte, die ich bezogen habe, als ich mir erlaubt habe, eine Geige als Beispiel zu nehmen :mrgreen: .

Viele Grüße
Gert
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Shefffield
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Beitrag von Shefffield »

Hallo, Gert!

Auch ich verfolge dieses Thema mit Rieseninteresse!

Werden wir nach der Betrachtung der Grundlagen auch noch zur Praxis kommen? Sollte ich mich so lange in Geduld üben?

Da ich ebenfalls einen AMT verarbeiten will, habe ich natürlich sofort vermerkt, dass Eure AGM den Hochton mit einem Stromverstärker und ohne Gegenkopplung (wie auch - bei einer gefalteten, quasi rein mechanisch kontrollierten Membran?) antreibt. Auf einen Exkurs zu genau dieser Praxis, mit all ihren Besonderheiten und Unterschieden zu Konus- und Kalottenchassis, wäre ich also äußerst gespannt.

Danke vorab,
Axel
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Sorry Kollegen,

habe dieses Thema hier ein bisschen schleifen lassen. Ich fürchte, wenn ich mich jetzt in das sechste und siebte Untergeschoss der Dreckeffekte bei UGK hinab begebe, wendet sich so mancher gähnend ab. Spontan wären mir als noch zu behandelnde Themen einfallen:

- Weitere Effekte durch nichtlineare Induktivitäten
- Effekte durch Wirbelströme
- Effekte durch Änderungen des ohmschen Widerstandes (Erwärmung bei Stromfluss)
- Rückwirkung von mechanischen Teilschwingungen auf der Membran auf das Antriebssystem
- Zuleitungseffekte (bei IGK ist das Kabel egal)

Vielleicht fällt dem einen oder anderen noch mehr ein, aber ich denke, lassen wir's damit erst mal gut sein. Ich will lieber auf Axels Anfrage eingehen:
Sheffield hat geschrieben:Da ich ebenfalls einen AMT verarbeiten will, habe ich natürlich sofort vermerkt, dass Eure AGM den Hochton mit einem Stromverstärker und ohne Gegenkopplung (wie auch - bei einer gefalteten, quasi rein mechanisch kontrollierten Membran?) antreibt. Auf einen Exkurs zu genau dieser Praxis, mit all ihren Besonderheiten und Unterschieden zu Konus- und Kalottenchassis, wäre ich also äußerst gespannt.
Zunächst mal: Es gibt keinen prinzipiellen Unterschied bzgl. IGK-Ansteuerung zwischen Bändchen, AMT, Kalotte oder Konus. Dennoch gibt es Besonderheiten:
  • Konus: An diesem Bespiel haben sich meine Ausführungen im Wesentlichen orientiert. Mit IGK erheblich kleinerer Klirr, Frequenzgang ausgedehnt nach oben, unten muss man aber eine Impedanzkorrektur durchführen. Da kommt man dann aber auch schon ohne Membranregelung viel tiefer runter als bei UGK im geschlossenen Gehäuse, auch tiefer als mit Bassreflexkanal, aber natürlich ohne dessen Wirkungsgradverstärkung.
  • Kalotte: Hier kommt es darauf an, ob man sie deutlich oberhalb ihrer Resonanzfrequenz einsetzt, was bei Hochtonkalotten meist der Fall ist. Dann fällt mir kein einziger Grund ein, der für UGK spricht.
  • AMT/Bändchen: Richtig bemerkt, wie soll man sowas regeln :?? Dazu ist mir bisher nichts eingefallen. Herr Müller hat damit mal experimentiert, aber letztendlich ist ihm auch nichts eingefallen. Ein AMT ist aber aufgrund seiner winzigen Masse bei enormer effektiver Fläche die Chassisart, die eine Regelung am allerwenigsten nötig hat - aber nur bei IGK! Im Prinzip gilt der ganze Blumenstrauss an Effekten bei IGK/UGK ebenso für diese Lautsprecher-Gattung.
Aufgrund Deiner Frage, Axel, will ich auf den AMT etwas genauer eingehen. Mein Lieblings-AMT heißt ER4, wie sich ja mittlerweile wahrscheinlich rumgesprochen hat. Nun schauen wir mal ins Datenblatt:

Bild

Lecker, schaut mal nach Fläche und bewegter Masse. Gegenüber einer üblichen 25er-Kalotte ca. 7fache Fläche - entsprechend weniger Hub oder auch mehr Dynamikreserve. Bei einem Bruchteil der Masse.

