Plattenspieler läuft zu langsam

wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Didi,
Nebusaradan hat geschrieben: 10.01.2024, 08:54...Habe noch eine Plattentellerauflage mit Stroboskop-Markierungen. Muss nur noch eine geeignete Lichtquelle (Taschenlampe?Handylampe?) herausfinden...
Nur so nebenbei, ohne Dir zu nahe treten zu wollen... Ein Stroboskop arbeitet mit einer festen Abfolge von Lichtblitzen oder hell-dunkel-hell-... Wechseln, z.B. 50 Mal je Sekunde = 50Hz. Stimmt die Geschwindigkeit der Strobo-Markierungen entsteht ein stehendes Bild, denn in der Dunkelzeit sind die Markierungen um eine gewisse Strecke "weitergerückt". Stimmt die Markierungsgeschwindigkeit nicht ergibt sich ein wanderndes oder unscharfes "Bild".

Das nur zum Verständnis, daß Du mit einer Taschenlampe nicht weiterkommen wirst, eine Glühlampe am Netz brächte die 50Hz schon recht gut.

Grüße,
Winfried
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Nebusaradan
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Beitrag von Nebusaradan »

Vielen Dank, lieber Winfried! Auch für die rücksichtsvolle Formulierung angesichts meiner (etwas peinlichen) Wissenslücke. Auch deshalb lese ich so gerne hier in diesem Forum. :cheers:
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realperfekt
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Beitrag von realperfekt »

Hans-Martin hat geschrieben: 09.01.2024, 18:57 wenn es um Präzision geht, hat Linn ein quarzgetaktetes Stroboskop mit 300Hz gebaut, dazu eine entsprechend feiner gerasterte Stroboskopscheibe.
... nicht nur bei LINN!

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Didi, wenn es hilfreich ist, kann ich dir eine 300 Hz Strobo/Scheibe mal leihen.

Peter
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Didi,
moin Winfried,
wgh52 hat geschrieben: 10.01.2024, 13:55 .. eine Glühlampe am Netz brächte die 50Hz schon recht gut.
Leider nicht, denn eine Glühlampe wäre viel zu träge, denn eine Glühlampe braucht etwa eine halbe bis eine Sekunde, um zu verlöschen. Technisch gesehen ist eine Glühlampe ein Heizball, der als Abfallprodukt Licht abgibt. Ehe der Wolframdraht so weit abgekühlt ist, dass er kein Licht mehr abgibt, sind die 50 Hz längst weiter, viel weiter, denn dort liegt ein Ein-Aus-Wechsel von 50 Hz vor, also 100 Schaltungen pro Sekunde.

Eine geeignete Lichtquelle ist eine Leuchtstofflampe mit konventionellem Vorschaltgerät (KVG), also eine, die noch einen extra Starter hat und beim Einschalten die ersten Sekunden flackert. Wer kennt sie nicht, die Bohrspindel in der Werkstatt, die zu stehen scheint, weil der Bohrmaschinenmotor mit Netzfrequenz (3000/min) läuft und man in der Werkstatt das komfortable elektronische Licht meinte sparen zu können, es ist ja nur die Werkstatt oder der Werkstattkeller: weil die Leuchtstofflampen auch mit Netzfrequenz flackern, was wir aber nicht sehen können, weil unser Gehirn nur etwa 25 Hz auflöst (sonst hätte sich eine höhere Frequenz beim Filmen etabliert), finden wir die Werkstatt supergut beleuchtet, was sie quantitativ auch ist, aber der Teufel steckt halt im Detail: qualitativ halt nicht. Und dann greift man in den Fräser, um ihn zu wechseln -- autsch!

Moderne Leuchtstofflampen, also Leuchten, die elektronische Vorschaltgeräte (EVG) haben, taugen ebenso wie Glühlampen nicht für Stroboskope, denn sie haben eine Schaltfrequenz um 30 kHz, damit wir das Pfeifen der Vorschaltgeräte nicht mehr hören können. Für unsere Augen hätte 10 kHz, ja selbst 1 kHz dicke ausgereicht (s. o.), aber nicht für unsere Ohren (wer erinnert sich nicht aus seiner Jugend, als die Ohren noch gut und die Fernseher noch fett waren, an die 19 kHz, glaube ich, Wechselfrequenz der Ablenkung des Lichtstrahls in der Braun'schen Röhre*)).

LED-Lampen, wie sie heutzutage üblich sind, also mit E14- und E27-Fassungen, haben auch eine Wechselfrequenz im Bereich von 30 kHz. Ebenso die im Verschwinden begriffenen Kompakt-Leuchtstofflampen. Der eine oder andere hat es vielleicht schon einmal erlebt, dass beim Lichteinschalten irgend ein fernbedienbares Gerät angefangen hat, zu spinnen, denn Infrarot-Fernbedienungen arbeiten auch mit LED, nur halt schwächer und roter. Der langen Rede, kurzer Sinn: LED-Lampen helfen Dir auch nicht weiter.

Solltest du also noch irgenwo eine uralt-Leuchtstofflampen-Leuchte herum(f)liegen haben, kannst du die gerne nehmen. Am besten natürlich im dunkeln, denn die Sonne emittiert ihr Licht auch kontinuierlich: man stellt sie sich am besten wie einen riesengroßen Glühdraht in einer noch größeren Glühlampe vor, die entsprechend noch viel, viel träger als eine handelsübliche Glühlampe ist.

