Klirrmessung der Messkette (mit Acourate)

Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Richard,
schauki hat geschrieben:Also mittlerweile verwende ich praktisch nur mehr Accourate für Messungen.
geht mir genauso, wenn's um akustische Messungen geht. Aber auch Klirrspektren von Verstärkern lassen sich gut damit messen.

Wenn wir noch ein paar Wünsche an Uli zusammentragen, ist er am Ende froh, wenn er mit dem Klirrmakro davonkommt :mrgreen: .

Gruß Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Uli treibts wohl eh jedesmal die Schweißperln auf die Strin wenn er auf nen Thread wie diesen klickt :wink:

"Was haben die denn jetzt schon wieder für Ideen"...

mfg
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

schauki hat geschrieben:Also mittlerweile verwende ich praktisch nur mehr Accourate für Messungen.
prima, geht mir auch so. :cheers:
schauki hat geschrieben:So Makros wären allerdings schon ganz nett. Das für den Klirr sowieso.
so baut man Druck auf :mrgreen: Ich sehe es aber zumindest schon mal ein.
schauki hat geschrieben:Eines wäre auch noch ganz nett, wenn man sowas wie die Log-Sweep Recorder gleich integriert hätte. Also Recorder konfigurieren (Sweep-Länge, Frequenz, ...) dann Record-Knopf drücken und dann gleich L&R in den Workspace geladen bzw. gleich gespeichert.
Das versteh ich wiederum nicht. Genauso läuft das doch. Hab heute reichlich Messungen gemacht. Und dazu den eingebauten Logsweeprecorder im Acourate genutzt. Funktion aufrufen, Record starten und Ergebnis=Pulsantworten sind da. :?

Gruss, Uli
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Fortepianus hat geschrieben:also ich fände eine Art "Klirrmakro" auch super. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Schritten zu durchlaufen, wenn man die Messung richtig auswerten und darstellen will.
...
Wenn es ein Knöpfchen gäbe, das all diese Schritte in einem Rutsch machen würde, wäre das klasse. Allein schon die Rechnerei für das Auf-richtige-Länge-Bringen der SRC-Ergebnisse ist recht zeitraubend.
Freunde des harmonischen Klirrs,

ich hab gestern ein Paar Helsinki Gradient LS, die ich testweise zur Verfügung hatte, wieder abgebaut und meine DIY-LS wieder in Betrieb genommen. Dabei war mein Ziel, anhand des Klirrs die Bereiche zu erfassen, wo die einzelnen Chassis eben möglichst klirrarm sind, und demzufolge dann die Frequenzweichen festzulegen. Das hab ich denn mal konsequent betrieben und doch Überraschungen festgestellt. Chassis sind:
  • Lyngdorf Eckwoofer, das sind keine richtigen Tieftöner, sie spielen relativ hoch. (Hans-Martin wüsste wohl den genauen Typ?)
  • B&W Kevlar FST Mitteltöner, sie sind am Rand fest eingespannt, also keine Gummisicke und kein grosser Hub
  • ScanSpeak RingRadiator als Hochtöner
Bisher hatte ich die Chassis mit Frequenzweichen Neville-Thiele 2ter Ordnung mit Frequenzen 300 Hz und 2500 Hz betrieben.

Zur vereinfachten Auswertung habe ich nun ein Klirr-"Makro" geschrieben, das die umfangreichen Aufgaben Klirrermittlung, Glättung und Sampleratewandlung (Rückwandlung der höheren Harmonischen auf die Grundharmonische) durchführt.

Als Beispiel mal ein Bild für den Hochtöner, wie es nun mit einem Klick erzeugt wird:

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Klar zu sehen, dass k2 deutlich höher liegt als k3, k4 und k5. (Messposition übrigens am Hörplatz). Was auch auffällt ist das Ansteigen von k2 unterhalb von 4 kHz. Nach diesem Bild ist 4 bis 5 kHz als Trennfrequenz wohl günstiger als die bisher verwendeten 2,5 kHz. Das sind schon 6 dB Unterschied.