Frequenzgang der Impedanz:

Bild

Na, wer damit Probleme kriegt, hat wirklich eins.

Frequenzgang des Schalldrucks:

Bild

So, jetzt wird's interessant bzgl. IGK. Zunächst fällt auf, dass der FG nicht ideal gerade ist, es gibt also ein wenig auszubügeln (siehe oberes Diagramm). Insbesondere zwischen 2 und 4kHz. Nun gibt es ja da den Trick, der hinter halb vorgehaltener Hand kolportiert wird, hinter den ER4 eine kleine Dämpfungskammer zu machen und die mit gepresstem Filz zu füllen - bzw. mit allerlei anderen Materialen. Dadurch ergibt sich eine erstaunliche Linearisierung des Amplitudenfrequenzgangs zwischen 2 und 4kHz (siehe unteres Bild). Macht man genau diese Filzkammer da hin, steuert das Chassis aber nun mit IGK, gibt's diese Überhöhung plötzlich nicht mehr. Was will uns das sagen? Die Linearisierung des FG kommt durch Dreckeffekte zustande, die man gar nicht haben will, im Wesentlichen den genannten inneren Mikrofonieeffekt. Wie schon ausgeführt, verzichte ich auf diesen Effekt dankend gerne und bügle den FG da unten lieber durch eine kleine RC-Kombi an passender Stelle der Aktivelektronik - das ist nun wirklich eine einfache Fingerübung.

Schauen wir mal auf die - natürlich bei UGK gemessenen - Klirrkomponenten K2 und K3:

Bild

Das ist nicht schlecht, aber auch nicht berühmt. Und es ist sogar noch etwas beschönigt - das ist nämlich die Dipolkurve, also hinten offen. Im Fall des hinten mit gepresstem Filz gefüllten Kämmerleins steigt der noch weiter an - wundert den aufmerksamen Leser ja nun auch nicht mehr. Egal, sagen wir mal vereinfachend, K2 und K3 liege zwischen 0,1 und 0,3%, also zwischen -50 und -60dB. Anmerkung: Der Klirr ist natürlich abhängig vom Schalldruck, das Datenblatt schweigt aber über den hier zugrunde liegenden. Nach meinen Messungen decken sich die hier gezeigten Kurven mit meinen (bei UGK) bei ungefähr 90dB Schalldruck in 1m Entfernung.

Und nun erinnert Euch doch bitte an eine Messung bei vergleichbarem Schalldruck an meiner guten alten BM20, die ab 3,5kHz einen per IGK versorgten ER4 drin hat. K2 liegt zwischen -62 und -68dB, das erheblich giftigere K3 zwischen -68 und -74dB. Wie denn das? Das ist ja grob eine Größenordnung besser als die Werksangabe? Bin ich zu blöd, den Klirr richtig zu messen? Oder Eton? Weder noch, der Unterschied liegt in UGK und IGK begründet. Eine Größenordnung, also Faktor 10! Das sind Welten! Übrigens, für die AGM habe ich das natürlich auch weiter unten noch gemessen, also ab 2k. Da sieht's ganz ähnlich aus.

Vielleicht versteht Ihr jetzt besser, warum ich meine, dass man einen AMT erst mit IGK in den HiFi-Olymp bringt. Einen Bass zwingt man halt per Regelung, die nirgends so perfekt funktioniert wie im untersten Frequenzbereich, zu perfekter Performance. Beim MT wird's heikler, weshalb ich mich einer Kombi aus IGK und Regelung bediene. Und beim HT - IGK. Ok, eine Kalotte kann man mit entsprechendem Aufwand auch noch regeln.

