Aktiv geregelter LS: Sonus Natura Audire

cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Hallo Rainer,

danke für die Tipps und wie ich schon sagte, hierbei handelt es sich um eine Prototypenplatine und mir ist auch bewusst, dass "Room for Improvement" vorhanden ist.

Nichts desto trotz, oft habe ich festgestellt, dass eine stochastische Verteilung, gerade bei den geringen Umfang der Bauteile, auch sehr gut funktioniert.
Das ähnelt sehr dem was man mit freien Verdrahtungen macht, wenn man per Hand auf Lochplatinen probeweise Schaltungen aufbaut.

Falls es nichts ist, kann ich ja immer noch bei Dir vorbei kommen :wink: :mrgreen: :cheers:
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

cay-uwe hat geschrieben:Ich habe mich auch etwas kundig gemacht gehabt und bin auf folgende Webseite gestoßen, die einige Möglichkeiten aufzeigt. Ich habe mich für die Variante in Fig. 13 entschieden. Das hatte ich zuvor noch nicht gesehen und bietet mir was die Eingangsimpedanz anbetrifft einiges an Möglichkeiten
Ist das nicht schon in alten Tietze-Schenk's drin?
Die Schaltung ist ein ganz guter Kompromiss, aber bei HF ist das Balancing schlechter als bei einem Subtrahierer, mit oder ohne Instrumentation-Eingang, weil der vordere OP voll in die Differenz eingeht (kann man aber etwas kompensieren). Ich verwende das Konzept gern bei "quasi-floatenden" Eingangsstufen für assymetrische Verkabelung und wenn ich OpAmps sparen muss.
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Bzgl Routing bin ich bei Rainair, da könnte man schon deutlich was in Richtung bessere Signal Integrity machen, vor allem wenn man moderne und schnelle OpAmps nimmt, da ist das Layout meist der limitierende Faktor. Deins ist keineswegs schlecht, aber 'da geht noch was...'


Ein paar hardcore-tests für das Prototyping :
- Bestrahen mit einer elektrostatischen Sendequelle, zB ein isoliertes(!!) Panel, ne kleine Kelle, die auf der Phase eine Phasenanschnittsteuerung liegt (Dimmer). Test hochohmige Netzte ob das was einstrahlt.
- Bestrahlen mit einer elekromagnetischen Quelle, zB Tonkopf-Entmagenetiserdrossel. Am besten auch mit genug Obetönen (Dimmer für induktive Last). Tested niederohmige Empfängerschleifen.
- Kurze Pulsbelatung der Versorgung an den jeweiligen OpAmps ('Bell-Ringer'), Pulsantwort mit dem Oszi anschauen und auf wenig/kein Obershoot trimmen (in der Schaltung, mit den C's und ggf. Snubbern).
:cheers:
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Klaus,

wie ich sagte, kannte ich die symmetrische Eingangsschaltung nicht, aber gefallen hat mir erst mal, dass sie mit geringen Aufwand mein Wunsch erfüllt hat. Mal sehen wie sie sich bewährt :wink:

Bezüglich des Test mit der Platine werde ich sehen wie sie sich an der ICEpower macht. Wie Du ja weißt, sind diese Endstufen zwar klanglich sehr gefällig ( auf jeden Fall für mich ) , aber je nachdem wie man verkabelt, kann es schon zu Streueinfüßen kommen. Da wird sich zeigen wie empfindlich die Platine tatsächlich ist.

