Silbersand FM 3 "Delphi"

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hier wird eine Diskussion aus Christians Vorstellungsthread fortgeführt:
Christian hat geschrieben: Zum Thema „nebenbei“ hören will ich ergänzen, dass mich die Delphi immer wieder mit ihrem Bass überrascht. Ich kann nicht sagen, ob sie objektiv so tief herunter reicht oder ob es das im Vergleich zu den BM12 winzige Gehäuse ist, aus dem doch eigentlich gar nicht so viel Bass kommen kann. Vermutlich ist es genau dieser Widerspruch, der den Spaß an den kleinen Kisten erhöht.
Hallo Christian,

die Spektralanalyse vieler Musikfiles zeigt ein Pegelmaximum im Bereich zwischen 80-100Hz, darunter fallen die Signale ab. Das winzige Tivoli Radio verblüfft mit seinem vergleichsweise vollen Klang, indem man mit Loudnesskorrektur den Bass anhebt, unter 80Hz aber steil beschneidet.

Wenn man den statistisch häufigen Bass gewichtet und im FG des LS durch Entzerrung linearisiert, den seltenen Bass weiter unten zur Vermeidung von Übersteuerung und Nebengeräuschen zurückhält, kann es gelingen, in über 90% zu überzeugen. Eine Anhebung tiefer Bässe führt mE zur Aufweichung des Klangeindrucks.

Grüße Hans-Martin
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hans-Martin hat geschrieben:Eine Anhebung tiefer Bässe führt mE zur Aufweichung des Klangeindrucks.
Hallo Christian,

diese Aussage kann wohl jeder bestätigen, der mit Raumproblemen im Bass zu tun hat, und diese z.B. mit Accourate minmiert (absenkt). Die Ursachen für zuviel Baß mögen verschieden sein, das Resultat ist es jedoch nicht, nämlich das verwaschene Klangbild.

Vielleicht bist Du so ein Glückspilz, bei dem Box und Raum optimal zusammen agieren. Weniger (Gehäusegröße) ist manchmal halt doch mehr. Ich kann Dich nur beglückwünschen.

Viele Grüße
Thomas
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Das Absenken von Raummoden im Bass führt NICHT zu einem verwaschenen Klangbild!

Was aber üblicherweise passiert ist, dass man den Pegelverlust durch ein Korrekturfilter (üblicherweise ca. -6 dB) durch Aufdrehen des Verstärkers ausgleicht. Damit werden aber auch die tiefen Bässe unterhalb der Resonanzfrequenz des Basschassis ebenfalls mit angehoben. Das führt dann gern dazu dass dann der Bass unkontrolliert herumschwabbelt (die wenigsten haben hier eine Bassregelung).

Es macht also Sinn im unteren Frequenzbereich eine Begrenzung z.B. mit dem Subsonicfilter in Macro4 einzubauen. Das kann klanglich Wunder bewirken.

Grüsse
Uli
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Uli,

ich glaube da liegt ein Mißverständnis vor. Oder habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Selbstverständlich führt die Anwendung von Accourate NICHT zu einem verwaschenen Klangbild, sondern verhindert dies.

Viele Grüße
Thomas
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Uli,

danke für den Hinweis mit dem Subsonic-Filter! Den hatte mir Fujak auch auf dem letzten Forumstreffen empfohlen. Ich denke allerdings, dass Thomas es anders meinte, nämlich den positiven Effekt von Acourate, wenn es nicht mehr dröhnt.

Allgemein lässt sich aber sagen, das es unterhalb einer bestimmten Raumgröße schon fast Don Quichotes Anrennen gegen die Windmühlenflügel gleichkommt, einen potenten Tiefbass hinzubekommen. Damit meine ich die notwendigen, umfangreichen raumakustischen Maßnahmen. Da bin ich ganz bei Hans-Martin und verzichte lieber auf die vollumfängliche Wiedergabe derjenigen wenigen Aufnahmen, bei denen der Tiefbass einen maßgeblichen Anteil am gesamten Klangbild ausmacht. Uns bedient die Delphi ganz offenbar schon "out of the box", ohne Notwendigkeit für ein Korrektursystem.

