Gert (AGM 3.3, 5.4, 7.4, 9.4, Backes & Müller BM 6, 20, Abacus C-Box 3, 4)

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Siriuslux
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Beitrag von Siriuslux »

Hallo Matthias,

ich möchte nicht Gerts Thread kapern. In meinem Thread kannst Du sehen, wie das bei mir aussieht im Hörraum. Verwendet habe ich dazu Evolution Panel, das hat ein Freund in Italien designt, der auch meinen Raum designt hat. Vertrieben wird das durch Virag: http://www.virag.com/en/floorings/evolution-panel.html. Anhören tut sich's sehr gut. Der Preis ist deutlich niedriger als der des Lignotrend.

Gruss, Jörg
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Sathimas
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Beitrag von Sathimas »

Danke an euch beide für die Kommentare!

Dass Ligno jetzt nicht gerade die günstigste Lösung ist, war mir schon aufgefallen... Es war halt schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. :oops:

Auf das Evolutionpanel war ich auch schon gestoßen, hatte das aber wieder aus den Augen verloren - jetzt habe ich's als Lesezeichen gespeichert. :)

So wie es aussieht, bekomme ich noch vor Ostern einen Termin beim lokalen Bauphysiker, mit dem ich die Sache erstmal grundsätzlich durchgehen kann.
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Forumskollegen,

"wie ich zum aktiven Hören kam" ist ja schon im Titel rückwärts gewandt zu den Anfängen eines jeden Mitglieds hier. Animiert durch Rudolfs Reise zurück in die 80er habe ich mal in meinen Regalen gekramt. Vorverstärker meiner ersten Anlage mit CD-Player, dem Grundig CD7500 mit Tuner T7500, war damals 1985 der Kenwood Basic C2, den ich zusammen mit den beiden Grundig-Geräten erstanden hatte und der meine Selbstbau-Aktiven ansteuerte. Den Kenwood Basic C2 von 1985 fand ich also vor ein paar Tagen irgendwo in einem Regal wieder. Vom Staub und Dreck befreit habe ich ihn in meine Hörraum-Anlage eingeschleift - Leute, das geht heute ja gar nicht mehr. Aber ich finde, er sieht irgendwie gut aus und er hat meinen Ehrgeiz geweckt, eine gute Anlage aus 80er/90er-Bausteinen aus meinem Fundus zum Spaß in meiner Werkstatt wieder aufzubauen. Irgendwie mag ich dieses gute alte 43cm-Anlagenformat.

Ich fand dann heraus, dass Richard (broesel02) auch schon dieses alte Kenwood-Schätzchen restauriert und verbessert hat. Wie er tauschte ich erstmal alle Elkos, diverse sonstige Cs, Widerstände und das Mutingrelais. Kontakte reinigen, auch klar. Im Netz findet man kostenlos das Service-Manual mit Schaltplan, und so habe ich mich da mal eingearbeitet. Nach ein paar Tagen Beschäftigung damit sah das dann so aus:

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Was ganz besonders auch jedem technisch nicht so Versierten ins Auge sticht, sind die billigen Cinchbuchsen im Original. Ich habe die alle ausgelötet. Es gibt in der passenden Bauart auch vergoldete, aber eine gute Cinch-Buchse ist nochmal etwas anderes. Ich habe für die Tape-Eingänge diese zu den originalen Printbuchsen kompatiblen genommen, denn durch irgendwas muss die Platine hinten gehalten werden - sie wird nämlich nur durch diese RCA-Buchsen und deren Verschraubung in der Rückwand stabilisiert. Tape, dachte ich, werde ich wohl bei einem eventuellen Wiedereinsatz dieses Vorverstärkers am unwahrscheinlichsten brauchen. Das sieht von hinten dann jetzt so aus:

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Rechts von den Ausgangsbuchsen sieht man noch zwei qualitativ recht hochwertige 3,5er-Klinkenbuchsen mit Schaltausgängen - man weiß ja nie, wofür man sowas mal brauchen kann (alte BM? Oder Silbersand? Oder doch eine AGM?). Und auch ganz übel beim Original: Der Klingeldraht mit Eurostecker, der 230V anliefert. Ich habe mir deshalb die Mühe gemacht, einen passenden Ausschnitt für eine Kaltgerätebuchse zu feilen. Erdung ist ja bei einem Vorverstärker ziemlich wichtig - er sollte diesbezüglich die Zentrale der Anlage sein. In einem zweipoligen Rasierapparatkäbelchen ist aber kein Platz für Erde.

