Liebe G-Linn-Fans,
es gibt eine neue Platinen-Version für den G-DAC. Die Änderungen im Detail:
1. Die neue Netzteilplatine
Sie sieht auf den ersten Blick aus wie die alte, denn das Konzept ist das gleiche geblieben. Nämlich: Nimm einen überdimensionierten Ringkerntrafo, richte die positive und negative Spannungshälfte getrennt gleich, spendiere jeweils einen ersten dicken Elko, entkopple mit R-C-L-Gliedern die dort herrschenden hohen Ladestromspitzen in den Elkos vom Nachfolgenden, und buttere dann von den besten Elkos rein was Platz hat. Die Regler für die Schaltungen sitzen nachfolgend lokal dort, wo die Spannungen wirklich gebraucht werden. Das sah auch bisher bekanntlich schon so aus:
Damit dieses kleine Kraftwerk, das ungefähr mit "was kümmert es einen Stausee, wenn man eine Kelle Wasser daraus schöpft" umschrieben werden kann, nicht dauerhaft Strom aus dem Netz saugt, gibt es ein Relais auf der Platine, das im Standby den Ringkerntrafo vom Netz trennt. Das konnte ich bequem mit der nun ansonsten ziemlich arbeitslosen +-9V-Analogversorgung des Linn schalten - bis
die Firmware Davaar 25 kam. Außer beim Majik DS: Den ließ Linn schon immer auch im Standby dauerhaft bestromt. Dafür hatte ich eine kleine Nachrüstlösung gemacht, damit im Standby die Analogspannung ebenfalls abgeschaltet wird. Die Nachrüstlösung sieht so aus:
Die im Bild unbestückten Bauteilplätze sind für eine spezielle Mutinggeschichte, die der neue ADSM1 braucht - das sitzt jetzt bei der neuen Generation auf der DAC-Platine mit drauf. Ich habe die kleine Standby-Platine inzwischen bei allen G-DAC-Besitzern, die das wollten, nachgerüstet.
Diese Standby-Schaltung ist nun auf dem neuen Netzteil standardmäßig integriert.
2. Die neue DAC-Platine
Links die bisherige Version 2.1, rechts die neue Version 2.2:
Neben ein paar kleinen Schaltungs-Änderungen ist der Hauptunterschied in den drei kleinen weißen Goldkontaktrelais am linken Platinenrand zu finden. Das Relais, das man auf der 2.1-Platine jetzt schon findet, ist für's Einschleifen des Analogsignals beim Akurate DSM oder ADSM1. Die nun hinzugekommenen Relais schalten die insgesamt acht Stromausgänge der beiden PCM1794A-DAC-Chips so um, dass aus dem normalen Links-Rechts-Stereo-DAC zugleich ein Mitte-Seite-Dekoder wird (das kennen viele von Uli als "Cleaner"). Das geht hier äußerst elegant, und ich will gleich zeigen, warum.
Oben im Bild sieht man links die acht DAC-Ausgänge, also z. B. L1+ bedeutet DAC für linken Kanal, erstes Symmetriepaar, positiver Ausgang, R2- dann entsprechend DAC für rechten Kanal, zweites Symmetriepaar, negative Symmetriehälfte. Immer ein Symmetriepaar, z. B. L1+ und L1-, treibt eine Primärwicklung des zugehörigen Übertragers. Addiert wird dann im Stereobetrieb nicht dadurch, dass einfach die Stromausgänge zusammengeklemmt werden (da können durch kleine Offsetunterschiede DC-Spannungen für den Trafo rauskommen, was dieser gar nicht mag), sondern jeder der zwei symmetrischen DAC-Ausgänge pro Kanal arbeitet auf eine eigene Primärwicklung des Trafos. Dadurch werden die Signale der zwei parallel arbeitenden DACs (Monobetrieb des PCM1794A) addiert.
Und genau das ermöglicht nun eine MS-Dekodierung. Im Bild oben sieht man, wie man das umverdrahten muss, damit man L=M+S und R=M-S kriegt, und unten, wie man das mit Schaltern (=Relais) machen kann. Die Ausgänge 1-8 gehen im normalen Stereobetrieb an die Übertragerwicklungen 1-8. Für MS gehen sie ebenfalls an 8 Wicklungspunkte, aber eben an die Nummern, die unter "MS" stehen. Man sieht, dass sechs Schalter ausreichen, also drei Relais mit je zwei Ebenen. Im Studiobereich wird MS übrigens ebenfalls gern mit
Übertragern gemacht.