Da ich einen Fehler entdeckt habe ( hab da was falsch gezeichnet ... ) muss die Platine sowieso neu gemacht werden und da kann ich mich noch ans Optimieren machen :cheers:
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

cay-uwe hat geschrieben:Bezüglich des Test mit der Platine werde ich sehen wie sie sich an der ICEpower macht. Wie Du ja weißt, sind diese Endstufen zwar klanglich sehr gefällig ( auf jeden Fall für mich ) , aber je nachdem wie man verkabelt, kann es schon zu Streueinfüßen kommen. Da wird sich zeigen wie empfindlich die Platine tatsächlich ist.
Oh ja, strategische Verkabelung von ICEpowern ist ein sehr wichtiges Thema, allerdings stark abhängig vom jeweiligen Modell gibt es deutliche Unterschiede wo und wie man die verschiedenen GNDs und Supplies hart oder weich anbinden muss, wenn man keine Störungen haben will und ein gutes EMV-Verhalten...
Bei der Platine ist schon mal wichtig und richtig dass alle Steckverbindungen auf einem Haufen konzentriert sind und keinerlei Querstrom über die Platine fließt. 8)
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Es sind einige Wochen nach meiner letzten Berichterstattung vergangen und in der Zeit hat sich einiges um die Audire getan.

Anfang Juli kamen die Testmuster der neuen Hypex Ncore Verstärker an und diese habe ich natürlich sofort intensis getestet. Des weiteren habe ich die Aktivelektronik fertiggestellt und zusammen mit den Hypex Amps in die Boxen eingebaut.

Wie ich bereits sagte, hatte ich mich mit den Hypex Modulen weniger befasst, weil sie mir im Aufbau zu aufwendig waren. Anfänglich mussten die Netzteile konventionell mit Trafos, Gleichrichtern und Ladeelkos aufgebaut werden, später kamen getrennte Schaltnetzteile dazu und in dieser Generation werden endlich Komplettmodule angeboten, bei denen auf einer Platine Netzteil und Verstärker zu finden sind. Diese Serie habe ich auf der diesjährigen "Sound & Prolight" Messe kennen gelernt.

Diese Module wir es in 5 OEM Ausführungen geben mit 2x 125W, 2x 250W und 2x 500W, sowie 1x 250W, und 1x 500W. An diese Module lässt sich zusätzlich noch ein kleines Modul von 1x 100W anschließen um zum Beispiel damit in einer Aktivbox einen Mittel- Hochtöner zu betreiben. Die Leistungen beziehen sich auf 4 Ohm, wobei die Module Last stabil ab 2 Ohm betrieben werden können.

Besonders interessant an der Ncore Technologie finde ich den sehr geringen und über das ganze Audiospektrum verlaufende Ausgangswiderstand und den damit verbundenen hohen Dämpfungsfaktor, eine Eigenschaft, die ich bei den ABACUS Verstärken zu schätzen gelernt habe, sprich hohe Kontrolle, wegen der effizienten EMK Gegenkopplung. Zur Verdeutlichung, bei dieser Serie Hypexmodulen liegt laut Spezifikation im Bereich von 10 - 20kHz der Ausgangswiderstand im Schnitt bei 1,5mOhm, sprich ein Dämpfungsfaktor bezogen auf 8 Ohm von über 5000 !!!

Das macht die Verstärker im Einsatzbereich sehr Last unempfindlich, was auch aus den Frequenzgängen ab 2 Ohm zu sehen ist, denn sie sind erst ab ca. 50kHz etwas unterschiedlich, was im wesentlichen an den Ausgangsfilter liegen wird.

Allerdings, Verstärker mit sehr hohen Dämpfungsfaktoren sind subjektiv gesehen nicht jedermanns Sache, den vielen klingt es zum "steril" oder "nicht musikalisch". Deswegen war ich auf meine Höreindrücke sehr gespannt.