Hier nochmal die neuen Anschlüsse hinten:

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Weiter geht's zur Lautstärkeregelung. Ein ALPS-Poti mit vier Ebenen, geregelt wird vor und hinter dem Line-Verstärker, deshalb zwei Ebenen pro Kanal:

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Nun, die ALPS-Potis kennt man ja gut, vor allem ihre immer wieder gern genommene Kanalabweichung, speziell im unteren Bereich. 3db Kanalabweichung sind da keine Seltenheit und nicht zu gebrauchen. Ich habe deshalb die Kanalabweichung gemessen:

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Die x-Achse ist die Stellung des Lautstärkereglers, gemessen von 0dB bis runter zu Stellung -58dB, was ungefähr Stellung 8 Uhr entspricht. Die schwarze Kurve ist die Abweichung zwischen der Skala am Drehknopf und tatsächlicher Abschwächung der Lautstärke im Vergleich zu voll aufgedreht. Das weicht max. -1,5 bis +1,0dB ab von der Anzeige - geschenkt, das ist egal und ok. Viel wichtiger ist die blaue Kurve, das ist die gemessene Kanalabweichung links zu rechts in dB. Das ist insofern erfreulich, als es max. 0,5dB sind. Ich habe dann die Verstärkung des linken Kanals geringfügig angehoben (rote Kurve). So ist im meist genutzten Bereich zwischen 9 Uhr und 12 Uhr (-50 bis -24dB) die Kanalabweichung unter 0,1dB. Das ist für ein solches Poti top und daran ändere ich weiter gar nichts. Falls jemand anmerken möchte, dass die blaue und die rote Kurve ja eigentlich genau parallel verlaufen müssten und das in meinem Diagramm nicht immer genau der Fall ist: Messtoleranz.

Nun zum Line-Verstärker, im folgenden Bild mit FLAT AMP auf der Platine gekennzeichnet. Der Schaltplan eines Kanals:

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Der OP ist ein Dual-OP vom Typ NJM 2041. Ein lausig schlecht klingendes Exemplar seiner Gattung, klanglich knapp hinter dem Urvater der OPs, dem µA 741 angesiedelt, muffig und flach. Ihm wird hier Beine gemacht durch einen vorgeschalteten FET-Differenzverstärker (Q5), kaskodiert durch die bipolaren Q7/Q9. Eins ist klar: Sowas macht heute gar keinen Sinn mehr, soviel Mühe sich die Kenwood-Ingenieure damals auch mit der Schaltung gemacht haben mögen. Ich löte alle Transistoren mit den zugehörigen Widerständen und Dioden einfach raus und überbrücke sie auf der Platinenunterseite (für Nachahmer: Achtung, der originale Differenzverstärker invertiert, deshalb über Kreuz brücken). Das Ergebnis sieht recht aufgeräumt aus:

