Hallo Bugatti,
ich schreibe am liebsten von Sachen, die ich selbst erlebt und gehört habe. Die Ungereimtheiten geben Anlass, weiter nach Erklärung zu suchen, eine Bestätigung nimmt man natürlich gern hin, sollte sie aber nicht suchen, um sich nicht der Wahrheit zu verschließen.
Wenn man auf eine Naim-Endstufe (im Alustranggussgehäuse) ein Buch legt, klingt sie anders als wenn man das Deckblech frei klingeln lässt. Am Dämpfungsfaktor ändert das nichts, nur am Mikrofonieverhalten.
Die Entmagnetisierung löste ein Problem in einem Croft Vorverstärker, wo Widerstände mit wohl zu dicken Eisenkappen in der Gegenkopplung verbaut waren, die sich durch den Gleichstromanteil magnetisierten und hörbare Verzerrungen verursachten. Die meisten Widerstände kleben sofort an einem Magneten.
Die 0,1µF Kondensatoren fand man früher bei den Brückengleichrichtern. Weder würde ich sowas aus dem Netzteil entfernen noch unbesonnen hinzufügen, wie es manche "Tuner" scheinbar machen. In der Regel geht es in den Klang ein und das Ergebnis der Maßnahme muss nicht automatisch positiver werden. Ich habe sowas (1µF nachträglich über dem Netzteilelko angebracht) in einem gebrauchten Verstärker gefunden, rausgenommen und fand ihn danach hörbar besser.
Die Zeiten sind vorbei, wo man in einem Naim-Verstärker in Serie mit dem Ausgang einen 0,01Ω Widerstand direkt neben der Bananenbuchse fand.
bugatti66 hat geschrieben:P.S. im ReVox B285 sind 4 Kondensatoren C112, C113, C212, C213 je 0,47µF
Die habe ich leider nicht gefunden, stattdessen nur
C311/312 0,15µF Power amp über die Trafowicklung (Eingang vor Gleichrichter)
C311/312 0,1µF Line amp über die Trafowicklung (Eingang vor Gleichrichter)
C5/6 0,1µF Phono über DC Eingang parallel zu C10/11 mit 22µF
C4/5/11/12/15/17/18/19 0,1µF Microprocessor Board "klassisch" über jede Diodenstrecke der 2 Brückengleichrichter
bugatti66 hat geschrieben:Wie soll der Kondensator denn den Klang verbessern?
Also, wenn ich ihn jetzt rausknipse, da passiert doch gar nichts.
Der oder die Kondensatoren sind doch zur Störspannungsunterdrückung.
Wenn ich sie rausknipse, würde ich Störungen, wenn es sie gäbe, lauter hören.
Aber der Klang von einer Querflöte wird nicht plötzlich zu einer Bombarde.
(Ich bin Folk und Prog-Rock-Fan / Jethro Tull)
Weder habe ich behauptet, dass es mit den Cs zu einer Verbesserung kommt (ich empfand es als Verschlechterung) noch hast du vielleicht verstanden, welchen Kondensator ich meinte.
Deinen Worten entnehme ich, dass du das Herausknipsen noch vor dir hast. Du schreibst von deiner Vorstellung. Die ist soviel wert wie eine fehlende Erfahrung.
Das unterscheidet uns, ich habe es bei einem "getunten" Gerät am beschriebenen Objekt getan und von meiner Beobachtung geschrieben.
Es liegt bei dir, dich klar auszudrücken, deinen Worten Gewicht zu geben, indem du die Erfahrung beschreibst, nicht die Fantasie. Plausibilität ist nicht alles, längerfristig zählt, was einer Überprüfung standhält. An der Wahrheit scheitert so manche unzutreffende Modellvorstellung. Das war mein Eindruck nach dem Text, aber ich will dir da kein Unrecht tun.
Auf den Rails gibt es den Ripple, das ist ein 100Hz Sägezahn, da habe ich schon mal ein Bild von gemacht.
Ich kann es nochmal raussuchen, wenn du sowas noch nie gesehen hast.
Diesen Aufwand kannst du dir sparen, ich habe 1989 mit der externen Soundkarte meines Macintosh SE30 aufschlussreiche Aufzeichnungen sowohl von der netzseitigen Stromaufnahme eines Gerätes beim Einschalten wie auch beim Ripple des Netzteilelkos gemacht, Stereo machts möglich.
