Es sei angemerkt: die Messe in Warschau ist riesig! Das fällt erst gar nicht so sehr auf, weil es größtenteils ja »nur« eine Hotelmesse ist und sich das Geschehen auf drei Standorte verteilt.
Da ist zunächst mal das Radisson Blu, sehr zentral gelegen am Zawiszyplatz. Das ist so ein bisschen der Hauptstandort, an dem sich auf acht Stockwerken (!) die Aussteller meist in Hotelzimmern, sowie einige wenige in einem halben Dutzend verfügbarer Konferenzräume präsentieren. Das Preisniveau des gezeigten ist hier auch für breitere Massen tauglich und erfreulicher Weise versuchen hier auch die wenigsten Aussteller, irgendwelche großen Lautsprecher-Topmodelle in viel zu kleinen Zimmer vorzuführen.
Schräg gegenüber auf der anderen Seite des großen Kreisverkehrs liegt das Golden Tulip Hotel. Hier wird es deutlich hochpreisiger, und präsentiert wird hier hauptsächlich in acht verschieden großen Räumen, die von den Abmaßen her irgendwo zwischen großzügigem Konferenzraum und Ballsaal einzuordnen sind.
Und dann ist da noch das Nationalstadion, ca. fünf Kilometer immer geradeaus die Straße runter und per Shuttlebus angebunden. Stadion? Ja, genau. Das Teil ist ziemlich groß — es fasst innen knapp sechzigtausend Zuschauer — und hat vor allem fünf Dutzend großzügige VIP-Lounges, neudeutsch »Sky Box«. Und auch viel Platz auf den Fluren davor. Und: es gibt vierzehn wunderbare Räume, bei denen auf dem Türschild nur bescheiden »TV« steht. Das sind große Räume mit studiomäßig ausgebauter Raumakustik. Wenn ich so etwas zuhause hätte, würde ich glücklich lächeln. In diesen Räumen können dann auch Anlagen in sehr deutlich sechsstelligem Preisbereich mal so richtig zeigen, wofür sie gemacht sind. Also: zumindest theoretisch...
Ich war die ganzen drei Tage da, habe den Freitag fast komplett nur im Stadion verbracht, Samstag hauptsächlich das Radisson »abgearbeitet« und Sonntag dann noch das Golden Tulip und noch einmal das Stadion besucht.
Erwähnen sollte man unbedingt auch noch das Publikum. Das ist zunächst mal sehr überwiegend einheimisch. Es ist aber vor allem auch deutlich anders strukturiert als auf einer deutschen Hifi-Messe (die High End jetzt mal außen vor gelassen). Auch in Warschau gibt es zwar nicht wenige der bei uns auf den Messen typischen Herren mittleren bis gesetzteren Alters mit betonter Körpermitte und entrücktem Blick. Aber die sind nicht in der Überzahl, es gibt stattdessen auch sehr viel deutlich jüngeres Publikum. Und auch einen erstaunlich hohen Frauenanteil. Und viele Familien, für die diese Messe tatsächlich ein Familienevent ist. Da sind keine gelangweilt mitgeschleiften Ehefrauen, da haben Vater, Mutter und Kind anscheinend gemeinsam großen Spaß an hochwertigen Musikwiedergabegeräten. Was für ein Unterschied!
Es gab im Stadion sogar ein DJ-Set, wo durchgehend live aufgelegt und dazu hochvirtuos gescratcht wurde. Toll!
So, das soll jetzt genug des Vorgeplänkels gewesen sein. Ich schreibe jetzt mal zu einige Preziosen ein paar Worte, und wenn das auf Interesse stößt, dann kann ich gerne noch mehr berichten.
Gruß,
Swen