Acourate Novize versucht sich in der digitalen Raumkorrektur

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thumbear
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Acourate Novize versucht sich in der digitalen Raumkorrektur

Beitrag von thumbear »

Hallo ans Forum,

ich kam ja in erster Linie auf dieses Forum durch langes Gastlesen der Berichte über die Gertifizierung des Linn ADS. Aber auch das Thema "digitale Raumkorrektur" schien mir schon immer ein vielversprechender Ansatz, weswegen mich die Berichte über Acourate und "Convolven" immer faszinierten.

Erste Kontakte zu diesem Thema kamen durch meinen Bruder, der seinerzeit eine T+A A2D mit Raumentzerrung besaß, und damit, obwohl platziert in einem eher ungeeigneten Raum (niedrige Kellerdecke, hallig/unterbedämpft, mitschwingender Boden), trotzdem eine recht vernünftige Klangqualität erreichte.

Meine Chefin hatte schon im Vorfeld vermerkt, das akustischen Modifikationen des Hör-Wohnzimmers nicht in Frage kommen :shock: , also versuchte ich mich in digitaler Raumkorrektur per LYNGDORF DPA-1 Digitalvorstufe mit integrierter "RoomPerfect"-Raumentzerrung, die sich sehr positiv der akustischen Unzulänglichen meines Wohnzimmers annahm.

Mein bisheriger HiFi-Werdegang kann ja meinem Vorstellungs-Thread entnommen werden, die letzte Anlagenkonfiguration besteht jetzt, nach der überaus gelungenen Gertifizierung meines ADS/1, aus folgenden Komponenten:

Streaming von NAS --> G-ADS1-DAC --> SAC ilPiccolo (Endstufen) --> KEF Reference 207 (Passivlautsprecher)

Jetzt soll also die Raum-/Lautsprecherentzerrung per ACOURATE erfolgen. Ich bin vor dieser Entscheidung lange zurückgeschreckt, da die technisch tiefgründigen und detaillierten Threads im Acourate-Forum für mich eigentlich eher abschreckend waren, schien doch ein profundes Wissen von Raumakustischen Zusammenhängen sowie Mathematik Voraussetzung für die Umsetzung zu sein. Auch bin ich als Computer-DAU vor der Implementierung der Messtechnik abgeschreckt worden. Nun, ich habe mir Mut gefaßt und Acourate sowie die benötigte Messtechnik (Soundkarte/Mikrofon) bestellt.

Meine ersten Schritte und Ergebnisse werde ich hier versuchen wiederzugeben, vielleicht hilft es auch anderen "Novizen", und evtl. gibt es ja auch ein paar hilfreiche Kommentare der "Pros". :cheers:
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thumbear
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Beitrag von thumbear »

Der erste Schritt, Implementation der Messtechnik, davor hatte ich eigentlich die meisten Bedenken, lief dann aber wirklich völlig reibungslos. Den meisten hier ist das jetzt vermutlich zu profan, aber ich hatte da echt Bedenken vor zuviel technischem Gefummel, um das ordentlich ans Laufen zu bekommen. :oops:

USB-Soundkarte TASCAM US122MkII in der Bucht gebraucht geschossen, an Laptop angeschlossen, Treiber installiert, ging völlig problemlos von der Hand. Das Acourate und Acourate-NAS Softwarepaket installiert, auch problemlos. :D Der Laptop hat auch sofort die Soundkarte erkannt und ich habe die Ein-Ausgänge angewählt, welche auch prompt in Acourate im Menü angewählt werden konnten. Also Ausgänge der Soundkarte mit meinen Endstufen verbunden per Cinch, Mikro (hatte ich mit Acourate in kalibrierter Variante Behringer ECM8000 mitgekauft, Lieferung innerhalb 2 Tagen, prima Service von Uli sei hier noch lobend erwähnt) am Hörplatz hingestellt, per symm. Kabel an den Eingang 1 der Soundkarte angeschlossen, Phantomspeisung eingeschaltet, Ausgangsmixer auf Computer gedreht, schon konnte die erste probeweise Logsweepmessung angegangen werden!