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Statt des NJM 2041 kommt ein moderner LME49720 zum Einsatz. Der braucht das ganze Gerümpel davor nicht, das rauscht und verzerrt nur unnötig. Wer genau hinschaut: Den beiden Keramikkondensatoren in der Gegenkopplung des OPs (C21/22) habe ich hier ein Beinchen durchgezwickt, so dass sie unwirksam sind. Durch C21/22 wird der Frequenzgang des originalen VV auf 300kHz begrenzt und hält dort die Gegenkopplung stabil, zu deutsch sorgt das dafür, dass das ganze Gebilde aus Transistoren und OP nicht schwingt. Das macht sich aber auch schon deutlich weiter unten etwas bemerkbar, also bei 50-100kHz, und verschleift die Flanken eines zum Test eingespielten steilen Rechtecksignals entsprechend. Ohne die Cs spielt die Kiste mit dem modernen IC deutlich schneller und geht erst bei 1MHz weg, ohne auch nur den Hauch eines Überschwingers im Rechteckverhalten zu zeigen. Auf der Platinenunterseite habe ich noch die Versorgungsspannungs-Pins des OP mit jeweils 100nF Folie nach Masse gebrückt. Kurios: Der originale OP ist ebenso wie der LME 49720 für eine Versorgungsspannung von max. +-18V spezifiziert. Kenwood füttert ihn ungerührt mit +-18,8V. Verantwortlich für das Spannungsniveau ist eine Zenerdiode mit 20V in der Stabilisierung davor - ich habe sie gegen ein 18V-Exemplar getauscht, so dass jetzt +-16,8V anliegen.

Das Gesagte über die FET-Schaltung gilt auch für den Phonoverstärker. Er hat wirklich tolle Features, man kann die Eingangswiderstände sowohl bei MM (47k oder 100k) wie bei MC (100, 30 oder 10 Ohm) variieren. Die Eingangskapazität ist ein bisschen hoch, die nehme ich auf einen kleinen Bruchteil der originalen ca. 300pF runter. Ich selektiere alle Widerstände und Kondensatoren, um präzise Kanalgleichheit und geringste RIAA-Abweichung zu erreichen. Ich beginne mich zu fragen, wozu - ich habe doch gar keinen Plattenspieler mehr und habe eigentlich auch nicht vor, das zu ändern. Aber wer weiß, und außerdem, wenn ich mich schon um das Schätzchen kümmere, dann richtig. Also auch hier die FETs und Kaskoden-Transis raus und einen ordentlichen modernen OP mit FET-Eingang rein, einen OPA 1642. Den gibt's nur in SMD, also mit Adapter:

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Ich habe mit ein paar OPs rumprobiert, weil im Phonoeingang ja u. a. Rauscharmut zählt, und da gewann der OPA 1642 das Rennen unter den OPs, die ich in der Werkstatt habe. Insgeheim ist aber mein gedanklicher Favorit hier der AD797. Der ist aber ein Single-Op, und den habe ich nur in bedrahteter Ausführung da. Also habe ich mir mal welche in SMD bestellt, die ich auf einen Adapter löten kann, der aus zwei Singel-OPs einen Dual-OP macht. Mal sehen, ob damit noch mehr geht. Ist aber eher akademischer Natur, das Unterfangen, solange man keinen Plattenspieler daran anschließt (magst Du mal mit einem vorbeikommen, Rudolf?).

Auf der Klangregelplatine und der Filter-Ausgangsplatine habe ich natürlich auch die Elkos und den OP entsprechend getauscht - solange man die Klangregelung abgeschaltet hat, ist sie aber überbrückt. Die meisten Elkos im Signalweg übrigens, also eigentlich alle außer nach dem Phonoverstärker, habe ich gebrückt, weil die modernen OPs so wenig Offset haben, dass man sich die sparen kann. Kein C im Signalweg ist nämlich immer besser als der beste C im Signalweg. Entscheidend für den Klang ist aber noch etwas ganz anderes:

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Die kleine schwarze Platine beherbergt eine klassische G-Ausgangsstufe. Ohne Über-Alles-Gegenkopplung, massiv Stromlieferfähigkeit und nur 8 Ohm
Innenwiderstand. Das bringt den VV mit Sicherheit nach vorne.