Die Technik der Stromgegenkopplung für die Endverstärker verwenden nur sehr wenige - vielleicht hat ja mein Beitrag ein wenig die entsprechenden Entwickler von Aktivlautsprechern angeregt, darüber nachzudenken - falls sich der eine oder andere hierher verirrt hat. Es gibt aber auch ein paar Hindernisse auf dem Weg zur IGK: Die Chassis selbst. Die sind nämlich oft so konstruiert, dass der eigentlich grob einer umgedrehten Badewanne entsprechende Frequenzgang gerade durch (natürlich Klirr verursachende) Maßnahmen, die genau die Dreckeffekte der UGK ausnutzen, ausgebügelt wird. Es ist deshalb gar nicht so einfach, passende Chassis zu finden, die sich für IGK eigenen (und/oder für Regelung, da gibt's ein ähnliches Problem). Am liebsten sind mir Chassis, die bei UGK einen zwar glatten (=Membran-resonanzfreien), aber eben der umgedrehten Badewanne ähnelnden FG haben - die lassen sich am besten mit IGK und /oder Regelung an die Leine nehmen.

Viele Grüße
Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Hallo Gert!

Weißt du was ich z.B. wirklich interessant finden würde, wäre folgendes:
Einmal den ER4 mit UGK (du hast sicher einen Amp) und einmal mit IGK gemessen.
Exakt gleiche Einstellungen/Pegel unsw.

Verschiedene Messungen zu vergleichen ist halt nicht einfach, bzw. sind wir ja schon in einem Bereich die nahe an der Messgrenze liegen...

Das hatte ich schon bei der Sensorregelung angemerkt, wo ich das genauso wie hier mit IGK nicht selbst machen kann.

Ab gesehen davon:
Mal ne ganz pragmatische Frage:
Ich habe hier ja meine aktiven 3 Wege und die DCX davor, Amps sind "normale" PAs.

Gibts komerzielle IGK-Amps fix fertig zu kaufen?
Die Impedanzliniearisierung ist die dann wenn man aktiv (inkl. Entzerrung) spielt überhaupt nötig?
Ist kostentechnisch ein Unterschied zwischen UGK und IGK Amps?

mfg
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Richard,
schauki hat geschrieben:Mal ne ganz pragmatische Frage:
Ich habe hier ja meine aktiven 3 Wege und die DCX davor, Amps sind "normale" PAs.

Gibts komerzielle IGK-Amps fix fertig zu kaufen?
ich glaube nicht (?). Da ist der Lötkolben angesagt. Ich habe z. B. früher mal (1998?) einen Yamaha A1 (war damals das Flagschiff der Mehrkanalverstärker) komplett auf allen 7 Verstärkerkanälen auf IGK umgebaut, das ging recht einfach. Hab' dann noch sieben Doppelintegrierer und aktive Frequenzweichen reingezwängt in das Gehäuse und schon konnte ich mit 3 Kanälen den Center und mit 2x2 Kanälen die Rears aktiv ansteuern. Aber ok, zugegeben, wenn man einer Schaltung nicht schon auf den ersten Blick ansieht, was genau für was ist, wird's schon ein bisschen schwieriger. Der Yamaha dümpelt irgendwo im Garagenregal vor sich hin - aber ich hatte eigentlich vor, den irgendwann mal im Heimkino wieder einzusetzen samt den geregelten 38er-Subs, die jetzt auch in der Garage schlafen dürfen. Aber so langsam fürchte ich, dass ich da so schnell nicht dazu komme (wegen AGM etc.).
Die Impedanzliniearisierung ist die dann wenn man aktiv (inkl. Entzerrung) spielt überhaupt nötig?
Nein, könntest Du ja spielend mit den FIR-Filtern ausbügeln.
Ist kostentechnisch ein Unterschied zwischen UGK und IGK Amps?
Nein, pro Endstufe schätze ich den zusätzlichen Bauteilaufwand auf unter 1 Euro.

