Der Transkonduktanzverstärker (OTA)

PAK
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Der Transkonduktanzverstärker (OTA)

Beitrag von PAK »

Bei der Lektüre des Buches 'CURRENT-DRIVING OF LOUDSPEAKERS' von Esa Meriläinen werden ausführlich die Vorzüge eines Verstärkers dargelegt, der den Lautsprecher nicht wie üblich mit einer Spannung ansteuert sondern mit einem Strom. Das heißt der Verstärker arbeitet als gesteuerte Stromquelle. In dem Buch wird die Stromquelle mit einem 'normalen' Verstärker realisiert, der in Reihen-Strom-Gegenkopplung geschaltet wird. Problematisch dabei ist der Impedanzverlauf eines Lautsprechers, der wiederum aufwändig korrigiert werden muss.

Der Transkonduktanzverstärker ist eine spannungsgesteuerte hochohmige Stromquelle. Der Abacus-Verstärker arbeitet genau so und er ist mir natürlich sofort bei meiner Recherche im Internet aufgefallen. Nun stellte sich mir die Frage, ob beim Abacus die Impedanz des Lautsprechers ebenfalls korrigiert werden muss. Allem Anschein nach nicht. Sonst könnten die Verstärker nicht ohne weiteres verkauft werden.

Also scheint der Abacus-Verstärker beide Vorteile miteinander zu verbinden.

Mit LT-Spice habe ich zwei einfache Transkonduktanz-Verstärker simuliert. Im Prinzip bestehen sie aus zwei hintereinander geschalteteten Transkonduktanz-Verstärker, die eine über-alles-Gegenkopplung benutzen. Einmal hat der zweite OTA eine offene Schleife mit maximaler Verstärkung und beim anderen hat der zweite OTA eine geschlossene Schleife. Der Transkonduktanz-Verstärker mit der geschlossenen Schleife ist natürlich einfacher zu kompensieren als der, mit der offenen Schleife. Aber ich frage mich in wie weit das noch eine Stromquelle ist, bzw. wie effektiv die noch arbeiten kann.

Hier sind beide Schaltpläne:

http://hostarea.de/show.php/190952_ota-offen.jpg.html
http://hostarea.de/show.php/190953_ota- ... n.jpg.html

Beide Schaltungen arbeiten in der Simulation stabil.
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Patrick,

über diesen Schaltungstyp und insbesondere die Rieder-Verstärker auch in Zusammenhang mit Abacus wurde vor einem Jahr in unserem Forum diskutiert: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=16&t=1505. Vielleicht wirst Du hier fündig.

Grüße
Fujak
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Fritz

Beitrag von Fritz »

PAK hat geschrieben:Der Transkonduktanz-Verstärker mit der geschlossenen Schleife ist natürlich einfacher zu kompensieren als der, mit der offenen Schleife. Aber ich frage mich in wie weit das noch eine Stromquelle ist, bzw. wie effektiv die noch arbeiten kann.
Der Verstärker mit der geschlossenen Schleife ist ein üblicher Spannungsverstärker mit einem großen Spannungshub an den Treibertransistoren.

Die offene Version ist korrekt, aber noch nicht optimal.
PAK
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Beitrag von PAK »

Hallo Fujak,

den Thread habe ich gelesen. Bringt mich aber leider in meiner Fragestellung nicht weiter.
Auch den Thread habe ich gelesen, in dem Gerd sich die Mühe gemacht hat, das Prinzip der stromgesteuerten Verstärker, so wie bei Esa M., zu erläutern. Und genau das macht ein OTA auch, nur mit dem Vorteil, dass die Lautsprecherimpedanz nicht als Teil eines Spannungsteilers zur Gegenkopplung herangezogen wird.

Ich hätte schon Lust das Prinzip eines OTA als Leistungsverstärker in einem Aufbau zu testen. Deswegen habe ich auch LT-Spice bemüht und festgestellt, dass eine Kompensation nicht so einfach werden wird. :|

@Fritz
Fritz hat geschrieben:Der Verstärker mit der geschlossenen Schleife ist ein üblicher Spannungsverstärker...
nicht ganz. Wenn ich mir die Ströme in der Simulation anschaue, kann ich erkennen, dass der Großteil noch aus den Leistungstransistoren kommt, die Treibertransistoren liefern nur einen relativ kleinen Anteil. Der Anteil ließe sich noch verringern, indem man einen Widerstand von ca. 22ohm in die Schleife einbringen würde.
Zur Zeit höre ich über einen Mosfetverstärker, der eine ähnliche Ausgangsstufe hat und mir sehr gut gefällt.
Fritz hat geschrieben:Die offene Version ist korrekt, aber noch nicht optimal.
Ist auch nur zur Veranschaulichung, die reelle Schaltung wird schon etwas aufwändiger ;)