Auch wenn ich mich nicht gerne wiederhole, aber ich erinnere mich noch an einen ersten Höreindruck den ich von einen Test gelesen haben, der in etwa lautete: "Wie man hört, hört man gar nichts" und genau so verhält sich es bei den Hypex, man meint einen sehr reinen Klang zu vernehmen als ob die Verstärker nichts beifügen würden was ich im Hochton nicht erwartet hätte, da üblicherweise Verstärker mit hohen Dämpfungsfaktor dazu tendieren "nervig" oder "schrill" zu klingen. Das ist nicht der Fall bei diesen Ncore, womit sie bei mir schon ein dickes Plus verbuchen konnten. Auch im Bass merkt man, dass die Kontrolle und Präzision schier unerschöpflich ist, wobei dies eher von sekundärer Bedeutung bei der Audire ist, da sie im Bass Sensor geregelt arbeitet. Sehr gut gefallen hat mir auch der Stimmenbereich, insbesondere der von Frauen, den wie schon bei meinen Erfahrungen mit den ABACUS wirken diese "femininer" und für mich realistischer. Auch Klangnuancen scheinen mir differenzierter wiedergegeben zu werden was ich an Klavieranschlägen vernehmen konnte, da man das Gefühl hat, dass alle Obertöne oder Akkorde naturgetreuer präsentiert zu bekommen.

Aber nicht nur die Höreindrücke konnten mich überzeugen, sondern auch die technische Seite. Da hat mir insbesondere gefallen, dass die Module trotz eher provisorischen Aufbau überhaupt nicht zum Brummen neigen, was bei mir im Hörraum schon was besonderes ist, da so gut wie jeder Verstärker bei mir leicht zum Brummen neigt, was auch immer der Grund dafür ist. Ansonsten Leistung, Laststabilität, aber auch Funktionalitäten wie Clipping- und Temperatursensorik, wie auch das verzögerte freischalten der Lautsprecherausgänge ( MUTE, UNMUTE ), sind sinnvoll gelöst. Gerade das verzögerte Freischalten der Ausgänge ist insbesondere mit einen System wie die Audire, die eine Regelung im Bass besitzt sehr praktisch, da erst ein UNMUTE geschieht, wenn die Hilfsspannungen schon stabil arbeiten.

Wie man aus meinen Zeilen lesen kann, bin ich von den Hypex Modulen sehr angetan und diese werden deswegen in der Audire Einzug erhalten.

Wie ich oben erwähnte habe ich auch meine Aktivweiche fertig bekommen und diese auch mit den Hypex Verstärkermodulen in Betrieb genommen.

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Entgegen der angebrachten Skepsis einiger User hier im Forum, funktioniert die Aktivweiche einwandfrei und erfüllt ihren Zweck tadellos. Lediglich die üblichen Kleinigkeiten die beim Ersteinbau passieren, wie zum Beispiel leichtes Brummen, Einstreuung die durch ungünstigen Kabelverlauf her rühren und so weiter mussten durch entsprechende Maßnahmen, wie kurze Kabel, geeigneter Massenführung, usw. adressiert werden.

Auch klanglich bin ich mit der Aktivweiche sehr zufrieden und obwohl ich meine Trivium ( DAC DSP Vorverstärker ) als Vorverstärker benutze, und die Audire bis jetzt mit einer DSP Weiche betrieben habe, meine ich mit der analogen Aktivweiche einen etwas "analogeren" Klang zu vernehmen, mit einen etwas "wärmeren" Charakter ...

Auch die Regelung hat sich bewährt und ich konnte viel mit den gemachten Erfahrungen der Optimierung meiner Philips MFB 586 profitieren. Nichts desto trotz, der Einbau vom Sensor ist eine aufwendige Sache, die immer Restrisiken birgt, und ich teste parallel noch eine alternative Einbaumöglichkeit mit einen anderen Beschleunigungssensor, die im Prinzip keine zu massive Eingriffe in das Chassis bedeuten würde. Diese Möglichkeit habe ich an den Tieftönern der Stella ausprobiert und der Sensor läuft dort im Testbetrieb. Sollte sich der Einbau bewähren, dann würde ich diese Anbringung auch in die Audire übernehmen. Das sieht alles sehr vielversprechend aus und ich werde zur gegebenen Zeit berichten wie ich mich entscheide :wink:

Da ich von der Regelung schrieb möchte ich noch ein weiteres Thema aufgreifen, das mir in letzter Zeit all zu oft über den Weg läuft, nämlich die notwendige Leistung die gebraucht wird um einen Tieftöner oder Aktivbox zu betreiben. Es scheint mir, dass die Gesamtleistung der verbauten Verstärker in einer Aktivbox immer mehr zu Marketing Zwecke angezogen wird. Da ist die Rede davon, dass eine kleine Box über 1000Watt an Gesamtleistung verfügbar hat und als Besonderheit hervor gehoben wird.