Viele Grüße
Gert

P.S.: Wenn ich mal dazu komme, einen ER4 mit IGK und UGK im direkten Vergleich zu messen, stell' ich das natürlich hier rein - meine freie Zeit für sowas ist aber gerade etwas limitiert :roll:
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Richard,
schauki hat geschrieben:Weißt du was ich z.B. wirklich interessant finden würde, wäre folgendes:
Einmal den ER4 mit UGK (du hast sicher einen Amp) und einmal mit IGK gemessen.
Exakt gleiche Einstellungen/Pegel unsw.
diese Unterschiede beschreibt doch Gert in seinem hochinteressanten Beitrag von heute hier
Fortepianus hat geschrieben:Und nun erinnert Euch doch bitte an eine Messung bei vergleichbarem Schalldruck an meiner guten alten BM20, die ab 3,5kHz einen per IGK versorgten ER4 drin hat. K2 liegt zwischen -62 und -68dB, das erheblich giftigere K3 zwischen -68 und -74dB. Wie denn das? Das ist ja grob eine Größenordnung besser als die Werksangabe? Bin ich zu blöd, den Klirr richtig zu messen? Oder Eton? Weder noch, der Unterschied liegt in UGK und IGK begründet. Eine Größenordnung, also Faktor 10! Das sind Welten!
ganz genau, gemessen und dokumentiert ! :D

Gruss
Sigi
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schauki
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Beitrag von schauki »

@Gert
D.h. eine übliche Endstufe ist i.d.R. von UGK auf IGK umzurüsten.
Solange man weiß was man tut und halbwegs löten kann, und das Gerät jetzt nicht abartig gebaut ist, sollte es möglich sein.

Muss man das aufs Chassis anpassen, oder sind dann alle Kanäle gleich?

Ist - 2 Spulen 3 Widerstände und nen Kondensator ein/umlöten und schon läuft die Sache - (viel) zu einfach gedacht?

@Sigi
Nein, Gert beschreibt, dass seine Messungen sich nicht mit denen des Datenblatt decken.
Dass es an der IGK liegt ist mal eine Annahme, die Gert wahrscheinlich erscheint.

mfg
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Richard,
schauki hat geschrieben:@Gert
D.h. eine übliche Endstufe ist i.d.R. von UGK auf IGK umzurüsten.
Solange man weiß was man tut und halbwegs löten kann, und das Gerät jetzt nicht abartig gebaut ist, sollte es möglich sein.

Muss man das aufs Chassis anpassen, oder sind dann alle Kanäle gleich?
alle gleich klappt in der Regel ganz gut. Dass ungefähr die gleiche Spannung wie vorher am Chassis ankommt, hängt zwar nun vom Widerstand des Chassis ab, aber insgesamt neu Auspegeln ist ja kein großer Akt.
Ist - 2 Spulen 3 Widerstände und nen Kondensator ein/umlöten und schon läuft die Sache - (viel) zu einfach gedacht?
Im Prinzip ist es so einfach. Masseleitung zum Lautsprecher auftrennen, Shunt rein (sowas wie 0,22 bis 0,47 Ohm, der 5W verträgt), Minuspol des Lautsprechers über einen (guten!) Kondensator auf den Gegenkopplungspunkt des Verstärkers. Den muss man halt erkennen können. Dann kann die UGK auch einfach drin bleiben, denn dieser niederohmige Shunt überstimmt die in aller Regel recht hochohmige UGK dann einfach. Dann noch parallel zum Lautsprecherausgang ein kleines Korrekturglied, sowas wie 2 bis 20Ohm mit 10 bis 100nF in Serie, und meist ist das Opus bereits fertig. Allerdings lohnt sich ein Blick auf ein am Ausgang angeschlossenes Oszilloskop: Oft schwingt das Gebilde nämlich hemmungslos irgendwo im Mhz-Bereich. Was weder dem Klang noch dem Radioempfang der Nachbarn weiterhilft. Dann kommt die Feinarbeit. Vom Ausgang zum invertierenden Eingang mit einem RC-Glied zu kompensieren klappt jetzt aufgrund der extremen Niederohmigkeit des Shunts nicht mehr, man muss einen zweiten Kompensationspunkt in der Schaltung finden, und dafür ist meist doch etwas mehr Erfahrung nötig. Also, wie meistens, im Prinzip ganz einfach, in der Praxis lauern aber ein paar kleine Fallstricke.

