Koaxtreiber BMS4590 an JBL2360 Horn

Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Da bin ich gespannt :)
Wenn du das schaffst geb ich meinem Hornsystem auch wieder eine Verfeinerung :)

Da bietet sich Acourate an. Du kannst dir die "echos" beliebig basteln. Nimmst den Hauptimpuls und schiebst ein Duplikat beliebig weit nach hinten, kannst ihn frei in Phase und Pegel modifizieren und siehst gleich wie es sich auf die Messung inkl Reflektion auswirkt.

Erstaunlich finde ich, dass dies in Acourate sogar ganz realistisch passt.
Zb werden Einbrüche durch Reflektion verursacht, ich falte die Messung mit einer u Erhöhung, so ist die Auslöschung immer noch da. Realitätsgetreu.
Wie es das schafft Reflektion und Erstimpuls räumlich getrennt durch den Equalizer zu simulieren ist mir noch ein Rätsel...

In REW habe ich das mal simuliert mit kompletter Inversion der Raumantwort (Messung minus Dirac).
Sieht gut aus, hört sich wie Frankenstein :D
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

http://www.regonaudio.com/Digital%20Fil ... t%20II.htm
Nützlichles zum Thema Echo-Cancellation.
Interessant auch die Definition von Minimum Phase. Echos sind zB idR MinPhase. Ich wollte das auch erst nicht begreifen, aber man kann zB einen Doppelpuls (also eine Reflexion) durch eine Reihe analoger Notchfilter nachbilden, die genau so liegen wie die charakteristischen Kammfilter eines Doppelpulses. Gibt die gleiche Pulsantwort.
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Hehe schön geschrieben!

Recht hat er, Mehrwege Lautsprecher mit analoger Weiche sind nicht mehr minimalphasig :D

Seine Erklärungen legen auch dar warum Ulis Peaking IIR sehr wohl als VirtualDBA funktioniert.

Die Reflektion isoliert für sich ist sicher minimalphasig.
Das Produkt aus Quelle + Reflektion aber nicht mehr.
Interessant wäre der Versuch:

- Direktschall linear
- Mikro auf Boden legen wo es reflektiert
- Reflektionsort-frequenzgang messen
- Hörplatz messen
- Zum FIR einen zweiten Impuls mit der minphasigen Übertragungsfunktion = Messung am Boden -> hinter den Hauptdirac mit dem Delay entsprechend der Reflektion von Hörplatzmessung.

Theoretisch wäre dann eine z.b. 5ms Pegel Faktor 0.5 Reflektion auf 10ms Faktor 0.25 verringert und verzögert.
Theoretisch.
Wäre schön das mal zu testen.

Klappt aber sicherlich nur wenn man lediglich EINE starke Hauptreflektion im Impuls hat und nur diese behandelt. Beispiel Mamorboden im Tonstudio :mrgreen:

Gruß
Josh
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Mattias
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Beitrag von Mattias »

Hallo Josh,
In REW habe ich das mal simuliert mit kompletter Inversion der Raumantwort (Messung minus Dirac).
Sieht gut aus, hört sich wie Frankenstein
Könnte das daran gelegen haben, daß REW eben nicht die Laufzeiten im Sinne einer invertierten laufzeitkorrekten F-Gang-Nachbildung für FIR liefert? Es bügelt ja nur den F-Gang, ohne die Laufzeiten der "Echos" zu berücksichtigen. Oder hast du da nen Trick, wie man Lautsprecher- und Raumantwort auseinanderbekommt?

Gibt es eigentlich zu Acourate (AcouraterDRC) ein Handbuch oder eine Anleitung zum Download? Die Testversionen hab ich wohl gesehen, aber ohne Hardware wollte ich die Nutzungdauer nicht verbraten.

Und ja, gespannt bin ich auch. Ist derweil nur zum Blödwerden, daß es Schwierigkeiten gibt, das openDRC-DI zu beschaffen.

