Hallo zusammen,
ich habe zwischenzeitlich vier unterschiedliche Kabeltypen - jeweils 5 Meter Länge getestet.
Testkandidaten
- Cordial CCM 5 FM
Kabelquerschnitt: 2x 0,2 mm²
Besonderheit: Sehr günstig
XLR-Steckern: Rean
Preis Stereopaar 5m: 21.- €
- Sommer Cable Gallileo 238
Kabelquerschnitt: 2x 0,38 mm
Besonderheit: doppelter CU-Wendelschirm
XLR-Stecker: Neutrik NC3 M/FXX-B (vergoldete Kontaktstifte)
Preis Stereopaar 5m: 70,- €
- Sommer Cable CarboCab
Kabelquerschnitt: 2x 0,25 mm²
Besonderheit: hoch verdichteter Carbon als Isolatorschicht zwischen Kupfer und Außenisolierung der Adern, Kapazität Ader/Ader bei 1m 46 pF,
Leiterwiderstand bei 1km < 78 Ohm
XLR-Stecker: Neutrik NC3 M/FXX-B (vergoldete Kontaktstifte)
Preis Stereopaar 5m: 120,- €
- Vovox sonorus direct S500
Kabelquerschnitt: mir nicht bekannt
Besonderheit: ungeschirmt, Solid Core Signal- und Masseleiter aus Kupfer der höchsten Reinheitsklasse, Helixverseilung, Ummantelung mit Naturfasern, Leiterummantelung aus hochreinen (weichmacherfreien) Polymeren, Stereometer messtechnisch gematched
XLR-Stecker: Neutrik (vergoldete Kontaktstifte)
Preis Stereopaar 5m: ab 340,- €
Diese 4 Kabeltypen habe ich deshalb bei mir zuhause, weil sie zugleich meinen audiophilen Werdegang in puncto Monitorzuleitung dokumentieren. Begonnen hatte ich tatsächlich mit dem Kabeltyp 1, denn niemand konnte mir seinerzeit weismachen, dass es bei der bloßen Übertragung simpler analoger Musiksignale große Einflussmöglichkeiten gebe. Wer da gerne mehr Geld versenken möchte - bitteschön. Zwischenzeitlich ist diese Stimme in mir verstummt...
Testkriterien
Ich habe bei dem Vergleichstest insbesonders auf folgende Parameter geachtet:
- Tonalität: Welcher Ausschnitt aus dem Frequenzgang wird mehr/weniger betont?
- Detailauflösung: Welche Muskbestandteile gibt das Kabel wieder bzw. verschluckt sie (besonders Artikulationslaute, Hintergrundgeräusche von Instrumentenmechaniken, Raumgeräusche, Nachhall etc. eigenen sich dafür).
- Raumabbildung: Ein Parameter der eng verwandt mit dem Parameter Detailauflösung ist; denn je höher die Auflösung, desto klarer wird der Raum wiedergegeben. Doch auch andere Parameter wie Lokalisationsschärfe, Stabilität der Phantomschallmitte, Tiefeneindruck spielen eine Rolle.
- Musikalischer Fluss/Natürlichkeit: Ein sehr subkjektiver Parameter, dem die Aussagen der ersten 3 Parameter zugrunde liegen. Eine unausbalancierte Tonalität, verwaschene Details oder ein verschwommen definierter Raum können keinen Eindruck von musikalischem Fluss und Natürlichkeit erzeugen, sondern lassen einen angestrengter hören und distanzierter zum musikalischen Geschehen bleiben.
Ich habe die Kabel immer mit gleichem Ausgangspegel gehört (Der Audio-GD-Master 1 hat idealerweise gerasterte Einstellungen). Allerdings habe ich in mehrere Durchgängemit drei untershiedlichen Pegeln gemacht:
1. Pegel Hintergrundmusik
2. Pegel normale Hörlaustärke
3. Pegel grenzwertige Lautsärke
Gerade bei sehr leise und sehr laut (1. und 3. Pegel) zeigen sich nochmal bestimmte Qualitätsunterschiede deutlicher. Bei leisen Pegeln werden z.B. die Unterschiede in der Detailauflösung noch besser hörbar, bei hohen Lautsärken zeigt sich beispielsweise, wie schnell der Klang anstrengend wird oder zuschmiert. Auch wird deutlich, inwieweit Kabel ihre tonale Balance bei zunehmender/abnehmender Lautstärke verändern.
Hörvergleich
Ich beginne mit dem Cordial CCM 5 FM, ein absoluter Preissieger - keine Frage. Was seine tonalen Eigenschaften anbelangt, so wirkt es beim ersten Hören erstaunlich ausgewogen. Man könnte sich fragen: Was will man mehr? Dennoch fällt beim weiteren Hören auf, dass es in den Höhen etwas scharf und im Bassbereich unpräzise klingt. In Bezug auf Detailauflösung und Raumabbildung ist es das Schlusslicht verglichen mit den anderen drei Kabeln. Details werden verschliffen, die Raumabbildung wirkt flach und ohne Tiefenstruktur. Die Phantomschallmitte wirkt ausgefranst zu den Seitenrändern. Verglichen mit den anderen Kabeln klingt alles etwas lebloser, langweiliger, distanzierter. Bei niedrigenLautsärken, verschluckt das Kabel stärker Details, hohe Lautsärken scheitern dagegen daran, dass das Klangbild zuschmiert und sehr antrengend schrill und zugleich wumernd klingt.
Doch würde man nur dieses Kabel kennen, würde einem sicher nichts fehlen (so ging es mir lange Zeit zumindest). Erst wenn man den Vergleich mit höherwertigen Kabeln hat, weiß man, was einem entgeht.