Viele Grüße
Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Hallo!

Alles klar, also sowas wie ein "Aufrüst-Kit" für Dummys (also mich) kanns eigentlich nicht geben.

mfg
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Spatz
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Beitrag von Spatz »

Moin, wie sieht eigentlich die Schaltung für so eine Hybrid-IGK-UGK aus?
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Das steckt in Gerts Umbauanleitung schon mit drin, man macht den erwähnten Koppelkondensator für den "stromgesteuerten" neuen Gegenkopplungspfad nur so groß, dass er nicht zu früh (bei zu tiefen Frequenzen, schon "knapp über Gleichspannung") einsetzt, sondern erst da wo man es haben will. Möchte man zusätzlich "Ihro Hochohmigkeit" nach oben auf einen bestimmten Wert begrenzen, schaltet man noch einen Widerstand in Serie, damit die IGK die vorhandene UGK nicht voll überfährt, sondern nur teilweise. Also allgemein einfach mehrere Gegenkopplung-Pfade, für DC, NF(UGK), NF(IGK), HF, d.h. frequenzabhängig. Zur Abteilung "HF" kommen wir jetzt gleich...

... weil, wie erwähnt, muss man höllisch aufpassen, dass der Amp stabil bleibt, dazu muss die von Hersteller vorgesehene UKG für HF wieder so wie ausgelegt zum Tragen kommen. Leicht vereinfachend gesagt, meistens will so eine UKG von einer festen, recht hohen Verstärkung (so ~20dB...30dB) ab einer bestimmten Frequenz (um ~1MHz) mit 20dB/Dekade auf Verstärkung 1 abrollen, auf dass sich die bereits mit 40dB/Dekade abrollen wollende open-loop-Verstärkung mit der Signalverstärkung nur mit 20dB/Dekade schneide (ansonsten klingelt's).

Das erfordert, dass die per UKG vorgesehene und durch UKG kontrollierte Verstärkung für HF früh genug erreicht wird... und was zur Frickelei werden kann. Mit Glück (bzw. falls die Werks-UGK nicht den erwähnten Rolloff hat und das angesteuerte Chassis samt Verkabelung ausreichend induktiv wird für HF, auch ausreichend hoch hinauf) reicht das von Gert vorgeschlagene Serien-RC, was die GK für HF schließt und auf einen definierten Wert setzt.

Grüße, Klaus
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Klaus,

danke für Deine wie immer fundierten Ausführungen.
KSTR hat geschrieben:Das steckt in Gerts Umbauanleitung schon mit drin, man macht den erwähnten Koppelkondensator für den "stromgesteuerten" neuen Gegenkopplungspfad nur so groß, dass er nicht zu früh (bei zu tiefen Frequenzen, schon "knapp über Gleichspannung") einsetzt, sondern erst da wo man es haben will.
Dazu möchte ich noch ergänzen, dass dadurch der Frequenzgang allerdings ein 6dB-Berglein bei der Übernahmefrequenz von UGK zu IGK erfährt. Was in meinem Fall allerdings nicht stört. Im Gegenteil, es bedeutet eben, dass der Gegenkopplungsfaktor der Sensorregelung in dem Bereich eben um 6dB steigt, der Gesamtfrequenzgang wird ja durch die Sensorregelung glatt gezogen. Verwendet man aber keine Sensorregelung, müsste man den Frequenzgang wieder irgendwie korrigieren - es sei denn, man hat ein Chassis, das eh eine passende Senke in dem Bereich hat, dann kann man die UGK-IGK-Übernahme genau da hin legen.
KSTR hat geschrieben: ["wie kriege ich die Schwingneigung in den Griff"]... und was zur Frickelei werden kann. Mit Glück (bzw falls die Werks-UGK nicht den erwähnten Rolloff hat und das angesteuerte Chassis samt Verkabelung ausreichend induktiv wird für HF, auch auxreichend hoch hinauf) reicht das von Gert vorgeschlagene Serien-RC, was die GK für HF schließt und auf einen definierten Wert setzt.
Wenn das alles so einfach wäre, wie mancher denken mag, wär's ja langweilig :cheers: .

