Lautsprecher aktivieren - was kann ich erwarten ?

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Happajoe
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Lautsprecher aktivieren - was kann ich erwarten ?

Beitrag von Happajoe »

Hallo zusammen

Ich betreibe Spatial M1 Turbo Lautsprecher, passiv, so wie sie serienmäßig nun mal sind.

Zum Test hatte ich als Verstärker den Lyngdorf TDAI 2170 hier, der mir klanglich sehr gut gefiel, gerade auch deswegen, weil man den Lautsprecher auf den Raum einmessen kann.
Ich hörte hier deutlichere Verbesserungen in Punkto Raummodenanregung, bessere Ortbarkeit, genauere Stereomitte.

Jetzt wurde mir noch die Möglichkeit genannt, den Lautsprecher zu aktivieren.
Der Lyngdorf TDAI 2170 bietet ja die Möglichkeit einer aktiven Frequenzweiche.
Dazu noch die Stereoendstufe SDA 2400 aus dem selben Hause.
Mit Dieser auf die beiden 15 Zoll Bässe , der TDAI 2170 geht aufs Mittel / Hochton Horn.
Die interne passive Weiche fliegt raus.


Wer hat Erfahrung mit der Aktivierung von Passivlautsprechern ?
Was könnte ich mir hier aus klanglicher Sicht erwarten ?

Auf den Raum einmessen geht ja mit dem 2170 auch.
Die Weiche würde eben elektronisch nachgebildet, somit keine passiven Bauteile mehr zwischen Chassis und Amp.
Die Endstufe hat mehr Power / Kontrolle über die Bässe ...

Was könnte ich mir hiervon erwarten ?
Es ist ja jetzt nicht eine Sache die man mal einfach so umstöpseln kann, deswegen würden mich ein paar Meinungen oder Erfahrungswerte interessieren ....

Grüße Christian
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Christian,

ich berichte aus Erfahrung mit der Aktivierung der B&W Nautilus 804: Es bedingte viel Lernen, Hörerfahrung, Arbeits- und Geldinvestition um aus der N804 einen (subjektiv und objektiv) "besseren Lautsprecher" zu machen als er von Haus aus war.

Heraus kam wirklich ein "anderer Lautsprecher": Mit ausgelichenerer Tonalität, verbesserter Bühnenillusion, weniger Lästigkeit und besserer Impulswiedergabe.

Wenn man an eine Aktivierung geht sollte man mMn bereit sein hinterher einen möglicherweise "anderen Lautsprecher" zu akzeptieren.

Die Frage "was kann ich erwarten?" lässt sich aber nicht allgemeingültig beantworten, denn es kann durchaus passieren, dass bei der Aktivierung (aus verschiedensten Gründen) "nichts besseres" herauskommt.

Die meiner Meinung nach wichtigere Anfangsfrage ist: "Was stört mich an den passiven Lautsprechern? Was will ich erreichen" oder auch "Warum will ich die Aktivierungsarbeit auf mich nehmen?"
In meinem Falle waren Aktivierungsgründe:
1. der damalige "Hype" von Bi-Wiring/Bi-Amping und dass deren Effekte bei mir so marginal ausfielen
2. hochgradige Neugier "was kann ich aus den Boxen durch Aktivierung und Digitalweichenexperimente herausholen?"
3. ich kam ja von 16 Jahren BM-3 Aktiverfahrung und wollte nach ein paar Passiv-LS-Jahren irgendwie wieder "Aktive"

In meinem Falle hat sich's gelohnt - das heißt aber nicht, dass es sich in Deinem Falle lohnen muss: Dein "Startpunkt" ist ja ein ganz anderer. Versuche und Neugier sind halt gefragt, eine Fehlinvestition nicht ausgeschlossen.

Just my 2 cents worth :cheers:
Grüße,
Winfried

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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Christian,

ich musste auch gleich an Winfried denken, als ich Deine Frage las.
So hat Winfried trotz erfolgreichen Aktivierens die B&W wieder abgegeben und hat sich auf einen anderen Pfad begeben. So stellt sich das auch bei anderen Aktivierern ein.
Daher bin ich immer recht skeptisch, ob der Aufwand tatsächlich lohnt.
Wenn man nicht aus aus einer gewissen Spielfreude und Lust am Experiment selbst Hand anlegt,
dann macht es wohl eher weniger Sinn.
Es ist auch nicht ganz trivial eine gute Abstimmung mittels digitaler Weiche zu erreichen.
Das kann man bei Herstellern hören, die nichts anderes machen.
Auch da gelingt es nicht mit jedem Modell gleich gut.