Viele Grüße
Rudolf

PS: Lese gerade, dass Thomas das von mir angesprochene Missverständis geklärt hat.
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Thomas K. hat geschrieben:diese Aussage kann wohl jeder bestätigen, der mit Raumproblemen im Bass zu tun hat, und diese z.B. mit Accourate minmiert (absenkt). Die Ursachen für zuviel Baß mögen verschieden sein, das Resultat ist es jedoch nicht, nämlich das verwaschene Klangbild.
Hallo Thomas,

ich musste auch erst beide Sätze zweimal lesen, bis ich die Beziehungen richtig hatte: zuviel Bass = verwaschenes Klangbild. Und "Resultat" bezieht sich auf "zuviel Bass" im selben Satz, nicht auf die Absenkung im Satz davor.

Bleibt eine interessante Frage, ob es das langsame Abklingen der Raumresonanzen ist (und deren vermehrte Anregung bei EQ-gepushtem Bass), oder das andere Filterverhalten bezüglich Ein-Ausschwingen, oder das bei identischer Güte länge andauernde Schwingen (niedrige Frequenz = größere Wellenlänge in der Zeitachse) oder ein größerer Anteil von langsamen Schwingungen im Klangbild gemessen am dem, was man als schnell bezeichnen könnte.

Wenn Präzision und Klarheit mit zügigem Abklingen verbunden sind (verzögertes Abklingen = Klangfehler), ist das Wasser auf die Mühlen derer, die Membranregelungen bevorzugen. Meine Frage, ob membrangeregelte LS einen positiven Einfluss auf die raumakustischen Probleme bietet, konnte bisher nur verneint werden, zumindest habe ich von keiner Seite eine positive Antwort bekommen, und meine Experimente mit gegengekoppelten Subwoofern, deren Bereich die 4 Längsmoden abdeckte, die aber keine Ansteuerung mit Gegenphasesignal bekamen, schlugen fehl.

Da die Delphi über eine Membranregelung verfügt und im Interesse der Vermeidung von Dopplerverzerrungen bereits im Vorfeld der Membranansteuerung Eingangssignale umrechnet, würde ich eher annehmen, dass nicht der Lautsprecher selbst das Problem generiert, sondern die gewählte Musik mit ihrem Basspektrum im Zusammenspiel mit der Raumantwort das langsamere Abklingen und die Verfärbung bewirken.

Dann aber liefert ein Subwoofer keinen Beitrag in Richtung Klarheit, es sei denn, er entlastet Delphi mit einem vorgeschalteten Hochpass UND im Raum sind geeignete Maßnahmen, die der zusätzlichen Bassanregung durch den Sub etwas entgegenhalten. Sonst wäre der Einsatz eines Sub mE kontraproduktiv.

Grüße Hans-Martin
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hans-Martin hat geschrieben: Dann aber liefert ein Subwoofer keinen Beitrag in Richtung Klarheit, es sei denn, er entlastet Delphi mit einem vorgeschalteten Hochpass UND im Raum sind geeignete Maßnahmen, die der zusätzlichen Bassanregung durch den Sub etwas entgegenhalten. Sonst wäre der Einsatz eines Sub mE kontraproduktiv.
Hallo Hans Martin,

ich bin absolut einer Meinung mit Dir. So wie es Christian beschreibt, würde ich keine Sekunde über einen Subwoofer nachdenken.

Auch beim zitierten Satz muß ich Dir zustimmen. Das kommt davon wenn man in Eile und möglichst kurz schreiben möchte, was einem gerade durch den Kopf geht.

