Koala hat geschrieben:
Das klingt für mich tatsächlich so, dass der obere Treiber geregelt in einem geschlossenen Gehäuse betrieben wird und mit einem Hochpass auf ein normales CB Verhalten gebracht wird.
http://www.connect.de/testbericht/backes-mueller-bm-line-30-1194251.html hat geschrieben:
Die BM-typische DMC-Gegenkopplung misst die Membranauslenkung und vergleicht sie mit dem Eigangssignal. Gibt es Unterschiede, regelt sie einfach nach. Doch bei Bassreflex-Boxen gibt es um die BR-Tuningfrequenz herum keinerlei Membranhub, weil ja das BR-Rohr hier die gesamte Energie abstrahlen soll. Die Regelung würde ergo keine Membranauslenkung messen und unendlich viel Leistung in den Bass pumpen - was natürlich Endstufe und Tieftöner kollabieren ließe.
Doch moderne Digitaltechnik macht auch hier vieles möglich.
BM lässt den DSP quasi eine geschlossene Box simulieren, die DMC-Regelung arbeitet also wie gewohnt. Die Tuningfrequenz des Bassreflexrohrs wird nun so gelegt, dass sie auf ein Hertz genau unterhalb der Übertragungsgrenze des simuliert "geschlossenen" Konstrukts anschließt und sich damit perfekt zum Gesamtschall hinzuaddiert.
So hat die BM Line 30 beides: Regelung und Bassreflex.
Hallo Daniel,
für mich klingt der verlinkte Text deutlich nach einer "Marketing Umschreibung" dafür, wie man intern eine Differenz zw. Soll- und Istwert (z.B. für die Membranauslenkung oder Membrangeschwindigkeit) ermittelt.
Der Text orientiert sich an der "Membranauslenkung", daher behalte ich das im Folgenden bei, ohne es zu verifizieren.
Auch für die Regelung einer BR-Box müsste man z.B. die Membranauslenkung geeignet modellieren, um einen "Sollwert" zu bekommen, der auch im Bereich der BR Tuningfrequenz Fb sinnvoll ist, wo die Membranauslenkung sehr gering ist.
Das gehört zu den techn. Notwendigkeiten, die man lösen muss. Dem Anwender kann die genaue Methode egal sein, weil er i.d.R. weder zugrundeliegendes Problem noch Lösung versteht.
Möglicherweise wird bei B&M - so wie es hier dargestellt wird - unterhalb der BR Tuningfrequenz die Membranauslenkung "abgeregelt" und darf unterhalb Fb nicht erneut ansteigen.
Das wäre dem CB Verhalten zwar "ähnlicher", doch müsste man es nicht so machen. Man könnte den Sollwert auch aus einer vollständigen (und optional für Regelungszwecke etwas modifizierten ...) Ersatzschaltung des wirklichen BR-Systems gewinnen und eine "Sollkurve" der Membranauslenkung über der Frequenz vorgeben, wie sie BR-typisch ist (optional mit Verfeinerungen).
Geeignete Ersatzschaltbilder (Modelle aus denen mit wenig Aufwand die Bewegungsgrößen zu ermitteln sind) wären seit Jahrzehnten verfügbar.
Möglicherweise muss B&M bei solchen Themen deshalb immer ein bisschen "erfinderisch" in der Wortwahl werden, weil man ja u.a. BR - wenn es der Mitbewerb einsetzte -
seit Jahrzehnten systematisch diskreditiert hat. Auch der Vertrieb hat hier sehr lange und gründliche "Vorabeit" geleistet, die so schnell nicht mehr vergessen zu machen ist.
Deshalb hat man natürlich ein erhebliches Glaubwürdigkeits- und Marketingproblem,
wenn man nun selbst BR-Systeme einsetzen will, weil man auf deren Vorteile doch nicht verzichten will oder kann.
Daher möchte man dies u.U. gern ein wenig so darstellen, als ob ein nach B&M geregeltes BR-System "eigentlich" ein CB System sei ...
Wer das gerne glauben möchte und sich dabei auch noch besser fühlt, kann das gern glauben.
Tatsache wäre jedoch, daß man - falls der o.g. Text so verstanden werden soll - bei einer Vorgabe der Membranauslenkung, die unterhalb Fb nicht mehr steigen darf,
das BR System quasi nur "zur Hälfte" in der Bandbreite nutzen könnte und daher viel tiefer abstimmen müsste als üblich. Die Membranen müssten selbst mehr Verschiebevolumen aufbringen, als bei üblichen BR-Abstimmungen mit vergleichbaren Grenzfrequenzen und Pegeln und würden auch ungeregelt von vornherein mehr klirren, als mit einer BR-Abstimmung "nach Maß und Stand der Technik".
Durch einen solchen Verzicht ließe sich der Gesamtcharakter eines Filters 4ter Ordnung nach außen m.E. auch nicht verbergen, denn der Frequenzgang der BM30 fällt unterhalb ca. 38Hz
wie ein Stein lt. Messung offenbar mit über 24dB/Oktave und stellt damit selbst die meisten "üblichen und ungeregelten" kommerziellen BR-Systeme noch in den Schatten. Von "sanftem Bassabfall", wie etwa bei "QB3" oder noch "sanfteren" BR-Abstimmungen, die eher in Richtung CB gehen, ist hier also keine Spur:
http://www.connect.de/testbericht/backe ... 94251.html
http://www.connect.de/bilder/49396051/5 ... ine-30.jpg
Dazu noch einen Anhaltspunkt aus dem o.g. Text:
Die Tuningfrequenz des Bassreflexrohrs wird nun so gelegt, dass sie auf ein Hertz genau unterhalb der Übertragungsgrenze des simuliert "geschlossenen" Konstrukts anschließt und sich damit perfekt zum Gesamtschall hinzuaddiert.
Ich bleibe dabei: Wer die Grundlagen, die u.a. von Richard H. Small bezüglich der BR-Systeme erarbeitet wurden, wirklich verstanden hat, bräuchte in Bezug auf BR "das Rad" zumindest nicht neu erfinden:
Auch dann nicht, wenn er eine Regelung entwirft, um ein BR System evt. noch verzerrungsärmer zu machen ...
Grüße Oliver