weiter geht es im Text – diesmal mit den Signalkabeln. Das Herstellen eigener Kabel hat bei mir eine gewaltige Verbesserung gebracht, daher will ich es hier so beschreiben, dass jemand, der an der Sache auch interessiert ist, sich ein solches Kabel selbst bauen könnte. Sicher gibt es sehr viele sehr gute Kabel, die auch ganz unterschiedlich gebaut sind. Die folgende Darstellung beschreibt nur „meinen Weg“, ich behaupte nicht, dass die Verbesserungen, die ich bei mir wahrnehmen konnte, verallgemeinerbar sind.
2. Symmetrische Signalkabel und Masseverbindung
Als Signalkabel verwende ich dreiadrige, selbst hergestellte Kabel ohne äußeren Schirm. In diesem Thread habe ich das ausführlich beschrieben. Hier also nur eine Zusammenfassung zu der Konstruktion, die sich bislang besonders bewährt hat.
5er Big Black
- Aderleiter: Alpha Wire 2856/1 20AWG
- Leiterquerschnitt je Ader: 0,52 mm²
- Leitermaterial: Kupfer, solid core, silberplattiniet
- Isolator: PTFE (Teflon)
- Anzahl der Leiter für Hot (+, Pin 2) und Return (-, Pin 3) jeweils: 2
- Anzahl der Leiter für die Signalmasse (Pin 1): 1
Leiter für + (Pin 2) verdrillt
Leiter für – (Pin 3) im anderen Drehsinn als + verdrillt
Nun kommt eine Besonderheit, die wir im Prinzip im Thread zum Thema Schutzerde und Signalmasse diskutiert haben. Ziel ist es, die beiden zu verbindenden Geräte auf ein möglichst gleiches Potential zu bringen. Man kann das über die Stromkabel erreichen und die Verwendung derselben Steckdosenleiste. Man kann auch zusätzliche Verbindungen zwischen den Gehäusen vornehmen (Stichwort Funktionserde), wie es im Forum auch von verschiedenen Kollegen gemacht wird. Ich dagegen verwende dafür die XLR Steckergehäuse, weil damit das Potential an der Stelle gleich gezogen werden kann, an der – je nach Gerätetyp – auch die Signalmasse mit Erde verbunden ist oder verbunden werden kann.
Damit ich die Gehäuse möglichst niederohmig verbinden kann, verwende ich als XLR Stecker-Gehäuse die Gehäuse der Neutrik NC3 FXX-EMC bzw. MXX-EMC, da diese einen besseren Kontakt zum Gehäuse des jeweiligen Audio-Gerätes machen und einen deutlich geringeren Ohmschen Widerstand als die sonst üblichen FXX-B bzw. MXX-B besitzten. Als „Innereien“ für die XLR Stecker dagegen verwende ich Neutrik NC3 FXX-B bzw. MXX-B, da diese vergoldete Kontakte haben.
An die Lötfahne für das XLR-Steckergehäuse löte ich einen kurzen doppelt genommen Aderleiter an, führe diesen durch die Spannhülse aus dem Stecker heraus und löte daran 6mm² Kupferkabel (H07V-K feindrähtig). Das 6mm² Kupferkabel wird parallel zum eigentlichen Signalkabel geführt, mit Teflon-Klebeband von diesem auf ca. 5cm Distanz gehalten mit dem anderen XLR-Steckergehäuse in gleicher Weise verbunden.
Fertiges Signalkabel, hier für den linken Kanal in der Ausführung braunC → farblosC
Diese niederohmige Verbindung zwingt die beiden verbundenen Audio-Geräte auf ein gemeinsames Potential. In unterschiedlichsten Tests hat sich dieses Verfahren sehr bewährt: die Bühne ist breiter, das Klangbild ist kohärenter und Phantomschallquellen lassen sich präziser orten als ohne diese Maßnahme. Tests mit unterschiedlichen, durchaus auch sehr hochwertigen Stromkabeln haben in meiner Kette keine nennenswerten hörbaren Verbesserungen mehr gebracht, solange die XLR-Steckergehäuse auf diese Weise niederohmig verbunden sind.
Für die Verbindung der Signalmasse des Kabels an die XLR-Stecker gibt es verschiedene Varianten. Um hier eine gewisse Übersicht zu wahren, habe ich mir die Farbvarianten ausgedacht. Damit ich mir das merken kann, verwende ich XXR Codierringe für die jeweilige Variante. Den linken und rechten Kanal unterscheide ich durch farbige Spannhülsen, gelb für links und rot für rechts. Wenn ich das Kabel einmal umlöten muss, kann ich den Codierring gleich mit austauschen, ohne dass ich alles ab und wieder anlöten muss.
Farbvarianten zur Behandlung von Signalmasse und Gehäusemasse
Bei einem dreiadrigen nicht geschirmten Kabel gibt es für die Signalmasse folgende Varianten: Die Signalmasse kann nur mit Pin1 verbunden sein (blau), nur mit dem Steckergehäuse (braun) oder sowohl mit Pin1 als auch mit dem Gehäuse (violett). Ist die Signalmasse nicht mit Pin1 verbunden, so wäre das die orangene Variante oder die farblose. Bei letzterer ist Pin1 des Steckers über einen kurzen eigenen Aderleiter mit dem Steckergehäuse verbunden.
Ich mache ein Beispiel. Der arfi-dac2 besitzt erdfrei symmetrische XLR-Anschlüsse bei denen Pin1 gar nicht aufgelegt ist. Hier hat sich die braune Verbindungsvariante bewährt. D.h. ich lege den dritten Leiter im Kabel auf das Gehäuse des XLR Steckers auf. Auf der Zielseite, den AGM 5.4 Lautsprechern bleibt der dritte Leiter unverbunden. Hier verwende ich die Variante farblos und stelle im XLR-Stecker eine Verbindung zwischen Pin1 und dem Gehäuse her. Ich nenne das Ganze braunC → farblosC, also Quelle, braun, auf Ziel, farblos. „C“ steht für "Chassis" und deutet die 6mm² Kupferverbindung zwischen den XLR-Steckergehäusen an.
Und warum bietet braunC → farblosC Vorteile gegenüber anderen Varianten? Nun ich habe die unterschiedlichsten Verbindungsoptionen empirisch durchgetestet unter Verwendung eines Testkabels mit Turmsteckern. Beidseitiges Auflegen der Signalmasse hat sich bei ungeschirmten Kabeln nicht bewährt. Zwar habe ich eine gewisse Vorstellung entwickelt, warum das eine besser sein könnte als das andere, aber es ist doch recht spekulativ. Was ich aber genau sagen kann, ist, dass die Kabel mir eine großartige Klangverbesserung bringen. Das Klangbild ist ruhig und klar, genau in den Transienten, breit in der Bühnendarstellung und vor allem präzise bei der Lokalisierungsschärfe der Phantomschallquellen.
Viele Grüße
Harald