Viele Grüße
Thomas
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treble trouble
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Beitrag von treble trouble »

Ich hatte bei Pirol-Hifi Anfang des Jahres die Delphi im Vergleich zu einer Silbersand FM-302 gehört. Ich fand sie sehr ähnlich vom Charakter (bin aber auch kein Hörprofi). Bei den Delphis fand ich die Höhen unglaublich schön. Sie taten mir nicht in den Ohren weh, wo es mir bei der FM-302 manchmal schon zu viel war.

Zu den Mitten, Bühnendarstellung, etc. kann ich nichts mehr sagen. Dafür war der Vergleich zu kurz und ist zu lange her.

Aber im Bass war es ziemlich unentschieden. Die FM-302 gingen deutlich tiefer, bzw. im tiefen Bereich deutlich kräftiger zu Werke. Je nach gehörtem Stück klangen mal die einen, mal die anderen besser. D.h. die Stücke, wo es bei der FM-302 zu viel war, klangen auf der Delphi besser. Und bei denen, wo die Delphi unten rum zu dünn war, klangen die FM-302 besser.

Ich kann mir also schon gut vorstellen, dass eine vorsichtige Bassunterstützung eines geschlossenen, geregelten, raumangepassten Subwoofers, der also schön trocken und bündig angepasst spielt, den Delphis gut tun könnte, zumindest nach meinem Geschmack.

Gruß
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

treble trouble hat geschrieben:Ich kann mir also schon gut vorstellen, dass eine vorsichtige Bassunterstützung eines geschlossenen, geregelten, raumangepassten Subwoofers, der also schön trocken und bündig angepasst spielt, den Delphis gut tun könnte, zumindest nach meinem Geschmack.
Träum weiter! Ich träume auch noch davon ...

Weder lässt ein unbehandelter Raum einen schön trockenen Bass zu, und wenn man bündig angepasst schreibt, denke ich an nahtlose Anpassung in Temperament, Timing und passender Flankensteilheit. Dumm ist nur, dass Hersteller wie Velodyne, die mit Messmikrofon die Raumantwort mit erfassen und kompensieren, verschweigen, dass diese Art der Korrektur auch eine erhebliche Zeitverzögerung mit sich bringen, die durchaus 10ms betragen kann, äquivalent zu mehr als 3,33 m - wie soll man den Subwoofer noch aufstellen, dass das Timing stimmt, ohne dass der Wandabstand einen Frequenzgangeinbruch mit sich bringt, der in dessen gewünschten FG-Erweiterung liegt, also seine Grundfunktion infragestellt.

Wollte man eine phasensaubere Ergänzung ohne FG-Einbrüche, müsste man eine wandnahe Aufstellung wählen und die Hauptlautsprecher angemessen verzögern. Da so alle Längsmoden maximal angeregt werden, ist eine "Raumkorrektur" für den Sub angesagt und ein Delay für die Haupt-LS. Es ist ärgerlich, dass diese Haupt-LS verzögert werden müssen, was ein Neben- oder Abfallprodukt der DSP-Technologie ist, während der DSP-bedürftige Sub diese Verzögerung nicht braucht.

Um im Interesse nahtloser Übergänge FG-Einbrüche zu vermeiden, also Auslöschungen außerhalb des zu übertragenden Bereichs des jeweiligen LS zu verlagern, sollte 1/4 Wellenlänge der Übergangsfrequenz das Referenzmaß sein, eine Oktave für den Transitbereich reservieren, bedeutet, dass der Sub weniger als 1/8 der Wellenlänge bei Übergangsfrequenz, HauptLS mehr als 1/2 davon von der Rückwand entfernt sein sollte. Das ist gleichzeitig gut für die Raumabbildung der Wiedergabe, verlangt aber, dass alle, Sub(s) wie beide Haupt-LS in ein DSP-basiertes System eingebunden sind.

Eine einfache Lösung gibt es nicht.

Den Sub in dieselbe Ebene wie die Haupt-LS stellen, führt seltenst zu besten Ergebnisse, die erforderlichen Filternebeneffekte (auch bei Minimum-Phase) verhindern dies.