Grüsse Jürgen
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hey Jürgen,

bei Deinem Kommentar musste ich an Noel (alias NNEU) denken, der mit Hilfe eines Praktikums bei Abacus seine B&Ws aktiviert hat und jetzt selbst an geregelten Chassis entwickelt. Ich glaube er hat sie noch.

Ich hatte meine fertig Aktivierten ca. 5 Jahre in Betrieb. Verkauft habe ich sie nicht aus Unzufriedenheit, sondern im Hinblich auf andere B&M Modifikationen, die sich allerdings leider immer wieder verzögern, was aber u.a. auch an mir selbst liegt :oops: :mrgreen:

Bottom Line: Die aktive Neuabstimmung der N804 war aufwendig, richtig, begründet und erfolgreich. Der Erfolg ist aber nicht allgemeingültig garantiert! Darum ging's mir in meiner Antwort.

Grüße,
Winfried

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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Christian,
meine erste Antwort: ...unerwartete Probleme...
Siegfried Linkwitz hat bei seinen Dipolen irgendwann auch nach hinten einen (invertierten) Hochtöner ergänzt und dieses als großen Fortschritt gepriesen.
Das große Steinway-Lyngdorf System benutzt einen AirMotionTransformer, der den Dipol-Charakter des LS nach nach oben komplettiert.
Für die Aktivierung der M1 muss mMn die Frage geklärt werden, ob es sich um ein echtes 2-Wege-Arrangement handelt, oder um ein 2 1/2 Wege System. Und welche passiven Bauteile (Spulen) unverzichtbar den bei OB üblichen Bassabfall kompensieren.
Da der Lyngdorf TDAi2170 erklärterweise den Bass nicht über das hinaus anhebt, zu was der LS selbst imstande ist, um ihn nicht zu überlasten (nach Gedächtnis, ich mag mich da täuschen), bleibt die akademische Frage, wieweit eine Aktivierung den Verzicht auf alle passiven Bauteile ermöglicht.
Interessant ist sicherlich die Möglichkeit, per Delay die Integration des Hochtonhorns mit dem Mittelton in den Einstellungen des TDAi zu verbessern, da ergeben sich Möglichkeiten, die eine Passivweiche zunächst kaum bietet.
Der Zugang zu allen Bauteilen der Originalweiche ist natürlich erforderlich, auch die Aufnahme der Beschaltung der 3 Chassis.
Nur die 3 sichtbaren Zuleitungspaare von den Chassis zu kappen, und dann die Chassis direkt ansteuern, halte ich für keine Optimallösung.
Das der TDAi das vermutlich deutlich wirkungsgradstärkere Hochtonhorn ansteuert, die Zusatzendstufe irgenwie den Mittelton und Bass, ist naheliegend. Ob der untere TT auch den Mittelton in gleichem Maße überträgt wie der obere Treiber, bezweifle ich, aber dafür hast du den LS vor Ort.
Ich vermute, dass ein Teil der Passivweiche beibehalten werden muss.
Eine genaue Analyse der beteiligten passiven Komponenten halte ich für unumgänglich, ebenso eine realistische Einschätzung der gegebenen Möglichkeiten des TDAi.
Es ist üblich, dass die Anhebung des Frequenzgangs per DSP aus mehreren guten Gründen gedeckelt wird.
Grüße Hans-Martin
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Happajoe hat geschrieben:Was könnte ich mir hier aus klanglicher Sicht erwarten ?
Wenn man es besser macht, wird es besser.
Wenn man es schlechter macht, wird es schlechter.
Wenn man nicht 100% weiß was man besser machen will, und dann genau warum und wie, wird es eher nicht besser. Für jede aufkommende Frage musst du eine Antwort haben. Blinde Sicherheit in Sachen Meßtechnik, und das Equipment dazu, sind schonmal sowieso nötig. Und als zweites natürlich, wie entwickle ich gezielt eine Entzerrung und eine Frequenztrennung nach allen Regeln der Kunst? Da nimmt dir der Lyngdorf nichts ab.
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Mister Cool
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Beitrag von Mister Cool »

KSTR hat geschrieben:Wenn man nicht 100% weiß was man besser machen will, und dann genau warum und wie, wird es eher nicht besser.
Das gefällt mir, das muß ich mir unbedingt merken :-)

Grüsse,
Alwin
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