Natürlich könnte ich und auch andere Hersteller damit Werbung machen, zum Beispiel, dass in der Audire Verstärkerleistung von über 350Watt vorhanden ist und sie somit für alle Eventualitäten gewappnet ist. Tatsache ist jedoch, dass der Eindruck herrscht, dass gerade im Bass die meiste Leistung gebraucht wird, weshalb es nicht unüblich ist, dass gerade bei Subwoofern dieses Merkmal immer wieder hervor gestellt wird um entsprechende Maximalpegel zu erreichen.

Allerdings, gerade bei geschlossenen Boxen ist der Maximalpegel, trotz Regelung, im Wesentlichen von der linearen Auslenkung der Tieftöner beschränkt. Verlässt die Spule eines dynamischen Lautsprechers das homogene Magnetfeld, macht es keinen Sinn noch mehr Leistung zur Verfügung zu stellen, da der Tieftöner nicht mehr dem Signal folgen könnte.

Um das zu verdeutlichen habe ich mal Berechnungen der theoretischen Maximalpegel und der notwendigen Leitung die gebraucht wird um den Tieftöner der Audire im homogenen Magnetfeld zu betreiben. Dies sind die Ergebnisse:

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Die blaue Kurve zeigt den theoretisch erzielbaren Maximalpegel unter Berücksichtigung der linearen Auslenkung ( Xmax ) des Tieftöners im Bereich von 10 - 150Hz. Die lila Kurve zeigt die notwendige Leistung die der Verstärker aufbringen muss um diese Pegel zu erreichen. Gut zu sehen ist, dass so näher man an die Einbauresonanz kommt, die notwendige Leistung immer geringer wird und von ca. 60Hz - 130Hz unter 50 Watt liegt, bei der Resonanzfrequenz gerade mal ca. 25 Watt. Selbst wenn man den musikalisch wichtigen Bereich ab ca. 40Hz betrachtet sind gerade mal 75Watt notwendig um das Chassis an seine Grenzen zu bringen. Dabei sind Spitzenspannungen von maximal 35V und Spitzenströme von ca. 4A notwendig. Das entspricht ein 75Watt Verstärker an 8 Ohm. Lediglich der Maximalpegel bei höheren Frequenzen wird durch die Leistung des Verstärkers limitiert, was an der gelben Kurve zu sehen ist. Da sprechen wir davon, dass bei ca. 150Hz etwa 60Watt notwendig sind um Pegel von ca. 105dB zu erzielen ...

Zur Veranschaulichung, der Verstärker den ich in der Audire benutzen werde, kann kurzzeitig Spitzenspannungen von ca. 50V und Spitzenströme bis ca. 12A liefern, obwohl er nur mit 125Watt an 4 Ohm spezifiziert ist. Soll heißen, es gibt noch Reserven und ich hoffe mit dem Beispiel verdeutlicht zu haben, dass die Maximalleistung die eine Aktivbox braucht eher eine Nebensache ist, insbesondere wenn man sich vor Augen hält, dass im praktischen Musiksignal die Verteilung der Leitung mit zunehmender Frequenz immer geringer wird.