Ok, alle Treiber mal gemessen, dabei jeweils die Frequenzbereiche weiter gezogen als üblich, Tieftöner bis 800 Hz, Mitteltöner von 100 Hz bis 6 kHz, Hochtöner 1 kHz aufwärts. Das zugehörige Bild mit k1 und k2 (die höheren Harmonischen haben sich als unkritisch gezeigt):

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Wow, der Mitteltöner mag schon beim Grundton nicht gern unter 300 Hz spielen. Klar, keine Sicke. Der Klirr k2 ist aber auch bis 500 Hz relativ hoch. Ein Unterschied von 20 dB zwischen 300 Hz und 500 Hz ! Dafür hat er bis 5 kHz keine Probleme. Und der Tieftöner spielt auch ohne Schwierigkeiten bis 500 Hz.

Also neue Weichen festgelegt mit Trennfrequenz 500 Hz und 4 kHz und alle Treiber eingemessen, linearisiert und zusammen im Raum abgestimmt.

Ich bilde mir ein, dass es sauber klingt. :mrgreen:

Als Abfallprodukt gibt es in der nächsten Version die gewünschte Berechnung/Darstellung des Klirrs. :cheers:

Gruss, Uli
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Uli,

tolle Arbeit! Das nenne ich ein sehr praktisches und überzeugendes, zusätzliches Leistungsmerkmal!

Auch, oder besser gerade, weil es ein Makro ist, das die Bedienung (speziell für den gelegentlichen Nutzer) stark vereinfacht.

Danke dafür, das allein sollte ein paar neue Lizenzen einbringen. :cheers:

Gruss,
Winfried
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Udor
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Beitrag von Udor »

uli.brueggemann hat geschrieben:Als Abfallprodukt gibt es in der nächsten Version die gewünschte Berechnung/Darstellung des Klirrs
Das nenn ich mal Sevice am Kunden. :cheers:

Dann werd ich meine Elektronik+Chassis auch erst mal durchmessen.

Noch mal zu den Messungen. Du hast am Hörplatz gemessen? Sollte man für Klirrmessungen
den Raum nicht möglichst ausblenden?

Gruß Udo
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Uli,

danke für die interessanten Messungen.
uli.brueggemann hat geschrieben:Als Abfallprodukt gibt es in der nächsten Version die gewünschte Berechnung/Darstellung des Klirrs. :cheers:
Das ist Spitzenklasse! Eine kleine Frage dazu: Wäre es möglich, in das Makro noch aufzunehmen, dass das Verhältnis der Kx zu K1 gebildet wird? Sonst muss man bei jeder Frequenz schauen, wie hoch da gerade K1 ist, dann die Differenz zu Kx in dB anschauen, und so den Klirrfaktor bestimmen. Dann wäre das wirklich ein klasse Messinstrument, Logsweep laufen lassen, Knopf drücken und Klirrfaktor für K2 bis K5 direkt über der Anregungsfrequenz sehen.

Viele dankbare Grüße
Gert
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Udor hat geschrieben:Noch mal zu den Messungen. Du hast am Hörplatz gemessen? Sollte man für Klirrmessungen den Raum nicht möglichst ausblenden?
Wenn der Raum die Buckel im Klirr verursachen würde: müsste dann nicht dasselbe Verhalten bei allen Chassis im Überlappungsbereich auftreten?

Was vielen nicht klar ist: das Glätten eines Frequenzgangs (hier durch eine gleitende 1/12-Oktavglättung) im Frequenzbereich entspricht einem Fenstern im Zeitbereich. D.h. dass dabei spätere Zeitanteile des Raumes mit rausgefiltert werden und der Schwerpunkt auf dem Direktschall liegt.

Insofern halte ich die Messung am Hörplatz für i.O.