Grüße Patrick
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Fritz

Beitrag von Fritz »

Hallo Patrick,
PAK hat geschrieben:Wenn ich mir die Ströme in der Simulation anschaue, kann ich erkennen, dass der Großteil noch aus den Leistungstransistoren kommt, die Treibertransistoren liefern nur einen relativ kleinen Anteil.
ja klar aber,

im geschlossenen Fall arbeiten die Treibertransistoren, die jetzt in Reihe zur Last verdrahtet sind, als Impedanzwandler mit großem Spannungshub und einer kleinen Spannungsverstärkung für die Endtransistoren.

Wenn die Ausgangsspannung 0 Volt ist und die komplexe Last aber einen Strom benötigt, kann dieser nicht von den Ausgangstransistoren geliefert werden da die Treibertransistoren wenn sie angesteuert werden würden auch eine Spannung liefern würden (Reihenschaltung).

Diese Schaltung funktioniert demnach nicht.

Im offenen Fall werden die Treibertransistoren in Emitterschaltung mit kleinem Spannungshub betrieben. Ihre Aufgabe ist es eine Eingangsspannung in einen Strom zu wandeln. Die Schaltung funktioniert einwandfrei und sie liefert auch einen Strom wenn die Ausgangsspannung 0 Volt beträgt. Der Ausgangswiderstand des Verstärkers ist hoch und eine Bedämpfung der Last kann schließlich nur über einen fließenden Strom der Endtransistoren erfolgen.

Und damit ist auch diese Frage beantwortet:
PAK hat geschrieben:Nun stellte sich mir die Frage, ob beim Abacus die Impedanz des Lautsprechers ebenfalls korrigiert werden muss. Allem Anschein nach nicht. Sonst könnten die Verstärker nicht ohne weiteres verkauft werden.

Also scheint der Abacus-Verstärker beide Vorteile miteinander zu verbinden.
:cheers:
Gruß Fritz
PAK
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Beitrag von PAK »

Hallo Fritz,

ich kann dir zwar nicht so recht folgen, auch wenn ich eine komplexe Last ansteuere sind die Unterschiede nur marginal in der Simulation, aber ich danke dir trotzdem für deine Bemühungen. :)

In verschiedenen Simulationen habe ich mich schließlich für Mosfets als Leistungstransistoren entschieden. Bei BJTs nahmen die Verzerrungen etwa linear mit der ansteigender Leistung zu. Mosfets verzerren deutlich geringer, wenn das Ausgangssignal ausschließlich an den Drains abgenommen wird. Ich nehme mal an, das liegt an der Spannungssteuerung der Mosfets.

Außerdem haben Mosfets keine Verluste, die durch die Stromsteuerung bei BJTs entstehen.

