wie im Thread über den Oppo UDP-205 ja schon festgestellt, hat dieses Gerät ziemlich gute Audiogene. Oppo hat die Abstufung der Lautstärkeeinstellung mit dem letzten FW-Update wieder auf 0,5dB pro Schritt gesetzt wie schon beim Oppo BDP-105. Hier ein Bildchen von meinen Pegelmessungen:
Jetzt wird es Zeit für eine Bestandsaufnahme innen. Die mechanische Konstruktion ist ein bisschen verändert und massiver als früher ausgeführt, so muss man auch nicht mehr die ganze Haube runtermachen, wenn man an die Innereien will, sondern hebt nur einen Deckel oben ab:
Übersicht innen:
Was fällt auf? Die Anordnung ist fast genauso wie schon vom 105 bekannt, unten die Videoabteilung, links hinten die Netzteile, wieder ein Ringkerntrafo für die Audiofraktion links vorne, in der Mitte vorne das Laufwerk und oben drauf die beiden Audioboards. Da muss man schon genau hinsehen, um die Unterschiede zum Vorgänger überhaupt zu erkennen. Stereo-Board im Detail:
Die analoge Ausgangsstufe sieht zumindest auf den ersten Blick exakt so aus wie beim 105, die dicken Masseschienen, die I/V-Wandler mit LM4562 und ein symmetrischer Ausgangstreiber. Der hat allerdings das Etikett gewechselt. Vorher kam ein LME49724 zum Einsatz, jetzt ein Burr Brown OPA1632:
Der BB kann locker den doppelten Strom treiben im Vergleich zum LME, nämlich 150mA, und ich bilde mir ein, das auch rauszuhören:
Leider werden die Ausgangstreiber wieder durch nicht vorgespannte Elkos im Ausgang und recht üppigen 100 Ohm ausgebremst.Fortepianus hat geschrieben:Noch etwas ist besser als beim originalen 105, zumindest an dem von mir getesteten XLR-Ausgang: Seine Ausgangsstufen sind kräftiger als die des 105. Dessen Ausgangstreiber verhungern bei mir im Hörraum an den ziemlich langen Kabeln zu den Boxen. Das ist deutlich besser beim 205.
Der Hauptunterschied liegt aber im verwendeten DAC-Chip samt Clock. Schauen wir uns das mal näher an:
Wie man sieht, sieht man nichts, denn der DAC ist mit einem Schaumstoffwürfelchen bedeckt. Wegen Mikrofonie? Oder vielleicht, damit es ihn nicht friert, wenn's zieht? Lacht nur, was ich da so salopp dahin schreibe, habe ich tatsächlich beim Vorgänger erlebt, auch wenn weniger beim DAC-Chip als vielmehr bei der Clock: Wenn man dort bei geöffnetem Gerät den Quarzschwinger leicht anpustet oder den Finger drauflegt, ändert der geringfügig seine Temperatur, damit genauso geringgfügig seine Frequenz und das bringt tatsächlich den ES9018 ganz kurz aus dem Tritt, sprich, die Musik setzt für den Bruchteil einer Sekunde aus. Ich habe dem Quarz deshalb dort auch so ein Schaumstoffhäubchen aufgesetzt, nachdem ich das bemerkt hatte. Wer weiß, vielleicht hat das ja einen ähnlichen Grund hier. Der DAC ist jedenfalls die neueste Generation von ESS, nämlich der ES9038PRO.
Interessant, denkt man da, lade ich doch mal schnell das Datenblatt runter und schaue mir den genauer an. Nix Datenblatt, das gibt's nicht frei verteilt! Ich wollte mir das schon im Vorfeld anschauen, bevor der 205 rauskam, und stellte fest, dass man dazu eine Anfrage bei ESS machen muss. Dann kriegt man aber das Datenblatt immer noch nicht, sondern eine Geheimhaltungserklärung zugeschickt, nicht als Privatperson, nur als Firma. Die habe ich dann unterschrieben, und irgendwann kam dann das Datenblatt mit Wasserzeichen auf jeder Seite mit meinem Firmennamen, damit ich das ja nicht so einfach weitergeben kann. Hat wohl irgendwelche patentrechtlichen Gründe, wurde mir erläutert.
