(Teil1)
Es klingt, als stünden die Musiker im Raum…
…ist eine dieser recht häufig gehörten Hifi-Floskeln. Vor ein paar Wochen war ich auf einer Party, wo der Gastgeber mit seinem Jazz-Quartett leidenschaftlich Standards aus den 50ern und 60ern spielte – in seinem Wohnzimmer. Mit Vintage-Instrumenten und -Equipment. Was soll ich sagen? Mit Hifi hatte das – im besten Sinne – eigentlich überhaupt nichts zu tun.
Neben der Spiellaune packten mich Dynamik, Drive und Klangfarben. Selbst meine 12-jährige Tochter, musikalisch noch etwas unentschlossen zwischen „Bibi & Tina“ und Nu Metal, zeigte sich sichtlich begeistert und redete selbst später auf der Heimfahrt im Auto noch von dem Wohnzimmerkonzert. Wie gesagt: Zu hören gab es alte Jazz-Standards! Soviel zur Magie echter Musik!
Warum ich das erzähle?
1. Nun, zunächst einmal hat es für mich die Verhältnismäßigkeiten gerade gerückt und mir wieder einmal gezeigt, was Hifi kann, bzw. eben nicht kann. Kalter Kaffee, sagen hier sicher die meisten. Ja, klar. Aber manchmal sind solche „Demonstrationen“ ganz lehrreich. Auch wenn ich regelmäßig Musik Live höre (meist sog Klassik; meine Maßstäbe sind die Hamburger Staatsoper und die Laeisz-Halle – für die Elphie bekommt man ja als Hamburg auf Gedeih und Verderb keine Karten…), war dieses musikalische Eindruck schon ganz besonders.
2. Mir wurde wieder einmal klar, warum ih soviel Freude mit Hörnern habe.
Vor einigen Jahren hatte ich meine Anlage zuletzt vorgestellt. Bis auf die Lautsprecher, zwei JBL 4429, hat sich seitdem eigentlich alles verändert. Und weil beim Aufbau meiner neuen Anlage auch vom Know how dieses Forums profitiert habe, ist es längst mal an der Zeit, etwas darüber zu schreiben. Der Erkenntnisgewinn ist wohl eher gering, da viele Tipps, wie gesagt, hier aus dem Forum stammen. Aus Zeitgründen und damit’s nicht endlos wird, in mehreren Teilen.
Zunächst mal hatte ich vor gut zwei Jahren die Möglichkeit, innerhalb meines Hauses mit meiner Musik von einem 12qm großen Raum in einen knapp 24 qm großen Raum umzuziehen. Was allein schon mal großartig war. Der Raum genießt ja bekanntlich „Komponentenstatus“.

Von da an begann die Transformation meiner Anlage:
Die meistens so aussieht:


Oder manchmal auch so:

Zu den Apogees kann ich ja vielleicht später noch mal was sagen. Ist nur ne kleine Vintage-Spielerei.
Schritt eins:
Wechsel vom gertifizierten Sonos Connect samt Antimode zu einem MacMini mit Dirac Live.
Das bis dahin verwendete Antimode war für mich die DSP-Einstiegsdroge. Man stößt mit dem kleinen Gerät aber schnell an Grenzen. Gern würde ich (wie in meinem Wohnzimmer mit Abacus-Streamer) Acourate verwenden, doch ich bin einfach zu lange in der Apple-Welt zuhause, um noch auf PC umzusteigen.
Für mich scheint ein Korrektursystem derzeit zwingend. Selbst in dem verhältnismäßig großzügigen Raum, in dem ich wenige Kompromisse machen muss. Die JBL gehen ja zudem gerade eben noch als Regalboxen durch. Dennoch will es mir trotz maximal möglicher symmetrischer Aufstellung nicht gelingen, dass links und rechts identisch klingen. In den Raumecken hinter den JBLs verwende ich Absorber, an den Seiten auch, auch wenn sie nach mehreren Umbauversuchen nicht mehr optimal hängen. Von Deckenabsorbern habe ich Abstand genommen. Irgendwann klang mir der Raum einfach zu tot. Geschmackssache…
Ich hab schon mehrfach gelesen – auch hier im Forum – Dirac sei Acourate unterlegen, kann aber mit kleinen Einschränkungen (dazu mehr weiter unter) eigentlich nur gutes berichten. Die Bedienung ist intuitiv, das klangliche Ergebnis sehr überzeugend. Wenn man alles richtig macht! Dirac benötigt bekanntlich eine Mehrfachmessung. Zunächst hatte ich das Fenster, bzw den gedachten Quader um den Sweet-Spot zu klein gewählt, was der Musik tatsächlich alle Lebendigkeit genommen hat. 80 bis 100 cm zwischen den am weitesten entfernten Messpunkten bringen aber sehr gute Ergebnisse. Mit dem Dirac-Filter klingt der Bass trockener und organischer durch die Kompensation der Raummoden, der Focus ist schärfer, die Räumlichkeit ausgeprägter. Wieviel Aufwand es braucht, ohne digitale Filter, zeigt ja beeindruckend der Thread von Eusebius.
Bis dahin fütterte der MacMini noch einen M2Tech-Young-DAC. Und mein alter Naim Supernait versuchte den JBLs Dampf zu machen. Was diesem gar so gut beleumundeten Vollverstäker leider gar nicht so recht gut gelang.