Liebe Freunde,
ich geb's zu: Ich habe die September-Ausgabe des Audio Magazins gelesen und mich - 40 Jahre nach der Verführung zur Backes & Müller Delta - erneut zu einem Blindkauf hinreißen lassen. Grund war die herausragende Rezension der passiven(!) Wharfedale Linton Heritage, der Jubiläumsauflage eines alten Erfolgsmodells aus den 60er Jahren.
Ich bin schon länger auf der Suche nach einem Stellvertreter für den legänderen "britischen Sound" und natürlich hatte ich dabei vor allem die
aktive Spendor BC 1 im Auge. Aber da es sich bei der aktiven Spendor um keinen echten Aktivlautsprecher (mit aktiver Frequenzweiche) handelt und die meisten Exemplare auch optisch sehr gelitten haben, kamen diese für mich nicht in Frage. Britische Aktivlautsprecher anderer Hersteller wie z.B. von ATC sind auf dem Gebrauchtmarkt nur für sehr teures Geld zu finden.
Mit großem Interesse las ich daher den besagten Artikel in der Audio. Und der setzte den üblichen Superlativen noch eins drauf. Ich zitiere mal das Fazit des Rezensenten:
Andreas Günther hat geschrieben:Da geht die Sonne auf! Auch wenn wir von diesem Lautsprecher einiges erwartet hatten, so überraschte er uns doch in allen Rubriken positiv. Seine perfekte Verarbeitung, die anspruchsvollen Membranen – schon äußerlich wollten wir den günstigen Preis nicht glauben. Dann der Klangeindruck: harmonisch, geschlossen, weites Panorama, edle Dynamik. Es gilt, einem großartigen Preis-Leistungs-Wunder* zu huldigen.
*) Der Paarpreis beträgt € 1.000,00 zzgl. € 300,00 für die Ständer.
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Quelle:
http://www.wharfedale.co.uk/linton/
Nach dem Lesen dieses Tests gab es kein Halten mehr. Egal ob aktiv oder passiv, diese britischen Lautsprecher - made in China
- mussten her!
So, und jetzt stehen sie bei mir. Wie ihr seht, habe ich mich für die Ausführung mit Walnuss-Furnier entschieden. Übrigens handelt es sich um ein Echtholz-Furnier in perfekter Verarbeitung.
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Mangels (der noch nicht bestellten) Ständer mussten die Wharfedales auf den Betonsockeln der O 410 Platz nehmen.
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Auf diese Weise konnte ich nun endlich auch den Abacus Ampino in Betrieb nehmen, der bislang ausschließlich der optischen Balance meines "Racks" diente.
Vom ersten Ton an ließ die Linton Heritage erkennen, dass sie weiß, was eine neutrale Wiedergabe ist. Jedenfalls hat sie die dieselben herausragenden Tugenden meiner O 410: perfekte Stimmenwiedergabe ohne Betonung eines bestimmten Frequenzbereiches. Natürlich kann die Linton der O 410 im direkten Vergleich nicht das Wasser reichen, aber würde ich diese nicht kennen, würde mir jene vollkommen reichen. Die O 410 wie auch die neben der Linton stehende BM 10 schälen noch mehr Details aus den Aufnahmen, aber dieser vermeintliche Nachteil der Linton kommt ihr bei der Wiedergabe meiner Schallplattensammlung aus den 70/80er-Jahren sehr zu pass: die aus heutiger Sicht oft höhenlastig abgemischten Aufnahmen werden auch bei hohen Lautstärken niemals lästig.
So habe ich derzeit ein wunderbares Trio am Start:
- K+H O 410 für den Referenzklang
- Backes & Müller BM 10 für Instrumentalmusik (z.B. Orgelkonzerte)
- Wharfedale Linton Heritage für meine Schallplattensammlung
In der Zwischenzeit ist bei stereophile.com eine Rezension mit Messungen, die die Einschätzung der Audio vollauf bestätigen, erschienen:
https://www.stereophile.com/content/wha ... oudspeaker
Fazit des Testers:
Herb Reichert hat geschrieben:The Wharfedale Lintons merge a refined, elegantly detailed, full-range sound with a magnetic personality that made me want to play records—made me want to listen longer, and to understand more of what I was listening to. These conspicuous talents, plus the fact that the Lintons look Jaguar-like expensive and cost less than they should, make the newest Wharfedales highly recommendable.
Wer den Artikel liest, versteht auch, weshalb ich die Abdeckungen meiner Linton Heritage nicht abgenommen habe: Ich hätte sie nur mit Gewaltanwendung runter bekommen und "mit" sollen sie auch besser klingen. So bleiben sie in ihrem äußeren Auftreten genauso britisch korrekt wie beim Klang.
Da sie meine KH O410 allerdings nicht dauerhaft von ihrem Thron, äh Betonsockel werden stoßen können, werde ich den Lintons wohl eigene Ständer spendieren müssen.
Viele Grüße
Rudolf