Ich schaue mir also dieses Datenblatt genauer an, liest sich alles exzellent. Interessant ist für mich, welche Taktfrequenz der ES9038 gerne hätte. Es ist so: Gibt man am Mainclockeingang das synchrone 128fache der LR-Clock rein, wird der Sampleratenkonverter abgeschaltet. Ist die Taktfrequenz >128fs, wird der ASRC aktiv. Ich messe also zunächst die Taktfrequenz:
Genau 100MHz, das maximal Erlaubte. Das hat Oppo offensichtlich auch gelernt, dass 54MHz beim Vorgänger ein unglückliche Wahl war und mehr in dem Fall besser ist. Damit ist klar, dass der interne ASRC des ES9038 verwendet wird. Der im Vorgänger ES9018 hatte nicht den allerbesten Ruf, aber vielleicht ist der hier ja besser. Es kommt neben den verwendetem Algorithmen auf die Rechentiefe des dazu notwendigen FIR-Filters an, und dazu braucht es Rechenpower.
Der Quarz selbst sitzt unter einer Blechhaube. Das schirmt ihn elektrisch und thermisch gut ab. Die Haube wäre wahrscheinlich nicht zerstörungsfrei runter zu kriegen, da müsste man vermutlich recht lange mit Heißluft drauf rumbraten, und dann ginge alles mögliche in der Peripherie auch mit runter. Ich beschränke mich deshalb auf Schlüsse, die man von außen ziehen kann.
1. Es kommt kein Quarzoszillator (XO) zum Einsatz, sondern ein schlichter Schwingquarz, und den Oszillator bringt der ES9038 mit. Man sieht nämlich keine Versorgung reingehen in die Blechdose, und Pin 25 des Chips, nämlich die Versorgung des Chip-internen Oszillators, ist mit 3,3V versorgt.
2. Der Quarz ist, was man aus dem Hörtest schließen kann, von sehr guter Qualität (jitterarm).
Die Güte der Versorgungsspannung des internen Quarzschwingers ist ebenso wichtig wie die der analogen Referenzspannung des DA-Wandlers. Ich messe beide mit meinem rauscharmen x1000-Differenzmessverstärker (danke nochmal für die Platine dafür, Daniel!). Zunächst die DAC-Analogspannung, die links und rechts aufwändig getrennt geregelt wird mit einem OPA1642:
Das ist exzellent und liegt in der Gegend meiner Messgrenze, die bei ein paar µV liegt. Man beachte, dass ein Kästchen in vertikaler Richtung nur 50µV sind. Die Clockspannung:
Also da hätte ich den gleichen Aufwand erwartet wie oben - ist aber offensichtlich nicht so. Dennoch, 250µV Spitze-Spitze als Ripple ist nicht so schlecht.
Was auch auffällt: Der Kopfhörerverstärker hat eine dicke diskrete Ausgangsstufe spendiert gekriegt:
Auch die Spannungsversorgung für's Analogteil sieht besser aus als beim Vorgänger, gute Regler, dicke Elna-Elkos.
Auf dem Surroundboard das gleiche in grün. Der DAC, auch ein ES9038PRO, anders als beim 105 jetzt auch auf dem Surroundboard mit eigener Clock, auch wieder in der Blechdose. Als OPs kommen aber keine LM4562 zum Einsatz, sondern OPA1642.
Surround-Board:
Auch gut: Es kommen jetzt in allen Kanälen Mutingrelais zum Einsatz, die vier weißen Klötzchen oben im Bild. Früher hat man sich das nur bei den Frontkanälen gegönnt, jetzt auf allen.
Mal überlegen, was man da noch alles machen könnte.
Viele Grüße
Gert