Mann, hätte ich gewußt, wie einfach das selbst von Computerlaien zu bewerkstelligen ist, hätte ich bestimmt schon früher auf eine Acourate-Lösung umrüsten wollen! :P
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LordHelmchen
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Beitrag von LordHelmchen »

Hallo Thumbear,

herzlichen Glückwunsch zum Entschluss jetzt anzufangen :cheers:
Lass Dich von den 1001 Möglichkeiten und den technischen Finessen nicht abschrecken,
auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Das Schöne ist ja, dass man nichts kaputt machen kann, schlimmsten Falls fängt man eben von vorne an :wink: nach und nach kommen dann die Feinheiten.

Viel Erfolg und besonders viel Spaß

Markus
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angermouth
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Beitrag von angermouth »

Hallo Thumbear,

ein Superthread, bitte unbedingt weiter machen. Mir geht es ein bisschen wie es Dir ging, ich traue mich an Acourate noch nicht ran und habe einen Heiderespekt, denke aber auch über den Lyngdorf nach. Früher oder später vielleicht dann doch mal Acourate. Deine ersten beiden Beiträge machen auf jeden Falls schon mal Mut. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Gruß,
Andreas
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thumbear
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Beitrag von thumbear »

Ich hadere noch mit dem Bildereinstellen, mit meinem Tablet stürzt da ständig der Thread ab, werde mal mit dem Rechner probieren was hinzubekommen.

Jedenfalls habe ich die Raummakros 1 - 5 durch und habe mich am optimieren der Parameter für Fensterung etc. versucht, aber da mir das techn. Verständnis, bzw. die mathematischen Grundlagen fehlen, habe ich mich einfach iterativ durch. Ändern und anschließendem Durchlaufen einer Testconvolution einem möglichst perfektem Verlauf der Impulsantwort herangetasted. Es bleibt immer eine kleine Discontuität im ausklingenden Impuls, ob das am Coax-System des Mittel-/Hochtonchasis begründet sein kann?

Zielkurve habe ich jetzt mehrmals neu ausprobiert und nach Gusto festgelegt, -3,4dB leicht fallend, High-Cutoff ab 18kHz, Bass ab 110Hz leicht angehoben um 3.2dB und im letzten Fenster der Filtererzeugung noch ein Subsonic bei 13Hz.

Klang:
Geniale "Aufgeräumte Klangbühne", prima Bass/Tiefbass schnell und konturiert. Sehr stressfreies Hören mit massenweise Feininformation, Klangfarbe, Ortungsschärfe, und was sonst noch so alles von den Gazetten normalerweise so zitiert wird, wenn es um perfekte HiFi-Wiedergabe geht.

Da musste heute Nacht auch noch die Option "Flow" probiert werden. Auch da muss ich sagen, daß Uli hier ein dickes Lob ausgesprochen werden muss. Die Parameter kann man mit Testtönen schnell nach eigenem Empfinden einstellen und bei der Erstellung der korrigierten Musikfiles wird eine frequenzabhängige Basisbreitenkorrektur miteingerechnet, sofern ich das richtig verstanden habe.
Meine Einstellung:
tiefe Töne = 2.6
hohe Töne= -3.8
Ich habe jetzt nur einige Standards mit "flow" gefaltet, da muss ich mich noch etwas einhören.
Als erstes fällt mir eine nochmals gesteigerte Bühnentiefe auf und deutlich Verminderung der Tendenz, daß hohe Töne bei Tuti etwas Richtung Lautsprecher nach vorn rutschen. Auch ist das Hören gefühlt stressfreier und natürlicher. Prima Sache!