Grüße
Mattias
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Nein ich habe absichtlich die volle Impulsantwort mit Raumecho gemessen.
Davon ein Dirac subtrahiert ergibt die Raumanwort.
Dann Filter geladen mit Dirac + negative Raumantwort.
OK naïve Testspielerei, war natürlich Bullshit ;)
Oder hast du da nen Trick, wie man Lautsprecher- und Raumantwort auseinanderbekommt?
Haha, wenn ich den hätte, wär ich steinreich :mrgreen:
Selbst mit Acourates Frequenz-flexiblem Fenster und noch Beamforming oben drauf... Wird es schon sehr gut aber nicht perfekt. Weil immer noch lange Wellen an nahen Wänden die erste Wellenfront beeinflussen.
Das reicht zum Korrigieren, aber nicht zum Lautsprecher analysieren (Laborarbeit).

Das DRC hat ein bischen wenige Tabs.. Hab das mal überschlagen.
Wenn du alle wichtigen Korrekturen in die IIR Bänke laden kannst für tiefe Frequenzen,
und dann recht hoch trennst >500Hz und dir die Phasenkorrektur dafür aufhebst, kommst grad so hin. Sehr sehr eng. Für 2 Wege. 9000tabs.... pfff

Dann lieber über PC 65000 pro Kanal. Den perfekten PC dafür hab ich immer noch nicht gefunden.
Wird wahrscheinlich auf ein Atom Tablet-Ultrabook Zwitter hinauslaufen.
Irgendwas geräuschlos, klein, billig, instant-on touchscreen.

Grüezi
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Mattias
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Beitrag von Mattias »

Moin Josh,
Das DRC hat ein bischen wenige Tabs.. Hab das mal überschlagen.
Wenn du alle wichtigen Korrekturen in die IIR Bänke laden kannst für tiefe Frequenzen,
und dann recht hoch trennst >500Hz und dir die Phasenkorrektur dafür aufhebst, kommst grad so hin. Sehr sehr eng. Für 2 Wege. 9000tabs.... pfff
Hm, irgendwie habe ich da eine total andere Denkweise (in Sachen FIR). Vlt ist aber untergegangen, daß ich nur das Horn in seinen eigenen Fehlern korrigieren will. Dies ist im schalltoten Raum komplett durchgemessen, nur das ist die Basis für die Korrektur. Der Raum soll weiterhin verfälschen dürfen, tiefe Frequenzen (MidBass und Sub) sollen, u.a. wg der mit der Größe gleichsam verbundenen "Nichttransportierbarkeit" in den Schallmessraum und damit fehlender Reduzierbarkeit auf reine Boxenfehler, im FIR nicht angefaßt werden.

Ferner wird kein IIR in eine FIR-Struktur gebracht, zumal IIR ja nicht die "Reflektionsproblematik" im Horn lösen kann. IIR mache ich bereits jetzt im Controller, das klingt schon alles echt gut (aber vlt gehts ja anders noch besser)

Mit 512Taps-Länge geht eine Frequenzauflösung des FIR von ca 24Hz. Da das Horn unten noch relativ sauber arbeitet, genügen 512Taps für einen ersten Korrekturversuch. Ob die Länge reicht, um ausreichend "Vor-/Nachechos" zu erzeugen, das müßte den Burst-Decay-Messungen entnehmbar sein. Wie weit ich den "Initialimpuls" nach vorn schieben kann, ohne daß es Fehler oder Verschlechterungen im Ausklingen gibt, mal schaun.

Wobei mich dein IIR to FIR Ansatz auf eine Idee gebracht hat. Um einen nahezu direkten Vergleich zwischen einer IIR-Entzerrung (wie sie z.Zt. im Controller geschieht) und einer "echten" FIR-Entzerrung möglichst gut vergleichen zu können, werd ich den Korrektur-Frequenzgang des Controller für das Horn aufnehmen und als weitere FIR-Bank ins openDRC befördern. So kann durch Filterbankumschaltung in kurzem Abstand verglichen werden.

Ansonsten fällt mir etwas dein Hang zu IIR-Filtern auf. Da ich die zu Haus in Controller und Eq habe, ist das Thema bei mir ausgereitzt. Nicht wegen der vermeintlichen Phasenfehler (die bei einem allpassfreiem Endsystem genau die richtig korrigieren würden), sondern wegen deren Nichtgreifbarkeit hinsichtlich zeitlicher Fehler (Reflektionen).


