AVB-LAN

Player, Streamer, Wandler, Vorverstärker usw.
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dietert
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AVB-LAN

Beitrag von dietert »

Hallo miteinander,

ein Thread zum Thema AVB, scheint eine wichtige Technologie zu sein/zu werden.

Zur Technik: AVB ist nicht Ethernet, sondern eine Erweiterung von Ethernet um Echtzeitfunktionen. Damit ist gemeint, dass per Kommando der normale Datenverkehr angehalten werden kann, um die Kabelverbindung für Echtzeitfunktionen zu nutzen, wie z.B. PLL-Synchronisation von Clocks, Synchronisation von dezentralen Uhren usw. Das funktioniert mit Kabel ("A") viel besser als mit WLAN ("B"). Insgesamt müssen alle ans AVB-LAN angeschlossenen Geräte erweiterte Hardware bekommen, um die Zusatzfunktionen zu realisieren.

Man braucht also auch am Rechner eine ABV-Schnittstelle statt einer Ethernet-Schnittstelle. Sonst kann man zwar ein AVB-Netz verwalten, aber keine Audio- oder Video-Streams einspeisen. Anscheinend haben viele Rechner die erweiterte Hardware bereits, Treiber sind in Entwicklung. Hier ist Intel anscheinend seit Jahren aktiv.

Dann braucht man statt eines Ethernet-Switches einen AVB-Switch. Wird inzwischen von verschiedenen Firmen angeboten. Für Experimentierfreudige ab US $ 120 bei minidsp oder dsp4you, als Gerät mit Gehäuse ab etwa 300 oder 400 €.

Für die Einspeisung und den Empfang von Audio-Streams bieten sich die AVB-Geräte an, die inzwischen von mehreren Herstellern angeboten werden. Das sind wieder für Experimentierfreudige die Kits von MiniSDP (AVB-DG ab $90) oder von XMOS (ab $300 mit eingebauten 8x DACs und 8x ADCs). Oder wieder Geräte z.B. von Motu ab etwa $ 1000. Anscheinend ist eine Quelle der Technologie bei XMOS. Siehe z.B.

http://www.xmos.com/products/audio/networked
(zwei englischsprachige Videos!)
https://www.xmos.com/support/boards?product=18334 (Audio platform)
http://www.dsp4you.com/products/avb-oem-series/avb-sw (Switch board)
https://www.minidsp.com/products/search ... temid=1309 (MiniDSP AVB Angebote)

Was hat AVB mit Aktivlautsprechern zu tun? AVB ist USB bei großen Installationen überlegen, d.h. Anwendung auch im professionellen Bereich. Durch Anwendung in Robotik (Fertigung) und Automobilindustrie bildet sich hier anscheinend ein langlebiger Standard, mit dem man sich auseinandersetzen muss.

Offene Fragen:
- Praktische Erfahrungen?
- Welche Audio-Standards werden bisher unterstützt? Kann man AVB für andere Audioformate als PCM
nutzen, z.B. DSD oder vielleicht Fließkomma?
- Wo bekomme ich einen Ethernet- oder AVB-gesteuerten Lautstärkeregler zum Einbau in die Aktivbox?

Grüße,
Dieter T.
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Weitere interessante Fakten zu AVB:

Kabel günstig, extrem Störunanfällig, bis 100 Meter Länge.
100 Meter max je Gerät, ein Router kann als Repeater arbeiten, so lassen sich sogar mehrere hundert Meter erreichen.
Die Latenz ist fix, nicht variable wie zB USB.
Die Latenz beträgt nur unglaubliche 0,625ms, sogar über bis zu 6 Switches hinweg.
Es können bis zu 512 Kanäle, gleichzeitig in beide Richtungen (in/out) mit extremer Auflösung genutzt werden.
Die Einrichtung erfolgt automatisch ohne Netzwerkkonfiguration.
Alle Geräte werden auch im Takt synchronisiert, da das AVB stabile Latenz hat, ein einzelner Master kann ausgewählt werden und alle laufen mit, ohne zusätzliches Kabel.
Mehrere Quellen können in eine Ausgabe spielen.