Aber genug Gerede, das Vorserienpaar der Audire hat einen serienreifen Stand erreicht und darum ging es mir in diesen Post :wink:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Ich erinnere mich an ein Detail aus der damaligen Funkschau, wo die ersten Philips MFB-Lautsprecher vorgestellt wurden.
Natürlich hat der Hochtöner eine deutlich geringere thermische Belastbarkeit als der Bass, z.B. 7 Watt gegen 70.
Philips hat damals vergleichbare Endstufen eingesetzt, deren identische Betriebsspannung dieselbe Impulsleitung ermöglichte. Um die Dauerleistung auf die Belastbarkeit des HT anzupassen, wählte man Vorwiderstände im Netzteil, die die kleineren Elkos der Endstufenversorgung so entkoppelten, dass ihre Ladung für kurzzeitige Spitzen reichte, für die Dauerlast aber die Spannung zusammenbrach, also eine kluge Lebensversicherung dank eines "weichen" Netzteils... Soweit nach Gedächtnis der Funkschau-Artikel vor etwa 40 Jahren.

Es gibt eine Beobachtung beim Bi-Amping von Passivboxen: wenn man mit 2 unterschiedlich leistungsstarken Endstufen die Boxen (horizontales Bi-Amping) ansteuert, und die leistungsfähigere Endstufe des selben Herstellers (mit identischem Spannungsverstärkungsfaktor, gleichem Aufbau bis auf Netzteil und Betriebsspannung), für den Hochton nimmt, wird die Wiedergabe lebendiger und transparenter. Die Basswidergabe wird geringfügig unkontrollierter, aber der musikalische Gehalt im Obertonspektrum der Instrumente der Aufnahme zählt für das Ohr wohl mehr.
Besser als eine stärkere Endstufe im Bass und eine schwächere im HT klingen (bei Bi-Amping) total identische Endstufen*, wenn sie auch wirklich identisch klingen, meine Negativerfahrungen mit Burmester 878 habe ich hier beschrieben.
Grüße Hans-Martin

*Bei meinem System habe ich das auch mit Class-D-Endstufen erlebt, Unterschiede bei den Eckwoofern waren von 3 Class-D Verstärkern desselben Herstellers noch deutlich hörbar, die Einflüsse auf die räumliche Wiedergabe fand ich verblüffend, obwohl nur der Bereich unter 350Hz im Test war, darüber blieb die Kette unberührt.
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RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

Hallo Cay-Uwe,

ein schöner Betrag, insbesondere zu den Verstärkern.

Vielleicht habe ich es übersehen, aber Du hast bei Deiner Betrachtung das Gehäuse nicht berücksichtigt. Normalerweise werden Gehäusevolumen, Treiber(xmax) und Verstärker so auszubalancieren, das elektrische und mechanische Grenzen des Treibers zusammenfallen. Wenn Du das Gehäuse verkleinerst muss der Verstärker mehr liefern. Wenn letzterer vorgegeben ist, kann also das Gehäuse danach bemessen werden oder eben umgekehrt.

Leider sind die meisten Angaben der Hersteller (zumindest aus dem Home-HiFi-Bereich) in Bezug auf die lineare Auslenkung nur ein sehr grober Anhaltspunkt. Meist wird als xmax nur die (Schwingspulenlänge - Polplattendicke)/2 angegeben, in der Hoffnung, dass es nicht total daneben liegt. Seit Klippel wissen wir aber, dass die Auslenkung teilweise schon deutlich vorher nicht mehr linear ist und der Treiber mit dem Betrieb darüberhinaus eigentlich nicht mehr zu gebrachen ist (je nach Anspruch). Im PA-Bereich geben viele den xmax bis max 10 % THD an, d.h. es zählt nur das Maß an Auslenkung als linear, das weniger als 10 % harmonischen Verzerrungen verursacht – das ist praxisgerecht. Die Sensorregelung kann hier helfen, sie verschiebt aber nicht die mechanische Grenzen.

Viele Grüße
Roland
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

@ Hans-Martin,

meine Erfahrungen mit den Philips MFB Boxen beschränkt sich auf die MFB544 und MFB586, wobei ich mich mit den Details der Verstärker nicht beschäftigt habe, da sie entweder defekt waren und ich sie wie bei der MFB586 durch ICEpower Class-D erstezt habe, oder bei er MFB544 war damals ein Sensor defekt und ich habe den Tieftöner durch einen funktionsfähigen ersetzt.