Eine ganz üble Sache aber ist die Stromversorgung dieses klassischen Vorverstärkers, ausgehend von diesem mickrigen einfachen Trafo:

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Der Trafo hat nur zwei Wicklungen, 13V und 22V. Daraus wird in übler Wild-West-Manier 2x12V und 2x20V gemacht. Genau so, wie hier hier im Blockschaltbild angedeutet:

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Eine Wicklung und dann eine Diode auf einen Elko und eine andersrum gepolt auf noch einen Elko gibt Plus/Minus der Versorgungsspannung. Ganz übel. Während der Periodenhälfte des 50Hz-Sinus, in der die eine Diode leitet, sperrt die andere, und in diesen ziemlich langen 10ms wird der Elko leergesaugt. Das gibt einen Ripple am Eingang des recht einfach gestrickten Reglers jenseits von Gut und Böse. Die drei Regler sind eigentlich gar keine Regler, sondern nur Stromquelle aus FET, Zenerdiode und Emitterfolger. Auf sowas stehe ich eigentlich, aber wenn, dann nach einem guten Regler. Dass das also besser geht, ist irgendwie klar. Der Trafo muss raus und ein ordentliches Netzteil dafür rein, soweit eben die Platzverhältnisse es zulassen. Die Bauteile sind bestellt, demnächst mehr auf diesem Kanal.

Viele Grüße
Gert
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Lieber Gert,

es freut mich außerordentlich, dass ich dich mit meinem Disco-Fieber infizieren konnte. Wie man sieht, treibt es dich zu erneuten Höchstleistungen, ob derer Geschwindigkeit ich nur kopfschüttelnd mitlesen kann. Wo ich zwei Abende brauche, um einen lumpigen Tangentialtonarm mechanisch zu justieren, jagt bei dir im Minutentakt eine elektronische Verbesserung die nächste. Unfassbar! :cheers:

Viele Grüße
Rudolf
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Gert,

Back to the Future - auf das Ergebnis bin ich gespannt!

Wird auch noch eine (heute) zeitgemäße Fernbedienung möglich? :wink:

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Gutes Gelingen!
Hans-Martin
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Hans-Martin,

herrlich, das Bild. Es erinnert mich an meine selbstgebauten Fernsteuerungen im 27MHz-Band, da kamen auch solche dicken langen Antennen raus. Ist ungefähr 45 Jahre her :shock: . Dann haben sich die Kasperle-Funker (=CB-Funker) des 27MHz-Bandes bemächtigt (die sind dann mit dem Handy wieder ausgestorben) und die Modellflieger sind auf 35/40MHz, später dann auf 2,4GHz umgezogen. Da sind die Antennen passend zu den kurzen Wellenlängen dann geschrumpft.

Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Vintage-Freunde,

die Antwort auf Hans-Martins Frage bin ich ja noch schuldig: Nein, keine Fernbedienung. Dazu müsste ich das Poti gegen ein Motorpoti tauschen (das ist mit etwas Aufwand möglich), aber die Eingangswahl etc. mit all den mechanischen Schaltern fernbedienbar zu machen wäre ein Riesenaufwand. Aber, man wird sehen - am geplanten Einsatzort des Vorverstärkers ist das auch nicht unbedingt nötig.

Gestern Nachmittag also wurden die Bauteile für das neue Netzteil geliefert und ich habe sie auf einer Lochrasterplatine aufgebau. Eine Eurokarte mit 160mmx100mm passt gerade so rein anstelle des originalen Trafos. Das neue Netzteil ist ganz konventionell gestrickt:

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Zwei kleine Ringkerntrafos mit je zwei Wicklungen primär (damit die 110V/230V-Umschaltung weiterhin funktioniert) und zwei Wicklungen sekundär, die jeweils getrennt mit einem kleinen Schottky-Gleichrichter gleichgerichtet werden. Elko dahinter, Entkopplungswiderstand nach Masse und Rail, LM317/337 einstellbar dahinter und fertig. Mehr Platz hat's nicht, und das ist mit Sicherheit um Welten besser als einfach einen Trafo über eine Diode anklemmen. wer sich fragt, was die Wechselspannungsleitung nach "violett" soll: Das braucht die Mutingschaltung des C2, damit nach dem Ausschalten das Mutingrelais sofort abfällt.