Grüss, Uli
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Fortepianus hat geschrieben:Eine kleine Frage dazu: Wäre es möglich, in das Makro noch aufzunehmen, dass das Verhältnis der Kx zu K1 gebildet wird? Sonst muss man bei jeder Frequenz schauen, wie hoch da gerade K1 ist, dann die Differenz zu Kx in dB anschauen, und so den Klirrfaktor bestimmen. Dann wäre das wirklich ein klasse Messinstrument, Logsweep laufen lassen, Knopf drücken und Klirrfaktor für K2 bis K5 direkt über der Anregungsfrequenz sehen.
Gert,

das ist möglich. :D

Ich hab das mal so programmiert und es funktioniert wie gewünscht.

Da bei Chassismessungen die Messergebnisse in den Sperr- und Übergangsbereichen ein gewisses Eigenleben führen, was Fehlinterpretationen ermöglicht, lassen sich auch die Trennfrequenzen angeben und die Kurven werden dann quasi abgeschnitten. Beispiel am Mitteltöner (Trennfrequenzen 100/6000 Hz):

Bild

Schön zu sehen dass der relative Pegel zur Grundharmonischen für k2 über 500 Hz bei ca. -60 dB liegt. Und noch schöner, wie sich das Chassis unter 300 Hz zur Wehr setzt.

Gruss, Uli

PS: die Klirrauswertung wird ein eigenständiger Menüpunkt in Acourate bleiben, also nicht Bestandteil des Recorders. Also sind die Schritte: LSR (erzeugt die Pulsantworten für Normalnutzer), Logsweep Convolution (erzeugt das volle Faltungsergebnis inkl. Klirr), Extract Distortion (was nun vorliegt)
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Uli,

Du bist einfach der Beste :cheers: . Danke!

Gruß Gert
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schauki
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Beitrag von schauki »

Danke Uli!

Das mit dem "normalen" Pulsantworten - okay, ich glaube ich finde immer zuerst den komplizierten Weg....

Ab gesehen davon: Wenn es eine neue Version gibt, wie bekommt man die?

mfg
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

schauki hat geschrieben:Wenn es eine neue Version gibt, wie bekommt man die?
Siehe Direktmail.
Gruss, Uli
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schauki
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Beitrag von schauki »

Hallo!

Wieder mal Lob an Uli!
Bin schon auf neuem Stan und werde dann mal bald probieren, heute ist schon zu spät, und berichten.

Dazu eine kleine Story aus der Arbeit:
Ich brauche ein Angebot von einem Gerüstturm (mit Standard und Spezialteilen die schon mal gemacht wurden - vor ~5 Jahren) und frage an - Antwort: "schau ich mir an, melde mich gleich bei dir"....
Das war am 20.10.2010

Und hier Uli so lange es halt dauert, mail, runterladen installieren.

Warum kann das nicht bei allem so gut laufen?

mfg
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Uli,

eben ausprobiert, das funktioniert perfekt. Messung mit Inverser falten, gewünschten Puls (links oder rechts) anklicken und Makro starten. 20s später ist genau mein Wunschtraum auf dem Schirm zu sehen - K1 plus die hierzu in Relation gesetzten und auf die Entstehungsfrequenz umgerechneten Klirrkomponenten K2 bis K5 mit 1/12-Oktavglättung - ja ist denn schon Weihnachten?

Als Beispiel der Klirr einer Vorverstärkerschaltung:

Bild

Tipp @Schauki et al: Bei der Logsweep-Convolution "Extract Pulses" natürlich deaktivieren, das wird ja nachher im Klirrmakro gemacht.

Danke und Gruß
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Kleiner Nachtrag:

Wenn man einen erzeugten Logsweep direkt mit seiner Inversen faltet und dann das Makro laufen lässt, bekommt man direkt die Grenze der Methode bzw. Numerik serviert:

Bild

Man sieht also, dass man damit Klirr deutlich unterhalb von 0,001% noch messen kann - wenn die Soundkarte das auch kann. Die MAudio Audiophile 2496 analog in analog out sieht z. B. so aus:

Bild

Der krumme Frequenzgang von K1 kommt übrigens daher, dass hier bereits meine Mikrofonkorrektur in der Messung berücksichtigt war. Mit der 2496 lassen sich damit immerhin Klirrkomponenten in der Gegend von 0,003% (-90dB) noch messen.

Gruß Gert
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