Prinzipiell finde ich, dass man bei BI-Amping, aber auch bei Aktivboxen, die gleiche Type an Verstärker benutzen sollte. Deine Erfahrungen teile ich auch und kann sie in Großen und Ganzen auch bestätigen.

Im Fall der von mir jetzt eingesetzten Hypex ist zwar auf den Papier die Hochtonendstufe etwas schwächer in ihrer Leitung angegeben, aber sie benutzt die gleichen Versorgungsspannungen und soweit ich das aus den kleinen SMD-Bauteilen, Spulen, etc. überblicken kann ist der Aufbau identisch mit den Versorgungsmodul. Die geringere Dauerleistung rührt wahrscheinlich eher daher, dass die ALU-Platte, die gleichzeitig als Kühlung dienen, wesentlich kleiner ist und somit weniger Wärme abführen kann.

Letztendlich aber zählt für mich das Ergebnis und wie ich bereits beschrieb, gefällt mir die Kombi so wie ich sie gerade betreibe und ich bin mehr als zufrieden :wink:

@ Roland,

was Du über die Leistung und den Einbauvolumen sagst ist absolut richtig und meine Simulation bezieht sich auf den eingebauten Zustand vom Tieftöner. Wie immer muss man ein Kompromiss finden, der alle gewünschten Ziele erfüllt. Das ist aus meiner Sicht in diesen Fall gegeben.

Das mit Xmax ist auch so eine Sache und deswegen macht wie Du sagst eine Regelung Sinn, denn sie erlaubt einen großzügigeren Einsatzbereich, aber das brauche ich Dir nicht zu erklären 8)
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin hat geschrieben:Ich erinnere mich an ein Detail aus der damaligen Funkschau, wo die ersten Philips MFB-Lautsprecher vorgestellt wurden.
Natürlich hat der Hochtöner eine deutlich geringere thermische Belastbarkeit als der Bass, z.B. 7 Watt gegen 70.
Philips hat damals vergleichbare Endstufen eingesetzt, deren identische Betriebsspannung dieselbe Impulsleitung ermöglichte. Um die Dauerleistung auf die Belastbarkeit des HT anzupassen, wählte man Vorwiderstände im Netzteil, die die kleineren Elkos der Endstufenversorgung so entkoppelten, dass ihre Ladung für kurzzeitige Spitzen reichte, für die Dauerlast aber die Spannung zusammenbrach, also eine kluge Lebensversicherung dank eines "weichen" Netzteils... Soweit nach Gedächtnis der Funkschau-Artikel vor etwa 40 Jahren.
Hans-Martin,

vielleicht hilft dieses und jenes Deinem Gedächtnis auf die Sprünge. :)

Grüsse
Uli
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

@ Uli,

die Philips MFB 541 ist eine sehr interessante Box vom Konzept. Wenn man genauer hinschaut wird man sehen, dass es sich eigentlich um eine Passivbox handelt, da der Tieftöner und Hochtöner eine Passivweiche enthalten. Nichts desto trotz, der Bass wird per Sensor geregelt.

