Lieber Holger,schoko-sylt hat geschrieben: ↑14.06.2023, 09:23
Kannst Du bitte einmal Deinen Gedankengang und Deine Erfahrungen erläutern, dass Du ab 1 kHz bewusst ein bündelndes Verhalten erzielen möchtest? Bei Hörner erzeugt Bündelung ja ein zunehmende Schärfe im Klangbild, die man zu vermeiden sucht, allerdings auch eine besondere Fokussierung. Geht es Dir um diese bessere Fokussierung?
Bei den von Dir abgebildeten Frequenzgängen auf Achse, unter 30° und 60° wäre ich fast geneigt, die Lautsprecher so aufzustellen, dass der Zuhörer am Sweet spot auf 15° - 30° sitzt, weil dieser Frequenzgangverlauf mit dem Hochtonabfall dem natürlichen Abfall im Raum folgt und Acourate weniger zu korrigieren hätte, da die Target sich wahrscheinlich mit dem gemessenen Frequenzgangabfall decken würde. Aber auch das hast Du bei dem ganzen betriebenen Aufwand sicherlich schon probiert und für schlechter befunden.
Dann würde mich noch interessieren, wo und mit welchen XO's Du den Bass vom Array trennst.
Gern würde ich Dein System einmal hören. Das ist sicherlich total spannend und ein besonderes klangliches Vergnügen.
Herzliche Grüße
Holger
Das Eckhorn klingt am knackigsten mit einer Bessel R und L Weiche 2. Grades bei 115 Hz.
Die Flankensteiheit trifft sich dann ziemlich gut mit dem natürlichen Rolloff der Breitbänder.
Trotz knapp 100% Luftfeuchtigkeit habe ich deinen Vorschlag mit dem Einwinkeln ausprobiert:
Bei 30 Grad Eindrehung nach innen sieht der Frequenzgang so aus: (grüner Graph)
Am Hörplatz ist der mittlere Treiber nur knapp 2 cm näher am Ohr als die beiden oberen und unteren.
Nach erfolgter Korrektur war das erhörte Ergebnis aber weniger gut: leicht unschärfere Konturen, weniger Details, flachere Abbildung.
Ein Effekt , der auch auftritt wenn die beiden auf den Hörplatz ausgerichteten Lautsprecher auch nur um 2 cm unterschiedlich aus dem Lot stehen.
Daher ist hier beim Ausrichten der Lines auf unebenem Dielenboden besondere Sorgfalt erforderlich. Mit einem Laserpointer, Bleistift und mehreren Wasserwagen ist das aber nach einer guten Stunde! geschafft.
In der Horizontalebene haben die Arrays ein übliches Bündelungsverhalten, bündeln also in der Summe nicht so stark wie ein Horn, oder?
Um die Bedeutung des horizontalen Abstrahlverhaltens empirisch zu erfassen habe ich spasshalber mal zwei Multipolstrahler gebaut:
Die Multipols stehen gut 2 m von jeder Wand entfernt. Mit Acourate entzerrt und im Nahfeld mit sehr stumpfwinkligen Hördreieck, also fast zwischen den Lautsprechern sitzend, wieder über Eck mit dem Eckhorn als Sub ergibt sich eine äusserst plastische greifbare Wiedergabe, komplett losgelöst von den Lautsprechern, die einfach nicht zu orten sind. Seltsamerweise bieten die Line Arrays, obwohl das Rundstrahlverhalten naturgemäß weniger stark als bei den Multipols ausgeprägt ist einen ähnlichen Eindruck. Die Multipols weisen allerdings eine weniger dynamische, weniger präzise, Details einebnende Wiedergabe auf. Auch gibt es bestimmte Klangfarben, die nicht passen. Ich denke das liegt an der Tatsache, daß die einzelnen Chassis wieder verschiedene Laufzeiten bis zum Ohr aufweisen und an der geringeren Anzahl der verbauten Chassis.
Auf Dauer wäre das nichts für mich, weil mir die aufnahmeseitigen Informationen doch zu wichtig sind und ich beim Hören nichts "suchen" möchte.
Ich konnte erkennen, daß die in räumlicher, zeitlicher und dynamischer Hinsicht richtige Dosis Diffusschall essentiell für ein überzeugendes Hörerlebnis ist und ein horizontal breit abstrahlender Lautsprecher bei meinen räumlichen Verhältnissen (und nur das kann ich beurteilen) von Vorteil ist. Ebenso wie ein starkes bündeln in der Vertikale. Meiner Ansicht nach tragen Boden- und Deckenreflexionen nicht zu verbesserter Plastizität bei und sollten immer vermieden werden.
Wobei ich hinzufügen möchte, daß die Lines über eine besonders ausgeprägte eine "Höhenabbildung" (wie funktioniert das eigentlich bei Stereo?) z.B. bei Vogelgezwitscheraufnahmen verfügen. Das hat bei mir aber garantiert nichts mit den Deckenreflexionen zu tun, weil die ja stark unterdrückt sind. Es muss also schon auf der Aufnahme drauf sein. Diesen Effekt kann ich mir noch nicht erklären -Psychoakustik??
Wer sich das mal anhören will, immer gerne - ich habe noch ein paar Termine frei
Gruß Martin