Ach ja: alles, was mit Batterien betrieben wird, arbeitet mit Gleichstrom: das funktioniert noch weniger als Glühlampen mit Wechselstrom, da schon die Spannung gar nicht wechselt. Wobei LED-Taschenlampen immer flackern, das liegt in ihrer Natur, aber halt auch so, wie die für 230 V, jedenfalls von den Größenordnungen her.

Bitte entschuldige, aber ich hoffe, dich nicht weiter verwirrt zu haben, sondern ein wenig Grundverständnis geweckt haben zu können.

Gruß

Peter

*) Nachtrag: 19 kHz war der Pilotton für Stereo-FM-Wiedergabe. Der war ausreichend unterdrückt. Bei der Braun'schen Röhre waren es 625 Zeilen mal 25 Bilder pro Sekunde, also 15.625 Hz, nicht oder nicht sorgfältig genug unterdrückt. Das konnte man schon ganz gut hören, also ich jedenfalls. Es war aber nicht allzu laut, jedenfalls hat mich das nie vom Fernsehen abgehalten. Diesbezüglich war das Programm oder anfangs auch meine Eltern viel bedeutender.
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Didi,
moin Winfried,

ein Nachtrag zum grundlegenden Verständnis noch: Leuchtstoff- und LED-Lampen sind, ganz anders als Glühlampen, alles andere als träge.

Ich hatte Physik Leistungskurs und in der vorausgehenden elften Klasse Physik Zuwahl. Zuwahl war ein dreistündiger Block und der LK hatte auch einen dreistündigen Block.*) Das waren dann immer die Unterrichtseinheiten, in welchen wir Messungen vorgenommen haben, denn ehe ein Versuchsaufbau vollendet war, wäre eine Doppelstunde häufig schon vorbei gewesen.

Weswegen ich das schreibe: in einem der beiden Kurse durften wir das Oszilloskop hervorholen und eine Messung bestand darin, mit einer Fotozelle das Licht im Physikraum zu messen. Leuchtstofflampen, umgangssprachlich Neonröhren**) oder, immerhin schon halbrichtig Leuchtstoffröhren genannt, in typischen Wannenleuchten der damaligen Zeit. Also die Leuchstofflampen in Leuchten eingebaut, die wannenförmige Opal-Kunststoff-Schirme hatten.

Natürlich noch ohne elektronische Vorschaltgeräte, hier in der Aktivlautsprecherszene vielleicht anschaulicher als Schaltnetzteile umschrieben, denn nichts anderes stellen elektronische Vorschaltgeräte dar. EVG kamen erst in den 80er Jahren auf und ich habe 1980 Abitur gemacht.

Der langen Rede, kurzer Sinn: Fotozelle ans Oszilloskop angschlossen, wahrscheinlich auch die Vorhänge zugezogen, also nicht die orangen, wenn mal die Sonne auf die Tafel schien, sondern die schwarzen, wenn der Lehrer ode die Lehrerin mal den Projektor hervorholte, und gemessen. Und, was soll ich euch sagen: so zackige Rechtecke mit 50 Hz Netzfrequenz, das war schon beeindruckend. Ich meine, mich daran zu erinnern, dass die Phasen etwa gleichlang waren, aber das ich nicht entscheidend. Wichtig ist, dass der Wechsel überhaupt stattfand.

Also zur Einordnung:
  • Batterie- und auch sonstiger Gleichstrombetrieb: Spannungswechsel erfolgt nicht
  • Wechselstrombetrieb (zum Beispiel Netz-, also Stromnetzbetrieb): Spannungswechsel erfolgt
    • Glühlampen: viel zu träge, so dass jeder Spannungswechsel weggebügelt wird
    • Leuchtstoff- und LED-Lampen gleichermaßen: flink, so dass jeder Spannungswechsel zu einen mehr oder weniger vollständigen erlöschen des Lichtstroms führt
      • KVG: normales Netzteil, Lichtstromunterbrechung erfolgt mit Netzfrequenz
      • EVG- und LED-Licht gleichermaßen: Schaltnetzteil, Lichtstromunterbrechung erfolgt im kHz-Bereich
  • Fingerzeig, um die Verwirrung komplett zu machen: batteriebetriebene Leuchtstoff- und LED-Lampen haben beide gleichermaßen eine vorgeschaltete Elektronik, um angesteuert werden zu können; diese Elektronik hat -- auch bei Gleichstrombetrieb -- immer eine Taktfrequenz, so funktionieren diese Lichtquellen nun einmal, die aber stets ebenfalls im kHz-Bereich liegt
Ich hoffe, damit etwas Licht ins Dunkel gebracht haben zu können.

Gruß

Peter

*) ich kann sie in meiner Erinnerung nicht mehr scharf trennen, denn beide Kurse war beim selben Lehrer und dieser dreistündige Block war die 5. bis 7. Stunde, also sogar mit Option auf Verlängerung, weil in den Physikräumen danach kein Unterricht mehr stattfand. Da gab es dann die eine oder andere Sternstunde, wenn man als Schüler oder Schülerin bei einem Versuchsaufbau auch schon mal die Zeit vergaß. Ja, im LK war ein Mädchen, der Rest nur Jungen.

**) die etwas völlig anderes sind, aber das kann hier beiseite bleiben
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