David (aktive DIY-Lautsprecher)

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Daxxx

David (aktive DIY-Lautsprecher)

Beitrag von Daxxx »

Mein Name ist David Messinger, vielen von euch sicherlich bekannt unter dem Nick "Hifiaktiv" aus meinen Aktivitäten in diversen HiFi-Foren, einschließlich meines eigenen.

Obwoh ich als Händler von der "aktiven" Teilnahme bei euch ausgeschlossen bin, möchte ich trotzdem gerne die Gelegenheit nutzen, mich privat als bekennender aktiver Hörer vorzustellen.

In meinem Einfamilienhaus habe ich mir bereits vor 15 Jahren einen Hörkeller eingerichtet. Ich habe darin schon unzählige schöne Stunden verbracht. Erst jetzt - vor knapp einem Jahr - habe ich mich dazu entschlossen, diesen Raum und auch die alte Anlage einer kompletten Revision zu unterziehen. Wie fast immer bei Umbauten ist dabei fast kein Stein auf dem anderen geblieben. Dies ist das Ergebnis:

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Da ich einmal selbst Musiker war und in meinem Hörkeller zu jeder Tages- und Nachtzeit völlig uneingeschränkt laut spielen kann, war eine meiner Voraussetzungen, eine Anlage auf die Beine zu stellen, die unverzerrte Live-Pegel ermöglicht. Mit meinen Erfahrungen aus der Zeit, als ich noch Bühnen- und Discothekanlagen gebaut habe, ging ich die Sache an. Oberstes Gebot war nicht nur der geforderte hohe unverzerrte Schalldruck, sondern gleichzeitig bestmögliche audiophile Eigenschaften. Das zu vereinen ist nicht ganz einfach, ist mir aber wie ich glaube bestens gelungen.

Von Anfang an waren für mich mehrere Punkte klar, die sich auf Grund meiner Forderungen ergeben bzw. die unumgänglich sind:

1. Die Raumakustik muss so weit wie möglich ausgeschaltet werden.
2. Es muss ausreichend Membranfläche zur Verfügung stehen.
3. Es wird nicht unter fünf Wegen pro Seite befriedigend funktionieren.
4. Die Anlage muss vollaktiv aufgebaut sein.
5. Es muss ausreichend Verstärkerleistung zur Verfügung stehen.
6. Ab 1,2 kHz aufwärts müssen Hörner zum Einsatz kommen.
7. Höchstwertige Chassis müssen verwendet werden.
8. Die Gehäuse müssen extrem stabil sein.
9. Im Raum darf nichts stören und/oder mitvibrieren.
10. Es wird nur digitale Audio- und Video-Wiedergabe geben.

Als Erstes habe ich im "nackten" Betonkeller (B = 5,5 m, L = 7,5 m, H = 2,7 m) sämtliche Wände und auch die Decke vollflächig (!) mit 10 cm Steinwollplatten beklebt. Dazu waren über 15 Kubikmeter Dämmmaterial notwendig! Auch den Boden habe ich vollflächig mit hochflorigem Teppich beklebt. Die Folge: bis hinab zu 175 Hz gibt es praktisch keine Reflexionen mehr. Die Raummoden darunter sind natürlich vorhanden.

Die Boxengehäuse habe ich von einem sehr guten Tischler machen lassen.

Als Chassis habe ich die besten genommen, die JBL für Studioanwendungen im Programm hatte. Es sind dies folgende Typen (dazu gleich die bei mir verwendeten Frequenzbereiche und Boxenvolumina netto):

- 18 Zoll von x bis 75 Hz: 2240H (es gibt mehrere 18", dieser hat 20 Hz Eigenresonanz) in 320 Liter BR-Gehäuse,
- 12 Zoll von 75 bis 300 Hz: 2206 in 100 Liter CB-Gehäuse,
- 10 Zoll von 300 Hz bis 1,2 kHz: 2325 in 40 Liter CB-Gehäuse,
- 4 Zoll Horntreiber (2 Zoll Mundöffnung) von 1,2 kHz bis 7,2 kHz: 2450 mit Hornaufsatz 2380
- 2 Zoll Ringradiator von 7,2 khz bis x: 2405

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links: Mainspeaker - rechts: Subwoofer

Die Pläne und das Konzept für die Elektronik-Komponenten habe ich von einem mir bekannten Konstrukteur erhalten. Dieses Konzept beinhaltet alle Schaltpläne, die Bestückungspläne, die Materialauflistung, die unbestückten Leiterplatten und (weitgehend) das Baumaterial. Alles andere habe ich selbst gemacht. Das heißt, die komplette Bauteilebestückung, die Gehäuse (aus rohen Aluminiumteilen, wie Platten und Strangprofilen) und den endgültigen Zusammenbau samt Endabstimmung.

Für alles das habe ich in meinem Keller feine Metallbearbeitungsmaschinen stehen (Drehbank, Fräsmaschine etc.), sowie die notwendigen Messgeräte für die Elektronik (Oszilloskop, Messgerät für alle Bauteileparameter, Klirrfaktor-Messbrücke, Regeltrafo, Hochlastwiderstände zur Leistungsmessung etc.). Dazu noch habe ich mir einen Messschreiber samt hochwertigem Messmikrofon gekauft.

