Hallo Reinhard,
vielen Dank für den Beitrag! In weiten Teilen kann ich das unterschreiben. Bzgl. Tonträgerformat sind wir uns einig. DSD hätte ich bis vor wenigen Monaten 100% unterschrieben, inzwischen musste ich meine Meinung aber etwas revedieren. Hochauflösend PCM aufnehmen, analog mischen und dann das Master direkt von analog auf dem richtigen Weg mit dem richtigen Wandler in DSD wandeln und anschließend bloß nicht mehr anrühren, ergibt doch ein sehr ansprechendes Ergebnis. Das macht nur halt kaum jemand bis niemand so. Der gängige Weg ist komplett DSD – grausam – oder standard PCM und dann Konvertierung – auch nicht nett. Da sind wir uns einig.
Allerdings muss ich dem zentralen Argument am Anfang widersprechen: Natürlich hat der geschätzte Kollege mit allem recht, es sind x Faktoren maßgeblich für eine überzeugende Aufnahme (und das ist dann immer noch Ansichtssache). Und ich denke es glaubt hier niemand, man könnte die Qualität einer Aufnahme an technischen Daten festmachen. Dennoch ist dieses Argument ein zwar gerne gebrauchtes, aber in unserer Diskussion völlig untaugliches Todschlagsargument.
An irgendeinem Punkt muss ich doch mal davon ausgehen können, dass ich den komplexen Prozess so steuere, dass ich zu einem bestimmten Endergebnis komme. Und wenn dieses Endergebnis eine bestimmte Beschaffenheit hat, dann kann ich es im CD-Format einfach nicht ohne Abstriche festhalten. Das kann dann dennoch überzeugen – so schlecht finde ich unsere CDs dann auch nicht – es geht aber verdammt viel verloren, was bei 96/192kHz nicht der Fall ist. Im schlimmeren Fall weiß ich erst gar nicht was ich verloren habe, weil ich gleich in 48kHz arbeite. Also ich persönlich werde niemals nie für´s eigene Label in einem Saal arbeiten, dessen Haustechnik mich zu 48kHz zwingt; auch nicht im Musikvereinsaal, traurig wenn dies dort so ist, aber da haben andere bei der Planung gnadenlos versagt.
Ein absolutes „no go“. Klar können Aufnahmen von dort dennoch gut klingen, aber da bleiben zu viele Facetten zwangsläufig auf der Strecke. Wie glücklich war ich, dass wir in Duisburg im neuen Saal keine digitale 48k NEXUS sondern ganz einfache analoge Leitungen zum Ü-Wagen-Übergaberaum bekommen haben!!!
Oder besseres Beispiel, denn es entkoppelt völlig von der Aufnahmequalität: Eine meiner Lieblingstestplatten (Vinyl) ist eine Spezialausgabe von Dave Brubecks legendärer „Time Out“ auf 4 single sided 45upm LPs (Damit konnte ich noch jedem Wandler die Grenzen zeigen, obwohl ich noch nicht einmal einen sonderlich exquisiten Plattenspieler besitze). Die Aufnahme ist nun wie sie ist, würde man heute zwar vermutlich ganz anders machen, aber sie ist anerkannt genial und klingt phänomenal. Nun ist es aber halt mal absolut unmöglich, diese 1:1 in 24/44,1 oder 24/48 zu digitalisieren, geht einfach nicht!!! Ist eigentlich ein Verbrechen am künstlerischen Schaffen der Interpreten. Natürlich klingt die auch auf CD noch gut und macht Vergnügen, oberflächlich ist die Musik immer noch die gleiche gute. Aber die wirkliche Genialität bleibt auf der Strecke.
Ich sehe, hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Anscheinend haben wirklich nur noch die LP-Liebhaber dies nie übersehen.
Hier darf man es sich mit solchen Todschlagsargumenten nicht zu einfach machen, sonst kommen wir nie weiter.
Grüße
Ralf
P.S. Die Einschätzung bzgl. 96 und 192kHz geht auch in eine ähnliche Richtung wie meine, also der Hauptgewinn von 44,1/48 auf 96. Was er zu 192kHz schreibt, kann ich nachvollziehen, stimmt aber nur bedingt. Man muss es nur richtig machen
, sprich es schlagen sehr schnell Sekundäreffekte zu, die dann mehr vernichten als sie bringen. Das Timing und die Clock werden immer kritischer. Z.B. habe ich noch lange 192kHz nur für Master und nicht für Mehrspur verwendet, weil das System noch Timingprobleme hatte, die Hersteller entwickeln halt aber auch immer weiter bzw. die Rechenleistung steigt und steigt. Im großen und ganzen würde ich mich hier aber nicht streiten, 96k Mehrspur ist völlig okay. Das Stereomaster bekommt meiner Erfahrung nach aber in 192k noch das letzte Quäntchen dazu, damit es wirklich analog klingt (siehe Dave Brubeck Beispiel, erst 192k kommt so richtig dicht an die LP)