Grüße
Mattias
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Heho. KTSRs Link hat mich auf Dumme Gedanken gebracht.

Ich habe meine Capaciti mit Edge simuliert.
Man sieht schön wie er die OpenBaffle Fehler und Kantenreflektionen einzig und allein über Reflektionen simuliert.

Ich habe alles ausgemessen und eingetippt.
Die Simulation passt gut (erschreckend!) zu meinen Messungen.
Die Messung Export und in Acourate importiert.

Ergebnis:
Auf Sample 0 liegt ein Dirac, dahinter Reflektionen mit Delay entsprechend der Geometrie.
Ich habe das Dirac ausgeschnitten : perfekt Linear.
Ich hab die Reflektion ausgeschnitten: etwas zerklüfteter Tiefpass. Simuliert wohl die Bündlung mit der Membrangeometrie, zeitlich versetzt auf Schallwandbreite.

Jetzt habe ich die Reflektion in der Phase umgedreht.
Der Frequenzgang zeigt fast exakt spiegelbildliche Welligkeit.
Die Edge Simulation mit invertierter Reflektion gefaltet: Es wird wesentlich linearer... Die Reflektion wird leiser und doppelt hinausgezögert.
Das ist wohl was du meinst? Erschreckend wie gut das klappt.

ABER! :mrgreen:
Dann habe ich rein minimalphasig den Frequenzgang geglättet... (IIR)
und siehe da, alles ist perfekt. Der gesamte Impuls verläuft ruhig.
Die Reflektion ist wie verschwunden. Aalglattes Rechteck.
Was mich zu KTSR's Link zurückführt. Die Reflektionen direkt um den Lautsprecher herum sind zu früh.
Sie verhalten sich in der Summe mit dem Lautsprecher auch wieder minimalphasig (manchmal).

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Funktioniert tatsächlich der Sch* :D
Hammer
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Mattias
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Beitrag von Mattias »

Hallo Josh,

und, auch schon angehört? Oder war das in "Funktioniert tatsächlich ..." schon mit drin?

Kleine Nachfrage zu deiner Abschätzung der Taplänge von > 9000 für Nachbildung im FIR, wie machst du diese Rechnung auf? Weil für Frequenzen > 500Hz braucht es das nicht, es sein denn, du willst eine sehr hohe Frequenzauflöung erreichen (was für eine qualitativ gute Nachbildung von IIR-Filtern schnell notwendig wird).

In Frankreich gabs noch openDRC-DI, es besteht Aussicht, daß es weitergehen wird.

Grüße
Mattias
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Nix gehört, ewige Baustelle hier, das war nur Bildschirm-Erfahrung :D

Tablänge... Lad dir mal das kostenlose Rephase runter und spiel das mal kurz nach.
Setz dir ein paar Frequenzgangkorrekturen, so schmalbandige die du evtl benötigst, und eine Trennfrequenz.
Ruhig Steil und so tief wie du halt benötigst.

Dann drückst du Generate und siehst mit der blauen Kurve was du designst, und in der folgenden Roten was das bestmöglichste mit der eingestellten Tablänge wird...

Hier sieht man schnell wie wichtig viele Tabs sind. Und je tiefer die Frequenz in die du eingreifst, desto ungenauer kurze Filter werden.

500 hab ich jetzt ausm Bauch getippt.

Gruß
Josh
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Mattias
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Beitrag von Mattias »

Hallo Josh,

ja, das ist vollkommen klar, denn die tap-Länge bestimmt die Frequenzauflösung und je tiefer (und extremer) per PEQ gefiltert werden soll, umso höher muß die frequenzbezogen lineare Auflösung sein (wie sie bei digitaler Verarbeitung numal vorliegt).

Inzwischen ist bei mir das openDRC-DI eingtrudelt und dank Gutschein liegt das openDRC 2x2 plugin vor. Habe etwas damit rumgespielt (nur Software, zum Hören/Anschluß komme ich derweil nicht). Nach etwas Gefummel (wg deutschem zu englischem Dezimalformat) konnte ich dem Plugin eine Antwortkurve entlocken.