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links: Vorstufe - rechts: eine der 5 Endstufen

Die fünf Endstufen (je 50 Kilo Gewicht) haben je 2 Ringkern-Transformatoren mit 1,2 kW eingebaut. Pro Kanal arbeiten 12 bipolare Endstufentransitoren (MJ 15003 und MJ 15004) mit je 15 A Stromlieferfähigkeit. Mit Blechplättchen kann man im Netzteil 3 Betriebsspannungen wählen. Für die tiefen Frequenzen habe ich die höchste Spannung gewählt und diese Endstufen auf A/B-Betrieb gestellt. Nach oben habe ich sie stufenweise auf niedrigere Betriebsspannung gestellt und relativ hohen- bzw. pure Class-A Betrieb gewählt.

Für die Ansteuerung der Endstufen verwende ich digitale Frequenzweichen. Vor allem deshalb, weil alles per Software und PC eingestellt werden kann. Jede Veränderung, die früher viele Stunden in Anspruch genommen hat, ist jetzt eine Sache von Sekunden. Das Wichtigste ist die Delay-Funktion, die es ermöglicht, alle Chassis auf einer Ebene zu montieren und sie mit dem nötigen Zeitversatz (Phasenangleichung) anzusteuern. Auch die seitlich vom Hörplatz stehenden Subwoofer arbeiten mit den frontseitigen Chassis zeitgleich.

Den Vorverstärker habe ich ebenfalls nach Angaben des Konstrukteurs gebaut.

Bei mir gibt es weder einen CD-Player noch einen DVD-Player. Alles das sowie sämtliche Einstellarbeiten erledigt jetzt ein speziell hierfür von mir gebauter PC mit entsprechender Audio- und Videokarte. Meine Musik-DVDs habe ich mit DVD-Decrypter auf die große interne Festplatte überspielt (nur mit Stereoton) und meine CDs mit EAC ins FLAC-Format konvertiert. Abgespielt wird mit Win-DVD 7 und Foobar.

Bei Fragen zu meiner Anlage stehe ich euch gerne Rede und Antwort.

Ansonsten wünsche ich "Aktives Hören" ein gutes Gelingen und werde immer wieder mal vorbeischauen.

Grüsse aus Wien,
David
Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo David,

mit dir ist uns ja ein kapitaler Hirsch ins Netz gegangen!

Wie du uns zeigst, können ein mainstreamiges, "passives" Händlersortiment (zu sehen unter hifiaktiv.at) und persönliche Hörpräferenzen durchaus zwei Paar Schuhe sein.

Und da sich deine Vorlieben nach meinem Kenntnisstand immer am technisch Machbaren orientieren, freut es mich umso mehr, dass du privat "aktiv" hörst!

Vielleicht kannst du uns ja gelegentlich von deinem Weg in die HiFi-Branche und der Entdeckung aktiver Lautsprecher berichten?

Viele Grüße und viel Spaß bei uns,
Rudolf
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Daxxx

Beitrag von Daxxx »

Hallo Rudolf!
Danke für den netten Empfang.

Wenn ich so könnte wie ich wollte, wären zumindest die Hälfte der Lautsprecher in meinem Geschäft aktive. Die Vorgaben kommen aber von der Industrie und von den Medien. Das heisst, ich muss hauptsächlich das führen was verlangt wird, sonst gibt es kein Überleben.

Privat kann ich meine wirklichen Überzeugungen ausleben. Hörspass - und das auf technisch hohem Niveau - gibt es in meinem Hörkeller jede Menge. Zum Hörspass kommt seit dem Umbau jetzt auch noch "Sehspass". Das Ganze wirkt derartig realistisch, dass es mir tatsächlich besser gefällt als live.

Gruß
David
Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo David,

hat die seitlich gegenüberliegende Aufstellung deiner Subwoofer einen technischen Hintergrund?

Soweit ich weiß, gibt es die Möglichkeit, durch 4 bzw. 8 sich genau gegenüberstehende Subwoofer ein sogenanntes "Double Bass Array" (kurz: DBA) zu erzeugen. Die Idee dabei ist, Raummoden - unter Zuhilfenahme geeigneter Elektronik - durch gegenläufige Phasenverschiebungen zu kompensieren.

Handelt es sich bei dir um ein "Single Bass Array"?

Viele Grüße,
Rudolf
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Ralph
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Beitrag von Ralph »

Hallo David,

ich bin zutiefst beeindruckt! Du betreibst eine wirklich aufwändige und konsequente Materialschlacht um Deine Ziele zu erreichen.

Ich bin auf Deinen Aktivlautsprecher sehr gespannt...

Gruß,

Ralph
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misto64
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Beitrag von misto64 »

Hallo David,
ich schließe mich Ralph an, bin schwer beeindruckt mit welcher Geradlinigkeit du deine Ansichten in Sachen Highend "lebst" und propagierst. Ich habe gestern nahezu 3 Stunden damit verbracht, die fundierten Abhandlungen auf deiner HP zu lesen. Tolle Sache, weiter so......
Gruß,
Michael
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