Sieht dann so aus auf der Platine:

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Hier sieht man einen der vier kleinen Schottkygleichrichter rechts vom Trafo:

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Unten wie immer alles mit Silberdraht verbunden, wo nötig mit dünnem Schrupfschlauch isoliert:

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Kleine Abstandhalter in den Blechboden geschraubt und schon sitzt das Netzteil fest:

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Alles wieder zusammengeschraubt:

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Nun die Stunde der Wahrheit - die Messung des restlichen Drecks auf den Versorgungsleitungen, der da eigentlich nicht hingehört. Mit dem originalen Netzteil waren das 3mV RMS an den +-16,8V der OPs. Jetzt: 20µV. Na also, geht doch.

Deckel drauf:

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Von vorne sieht der kleine schmucke Vorverstärker aus wie 1984. Von hinten ein bisschen besser:

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Als nächstes werde ich eine kleine Anlage aus Vintage-Komponenten mit dem Kenwood Basic C2 in meinem Arbeitszimmer zusammenstellen, ich berichte dann.

Viele Grüße
Gert
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Thor_7
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Beitrag von Thor_7 »

Dein Thread hat Suchtpotential - danke für den tollen, bebilderten Bericht! :)
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Thorben,

danke für die netten Worte. Nun habe ich mal ein paar weitere Vintagegeräte aus den Regalen gezogen und in meinem Arbeitszimmer aufgebaut. Mein erster gut klingender CD-Spieler war der Sony CDP-XA5ES, den ich innen auf den XA7ES umgebaut und noch ein paar weitere Maßnahmen wie bessere Clock etc. getroffen hatte. Den dazu passenden Tuner hatte ich auch:

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Jetzt sind wir also Anfang der 90er. Dazu passt natürlich dieses Kultgerät als Abhöre, ein AKG K1000 mit K1000 Amplifier, auch Anfang der 90er:

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Zugegeben, der ist auch frisiert. Ich habe den Amp auf Stromgegenkopplung umgebaut und eine Art Linkwitzentzerrung eingebaut. Die Stromgegenkopplung macht die Höhen feiner und der Analogrechner den Bass tiefer und sauberer.

Ein Stilbruch, aber ungeheuer praktisch, um die kleine Anlage an die Neuzeit anzubinden - ein G-Sonos mit Analog-Upgrade:

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Fehlen noch ein paar Boxen. Aus der Zeit gibt mein Fundus so einiges her, also BM3, BM6 und BM20 hätte ich da und die wären natürlich alle passend aus den 80ern. Allein es fehlt der Platz dafür auf meinem Schreibtisch. Nächster Stilbruch, aber aktiv und passt drauf:

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Für den Anschluss der Abacus C3 muss ich jetzt erstmal Kabel löten. Nicht vorenthalten möchte ich Euch noch ein Bildchen von den nächtlichen Umbauarbeiten am Basic C2 am Platz hinter dem Schreibtisch:

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Viele Grüße
Gert
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Liebe Threadverfolger,

ja, gebt's ruhig zu. Ihr habt gedacht, ach du meine Güte, jetzt wird er aber vielleicht doch ein bisschen senil, der gute Gert, frisiert einen alten Vorverstärker mit beträchtlichem Aufwand, füttert dann nachher damit seine kleine PC-Scheibtischbox und erzählt uns dann anschließend womöglich, dass alles ganz super klingt. War als kleiner Spaß gedacht, auch wenn die für ihre Größe erstaunlich gut sind, die Abacus C3. Klar ist, die Wahrheit über die erreichten Fähigkeiten des umgebauten Basic G2 (wie ich ihn jetzt einfach nenne) zeigen sich im Hörraum an den großen AGM. Das Setup:

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Die gelbe Grundstimmung ist der Beleuchtung geschuldet, das sieht auf den Fotos aus wie in der Sauna. Mit Blitz fotografiert knallt das aber in den Bildschirm vorne rein und überstrahlt dann alles. Mit Blitz sind die Farben realistischer:

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Der kleine G2 thront nun also prominent aufgetischt an der großen Anlage. Der Versuchsaufbau:

Am Eingang der AGM 9.4 kann ich fernbedient umschalten zwischen drei symmetrischen Eingängen:
  • 1. Der Standardeingang geht an die Buchsen in der Wand und von dort an die Umschaltanlage. Der Linn G-ADS2 DAC hängt dort ebenfalls per Standardverkabelung dran. Meine Standardkabel sind die Monacor MLC-152.

    2. Vom Linn G-ADS2 DAC geht es außerdem über die mit 27V vorgespannten H-Kabel direkt ohne jeden Umweg per symmetrischer Verbindung an die AGM 9.4. So höre ich normalerweise Musik.

    3. Der G2 kann nur asyymetrisch. Also steckt am dritten Eingang ein Adapter Cinch -> XLR männlich. Von da ebenfalls wieder mit den Monacor-Kabeln an den Basic G2, der über Kabel gleichen Typs am ansonsten unbenutztem asymmetrischen Ausgang des G-Linn an einem seiner Hochpegeleingänge sein Signal bekommt.
Zunächst sorge ich mit einem 1kHz-Sinus für gleiche Pegel in den verschiedenen Zweigen. 1. und 2. sind naturgemäß gleich, und 3. bringe ich mit dem Lautstärkeregler des G2 dorthin (das ist ziemlich genau bei Stellung -10dB). Ich vergleiche zunächst zwischen 2. und 3., einfach deshalb, weil ich auf 2. geeicht bin.

Es ist morgens um 8 Uhr und ich bringe zunächst mein Gehör bei einem zweiten Kaffee auf Betriebstemperatur. Das geht gut mit Tord Gustavsen:

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Ich schalte immer mal zwischen 2. und 3. um. Ok, beim 7. Stück (Karmosin) wird dann deutlich, dass 3. ein bisschen der Punch beim Schlagzeug fehlt. Nicht viel, aber hörbar.

Viel deutlicher wird der Unterschied zwischen 2. und 3. mit zweien meiner Standardteststücke:

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Insbesondere bei der Espana von Chabrier ist 2. viel klarer, aufgeräumter und entspannter. Aber auch schon die Beckenanschläge zu Beginn des Jazz at Pawnshop sind bei 2. erheblich strahlender. Taugt also der Basic G2 nix?

Ich merke, dass ich da auch ein bisschen Birnen mit Äpfeln vergleiche, denn bei 2. darf der G-Linn über das vorgespannten H-Kabel an die AGM und bei 3. läuft das alles über zwei Standardmikrofonkabel, die allerdings nicht schlecht sind, und einen Adapter.

Ich mache also den nächsten Vergleich, 1. gegen 3. Das ist nun deutlich fairer, denn bei 1. sind gleiche Kabel im Spiel, wenn auch bei 1. mit etwas mehr Umweg. Nämlich vom G-Linn zur Umschaltanlage, dort über ein kleines Goldkontaktrelais, dann in der Wand zu den XLR-Wandsteckdosen und von da an die AGM, alles gleiche Kabel. Bei 3. mit gleichen Kabeln etwas kürzer, aber dafür nur asymmeterisch beschaltet: Vom G-Linn zum Basic G2 und von da an die Adapter vor den AGM.

Bei 1. gegen 3. hat nun 3. die Nase vorn! Erheblich knapper als 2. die Nase vorn hatte bei 2. gegen 3., aber deutlich wahrnehmbar. Ich habe also bisher im Wesentlichen einen Kabeltest veranstaltet.