Der erzeugte Koeffizientenkorrektursatz führt zu folgendem Frequenzkorrekturgang
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Sieht jetzt nicht grad gruselig aus, liegt wohl eher daran, daß in FilterHose der Darstellungspegelbereich sehr hoch aufgelöst war.

Ich hoffe, in ca. 2 Wochen endlich zum Probehören zu kommen, juckt schon schwer in den Ohren ...

Gruß
Mattias
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Mattias
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Beitrag von Mattias »

Hallo in die Runde,

ich will einfach mal wieder ein Lebenszeichen meiner Optimierungsansätze geben, nicht zuletzt um ein wenig Appetit zu machen. Das Thema beackere ich noch in einem andern Profi-Forum, es doppelt sich zwar deshalb etwas, aber die Welten sollten schon auseinander gehalten werden. Wer nur mal mitschauen mag, zu finden ist das Thema bei den PA-Leutchen hier:
http://www.paforum.de/phpBB/viewtopic.php?f=27&t=91411

Gehört habe ich schon eine Menge, inzwischen auch mit hoher Tap-Anzahl, Basis die alten Messungen, welche hier dokumentiert wurden. Erster Eindruck, ja, kommt noch etwas mehr auf den Punkt, aber keine echte Offenbarung. Aber alle Optimierungen nur vorsichtig, also stets mit Glättungen im gemessenen Frequenzgang. Daß dies eher falsch sein wird, dies zeigt sich unten.

Nun habe mich aktuell etwas in der Schallbude vergraben und durfte schnell feststellen, dass ich mich da wohl für die nächste Zeit häuslich einrichten muss. Die bisherigen Erkenntnisse und Vorgehensweisen/Empfehlungen sind für eine halbwegs umfassende Darstellung hier im Forum bereits zu umfangreich. Und es sind noch lang nicht alle Möglichkeiten, Aspekte sowie Hintergründe abgearbeitet bzw. erklärbar. Deshalb werde ich das in eine eigene Abhandlung gießen und natürlich zur Verfügung stellen, aber natürlich nicht gleich "morgen". Feedback dazu dann selbstverständlich erwünscht.

So, nun vor den Appetithappen ein paar ganz kurze Erläuterungen.

Ich habe bisher stets mit hoher FIR-Koeffizientenzahl gearbeitet (meist 4096 bei 48kHz Verarbeitungssampling), um zunächst Überdeckungseffekte aufgrund ungenügender Frequenzauflösung weitgehend zu vermeiden. Frequenzauflösung somit ca 11,7Hz, korrigierter Bereich, so nicht anders angegeben, 440Hz- 15kHz. Eingangsdaten wurden aus einer 16kfft gewonnen, bei 48kHz Messsamplingrate.

Nur mäßiger Pegel am Treiber ohne jede Korrektur 1V, die FIR-Koeffizienten bewirkten eine Dämpfung von bis zu 4dB, aber Anhebungen bis max. ca 15dB! Es wurde zur Kontrolle immer mal wieder mit +-10dB Pegeländerung des Speisesignal des FIR-Controller (openDRC-DI) gearbeitet, in dem Bereich ergaben sich keine Auswirkungen aufgrund eventueller Kompressionseffekte.

Speisesignal war voll digital, aus dem S/P-Diff des FireWire-Frontends Alesis io26.

Trennung MT/HT in der Weiche nur bei 6,43kHz, Butt 24dB/Okt, HT 12mm Delay-Versatz gegenüber MT.

FIR-Koeffizienten wurden mit FilterHose generiert. Allerdings musste an einigen Stellen von der Anleitung deutlich abgewichen werden, um sinnige und vor allem verträgliche Übergänge erreichen zu können.

