Brahms, Ein Deutsches Requiem

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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hornblower

Brahms, Ein Deutsches Requiem

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Es gibt zahllose Einspielungen dieses epochalen Werks. Diese hier ist klangtechnisch mit Sicherheit ganz oben anzusiedeln. Was das Interpretatorische anbelangt, verweise ich auf die Amazonredaktion:
Der Tod der Chorlegende Robert Shaw im Frühjahr 1999 verhinderte die langerwartete Aufnahme eines Projektes, auf das er sich eingelassen hatte: Die englischsprachige Adaption von Brahms' unsterblichem Meisterwerk Ein Deutsches Requiem. Die vorliegende CD basiert auf Shaws Bearbeitung des King-James-Textes der Brahms-Partitur, an deren Feinschliff der Dirigent gerade arbeitete, bevor er starb. Es war gewiß keine leichte Aufgabe für den Dirigenten Craig Jessop, nun in die Schuhe seines Mentors zu schlüpfen, aber er hat dies in bewundernswürdiger Weise gemeistert (in der Tat gilt Shaws frühere, eigene Aufnahme der Originalversion in deutscher Sprache als Höhepunkt seiner immensen Plattenkarriere). Eine Aufführung voller Kraft, breiträumig angelegt und mit überzeugendem strukturellen Verständnis -- immerhin handelt es sich um Brahms' größtes Werk --, aber auch liebevoll aufmerksam in kleinen strukturierten Details wie den aufsteigenden Harfenakkorden in den Schlußtakten zu "Blest Are They That Mourn" oder dem anschwellenden Choir aus "Death, O Where Is Thy Sting?", um nur zwei Beispiele zu nennen.
Der Mormon Tabernacle Chor ist in hervorragender Form, seine ganz besondere Klangfülle wurde von den Telarc-Toningenieuren in einer warmen und präsenten Atmosphäre festgehalten. Den einzigen Satz für Sopranstimme singt Janice Chandler engelsgleich -- jedoch ohne distanziert zu sein --, während Nathan Gunns Baritonsoli mehr Verletzlichkeit denn Düsternis zeigen. Der englische Text verstärkt noch das Universelle und zutiefst Menschliche in Brahms' Botschaft und seine duale Sichtweise von Schicksalsergebenheit und Trost. Das Ergebnis ist gleichsam auch ein bewegendes Tribut an Shaws Vermächtnis -- ein Vermächtnis von bleibender Kraft.
Wer einmal 16 Hz fühlen möchte (hören kann man das sowieso nicht), dem sei diese Einspielung ans Herz gelegt. Man zuckt unwillkürlich zusammen, wenn plötzlich aus dem Nichts das Zimmer anfängt zu beben.

Eine ganz große Herausforderung für die Lautsprecher. Nicht etwa, weil irrwitzige Dynamikattacken zu meistern wären. Das System muss hier vielmehr in der Lage sein, einen riesigen Chor, eine fulminante Orgel und ein Orchester gleichzeitig transparent und möglichst in "Naturlautstärke" ohne Verbreiung des Klangs wiederzugeben.

Den Telarc-Ingenieuren ist hier aufnahmetechnisch ein Meisterwerk gelungen. Und so ganz nebenbei ist die Musik auch wunderbar.

Gruß Andreas
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