Grüße Patrick
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Hi,
PAK hat geschrieben:Bei der Lektüre des Buches 'CURRENT-DRIVING OF LOUDSPEAKERS' von Esa Meriläinen werden ausführlich die Vorzüge eines Verstärkers dargelegt, der den Lautsprecher nicht wie üblich mit einer Spannung ansteuert sondern mit einem Strom. Das heißt der Verstärker arbeitet als gesteuerte Stromquelle. In dem Buch wird die Stromquelle mit einem 'normalen' Verstärker realisiert, der in Reihen-Strom-Gegenkopplung geschaltet wird. Problematisch dabei ist der Impedanzverlauf eines Lautsprechers, der wiederum aufwändig korrigiert werden muss.
Ich kann nicht ganz folgen, was ist problematisch? ... eigentlich muss nur für HF kompensiert werden, damit sich dort eine stabile Spannungsgegenkopplung ergibt. Im Audiobereich will man ja grad keine Spannungsgegenkopplung, dadurch muss man das Eingangssignal gemäß der Impedanz (und natürlich gemäß akustisches_Target) entzerren, dieser Teil des LS-Impedanz hat mE nichts mit der Kompensation zu tun.
Der Transkonduktanzverstärker ist eine spannungsgesteuerte hochohmige Stromquelle. Der Abacus-Verstärker arbeitet genau so und er ist mir natürlich sofort bei meiner Recherche im Internet aufgefallen. Nun stellte sich mir die Frage, ob beim Abacus die Impedanz des Lautsprechers ebenfalls korrigiert werden muss. Allem Anschein nach nicht. Sonst könnten die Verstärker nicht ohne weiteres verkauft werden.
Missverständnis, mE. Der Abacus ist, als Black-Box betrachtet, ein normaler Spannungsverstärker (Zout=0), als spannungsgegenkoppelnder OTA aufgebaut. Deswegen "korrigiert" er die Impedanz indem er sie mißachtet wie jeder Spannungsverstärker, sie ist ihm egal (bis auf Kurzschluss).
Mit LT-Spice habe ich zwei einfache Transkonduktanz-Verstärker simuliert. Im Prinzip bestehen sie aus zwei hintereinander geschalteteten Transkonduktanz-Verstärker, die eine über-alles-Gegenkopplung benutzen. Einmal hat der zweite OTA eine offene Schleife mit maximaler Verstärkung und beim anderen hat der zweite OTA eine geschlossene Schleife. Der Transkonduktanz-Verstärker mit der geschlossenen Schleife ist natürlich einfacher zu kompensieren als der, mit der offenen Schleife. Aber ich frage mich in wie weit das noch eine Stromquelle ist, bzw. wie effektiv die noch arbeiten kann.
Deinen "geschlossenen OTA" kann ich nicht als solchen erkennen, vielmehr ein CompDiff-->Push-Pull-VAS-->CFP. Und die CFPs sind perfektionierte, d.h. durch lokale GK linearisierte "EFs" (Emitter-Folger). Open loop (des ganzen Amps) ist das ein Spannungsausgang, wie gehabt. Triple-EF statt CFP ist mE beherschbarer und ähnlich linear.

Der "offene OTA" ist dagegen wirklich einer (open loop ein Stromausgang), und hier ganz normalspannungsgegengekoppelt (ohne GK müsste man eh das O in OTA weglassen), damit prinzipiell ähnlich dem Abacus.

D.h. beide, nach aussen wieder ein normaler OpAmp als resultierender Spannungsverstärker, den man aber auch durch Gegenkopplung eines gemessenen Stroms (per Shunt) zu einer Stromquelle machen kann. Das ist aber der Knackpunkt des Strombetrieb von Chassis, nicht wie der Amp das macht. Es gibt etliche Möglichkeiten, und bei vielen muss man den Amp für HF zu Spannungs-GK kompensieren. Eine Kompensation (zur Stabiliserung) des Amps wegen der Impedanz des Chassis im Nutzbereich ist aber nicht notwendig.

Vielmehr nur eine Entzerrung des Speisesignals oder auch allein über weitere vom Strom ableitende GK-Netzwerke. Diesen Schritt bringt der Strombetrieb so mit sich, ergibt in der Praxis aber kaum Schaltungsmehraufwand wei man ja eh Weichenfilter implementieren muss.

Wenn ein OTA (VC-OpAmp) gegenüber einem normalen (VV-OpAmp) Vorteile haben soll, dann hat er das mE unabhängig ob man Strom oder Spannung oder einem Mix gegenkoppelt ... der Amp weiß nichts davon, er regelt seine Ausgangsgröße (wiederum Spannung oder Strom oder auch einen Mix) um seine Eingangsspannungsdifferenz zu minimieren.

Im Nutzbereich spielt die "Phasenlage" zwischen Strom und Spannung und was man davon steuert und was davon misst keine wesentliche Rolle ... so lange genug loop gain aus Sicht der Stabilitätsbetrachtung da ist. "Mittkopplung" reduziert das gegenkopplende loop gain nur um maximal 2 gegenüber voller GK (vor dem ersten Pol), also z.B. von 1000 (60dB) auf 998 (immer noch 60dB).
http://focus.ti.com/general/docs/lit/ge ... er=SBOA015
(Abschnitt "PHASE ONLY MATTERS AT THE INTERCEPT", S.10)

Deswegen kann ich mit Fritz' Statment, ...
Wenn die Ausgangsspannung 0 Volt ist und die komplexe Last aber einen Strom benötigt, kann dieser nicht von den Ausgangstransistoren geliefert werden da die Treibertransistoren wenn sie angesteuert werden würden auch eine Spannung liefern würden (Reihenschaltung).
Diese Schaltung funktioniert demnach nicht.
... keineswegs konform gehen. Die Regelung steuert die Treiber eines EF genau so weit hoch oder runter damit der betreffende Endtopf in die richtige Richtung aufgesteuert wird wie nötig, um die Sollausgangsspannung zu halten (0V oder was auch immer).

