Harald (saabcoupe) mailte mich heute morgen an, ob ich nicht Lust hätte, mal in seinen DAC, den Esoteric D03 reinzuschauen und ihn evtl. noch ein bisschen zu frisieren, falls das überhaupt geht - wenn nicht eben nicht. Herbert (Herbert Z) hat das Gerät ja auch im Einsatz und ist begeistert von dessen Klang. Zufall, wir beide hatten heute Zeit, er wohnt nicht weit und kam kurz vorbei. Ich war natürlich gespannt, wie sein DAC im Vergleich mit meinem G-ADS2 DAC spielt. Aus "kurz" wurden dann drei Stunden interessanten Hörvergleichs.
Die Highend-Gleichung kostviel=wiegtviel geht voll auf beim D03 und ich bin dankbar, dass Harald die 27kg von seinem Kofferraum in mein kleines Labor schleppt. Erst mal abstellen und ein Pläuschchen halten, bei dem rauskommt, dass der D03 über keine integrierte Lautstärkeregelung verfügt. Wie sollen wir ihn denn dann mit dem Linn vergleichen? Das hatte ich schon befürchtet. Dazu kommt noch, dass der Linn am besten und standardmäßig so spielt, dass er MS-kodierte Kost kriegt, der zudem eine Acourate-Korrektur vorgeschaltet ist. Diese ändert nichts am Pegel, ist also keine klassische Raumkorrektur (mein Raum ist auch ohne ok), sondern stellt lediglich die Zeitrichtigkeit der AGM 9.4 am Hörplatz her. Das bringt noch ein bisschen was. Und für einen guten Vergleich sollte jedes Gerät mit exakt gleicher Lautstärke und mit seinen besten Voraussetzungen spielen. Ich habe mir deshalb folgende Strategie für einen Hörvergleich ausgedacht:
- 1. Die 27kg in den Hörraum schleppen.
2. Den Linn mit einem gefalteten und MS-kodierten Testton (1kHz Sinus links und rechts, 0dBFS) füttern und die Spannungen an den Lautsprechereingängen messen.
3. Den D03 digital mit dem gleichen Testton vom Linn füttern (aber nicht MS-kodiert, denn das kann er nicht verarbeiten) und ebenfalls die Spannungen messen.
4. Pegelunterschied berechnen und offline die Musik korrigieren.
Nun muss aussagekräftige Musik zum Test her. Nach kurzem Reinhören entscheiden wir uns für eine gute alte Bekannte:
1. Stück, Sara mit Barb Jungr in 192/24.
Die Idee: Das Teststück wird nun in einem eigenen Verzeichnis in zwei verschiedenen Versionen bearbeitet abgespeichert, einmal a) für den Linn und einmal b) für den Esoteric. Für die Probe über alles wird noch ein 1kHz-Sinus genauso bearbeiten wie die Testmusik und nachher gemessen, ob bei beiden Geräten jetzt gleicher Pegel auf allen Kanälen rauskommt. Abspielen dann ohne ConvoFS, also ohne online-Faltung, weil vorab bearbeitet.
- a) Der originale File wurde in foobar per convolver mit dem passenden Acourate-File offline gefaltet und mit dem Matrixmixer MS-kodiert.
b) Der originale File wurde ebenfalls offline gefaltet mit demselben Acourate-File. Der Matrixmixer kam ebenfalls zum Einsatz, aber nicht für die MS-Kodierung, sondern für die offline-Lautstärkeanpassung.
a)
b)
Beide Geräte gehen analog über meine Standardverkabelung und die Umschaltanlage, das Digitalkabel vom Linn zum Esoteric ist ein Oyaide FTVS-510, das passend von mir konfektioniert wurde, also BNC am Linn und Cinch am Esoteric. Der Test mit dem bearbeiteten 1kHz-Sinus zeigte gleiches Signal auf allen Kanälen mit Abweichung kleiner 0,05dB von links zu rechts genauso wie von G-DAC zu D03.
Ich weiß, so mancher verdreht die Augen, wenn er bis hierher durchgehalten hat. Wozu dieser ganze Aufwand, warum nicht einfach mal dranklemmen und dann wird man schon hören, welches Gerät was besser kann. Genau das ist ein Trugschluss. Und der Grund dafür, dass oft bei Tests, die bei einem nicht ganz so seriösen Händler durchgeführt werden (ich weiß, hier im Forum gibt es natürlich nur seriöse), immer das Gerät gewinnt, das der Händler gerne verkaufen möchte. Möglichst perfekt gleiche Voraussetzungen bei möglichst perfekt gleichem Pegel ist die Bedingung für einen guten Hörtest, sonst kann man es nach meiner Meinung gleich bleiben lassen.
Endlich konnten wir den D03 im Vergleich zum G-DAC hören. Erster Eindruck bei uns beiden, Harald und mir: Beide spielen auf verdammt hohem Niveau. Zweiter Eindruck nach mehrmaligem Vergleich, auch wieder einstimmig: Der G-DAC löst ein bisschen besser auf, spielt noch etwas feiner und losgelöster. Tonal spielen beide nahezu gleich - der Linn minimal heller. Die erste Runde geht also an den G-Linn, aber wir wollten noch etwas mit klassischem Orchester hören. Kleine Besetzungen sind einfacher für DACs, ein großes Orchester muss her. Auch ein Forumsklassiker, auch in 192/24:
Nach der beschriebenen offline-Prozedur geht es weiter mit dem Hörtest. Auch beim Orchester sind beide sehr gut. Beim G-ADS2 DAC wirkt aber alles noch etwas müheloser, die Triangel schwebt länger und die Durchzeichnung ist noch ein bisschen besser, ebenso die Fokussierung. Der Esoteric hat einen Tick mehr Bass, aber wir sind uns einig, dass der nicht unbedingt sauberer ist, eher im Gegenteil.
Nun, ein Gerät mit exzellenten Genen, würde ich sagen. Harald hatte ihn zuhause schon mit seinem Oppo 205 und dann mit einem ausgeliehenen G-Oppo2 (auf Basis 205) verglichen. Er meinte, der Unterschied zum originalen 205 war klar und deutlich, der Unterschied zum G-Oppo2 etwa so oder eher noch ein bisschen größer als jetzt der Unterschied zum G-DAC, nur eben umgekehrt. Das heißt, er sortiert sich schon von Haus aus zwischen G-Oppo2 und G-ADS2 DAC ein mit mehr Nähe zu letzterem.
Harald beschloss, das Gerät bei mir zu lassen, damit ich mal meine neugierige Nase reinstecken kann. Ob noch etwas mehr rauszukitzeln ist - keine Ahnung. Ich werde berichten.
Viele Grüße
Gert