Eine einfache Lösung könnte sein, die LS so auszuwählen, dass die fundamentale Raumresonanz gerade nur noch so wenig angeregt wird, dass der FG erweitert wird, ohne lästige weil auffällige Überbetonung zu generieren. Die anderen Moden kann man durch natürliche Dämpfung/Absorption im Raum (Fenster, Türen, Möbel) halbwegs zähmen. Kein Sub.

2 Subs, die ecknah aufgestellt und bis zur Schroeder-Frequenz arbeiten (mit Raum zusammen DSP-korrigiert) und 2 zeitverzögerte Haupt-LS ergänzen sich zu meinem Optimalsystem, aber es wird bei genauer Betrachtung erkennbar, dass der Aufwand bei einer Erweiterung im Bassbereich schlagartig steil steigt.
Wenn schon, denn schon, sagt man.
Wenn schon, dann schon erst recht, diese Konsequenz gilt für mich

Grüße Hans-Martin
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Ralf77
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Beitrag von Ralf77 »

Hans-Martin hat geschrieben:Eine einfache Lösung gibt es nicht.
Hallo Hans-Martin,

Deine Einschätzungen sind für mich immer sehr wertvoll und bin von Deinem Wissen auch immer sehr begeistert (auch wenn ich nicht immer alles verstehe) ... hier kann/darf ich Dir aber mal widersprechen. :mrgreen:

Es gibt eine einfache Lösung und die heißt Genelec mit GLM. :cheers:

Grüße,
Ralf
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treble trouble
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Beitrag von treble trouble »

Hallo Hans-Martin,

ich muss zugeben, dass ich nicht ganz folgen kann. Da müsste ich doch noch ein "wenig" Grundlagen studieren. ;)

Aber ich wollte auch nicht das theoretische Maximum erreichen, sondern nur die Delphi mit ein wenig mehr Tiefbass unterfüttern. Für mich (abgesehen davon, dass sie eh mein Budget deutlich sprengt) wäre die bessere Delphi eine größere Box mit größerem Bass, die im Bassbereich also tiefer spielen kann. Im Prinzip so wie die FM-302, nur etwas besser auf den Raum abgestimmt, damit es nicht zuviel wird. Das meinte ich mit "raumangepasst".

Und mit "bündig" meinte ich, möglichst (im praktischen Rahmen) sauber an den FG der Delphi angepasst, vermutlich am besten mit externer Weiche mit einer Trennung bei vielleicht 60Hz, was man ausprobieren müsste. Im Idealfall würde man hier vermutlich tatsächlich mit einem mehrkanaligen Raumeinmesssystem arbeiten, wobei man dann den Nachteil hat, dass die Mitten/Höhen mit bearbeitet werden, wo ich ein wenig skeptisch bin. Ich habe nämlich bei mehreren Raumeinmess-Demonstrationen die unkorrigierten Mitten und Höhen schöner empfunden als die korrigierten, wo es mir zu nervös/bissig wurde. Der Bass hat aber bei jeder Demonstration immer gewonnen und spielte deutlich trockener als unkorrigiert. Das meinte ich mit "trocken".

Ich denke, dass man diesen Effekt mit auf gleicher Höhe aufgestellten Subwoofern erreichen könnte, auch wenn die Platzierung auf gleicher Höhe nicht die beste Subwoofer-Platzierung ist. Man muss sich den besten Kompromiss heraussuchen. Je nach Sound- und Musikgeschmack ist das vielleicht auch die reine Delphi ohne Subwoofer.