Simu hilft, nehmt als Last einfach eine synchrone aber phasenrotierte Stromquelle, damit kann man (pro Frequenz) jeden Phasenwinkel einstellen... und sieht dass das einen Opamp als Spannungsverstärker, und das jeglichen internen Typs, nicht juckt, genauso wie die Ausgangsspannung einen gegengekoppelten Stromausgang nicht juckt, d.h. jeweils mindestens um das loop gain unterdrückt.

Das "mindestens" ist mE der Knackpunkt der Diskussion um den Abacus und gegengekoppelten OTAs für Audio, denn bei diesen tritt die Ausgangspannung für das innerer loop gain nur noch winzig hervor, nämlich um die Flachheit verschiedener Early-Spannung(en) unterdrückt. So im Wesentlichen, und eben dass die Ausgangsgröße des Reglers ein Strom ist. Das ist mir durchaus sympathisch: Als Antwort auf eine zu geringe Spannung am Chassis erhöht man den Strom direkt (der das ursächliche Wirkprinzip ist), d.h. regelt direkt auf dem Strom um die Spannung zu halten. Aber ursächlich oder prinzipbedingt überlegen sehe ich das nicht, und wenn aus dem Bauch eher bei einem Stromausgang, der mit einer Stromquelle als Stellgröße arbeitet.


Grüße, Klaus
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PAK
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Beitrag von PAK »

Hallo Klaus,
KSTR hat geschrieben: Ich kann nicht ganz folgen, was ist problematisch? ... eigentlich muss nur für HF kompensiert werden, damit sich dort eine stabile Spannungsgegenkopplung ergibt. Im Audiobereich will man ja grad keine Spannungsgegenkopplung, dadurch muss man das Eingangssignal gemäß der Impedanz (und natürlich gemäß akustisches_Target) entzerren, dieser Teil des LS-Impedanz hat mE nichts mit der Kompensation zu tun.
ich beziehe mich auf das anfangs genannte Buch und dort widmet sich der Autor ab Kapitel 8 der 'Rensonance Compensation'. Es werden verschiedene Möglichkeiten zur Kompensation der Resonanzfrequenz beschrieben. Es ist wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen, dass eine Kompensation sich immer nur auf ein bestimmtes Lautsprecherchassis bezieht. Von daher sehe ich es problematisch.
Außerdem arbeiten die Verstärker in Reihen-Strom-Gegenkopplung.
KSTR hat geschrieben:Missverständnis, mE. Der Abacus ist, als Black-Box betrachtet, ein normaler Spannungsverstärker (Zout=0), als spannungsgegenkoppelnder OTA aufgebaut. Deswegen "korrigiert" er die Impedanz indem er sie mißachtet wie jeder Spannungsverstärker, sie ist ihm egal (bis auf Kurzschluss).
Kann sein, wie ließe sich das praktisch verifizieren?

Die Fachliteratur unterscheidet sehr wohl zwischen Spannungsausgang und Stromausgang:

Für den OTA gilt: Uausgang=Iausgang x Rausgang

Nachzulesen z.B. unter:http://de.wikipedia.org/wiki/Transkondu ... %C3%A4rker
Von daher kann die Impedanz nicht egal sein.
KSTR hat geschrieben:Deinen "geschlossenen OTA" kann ich nicht als solchen erkennen, vielmehr ein CompDiff-->Push-Pull-VAS-->CFP. Und die CFPs sind perfektionierte, d.h. durch lokale GK linearisierte "EFs" (Emitter-Folger). Open loop (des ganzen Amps) ist das ein Spannungsausgang, wie gehabt.
Die klassische Compound-Ausgangsstufe ist zwar sehr ähnlich, aber dennoch etwas anders. Zur Verdeutlichung, was ich unter OTA verstehe und wie ich die Gegenkopplung begreife, habe ich drei einfache OTAs mit verschiedenen Spannungsverstärkungen dargestellt:

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Die Spannungsverstärkung eines OTA wird durch das Gegenkopplungsnetzwerk und der Steilheit Gm, eingestellt. Das ist in der Simulation auch nachvollziehbar.