übrigens unterstützt der Mac schon seit 2012 AVB in den Interfaces (PlugnPlay Geräte<->Mac Ethernet)

Gruß
Josh
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Danke Dieter, sehr interressant!
Viele Grüße
Horst-Dieter
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

AVB hatte ich bisher auch nicht auf dem Schirm....

Macht einen interessanten Eindruck. Speziell das konstante Delay!

Bin auf die ersten Klangbeschreibungen gespannt!

Viele Grüße

Christian
KSTR
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Beitrag von KSTR »

Ich sehe da jetzt nichts was AVB im Moment besser macht als Dante, weil Dante als Layer-3 Protokoll eben *keine* spezielle Hardware braucht, sonder mit Standard-Ethernet-Ports und -Switches auskommt. Dafür kostet Dante mehr Lizenzgebühren was sich in den Preisen der Endkunden-Hardware halt auch niederschlägt.

Das Delay ist gleichwertig, und die Situation dass man 5 oder mehr Switche braucht hat man nur bei Größt-Installationen mit hunderten Endgeräten.

Beide können 32 Bit FixedPoint /192kHz PCM. Dante wurde angefragt ob sie DSD können würden, und ja, könnten sie aufsetzen, haben es aber mangels Markt dafür nicht gemacht.
Dante ist (mW) ein Audio-Only Format. AVB dagegen ein Universal A/V-Format und kann daher prinzipiell "alles" was es an Audio/Video-Fomaten so gibt (auch zB Floating-Point Audio PCM).
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dietert
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Beitrag von dietert »

Hallo kstr,

gut, der Preis für den AVB-Switch ist in dem Preis für ein minimales Dante Gerät wohl enthalten. Und es handelt sich ja um eine Weiterentwicklung von Ethernet, d.h. der AVB-Switch ersetzt einen Ethernet-Switch.

Und die zusätzliche Hardware kann eben bestimmte Dinge, die Ethernet-Hardware nicht unterstützt. Ethernet-basiertes Streaming ist wie Autobahnfahren. Meistens funktioniert es gut und man kommt rechtzeitig an, aber wenn dichter Verkehr ist kommt man eben zu spät. Natürlich ist ein Gigabit Heimnetzwerk dermaßen überdimensioniert, dass man Audio gut und zuverlässig übertragen kann.

Grüße,
Dieter T.
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bvk
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Beitrag von bvk »

Switche,
da geht es um die Latenzen. Im Prinzip so ähnlich wie bei den Switches heute auch. Für Gigabit, oder beispielsweise für Telefonie, sind ja auch geeignete Geräte erforderlich. AVB geeignete Switche schalten schneller, sind managebar und priorisierbar und an die Sonderaufgabe angepasst. Es ist schon datentechnisch einiges los, wenn nicht nur Musik, sondern auch Video in voller Bandbreite übertragen werden muss. Solche Ethernet Adaptionen gibt es schon länger, aber eine Standardisierung im Audio Video Bereich war bis jetzt noch nicht vorhanden. So haben die Firmen sich proprietäre Adaptionen erarbeitet, die sich aber nur in Details unterscheiden. Schließlich wollten die das Ethernet nicht neu erfinden, sondern nur dessen Möglichkeiten für die Aufgabe ausreizen.
Man benötigt auch keine Switche wenn die Geräte direkt vernetzt sind, also zB vom Rechner zum Mehrkanalwandler. Wichtig ist jetzt, dass der Rechner in der Lage ist die Optionen, die das Gerät via Ethernet sendet, zu erkennen und zu verarbeiten. Er benötigt dafür möglicherweise eine Software die das ermöglicht.
Beim Mac scheint die Ethernetschnittstelle nativ passend ausgewertet zu werden, wie ich beim Besuch der miniDsp Seite festgestellt habe. Das Gerät, sofern es sich um ein Aus- oder Eingabegerät handelt, wird mit allen Kanälen erkannt und ist steuerbar. Das kann der Mac ebenfalls nativ. Wenn aber beispielsweise ein Beleuchtungsgerät oder ein Mixer gesteuert werden muss, wird sicherlich ein Treiberpaket notwendig sein.
Bis das alles im HomeHifi ankommt, vergehen wahrscheinlich noch Jahrzehnte. In diesem konservativen Segment sind 220 Volt Steckdosen und goldene uralt RCA Stecker samt Wunderkabeln wichtiger.

Grüße, Bernd
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