Schöne Grüße
Gert
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Ralf77 hat geschrieben:
Hans-Martin hat geschrieben:Eine einfache Lösung gibt es nicht.
Hallo Hans-Martin,

Es gibt eine einfache Lösung und die heißt Genelec mit GLM. :cheers:
Hallo Ralf,

es ist eine Frage des Anspruchs. Natürlich gibt es einfache Lösungen, die schon ein ordentliches Maß an Klangsteigerung bringen können (wie Genelecs GLM-System, vorausgesetzt, man lässt kein Hornviech an den Rechner...). Was ich mit "es gibt keine einfache Lösung" meinte, die Dilemmata (Dilemmas) will ich noch einmal darlegen:

Ein Vollbereichslautsprecher kann nicht im Raum aufgestellt werden, ohne dass es Auslöschungen gibt, die bei Abstand von der Wand mit 1/4 Wellenlänge entstehen, diese gehen einher mit einem Phasenproblem, über dessen Einfluss auf die räumliche Abbildung kann man diskutieren. Mehr Wandabstand verlagert diese Frequenz nach unten, hilfreich ist auch die Abschwächung durch die Distanz. Eine wandschlüssige (Flushmount) Montage löst das Problem. Bei Subwoofern kann man mit einer Drehung um 90° zur Wand (oder geringer, von 0°rate ich ab, 30°-45°geht gut) bei den großen Wellenlängen tiefer Frequenzen gute Ergebnisse erzielen. Wandnahe Aufstellung der Hauptlautsprecher bringt eine geringe Raumtiefe der Abbildung mit sich. Ich vermute, weil die Anfangszeitlücke in der Musikaufnahme mit lokalen Reflexionen des LS-Schalls vermischt wird und die Aufnahme verwässert.

FG-Einbrüche lassen sich nicht gut mit DSP korrigieren, ein (parametrischer) Equalizer kann vorausentzerrend mehr Pegel liefern, der mit demselben Mechanismus zur Auslöschung kommt. Alternativ habe ich das nachfolgend beschriebene Konzept mal umgesetzt, aber das würde ich nicht als einfach bezeichnen:

Am Beispiel B&W N800 kann man messen, dass bei Betrieb -selbst wenn so nahe an die Rückwand geschoben wie möglich- ein FG-Einbruch bei 92Hz unvermeidbar ist, diese Frequenz wird niedriger, wenn der Wandabstand steigt, dummerweise geht mit dem Einbruch mehr als nur ein Ton im Bass verloren. Es wird zwar gesagt, dass Peaks im FG deutlicher wahrnehmbar sind als Dips, aber was man bekommt, wenn man den fehlenden Ton von separater Quelle liefert, ist erstaunlich. Schräg gegen die Wand strahlend (äquivalent zu Flushmount), mit dem Bandpass angesteuert, der genau die Lücke füllt, kann man den einen Ton (bis 2 Töne) abhören und zählen, wie häufig er in der Musik kommt, in einem Orgelstück zählte ich etwa 3 Töne in 5 Sekunden. Wichtiger scheint mir der Zugewinn in der Raumabbildung, der sich ergibt, selbst wenn in der Musik diese Töne nicht vorkommen, sprich nicht gespielt werden. Dass die Hauptlautsprecher angemessen verzögert werden müssen, versteht sich. Der Equalizer (oder Raumkorrektur) hängt am Bass (vorzugsweise den getrennten Bässen), die Verzögerung wird auf die Haupt-LS angewandt (ggf auch EQ). Wäre doch praktisch, wenn man ein unmanipuliertes reines Signal dem Haupt-LS zuführen könnte, während DSP mit EQ und Verzögerung beim Bass bliebe. Ist aber leider nicht so möglich.

Meine Kernaussage aber ist: Ein Vollbereichslautsprecher in einem Gehäuse mit der üblichen Anordnung aller Chassis auf einer Ebene kollidiert mit dem Raum und seinen Reflexionen. Wandnahe Bässe mit Raumentzerrung, mehr als 1/2 Wellenlänge von der Wand entfernte Oberbass, Mitten und Höhen, alles angemessen verzögert sind bisher mein Weg gewesen, der letztlich nur noch die Frage offen lässt, welche Wirkung der Raum auf den Hörplatz nimmt.