Nu aber endlich mal ein Bild und schon wird’s etwas komisch, denn um später überhaupt vernünftig vergleichen zu können, ergab sich die Notwendigkeit einen linealglatten Frequenzgang zu generieren (es ist sonst unmöglich konkrete Vergleiche in Bezug auf das Ausschwingverhalten gegenüber keiner Korrektur abzulesen). Was wir sehen ist ein mit hoher FIR-Auflösung nur amplitudengeglätteter Frequenzgang.
Bild
Bild 1: lineare Amplitude, Phase unangetastet

Zunächst habe ich so angefangen, wie immer empfohlen wird:
Keine extreme Korrektur, Eingangsfrequenzgang 1/12tel Oktave geglättet, Phase nur minimalphasig, das sieht dann so aus:
Bild
Bild 2: lineare Ampl., minimalphasig, Glättung 1/12tel Oktave
Hmm, fand ich nun nicht den Hammer, im Mittelton bringt das teilweise was, aber sonst …

Was nun? Vielleicht hilft es ja, wenn auf eine echte Nullphase gezwungen wird. Schaun wir mal:
Bild
Bild 3: lineare Ampl., lineare Phase, Glättung 1/12tel Oktave
Also bestenfalls haben wir marginale Verbesserungen, aber das ist auch kein Durchbruch!

Da waren jetzt aber paar ???? auf der Stirn. Die Hornkombi hat nunmal ganz gepflegte enge Frequenzeinbrüche/Resonanzen, wenn diese nicht wirklich sauber getroffen werden (und z.B. mit angehoben), führt dies zu einem stärkeren Durchschlagen dieser im Abklingspektrum. Nächster Versuch, in der Theorie sollte eine exakte Nachbildung der Strecke und „Invertierung“ zu einer sauberen Korrektur führen.
Somit alle Glättungen raus, zunächst noch vorsichtig eine minimalphasige Korrektur versucht:
Bild
Bild 4: lineare Ampl., minimalphasig, KEINE Glättung!
Schon eher so wie man sich das denkt.

Jetzt einmal streng der Theorie folgen, sprich Amplitude und Phase auf „Null“ ziehen. Im Grunde bedeutet dies, dass das komplette Zeitverhalten des Systems erfaßt und nachgebildet wird, eine Korrektur müsste nun zwingend ein sauberes Verhalten im zu korrigierenden Bereich zu Folge haben.
Bild
Bild 5: lineare Amplitude und Phase, KEINE Glättung!
Jo, das ist doch perfekt.

Jedoch, wie schaut es unter anderen Winkeln aus. Schauen wir uns 5° horizontal off axis an:
Bild
Bild 6: 5° off axis, lin. Ampl., lin. Phase, keine Glättung.
Wie zu erwarten, hier treten Schmutzeffekte auf, das FIR-Filter korrigiert ja u.a. Reflektionen innerhalb des Horns, die aber unter verschiedenen Winkeln unterschiedlich sind. Folglich gibt es hier „Artefakte“.

Unter 10° sehen die dann so aus:
Bild
Bild 7: 10° off axis, lin. Ampl., lin. Phase, keine Glättung.

So weit, so gut / schlecht.

Unangenehm an dem Spiel, vor allen in Sachen Pegel/Belastung, die extremen Pegelanhebungen von 15dB im Hochton (nur eine Stelle). Da es kein Problem ist, den Korrekturbereich auch amplitudenbezogen einzuschränken, alles wie zuvor, jedoch nur maximal 10dB Anhebung zugelassen. Dies wirkt sich auf einen sehr engen Einbruch bei 10kHz aus. Das Resultat sehen wir hier:
Bild
Bild 8: wieder 0°, lin. Ampl., lin. Phase, keine Glättung, Anhebung max 10dB zugelassen.
Dies führt zunächst paradox erscheinend zu einer ab einem gewissen Zeitpunkt halbwegs anhaltenden "Nachresonanz" bei 10kHz. Wäre im Burst-Decay nur ein Bereich von 30dB dargestellt worden, wäre dieser Schmutzeffekt gänzlich untergegangen. Wird die Korrektur bei 10kHz noch stärker eingeschränkt, so bleibt hier eine lang und konstant stehende "Resonanz".

Die Problemstelle ist sehr gut im fft-Spektrum bei 10kHz zu erkennen. Eine weitere üble liegt bei 7kHz und führt auch immer wieder zu schönen Artekfakten.
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Bild 9: Spektrum des BMS_JBL Kombi auf Achse

Den extremen Einbrüchen muß ich nochmal auf den Grund gehen, in älteren Messungen hatte ich die auch so extrem, aber in einer Messreihe nicht so hart. Die vertikale Position ist nochmals zu prüfen.