Bei MS-Dekodierung kommt also kein weiteres Bauteil in den Signalweg. Den Faktor zwei, der genau genommen zur Dekodierung dazu gehört, gibt's hier allerdings nicht. Das ist aber kein Problem: Man dreht bei MS einfach am Linn die Lautstärke um sechs Schritte weiter auf, das sind 6dB bzw. Faktor zwei.
Ausprobiert hatte ich das mit diesem Prototypen:
Die dazu nötige Verdrahterei von Hand dauert ein bisschen:
All diese Leitungen musste ich auf der eh schon randvollen DAC-Platine unterbringen, das war eine ziemliche Herausforderung. Es gibt nun im G-ADS0/1/2 DAC auf Wunsch neben dem Schalter für die Analogverstärkung noch einen zweiten Schalter für die MS-Dekodierung:
Damit man die beiden Schalter nicht verwechselt, wenn man blind hinter das Gerät greift, ist das haptisch zu erfassen - der Abschwächer bewegt sich nur horizontal, der MS-Schalter nur vertikal.
In den ADSM passt das im Prinzip ebenfalls rein. Da wird's dann ein bisschen enger auf der Rückwand, weil der MS-Schalter noch irgendwo hin muss. Aber auch da findet sich ein Plätzchen (ganz rechts über den Cinch-Analogausgängen).
Wer beim Bild mit Version 2.1 und 2.2 genau hingeschaut hat, hat sich vielleicht gefragt, wozu denn die merkwürdige Aussparung links in der Platine der 2.2 ist. Ganz einfach: Die Platine hätte sonst nicht reingepasst, weil da einer der Bolzen für den Alublock vorbeiläuft:
3. Die neue Hauptplatine
Bisher sah die so aus:
Neu:
Es gibt wieder ein paar kleine Änderungen beim Muting, und der Schaltausgang ist etwas strompotenter geworden (jetzt max. 50mA, bisher 20mA), dabei ist er immer noch kurzschlussfest. Muss er auch sein, denn mit den kleinen 3,5mm-Klinkensteckerchen produziert man schon mal gerne vorübergehend einen Kurzen, wenn man sie im Betrieb steckt.
Die Hauptneuerung liegt im Gleichspannungs-Offsetabgleich der Ausgangsstufen. Das ist nun so gemacht wie schon beim G-Oppo - mit einer intelligenten Variante eines DC-Servos. Das Problem bei den DC-Servos ist nämlich, dass man eigentlich nur die ganz langsame Offsetdrift wegregeln möchte, und dazu reicht eine sehr lange Zeitkonstante von einigen zig Sekunden im DC-Regler. Aber eine solche extrem lange Zeitkonstante haut einen beim Einschalten in die Pfanne: Der Offset kommt erst nach Minuten wirklich auf Null, eben weil der Regler so langsam ist. Macht man ihn entsprechend schneller, beeinflusst er aber bereits die untere Grenzfrequenz des Systems in Amplitude und Phase. Will man aber nicht. Und Elkos im Signalweg, was die gängige Alternative wäre, schon gar nicht. Also mache ich das so, dass ich über kleine MOSFETs die Zeitkonstante um viele Zehnerpotenzen verringere, solange ein Mutingsignal anliegt (solange hört man nämlich sowieso nichts über die Ausgangsstufen, denn sie sind per Relais am Ausgang abgeklemmt). So wird der Offset beim Einschalten (und auch sonst jedesmal beim Muting) schnell und straff auf Null gezogen, und im Betrieb lasse ich die Leine ganz lang, so dass nur kleine thermische Driften ganz langsam nachgeregelt werden.
Damit entfallen die sechs blauen Potis im unteren Teil der Platine bei den Ausgangsstufen und man muss die Offsets nicht abgleichen. Dafür gibt es eine Menge neue Bauteile für die DC-Regler.
Gleich geblieben sind die Spannungsregler für's Analoge und der Superreg für die Clock, oben rechts im Bild, ebenso die IV-Stufe mit den per Relais schaltbaren Verstärkungen (0dB/-12dB/-24dB). Für den G-ADSM DAC gibt es noch einen neuen, eigenen Ausgang für den Kopfhörerverstärker (links unten).
Soweit die Neuigkeiten von der G-DAC-Front.
Viele Grüße
Gert