Hier kommt das Sommer Gallileo 238 ins Spiel. Die Unterschiede sind schon nach einigen Takten Musik deutlich. Es klingt nicht ganz so scharf, mit etwas mehr Wärme, aber auch im Bass genauer mit weniger Wummern. Auch die Detailabbildung ist besser, was sich darin auswirkt, sich mehr im Musikgeschehen zu fühlen. Hier kommt auch mehr Tiefeneindruck zustande. Auffällig ist bei diesem Kabel, dass es auch bei geringen Lautstärken seine Detailauflösung sowie seinen tonalen Charalter behält im Gegensatz zum Cordial . Doch bei hohen Lautstärken zeigt es ein ähnlich angestrengtes Klangbild wie dsa Cordial, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt. Auch wenn schon besser als das erste Kabel, so fehlt gegenüber den beiden höherwertigen Kabeln noch eine ganze Strecke.
Bereits das Sommer Carbokab 225 zeigt gegenüber den ersten beiden Kabeln einen hörbaren Zuwachs an Detailauflösung - und zwar nicht nur in den Höhen sondern auch im Bassbereich, der deutlich an Kontur gewinnt. Zugleich hört sich das Klangbild insgesamt entspannter an, ohne flach oder gar langweilig zu wirken. Im Gegenteil: Es wirkt aufgeräumter und entschlackter und ermöglicht damit, anstrengungsloser in die Musik einzutauchen - übrigens auch bei hohen Lautstärken. Bei geringen Lautstärken bleibt es fein detailliert - auch im Bassbereich. Sein tonaler Charakter bleibt bei jeder Lautstärke stabil. Von den drei ersten Kabeln habe ich hier das erste Mal den Eindruck von "richtiger Wiedergabe".
Dass hier noch längst nicht das Ende der Fahnenstange ist, zeigt dann das Vovox Sonorus. Tonal gesehen wirken Höhen und Tiefen gegenüber den anderen Kabeln zunächst ein wenig zurückgenommener, oder umgekehrt die Mitten etwas mehr im Vordergrund. Der Eindruck entsteht vor allem dadurch, dass die Höhen frei von Schärfe und der Bassbereich ausdifferenzierter klingt.
Überhaupt kommt in puncto Ausdifferenzierung der Detailwiedergabe keines der anderen Kabeln auch nur annähernd heran. Der immer wieder gern erwähnte "weggezogene Schleier" muss leider auch hier wieder herhalten, um zu beschreiben, was dieses Kabel bewirkt. Das hat auch positive Auswirkungen auf die Raumabbildung: Eine scharf umrissene Lokalisationsschärfe, in der Instrumente sowohl in Bezug auf ihre Umrisse aber auch in Bezug auf ihre Position im Raum definiert sind.
Die Charakteristika behält das Kabel auch bei extrem hohen Lautstärken. Bei keinem anderen Kabel kann ich so weit aufdrehen, ohne dass es anstrengend wird oder das musikalische Geschen an Durchhörbarkeit verlieren würde. Die Wiedergabe mit diesem Kabel zieht mich so in das musikalische Geschehen hinein wie keines der anderen drei Kabel.
Fazit:
Es gibt keinen Kabelklang? Stimmt, wohl aber einen durch Kabel beeinflussten Klang - und die Unterschiede sind mehr oder weniger deutlich. Bei den 4 Kabeln kann man getrost den alten Spruch anwenden: You get, what you payed for. Davon abgesehen würde ich sagen, dass das Sommer Cable Carbocab 225 das ausgewogenste Verhältnis besitzt von Kosten zu Klangqualität. Gegenüber dem Sommer Cable Gallileo ist der Preisprung noch erträglich, der klangliche Zugewinn aber beachtlich.
Gegenüber dem Kabel von Cordial, mutet das Kabel von Vovox mit seinem 16-fachen Preis geradezu idiotisch teuer an. Dabei klingt es noch nichteinmal 16 mal besser, sondern einfach nur wesentlich besser. Auch wenn jeder mühelos den Unterschied zwischen dem Cordial und dem Vovox herauszuhören imstande ist, so bleibt es doch eine sehr individuelle Entscheidung, ob einem der wahrgenommene klangliche Zugewinn diese Mehraugabe wert ist. Mir persönlich ist sie es.
Verschwiegen sollte übrigens nicht, dass es noch weitere Qualitätssteigerungen jenseits des Vovox Sonorus Direct gibt: zum Beipiel das aus gleichem Hause stammende Sonorus Textura oder die Flachkabel von Jenna Labs. Die Preise steigen dann exponentiell zur weiteren Klangsteigerung. Wer wirklich schon alles in seiner Anlage optimiert hat, der könnte vielleicht auch hier noch eine lohnende Investition sehen. Aber wie gesagt, diese Entscheidungen sind sehr individuell.
Auch sollte nicht verschwiegen werden, dass es bei dieser Betrachtung ausschließlich um industriell gefertigte Kabel geht. Wer weniger Geld dafür aber mehr Zeit zu investieren bereit ist, findet in dem von Harald (nihil.sine.causa) entwickelten und vorgestellten Kabel sicher seinen Traumklang. Nach dem, was ich mit diesem Kabel auf dem letzten Forumstreffen im kleinen Raum bei den Monitorvergleichen gehört habe, lohnt sich die Mühe auf jeden Fall. Wer nicht den ganzen Thread von Harald lesen möchte, findet hier den Einstieg in die Bauanleitung:
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 90#p141324
Vielleicht hat jemand an seiner Anlage den Selbstbau mit dem hier beschriebenen Vovox Sonorus Direct gemacht und kann berichten.
Grüße
Fujak