Bis hierher kann zumindest folgendes festgehalten werden:
- FIR-Korrektur nur mit Frequenz-/Phasenganganalyse ist Munkeln im Dunkeln, es muss zwingend das Zeitverhalten analysiert werden können.
- Grad die etwas „anspruchsvolleren“ Lautsprecher zeigen sehr deutlich die Möglichkeiten und auch Grenzen einer elektronischen Korrektur auf (Langzeitdrift oder durch Umweltparameter hervorgerufene Drift birgt Risiken)
- Auf den Punkt (räumlich gesehen) ist eine sehr gute Korrektur bei gewissen Einschränkungen im Pegel erreichbar, sprich Heimanwendungen auch mit kritischen Systemen machbar
- Abweichend zu PA kann mit so einer on axis Korrektur für "Ein-Personen-Hifi" gearbeitet werden
- Abweichend zu PA dürfte bei Kalotten und ähnlichen Systemen das entspannter sein und Glättung funktionieren, da hier selten extreme Einbrüche/Resos auftreten
- Werden größere Abstrahlwinkel in gleichmäßiger Qualität erforderlich, so müssen die Einzelsysteme bereits hohe Anforderungen erfüllen.
- Auf den BMS4590 sind nur bedingt einige Probleme zurück zu führen, eine Nachkontrolle der Messungen mit dem JBL 2445 (hier nicht dokumentiert) gibt bei fast exakt den gleichen Frequenzen ähnliche Probleme. Hier scheint das Diffraktionshorn den wesentlichen Anteil zu haben.
- Ob mit In-Raum-Messungen wirklich eine "saubere" Korrektur einzelner Systeme erreichbar ist, daran zweifle ich nach den Erkenntnissen, insbesondere in Sachen der sich u.U. einstellenden Artefakte über die Zeit. Um so mehr reizt es, dies einmal nachzuvollziehen.

Es stehen noch weitere Messungen an, ferner wurde schon experimentiert, den Tief-Mitteltonbereich der Weiche mit einzubeziehen. U.a. fiel dabei auf, daß ein geschicktes Plazieren des Peakmaximums im FIR-Koeffizientensatz hier Vorteile hinsichtlich entstehender Artefakte bietet. Dies wurde jedoch rein zufällig beim Test auf möglichst kurze Latenz entdeckt.

Und natürlich muß das Ganze auch noch angehört weden.

Wie gesagt, da dies alles sehr umfangreich / komplex ist, werde ich eine ausführliche Beschreibung erstellen, die ebenfalls Tipps zum Umgang bei der FIR-Koeffizientenerzeugung enthalten wird. Hier kann bereits viel verspielt werden.

Grüße
Mattias
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Mattias,

erstmal spreche ich meinen großen Respekt vor Deiner akribischen Arbeit aus! :cheers:

Hörner zu bändigen ist wirklich eine Sache für sich...

Mich würde noch interessieren (vielleicht greife ich da aber etwas vor :roll: ):
- konnten schon erste Musikhörversuche in die Arbeit einfließen?
- wie hast Du vor z.B. CD und HD Auflösungen anzuhören, z.B. über den ASRC im openDRC-DI oder mit off-line Resampling oder ....?

Weiterhin gutes Gelingen!

Grüße,
Winfried

3910
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dietert
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Beitrag von dietert »

Hallo Mattias,

Hans-Martin hat hier mal geschrieben, die geschilderten Probleme mit horninternen Reflektionen seien wohl charakteristisch für Hörner mit parallelen Flächen. Ich glaube, der erste Abschnitt deines Horns (JBL 2360A ?) fällt in diese Kategorie. Was meinst du?

Wie würde diese Untersuchung wohl mit einem Horn wie dem 18sound XT1086 ausgehen, bei dem Kanten und Flächen verrundet sind? Ich weiß, dass dieses Horn viel kürzer ist und bei 440 Hz nicht funktioniert.

Eine Alternative zu einem Horn oder einem Waveguide wäre meiner Meinung nach nicht "eine Kalotte", sondern ein Array von Breitbändern mit derselben Fläche wie der Hornmund. So ein Array kann in etwa dieselbe Wellenfront abstrahlen wie der Hornmund.