Ich bin erst mal begeistert und höre jetzt meine Bibliothek hoch und runter. Mein Laptop hat allerdings auch noch einige hundert Alben neu zu Falten.

Dickes Lob an Uli :cheers: , meine Befürchtungen, das man ohne Mathematikstudium und Tontechnikerausbildung, mit diesem mächtigen Tool ACOURATE nix vernünftiges zustande bringt, hat sich zum Glück als falsch erwiesen.
Vermutlich habe ich nur an der Oberfläche der vielfältigen Möglichkeiten gekratzt und es gibt bestimmt auch noch Raum für Optimierung, aber es klingt jedenfalls schon mal sehr vielversprechend!
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thumbear
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Beitrag von thumbear »

Versuche die Bilder hier reinzukriegen:

Frequenzgang, ohne Korrektur:
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Impuls antwort, korrigiert
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Frequenzgang, korrigiert und Target
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thumbear
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Beitrag von thumbear »

Hier noch Hörsituation und Gesamtkorrektur in IACC-Werten:

Die Unordnung im Wohnzimmer ist meiner Mess- und Korrekturorgie zu schulden :D

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thumbear
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Beitrag von thumbear »

angermouth hat geschrieben:Hallo Thumbear,

.... Mir geht es ein bisschen wie es Dir ging, ich traue mich an Acourate noch nicht ran und habe einen Heiderespekt, denke aber auch über den Lyngdorf nach ....
Hallo Andreas,
nach den bisherigen Erfolgen, frage ich mich warum ich mich da nicht früher drangetraut habe, die Ergebnisse sprechen für sich und sooo kompliziert war's auch nicht in der Umsetzung.

Mein Verständnis: (wer da mehr wissenschaftliches bieten kann, kann sich gerne einbringen)

Der Lyngdorf macht ja nur eine Frequenzgangkorrektur (und fügt angeblich ja sogar noch Phasenschweinereien hinzu?), das klingt zwar für's Ohr eindeutig besser als ohne, wenn der Frequenzgang am Hörplatz starke Unregelmäßigkeiten aufweist, werden die ja kompensiert. Aber die Zeitfehler von Lautsprecher, Weiche und Raum bleiben.

MIt Acorate kommt aber noch die Impulskorektur hinzu, was eine "Bereinigung" und "Entschlackung" der Zeitfehler der Übertragungsstrecke bringt, was wohl fürs Gehirn eine erheblich geringer "Rechenleistung" verlangt, um die imaginäre Klangbühne zusammenzusetzen.

Also würde ich heute eigentlich eher zur Acourate Lösung tendieren, zumal das auch preislich im Vergleich sehr interessant ist.

Grüße,

Rochus
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thumbear
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Beitrag von thumbear »

Habe jetzt noch etwas rumprobiert mit den Parametern für's fenstern in der Filtererstellung und jetzt ergibt sich eine noch bessere Impulsantwort. Gehörmäßig habe ich mich auch noch etwas mit verschiedenen Zielkurven befaßt und da ergeben sich durch minimale Änderung in z.B. dem Abfall zu den Höhen um 0,5dB/20kHz schon durchaus wahrnehmbare Unterschiede.
Die habe ich dann durch langfristiges probehören verifiziert um zu einem Optimum im Klangbild zu kommen.

Da muß man schon längere Zeit probieren, aber wenn man dann "SEINEN" optimalen Zielfrequenzgang gefunden hat, geht die akustische Sonne auf.

Hier die neue Impulsantwort, sieht sehr schön aus, im Klang kann ich nicht wirklich eine Veränderung feststellen:
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Auch mal die Nachhallzeit des Hörraumes(ich weiß, daß da noch Optimierungsbedarf besteht, aber das bekomme ich von meiner Chefin nicht genehmigt :wink: )
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Ich bin jedenfalls sehr begeistert von der akustischen Wirkung und den Möglichkeiten von Acourate :) .

Grüße,

Rochus
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