Ist aber auch egal, weil ich mich für die 'offene' entschieden habe. :)


Grüße Patrick
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

PAK hat geschrieben:ich beziehe mich auf das anfangs genannte Buch und dort widmet sich der Autor ab Kapitel 8 der 'Rensonance Compensation'. Es werden verschiedene Möglichkeiten zur Kompensation der Resonanzfrequenz beschrieben. Es ist wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen, dass eine Kompensation sich immer nur auf ein bestimmtes Lautsprecherchassis bezieht. Von daher sehe ich es problematisch.
Außerdem arbeiten die Verstärker in Reihen-Strom-Gegenkopplung.
Dieses "Problem" wirst Du bei Stromsteuerung immer haben, ganz egal auf welche Art und Weise Du Deinen Verstärker zur spannungsgesteuerten Stromguelle "erziehst".

Gruss

Charles
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PAK
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Beitrag von PAK »

Gesagt, getan, ich habe einen Prototypen mit Mosfets(IRFP9240/240) als Leistungstransistoren aufgebaut.

Bei verschiedenen Messungen sind mir einige Eigentümlichkeiten aufgefallen. So lässt sich der Ruhestrom sehr gutmütig einstellen, bei anderen symmetrischen Endstufen ist der Regelbereich sensibler. Wenn ich die Endstufe einschalte hat das Rechtecksignal an einer Flanke eine kleine Überhöhung, die nach ca. einer Minute fast ganz verschwindet. Sehr seltsam. In der Simulation ist diese Überhöhung auch nachvollziehbar, sie stammt von der Frequenzkompensation, lässt sich allerdings vollständig vom Eingangfilter unterdrücken.

Einige Messungen an 8 Ohm:

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Auf dem ersten Bild ist ein Rechtecksignal mit 10V, man kann die Überhöhung sehen. Das zweite Bild zeigt ein 10kHz Signal und das Dritte zeigt ein 10kHz Signal mit einem 100nF Kondensator parallel zu 8 Ohm. Bei 1µF fängt die Endstufe an komplett zu schwingen, aber ich habe die Tests auch ohne Spule/Widerstand im Ausgang gemacht.

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Das ist ein Dreiecksignal in der Übersteuerung, im Übersteuerungsbereich kann man deutliches 'sticking' erkennen.

Mit dieser Endstufe bin ich an die Grenzen meiner Lautsprecher gestoßen. An meinen Breitbändern habe ich keinen Unterschied zu meinen normalen spannungsverstärkenden Endstufen gehört. Dann habe ich da noch ein paar zweiwege Audax Lautsprecher, die an dem Stromverstärker schon fast ein wenig zu harsch klangen. An anderen Endstufen klingen sie sanfter, aber die Boxen sind auch nichts besonderes.

Von der Endstufe habe ich einem Kollegen erzählt, der im Besitz von einem paar Duetta von K&T ist. Der war neugierig und ich kam mit dem Geraffel bei ihm vorbei. Dort werkelt ein Denon POA-2200 und die Kombination klingt schon richtig gut. Wir waren überrascht was schon dieser Protoyp leistet. Einen direkten Vergleich konnten wir nicht machen, denn wir hatten nur eine Endstufe und das Umstecken der Kabel kostete Zeit. Aber trotzdem klang alles eine Spur frischer, im positiven Sinne analytischer. Er war begeistert und fragte, ob ich eventuell eine komplette Endstufe bauen würde und ich sagte, dass ich eigentlich nur Aktivmodule bauen wollte. Ich habe ihm den Abacus empfohlen, den er zu Hause Probehören kann, was er vielleicht auch macht.

Grüße Patrick
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Dein Audax klang eventuell zu harsch weil die Tiefpasswirkung der Serieinduktivität aufgehoben wird. Dies ist bei einer Regelung z.B. ein durchaus positiver Effekt, hilft es doch die Eigenschaften der Regelung zu verbessern. In einem anderen Fall kann (d.h. muss nicht) es durchaus negative Auswirkungen auf den Frequenzgang haben.

Gruss

Charls
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PAK
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Beitrag von PAK »

Hallo Charls,

ich habe es eben nochmal verglichen. Die Unterschiede sind nur sehr gering, wenn ich zum Beisiel mit einen rosa Rauschen vergleiche , kann ich keine Unterschiede feststellen. Wenn die Tiefpasswirkung der Serieninduktivität aufgehoben wäre, müsste eigentlich ein wesentlich deutlicherer Effekt zu Tage treten.