Ethan Winer (The Audio Expert) empfiehlt, den Hörplatz bei 38% der Raumlänge oder spiegelbildlich im Raum (38% von hinten) zu wählen. Die LS platziert er nach der Regel gleichseitiges Dreieck. 38% oder 62%, da war doch was ... der Goldene Schnitt mit seinem 0,618 / 1 / 1,618 entspricht diesen 62% (gerundet von 0,618). George Cardas empfiehlt die Aufstellung nach dieser Golden Ratio, auch die Raumdimensionen ...

Ethan Winers Empfehlung gilt für das Tonstudio, wo die Auslöschung eines Tons zur Anhebung bei der Aufnahme verleitet.

Ich gehe anders vor, höre den LS samt Nachhall im Raum, suche den besten Hörplatz durch Abgehen des Raums auf Stereo-Achse (mMn bei 33,3%) und stelle die LS bei halbem Wandabstand (16,6%) auf. Ich komme mit oder ohne Raumkorrektur zu solchen übereinstimmenden Ergebnissen. Breit aufgestellte Eckwoofer ändern am besten Hörplatz nichts, man könnte auch von (ansatzweise) mechanischem FLOW sprechen.

Bei einem Subwoofer mit variabler Phase könnte man den Tiefpass auf eine Frequenz stellen, die der aufstellungsbedingten Auslöschung beim Haupt-LS entspricht.
treble trouble hat geschrieben:Aber ich wollte auch nicht das theoretische Maximum erreichen, sondern nur die Delphi mit ein wenig mehr Tiefbass unterfüttern. Für mich (abgesehen davon, dass sie eh mein Budget deutlich sprengt) wäre die bessere Delphi eine größere Box mit größerem Bass, die im Bassbereich also tiefer spielen kann. Im Prinzip so wie die FM-302, nur etwas besser auf den Raum abgestimmt, damit es nicht zuviel wird. Das meinte ich mit "raumangepasst".
Hallo Gert,

welche Maße hat der Raum? Delphi kann 30Hz bei -3dB, so wie ich das bisher verstehe. Das bedeutet, dass der Raum gut über 6m lang sein darf, um dessen erste Mode nicht anzuregen. Ein zusätzlicher Sub sollte phasengleich mit dem Bass der Delphis laufen. Sein Tiefpass bringt eine andere Verzögerung und Phase als die Weiche der Delphis.

Eine größere Membranfläche bringt mehr körperlich empfundenen Druck in diesem Frequenzband, aber welche Musik hat noch Töne in diesem Spektralbereich von natürlichen Instrumenten? Für alle anderen bleibt synthetischer Krams reine Geschmackssache, und ohne Frage, auch Spaßfaktor.
Und mit "bündig" meinte ich, möglichst (im praktischen Rahmen) sauber an den FG der Delphi angepasst, vermutlich am besten mit externer Weiche mit einer Trennung bei vielleicht 60Hz, was man ausprobieren müsste. Im Idealfall würde man hier vermutlich tatsächlich mit einem mehrkanaligen Raumeinmesssystem arbeiten, wobei man dann den Nachteil hat, dass die Mitten/Höhen mit bearbeitet werden, wo ich ein wenig skeptisch bin. Ich habe nämlich bei mehreren Raumeinmess-Demonstrationen die unkorrigierten Mitten und Höhen schöner empfunden als die korrigierten, wo es mir zu nervös/bissig wurde. Der Bass hat aber bei jeder Demonstration immer gewonnen und spielte deutlich trockener als unkorrigiert. Das meinte ich mit "trocken".
Jaja, die grässlichen Demonstrationen von unangemessener Raumeinmessung, ausgeführt von geistigen Kurzschlüssen. Man sollte solche Fälle abhaken, sobald man mal eine ordentliche Einmessung erlebt hat.
Zunächst macht man nichts falsch, wenn man die Zielkurve obenrum der Messung folgen lässt, dann belässt man den LS, wie er in diesem Bereich ist. Darüber hinausgehend darf man natürlich eine Korrektur mit Fingerspitzengefühl als LS-Korrektur ausführen.
Ich denke, dass man diesen Effekt mit auf gleicher Höhe aufgestellten Subwoofern erreichen könnte, auch wenn die Platzierung auf gleicher Höhe nicht die beste Subwoofer-Platzierung ist.
Wie ich oben darstellte, ist das höchstvermutlich keine wirklich gute Idee, vielleicht sogar der Worst-Case.
Man muss sich den besten Kompromiss heraussuchen.
Viel Spaß beim Suchen, das wird nicht so einfach, wie es sich aussprechen lässt.
Je nach Sound- und Musikgeschmack ist das vielleicht auch die reine Delphi ohne Subwoofer.
Immer noch eine gute Alternative.

