Hallo lieber Peter,
musikgeniesser hat geschrieben: ↑24.02.2021, 21:43
oder es ist Unternehmenspolitik: 10 Hz und 40 kHz liegen eine Oktave außerhalb des typischen Hörbereiches, was dem "ausreichend" der früheren Sprache von Rolls Royce bezüglich der Leistungsangabe entsprechen würde.
ausreichend im Sinn von reichlich bei Rolls Royce - wobei das nach heutigen Maßstäben auch eher behäbig wäre. Und so wären 40kHz nach heutigen Maßstäben auch eher wenig, wenn da nicht die gemessenen 590kHz wären.
Hallo liebe ML-Fans,
nun frage ich mich als Ingenieur natürlich schon, woher die doch recht massive Klangverbesserung kommen soll, wenn ich dem Vorverstärker messtechnisch ziemlich genau das Verhalten eines idealen Stücks Draht bescheinigen kann. Es geht hier nicht um Nuancen wie z. B. bei Holzklötzchen drunter oder nicht, sondern das ist sehr deutlich. Er erfindet aber offensichtlich nichts dazu, was ja oft als Klangbeeinflussung von Geräten diskutiert wird, Röhrenklirrspektrum etc. Aber mir dämmert da was. Ich mache dazu ein Experiment. Ich nehme eine exzellente Aufnahme, bei der man schon nach wenigen Takten hört, was Sache ist:
Beethovens Cellosonate g-moll op. 5 Nr. 2, der zweite Satz "Allegro molto piu tosto presto", gespielt von Wispelwey und Lazic in 176kHz/24bit. Tolle Räumlichkeit, Präsenz und Körperhaftigkeit der Instrumente, Cello und Flügel. Die ideale Lautstärkeeinstellung für "Naturlautstärke" ist 70 bei direktem Anschluss des Linn an die Boxen.
Schalte ich die ML32 dazwischen, hatte ich bisher den Eingangsverstärker der ML auf 0dB, den Linn auf 80 und die ML auf 70,1, was exakt den gleichen Pegel ergibt (gemessen). Da kriege ich eine ganz deutlich Klangsteigerung mit Vorverstärker. Der Raum ist viel größer, die Instrumente sind präsenter und der Klang kriegt eine beeindruckende Dynamik.
Nun ist die Idee, den Linn runterzudrehen und die ML entsprechend hoch. Fein, dass die Schritte bei beiden Geräten exakt dB entsprechen, bei der ML noch in Zehntel unterteilt. Linn auf 70 und ML auf 80,1 würde den Spieß rumdrehen und den gleichen Pegel ergeben. ML auf 80,1 geht aber nicht, denn bei 80 ist der Anschlag. Also eben Linn auf 71 und ML auf 79,1. Ich reibe mir verwundert die Ohren. Der Vorteil der ML ist im Wesentlichen dahin. Ich stecke hin und her, also Linn 71 ML 79,1 vs. Linn 70 direkt. Die Direktanbindung ein bisschen wärmer, die Kombi vielleicht ein bisschen dynamischer, aber das nimmt sich nicht viel. Alles klar, der hauptsächliche Vorteil der Vorstufe liegt also in der ganz alten Geschichte der optimalen Pegelanpassung begründet! Ich mache weiter, ich lasse die ML auf 79,1, gehe am Linn 6db runter auf 65 und schalte dafür den Eingangs-Amp der ML 6dB hoch. Immer noch exakt gleicher Pegel am Ausgang. Jetzt verliert die Kombi klar gegen Direkt. Ich mache noch 6dB weg am Linn und erhöhe den Eingangs-Amp auf 12dB. Jetzt wird das Bild da vorne richtig klein!
Also zurück auf ML 79,1 und Linn 71. Ich arbeite mich jetzt in die Gegenrichtung vorwärts, also ML76,1 Linn 74, dann 73,1/77 und 70,1/80, die ursprüngliche Einstellung. Mit jedem Schritt zieht es das Bild vor mir größer auf, der Klang wird greifbarer und die Dynamik nimmt zu. Ich gehe weiter in 1dB-Schritten. Das wird noch besser! Bei 67,1/83 sitze ich staunend davor, was da noch geht. Und dann, bei 66,1/84, kippt das. Bei 65,1/85 wird der Klang unpräziser, der Flügel verliert an Präzision und ein bisschen Schwammigkeit kehrt ein. Welch Wunder, bei 84 ist der Linn am Anschlag. Soll heißen, wenn ich dem Linn einen voll ausgesteuerten 1kHz-Sinus gebe (0dBFS) und mir das auf dem Oszi am Analogausgang anschaue, sieht das bei 84 noch gut aus, aber bei 85 sieht man bereits, dass der Sinus oben angesägt wird und ein flaches Dach kriegt. Bei 84 habe ich aber gemessen, dass der Klirr gegenüber 83 bereits signifikant ansteigt. Der obere Anschlag ist also 83. Und da klingt der Linn offensichtlich am besten, bei maximaler Aussteuerung.
Ich höre also wohl im Wesentlichen nicht die Klangverbesserung, die die ML bringt, sondern den Klang des Linn bei unterschiedlichen Pegeln, was die ML nahezu verlustfrei wieder im Pegel zurechtrücken kann - weil sie eben dem idealen verstärkenden oder abschwächenden Stück Draht sehr nahe kommt. Das ist umso erstaunlicher, als der Linn sich auch bei niedrigeren Pegeln ganz vorbildlich misst, was ich irgendwo im Thread eines Linn Katalyst schon mal gezeigt habe. Ist es der DAC-Chip, der trotz 32bit voll ausgesteuert eben doch besser klingt, als wenn man ihm wenige Bit davon klaut? Oder ist es der Lautstärkealgo im Linn? Das ist mit diesem Experiment nicht zu unterscheiden. Klar ist jedenfalls, meine Einstellung bleibt bei
und
Schauen wir uns jetzt mal die Pegel an:
1. Der DAC-Chip AK4497EQ wird maximal ausgesteuert
2. Die Ausgangsstufe im Linn kann max. 12Veff liefern und wird ungefähr zur Hälfte ausgesteuert mit max. 5,6Veff.
3. Die Eingangsstufe in der ML kann bei Einstellung 0dB max. 8Veff und kriegt die 5,6V vom Linn.
Alles gut ausgesteuert, aber mit ausreichend Headroom. Allerdings denke ich, dass die Aussteuerung der Analogstufen in diesem Bereich hier eher nebensächlich ist, denn deren Rauschen versinkt irgendwo in den -150dB meiner Messgrenze, und der Klirr liegt ebenfalls jenseits von Gut und Böse. Bleibt eben der DAC-Chip und die ganzen Rechenalgorithmen davor.
Viele Grüße
Gert
Edit: Eben erst Deinen Beitrag gesehen, Horst:
Trinnov hat geschrieben: ↑25.02.2021, 13:49
Warum ist denn bei dir der Rauschteppich in der Höhe so schmal?
Wie von Dir vermutet kommt das durch die Mittelwertbildung über 50 Messungen, siehe rechts oben in den Messschrieben.