Viele Grüße
Gert
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Koala887
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Beitrag von Koala887 »

Hallo Gert,

ich hab da noch mal eine Frage zur Hybrid-IGK-UGK:

Wenn ich den Shunt für die IGK einfach zwischen Lautsprecher und Masse schalte, verschlechtert sich dann nicht auch der Dämpfungsfaktor im UGK-Betrieb?

Beim stöbern im Netz ist mir dann noch ein Bild von der AGM3.3 aufgefallen:

Bild

Wo ist da der Shunt auf der MT-Endstufe?

Schöne Grüße
Daniel
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Daniel,
Koala887 hat geschrieben:Wenn ich den Shunt für die IGK einfach zwischen Lautsprecher und Masse schalte, verschlechtert sich dann nicht auch der Dämpfungsfaktor im UGK-Betrieb?
ja, aber das ist ja nicht wirklich wichtig. Eigentlich könnte man ein LS-Chassis, wenn es per Sensor geregelt wird, im ganzen Frequenzbereich mit IGK betreiben. Die UGK hat ja ihre Berechtigung normalerweise eigentlich nur, um die Grundresonanz des Systems zu dämpfen. Die Grundresonanz liegt immer im unteren Bereich dessen, was vom Chassis übertragen wird - weil darunter der Frequenzgang deutlich abfällt. Gerade bei Mittel- und Hochtönern liegt die Resonanzfrequenz sogar häufig unter dem Übertragungsbereich. Je niedriger die Frequenz, desto kräftiger die Regelung - bei der induktiven GK fällt der GK-Faktor mit 6dB pro Oktave. Also wirkt die Sensor-GK bei der Grundresonanz so kräftig, dass man das Chassis dort eigentlich auch per IGK betrieben könnte - so hat das übrigens FM früher bei den ersten BM20 und der BM3 im Bass auch gemacht (dort ging's auch nicht anders, weil die magnetische GK zwingend IGK braucht). Dennoch, doppelt hält besser. Wenn man die Grundresonanz sowohl mit der dämpfenden Wirkung der UGK-Endstufe wie der induktiven Sensor-GK begegnet, hat die Regelung dort weniger zu tun.
Koala887 hat geschrieben:Beim stöbern im Netz ist mir dann noch ein Bild von der AGM3.3 aufgefallen...
Wo ist da der Shunt auf der MT-Endstufe?
Na, da hast Du aber genau hingeschaut :cheers: . Nirgends natürlich, wie Du ja schon bemerkt hast. Der Shunt fehlt beim MT auf dem Bild deshalb, weil es das Bild von der Elektronik der allerersten AGM 3.3 ist, die im MT-Bereich noch keine IGK hatte. Inzwischen sind die Platinen übrigens auch schwarz mit Goldkontakten, wie bei meinen Linn-Upgrades. Und haben einen Shunt auf der MT-Endstufe :cheers: .

Viele Grüße
Gert
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PAK
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Beitrag von PAK »

Hallo Leute,

was haltet ihr von der Idee bei einem IGK-Verstärker eine Frequenzgangreglung zu integrieren? Ich denke mal das ist so simpel, dass die Idee bestimmt schon woanders ausprobiert wurde.

Wenn ich mich nicht irre, dann kann man mit dieser Schaltung auch gleich eine Sensorreglung integrieren. Denn die Endstufe arbeitet im Strombetrieb, die Regelung vergleicht nur die Spannungen direkt am Lautsprecher. Somit wird die Schwingspule zur Detektorspule.

Hier die Schaltung der Idee:

Bild

Grüße Patrick
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