Ich ändere deshalb das Setup. Ich mache eine vierte Variante:
  • 4. Per Cinch vom G-Linn an den Basic G2 wie gehabt, aber von dort nicht mehr direkt an die AGM, sondern an den zweiten XLR-Eingang der Umschaltanlage (mit XLR-Cinch-Adapter dort). Damit hat 4. zwar ein Kabelpaar mehr im Signalweg als 1., aber ansonsten die gleichen Bedingungen. Ein Kabel mehr ist halt unumgänglich, wenn man ein zusätzliches Gerät einschleift.
Ich lasse also den Eingang an der AGM auf der Wanddose bzw. der davor im Signalweg befindlichen Umschaltanlage und schalte zwischen 1. und 4. an der Umschaltanlage um.

Leute, das ist nun das berühmte Ohrenbrechen. Ich schalte unzählige Male hin und her, wiederhole immer wieder die gleiche Sequenz auf 1. und 4. und komme zu dem Schluss, dass es so ziemlich egal ist, welchen Zweig ich wähle. Zum Abschluss nochmal auf 2. umgeschaltet und es wird klar, dass das H-Kabel einfach ganz klar besser ist. Der Baisc G2 jedenfalls bremst den G-Linn nicht aus, wenn beide mit gleichen Strippen spielen, und das heißt schon mal was - das habe ich bisher nämlich auch mit recht teuren Vorverstärkern nicht oft erlebt. Als ich den Basic C2 vor ein paar Tagen frisch aus dem Regal angeschlossen hatte, war seine klangliche Performance so, dass man gerne gleich wieder ausschaltet, egal bei welcher Lautstärke.

Damit bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden und werde den Basic G2 nun tatsächlich in meinem Arbeitszimmer einsetzen. Schalte ich ihn dort auf den Kopfhörer K1000, kann ich Geräte dort zum Test anschließen und hören, ob alles funktioniert, aber auf die Abacus C3 am Schreibtisch geschaltet, kann ich dort Musik über den G-Sonos, den UKW-Tuner oder den CD-Player hören. Und an einen Eingang kann ich auch die Soundkarte des PC hängen und so die C3 als klassische PC-Lautsprecher verwenden.

Viele Grüße
Gert
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Gert,

danke für diesen Spitzenbericht. Ich verstehe jetzt besser, was Gertifizierung bedeutet. :D

Die eigene Versuchsanordnung kritisch zu hinterfragen und bei Fehlern zu verbessern macht bestimmt auch nicht jeder.

Grüße Gabriel
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Gert,

wie immer schön zu lesen.
In Deiner "Sauna" habe ich mich immer wohl gefühlt.
Die Temperaturen waren zwar unzureichend,
aber dafür war der Klang gut.
Man kann nicht alles haben.

Grüsse Jürgen
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Daihedz
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Beitrag von Daihedz »

Hallo Gert
Fortepianus hat geschrieben:... schalte zwischen 1. und 4. an der Umschaltanlage um.

Leute, das ist nun das berühmte Ohrenbrechen. Ich schalte unzählige Male hin und her, wiederhole immer wieder die gleiche Sequenz auf 1. und 4. und komme zu dem Schluss, dass es so ziemlich egal ist, welchen Zweig ich wähle. ...
Du zeigst wieder mal vor, wie mit robust-nüchternem Ingenieursgrips und unter Verwendung von aktuellem 0815-Material allerbester Hörgenuss möglich wird. Sehr schön und tut gut!

Voodoolose Grüsse
Simon

PS: ... Da war doch noch was ... diese Buddah-Statue in Deinem Auditorium? Die macht mich in diesem Kontext doch wieder etwas perplex. Könntest Du was dazu sagen?

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lessingapo
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Beitrag von lessingapo »

...dem schmalen Kopf nach zu urteilen ist das
Buddha Gert auf seinem Thron...

Grüsse
Wolfgang
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easy
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Beitrag von easy »

Hallo Gert,

wie von dir gewohnt ein super detaillierter Bericht.
Schmunzeln muss ich aber über den von dir wahrgenommen Kabelklang...ja,ja ,man lernt dazu . :wink:

Lieben Gruß
Reiner
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