Sachen gibt's :wink:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Über die RH544 (vorgestellt auf der Funkausstellung 1975 , DM800/St. 3-Wege mit 2 Endstufen) schrieb Heinz-Josef Nisius in RFP-Praxis 9/1976:
...Box mit überzeugend trochenen und sauberen, tief herabreichenden Bässen und prägnanten unteren Mitten. In den musikalischen Mitten etwas schärfer, härter und mitunter etwas näselnd verfärbt oder gepresst; in den Höhen etwas spitz und eng. Klangbild insgesamt etwas vordergründeig und recht schlank, aber durchaus ausgewogen, wenn auch nicht ausgesprochen "angenehm", so doch recht analytisch; Dynamikumfang und dynamische Differenzierung im Bassbereich und in den Brustregistern deutlich besser als in den Bereichen darüber; bei sehr hohen Lautstärken etwas lästig, bei sehr geringen etwas eng und flach wirkend. Bläser erscheinen natürlicher als Streicher; menschliche Stimme kommt etwas zu direkt, etwas "technisch" bei deutlicher Dominanz des Soprans. Bei Absenkung des Hochtonpegels verliert das Klangbild etwas an Schärfe, leider aber auch an Klangdefinition und Transparenz
Ernst Pfau schrieb in Funkschau 18/1973 S. 691-693 (RH532):
Verbesserungen der Lautsprecherchassis sind heute kaum noch möglich, obwohl sie noch keineswegs optimal sind. Man beschreitet daher andere Wege, um diie Verzerrungen zu vermindern, beispielsweise bei Philips durch einen piezoelektrischen Verzerrungsabtaster...
...Die Klangleistung über den gesamten Frequenzbereich ist derart überzeugend, daß eine Entscheidung für wesentlich teurere Lautsprecher kaum möglich war.
Den Artikel mit dem Widerstand vor dem Hochtonnetzteil konnte ich leider nicht mehr finden.
Grüße Hans-Martin
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Die Aussagen von Herrn Ernst Pfau muss man aus heutiger Sicht etwas relativieren, denn insgesamt sind die Chassis doch in den letzten Jahren besser geworden. Nimmt man z.B. die von mir gezeigte Messung vom Klirr des Tieftöners der Audire, so ist dieser schon ohne Regelung, insbesondere im Oberbass besser als das was z.B. unter gleichen Pegel meine Philips MFB586 liefert. Das soll aber auf keine Fall die Leistung dieses Lautsprechers schmälern, denn selbst ich war ja wie ich berichtet habe, sehr überrascht über dessen Leistung und letztendlich muss ich sagen, war das der Grund der mich motiviert hat so etwas zu versuchen :wink:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Schau ich mir die Schaltbilder nach Ulis Link an, fällt auf, dass man damals noch Endstufen gebaut hat, die mit einer Betriebsspannung arbeiteten, dafür einen Elko zur Auskopplung einsetzten.
Später war man froh, den eingespart zu haben, indem man mit positiver und negativer Betriebsspannung versorgte. Damit war der Weg frei zu noch mehr Dämpfungsfaktor.
Vergleicht man einen "modernen" Verstärker mit dem alten Konzept (mit frischen Teilen neu aufgebaut), wundert man sich bei dem "überholten" Konzept über den warmen Klang mit guter räumlicher Tiefe ohne die vordergründige Projektion des Solisten einzubüßen. Da kann man sich schon Fragen stellen...
Aber es gibt heute Class-D Endstufen, die mir mindestens genauso gut gefallen.
Grüße Hans-Martin
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Noch eine Anmerkung zu Aktivlautsprechern mit Endstufen "gleicher Leistung":
Ich unterstelle den meisten Herstellern jetzt einmal, dass man das hauptsächlich aus Gründen der Bequemlichkeit so macht, d.h. man kann ein einfacheres Netzteil einsetzen als wenn man viele unterschiedliche Betriebsspannungen erzeugen muss. Würde ich übrigens auch so tun. Praktisch frei Haus bekommt man dann noch ein gutes Marketingargument.

Hochtöner haben häufig einen etwas besseren Wirkungsgrad als Woofer (im Falle von Hörnern sogar einen extrem besseren), was weniger Leistung für den HT nötig macht, um den gleichen Spitzenschalldruck zu erreichen. Man kann diese Leistungsverhältnisse über die Treiberimpedanzen steuern. Beim JBL M2 Studiomonitor z.B. ist dies gelöst, indem man einen Woofer mit 8 Ohm Nennimpedanz und einen Hornhochtöner mit 32 Ohm Nennimpedanz verwendet. Letzterer bekommt sogar noch einen Spannungsteiler vorgeschaltet. Beide Treiber werden von den beiden Känälen einer leistungsfähigen Profi Endstufe mit onboard DSP angesteuert.

Gruss

Charles
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