Die Audaxe sind DIY, haben einfache 6dB Weichen und der Hochtöner wurde nur mit einem Serienwiderstand in der Lautstärke gedrosselt. :) Wahrscheinlich doch zu einfach, aber Filter höherer Ordnung anhand der Ohren abzugleichen war mir damals zu schwierig. Heutzutage würde ich nur noch messen, mir fehlt leider eine brauchbare und bezahlbare Mikrofonkapsel. Mit dem Thema werde ich mich später nochmal befassen, wenn die aktiven Filter aufgebaut werden.

Momentan warte ich auf meine neuen NEO8 von B&G. Die möchte ich von 800Hz bis 18kHz als Dipole einsetzen. Vorn und hinten sollen sie in ein kurzes Horn strahlen. Mal sehen...

Grüße Patrick
PAK
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Beitrag von PAK »

Hallo Leute,

das ist erst einmal der Prototyp des Verstärkers, den ich TRANSCON-100 getauft habe.:

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Das ist der vorläufige Schaltplan:

Bild

Bisher lief er elektrisch und thermisch stabil. Bei der Wahl des Ruhestroms bin ich mir noch unsicher. Auf dem Oszilloskop kann man bei 10mA keine Übernahmeverzerrungen mehr sehen. Eigentlich sollte man Mosfets um 100mA laufen lassen, aber wahrscheinlich bügelt die hohe Gegenkopplung des Verstärkers alles glatt. Ich würde gern Verzerrungsmessungen machen, um generell eine optimale Abstimmung herauszufinden. LT-Spice bescheinigt mir zwar gute Kirrwerte, aber ich würde trotzdem gern mal nachmessen. Es bieten sich Arta/Steps und RMAA an, um über den PC zu messen. Meine Audiokarte im Rechner ist eine Prodigy HD2, also nicht die schlechteste. Damit sollten sich einigermaßen aussagekräftige Messungen machen lassen.

Nur wie gehe ich das praktisch an?

Ich stelle mir das so vor: Der Rechner generiert einen Sinus von 1kHz, das Signal geht in den Verstärker, so dass hinten 1Watt wieder raus kommen, das sind ungefähr 2,8Volt an 8 Ohm. Um den Eingang der Audiokarte nicht zu Übersteuern greife ich das verstärkte Signal mit einen Poti ab und gehe erst dann wieder in die Audiokarte.

Ist die Vorgehensweise richtig, oder mache ich einen Fehler?

Im Internet gibt es viele Anleitungen, um z.B. mit Arta Boxen zu messen, aber über Verzerrungsmessungen von Verstärkern habe ich wenig gefunden.
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Patrick,

über Verzerrungsmessungen gibt es hier im Forum einen Thread in dem Verzerrungen und Störspannungsbatände der Messkette dokumentiert wurden. Uli Brüggemanns Acourate wurde als Meß-S/W benutzt.

Betrachte es mal so: Im Endeffekt macht es doch keinen wirklichen Unterschied ob das gemessene Signal nun vom Mikrofon oder vom Endstufenausgang kommt, die S/W "weiss" das doch gar nicht, es ist ihr egal, sie misst was "reinkommt". Man muss also nur die gemessenen Signalpegel (z.B. per Abschwächer) in den "verzerrungs- und rauscharmen" Aussteuerungsbereich des Messverstärkers bringen. Nachvollziehbar? :wink:

Also ran an den Speck, Du bist auf dem richtigen Weg! Viel Erfolg mit den Messungen und der Ruhestromoptimierung, ist spannend!

Gruss,
Winfried

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Udor
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Beitrag von Udor »

Hallo Patrick

Schau mal hier ins Arta Kompendium rein. Seite 48 Prüfungen am Messverstärker. Da ist alles was du brauchst.

Übrigens findest du da auch im Hardware-Kompendium einige Vorschläge zum Thema Messmikrofon und Mikrofonverstärker

Im Prinzip ist deine Vorgehensweise schon richtig. Das Signal wird hinterm Messverstärker über einen entsprechend dimensionierten Spannungsteiler abgegriffen.

Dabei muss man eben sehen das der Eingang nicht übersteuert wird.
Messen kann man dann entweder mit einem 1khz Sinus oder mit Steps auch über die Frequenz.

Für meine Poweramps hab ich mir mal einen Lastwiderstand aus 2x24 0,15Ohm Widerständen mit jeweils 5W zusammmen gelötet. Damit kann man dann Messungen bis gut 2x100W/4Ohm machen.

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Gruß Udo
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