Bezüglich Nuberts Differenztests, schreibst du:
David Hafler (USA, Dynaco Röhrenverstärker, Hafler Transistorverstärker) hat in den 1980er
Jahren einen Differenztest (Null-Test) vorgestellt, der die Veränderung des
Verstärkerausgangssignals zum Eingangssignal (sprich ein Stück Draht) hörbar machte
Ich kenne Nuberts Differenztest nicht, bezog mich nicht direkt darauf, s.u.. Offenbar vergleicht Nubert nicht gegen ein "Stück Draht" sondern gegen einen dem Verstärker gleichwertigen Bandpass und dann soll man sehen, wo es Unterschiede gibt?
Ich bezog mich auf das Zitat, dass "ein idealer Verstärker sich wie ein Stück Draht mit Verstärkung verhält", und nicht auf einen
Bandpass mit Verstärkung, und ich wollte vorrangig zum Ausdruck bringen, dass es namhafte Personen gibt, die sich schon vor 40 Jahren Gedanken gemacht haben, wie man Verstärker zu einem neutralen (nämlich unbegrenzten) Verhalten hin prüfen kann.
Mit einem passiven einstellbaren Bandpass (meist etwa 15 Hz bis
50.000 Hz) wird der Frequenzgang des zu prüfenden Verstärkers
möglichst exakt nachgebildet
Mir erscheint der Bandpass als Referenz unnatürlich, weil ihm die Neutralität fehlt. Er ist bereits ein manipuliertes, verändertes, verfälschtes Abbild der Natur. Sollte der Verstärker der beste sein, der dem Bandpass mit seinen Eigenschaften am nächsten kommt?
Macht es nicht mehr Sinn, den Spiess umzudrehen und die unbegrenzte Natur als Referenz einzusetzen, an der sich die begrenzten Verstärker messen lassen müssen?
Test mit Transistor-Verstärkern von vor 1979 möchte ich auch aus der Diskussion ausschließen, da kann die Rate der hier "weich" genannten Verstärker schon größer sein.
"Weich" ist aber als Sammelbegriff zu verstehen, er soll sich nicht nur auf den Dämpfungsfaktor/Innenwiderstand beziehen. Natürlich muss man noch mehr Messwerte zur Bewertung hinzuziehen.
Der Begriff Damping Factor (Dämpfungsfaktor) tauchte schon in Gilbert A. Briggs (Gründer "Wharfedale") Buch "Loudspeakers" Mitte der 1950er Jahre auf, damals hielt man 25 für völlig hinreichend (ich habe eine von ihm 1974 persönlich handsignierte Ausgabe, die ich von ihm selbst in Ilkley abgeholt habe, wir hatten ein nettes Gespräch auch mit zwei guten Ratschlägen an mich als damals jungen Soldaten). Ich muss mal in die HiFi-Jahrbücher der 1970er Jahre schauen, ob die Einträge den Dämpfungsfaktor außen vor lassen oder ob die Endstufen niedrige Werte aufweisen (folgt nach, ich habe nur noch die Jahrbücher 7-10). Zu damaligen Endstufen finden sich leicht:
Harman Kardon Citation 16 1976 Damping factor: 300
Phase Linear 700 1970 Damping factor: 1000
1970 liegt 47 Jahre zurück, damals gab es schon DF=1000. OK, nach Herstellerangaben, Werbung lügt gerne...
Bedenkt man jedoch, dass damals 0,75 qmm LS-Kabel noch üblich waren, kann man natürlich die Frage stellen, was beim LS noch realistisch davon (DF) übrig blieb.
Aber auch heute noch wird gern so argumentiert, dass die Spule in der Frequenzweiche wie eine Serienschaltung von Induktivität und deren Ohmschen Widerstand aufzufassen ist (in den 1980er Jahren hatte ich dem noch Glauben geschenkt, wunderte mich aber über die gravierenden hörbaren Unterschiede bei den L+R in der Summe übereinstimmenden Varianten), heute denke ich an die induktive Kopplung der Windungen der Spule parallel zum resistive Anteil.
Grüße Hans-Martin