Grüße,
Dieter T.
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Mattias
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Beitrag von Mattias »

Hallo,

gehört habe ich nur Korrekturen auf Basis alter Messungen (war oben erwähnt). Mit den neuen noch (lange) nicht, denn die Messbude ist ja nicht mein Wohnraum. Also sind erstmal diverse FIR-Setups zu erstellen, zu messen / verifizieren und danach wird daheim gelauscht. Die Setups kann ich durchtauschen, das openDRC ermöglicht gar 4 intern ablegbare, sodaß ein nahezu direkter Vergleich möglich ist (u.a. gegenüber einer reinen Magnitudenkorrektur ala analog).

Und ja, es gibt Hornkonstruktionen, die unproblematischer sind. Das JBL dürfte aufgrund des harten Überganges der Öffnungskonstante am Schlitz (sowie dem eher rein konischen ersten Teiles) hier starke interne Reflektionen und "Pegelsprünge" verursachen. Beim kleineren 2380 (dito Diffraktionshorn) treten dies Effekte auch auf. Ein Föön RH 90/150 wäre ne Maßnahme, das soll angeblich sehr gut mit dem BMS gehen, ist aber nicht auffindbar.

Andererseits sind die großen und tieferreichenden eher rein exponentiellen Hörner im Hochton mehr die Rubrik "Laserschwert" und nur eng auf Achse nutzbar. Optimiere ich stark auf Achse, läufts auf ähnliches raus (erreiche so aber nicht ganz die Pegel).

Reizbar ist es, nach verschiedenen Optimierungen zu suchen und zu testen, was davon hörbar wird und was nicht. Sowie endlich mal FIR aus der Theorie (die gern die Randeffekte vernachlässigt) in die "Realtheorie" zu holen, indem wirklich gemessen, korrigiert und interpretiert / analysiert wird.

Ach ja, nicht zu vergessen, das nur analog entzerrte Horn BMS/JBL klingt nun so gar nicht nach den Messwerten. Hier mal mit gleiche Auflösung im Burst-Decay (wie bei der FIR-Entzerrung) des rein analog entzerrten Hornes .
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Wenn ich mit dem ersten Horn (linke Seite) durch bin und konkrete Optimierungsansätze habe muß noch die rechte Seite durch. Denn grad im stereophonen Betrieb muß es auch sauber spielen und ohne Einzelentzerrung wird das vermutlich nix (Treiber/Hornsysteme sind ungleichmäßiger als Kalotten).

Ein Array von Breitbändern oder Kalotten, naja, da sind wir als Line-Array oder Flächenarray unterwegs. Ersteres ist ohne weitere Maßnahmen ein eindimensionales Laserschwert (noch sehr gut akzeptabel für daheim), zweiteres ein zweidimensionales und damit eher ungeneignet. Nahbereich ist dort anders zu behandeln als Fernbereich, im Nachbreich geht hier einiges ab. Dort dürften Messwerte (zeitliche aufgelöst) auch nicht doll aussehen. Wird aber eine anderes Thema.


Gruß
Mattias
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Mattias,
die Dreckeffekte unter 30 dB sehen stark nach Kantendiffraktionen aus. Das würde auch erklären, warum sie nach der Korrektur unter Winkeln nicht verschwinden.

Wie genau ist dein Messaufbau?

Hast du mal das Fenster so weit verkürzt, bis diese Dreckeffekte verschwinden? Ich vermute, der Auslöser findet sich relativ nah an der eigentlichen Impulsantwort. Das ist typische für Kantendiffraktionen. Die sieht man in der Impulsantwort häufig erst, wenn man den Gain in ARTA stark erhöht.

Ich habe selbst schon Hörner gemessen und da kann ich dieses Verhalten gut nachvollziehen. Es ist eben nicht so, dass Fasen bzw. abgerundere Kanten mit einem Horn gänzlich überflüssig werden.

Achso: Kantendiffraktionen sehen im Abklingspektrum immer wie Resonanzen aus. Das liegt daran, dass das Fenster zeitlich geschoben wird, um das Diagramm zu erstellen. In Wahrheit sind es aber nur kurze Signalteile und keine Resonanzen. :)

Gruß
Nils
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