Betreibt man den Subwoofer mit Delphi, sollte Delphi über einen angepassten Hochpass laufen. Der Sub muss nicht zwangsläufig dopplerverzerrungskompensiert sein, solange sein Bereich bei weitem nicht so viele Oktaven umfasst wie die Delphi BMTs, die mehr als 6 Oktaven abdecken. Wenn man mehr Bass hören will, reicht manchmal schon die Verlagerung des Hörplatzes.

Grüße Hans-Martin
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sledge
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Beitrag von sledge »

Hallo zusammen,

gibt es von der Delphi auch Messungen und technische Werte?
Der Flyer ist da ja relativ ... karg.

Beste Grüße
Dirk
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h0e
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Beitrag von h0e »

Was soll das bringen? Anhören ist Pflicht.

Nachdem ich noch niemanden etwas schlechtes habe sagen hören, lohnt es sich wohl!

Lediglich Tiefgang und maximaler Pegel sind beschränkt.

Grüsse Jürgen
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

sledge hat geschrieben:gibt es von der Delphi auch Messungen und technische Werte?
Der Flyer ist da ja relativ ... karg.
Hallo Dirk,

Ich erlaube mir mal, nachstehend einen Beitrag von Franz aus dem OE zu zitieren:
Franz hat geschrieben: Was Silbersand betrifft, so macht Herr Müller keine Teststellung mehr. Er hält davon nichts mehr. Es gab mal eine Zeit Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger Jahre, da hat er Lautsprecher seiner Firma Backes & Müller einigen HiFi-Zeitschriften, insbesondere der "Audio" unter dem Chefredakteur Hannes Scholten zum Testen überlassen, die dann auch regelmäßig "Referenzstatus" erhielten. Damals ging es noch darum, Technik "made in Germany" etwas nach vorne zu bringen, immerhin hatte Friedrich Müller seinerzeit den ersten vollgeregelten Lautsprecher der Welt vorgestellt und serienreif auf den Markt gebracht. Aber wie so oft im Leben wird von allem zuviel gemacht, das läuft sich irgendwann tot, und damals war die Aktivtechnik kaum zu vermitteln und die Händler waren nur an Profit orientiert, das konnte man mit passiven LS besser machen.
Heute macht Herr Müller weder Werbung - da müssen schon solche Verrückten wie ich hier schreiben - noch ist er an Messeauftritten oder Teststellungen interessiert. Er fühlt sich in seiner Nische recht wohl. Ihm geht es um seine Arbeit. Marketing ist ihm wesensfremd. Das mag man bedauern oder nicht. Kenner und Musikliebhaber kommen irgendwann mal zu ihm. Das muß genügen.
Dadurch versteht man den Deiner Ansicht nach kargen Flyer (immerhin gibt es einen :mrgreen: ) evtl. ein wenig besser. Nicht jeder legt Wert auf eine Pseudo-Objektivierung der eigenen Arbeit, noch weniger mag ein Interesse daran bestehen, durch die Angabe von wie auch immer ermittelten Daten und nur Gott weiß wie entstandenen, in der Praxis oftmals recht bedeutungslosen "Messungen" irgendetwas Handfestes vorzugaukeln. Gespielt wird letztenendes auf dem Platz... :cheers:

Grüße,
Thomas
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