Kommt es auf den "Audiofokus" an?

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uli.brueggemann
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Kommt es auf den "Audiofokus" an?

Beitrag von uli.brueggemann »

Ich hab vor nicht allzulanger Zeit einen Vergleich gehört zwischen einer Grimm-Clock und einer Antelope Rubidium-Clock. War ein dicker Unterschied zugunsten Rb. Er machte sich bemerkbar in einer verbesserten Darstellung eines Klaviers (war als Testtrack verwendet worden), ich würde einfach sagen: ein wunderbarer Fokus.

Bei dem Kunden ist nun AcourateFLOW im Einsatz. Mit ähnlicher Wirkung. Er berichtet ebenfalls über eine bessere Fokussierung. Originalzitat:
Der Effekt ähnelt dem Scharfstellen einer Autofokus-Kamera. Der Klang ist deutlich fokussierter und punktgenauer, was seinerseits eine größere "Entspanntheit" auslöst.
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass es letztlich darum geht:
Unsere Ohren sind für das Timing der empfangenen Signale sehr empfindlich. Was Hans-Martin als Modulationsrauschen beim Jitter bezeichnet, erzeugt schlichtweg Links-Rechts-Unterschiede beim Eintreffen der Schallwellen. Diese Unterschiede bringen eine Unschärfe ins Phantombild. Und wir empfinden dies als "suboptimal".

Wenn es gelingt, das Phantombild scharf zu fokussieren, passt einfach alles. Das Gehirn belohnt dies mit mehr Genussempfindung.

Ob es nun eine Rb-Clock ist (hochgenaue Frequenz) oder eine Bio-Clock (mit nebulösem Biorythmus), ein Flow-Effekt oder eine Raumkorrektur, ein zeitrichtiges Zusammenspielen der LS (egal wie die Sprungantwort aussieht, es kommt auf Identität an) - alles was zu einem besseren Fokus führt, wird als verbesserte Wiedergabe empfunden.

Das obige Zitat verführt mich dazu, einen Begriff zu generieren, den ich gern zur Diskussion stelle:

Audiofokus

Was meint Ihr?

Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

uli.brueggemann hat geschrieben: Unsere Ohren sind für das Timing der empfangenen Signale sehr empfindlich. Was Hans-Martin als Modulationsrauschen beim Jitter bezeichnet, erzeugt schlichtweg Links-Rechts-Unterschiede beim Eintreffen der Schallwellen. Diese Unterschiede bringen eine Unschärfe ins Phantombild. Und wir empfinden dies als "suboptimal".
Hallo Uli
Der Begriff Fokus sagt doch schon alles, wenn wir hier im Audiobereich diskutieren. Eine Verwechselung mit anderen Bedeutungen ist mMn fast ausgeschlossen, deshalb ist Audiofokus hier überflüssig.
Es geht doch eigentlich um die Rekonstruktion einer scharfen Abbildung von Phantomschallquellen, wie sie bei Stereo erzielt werden sollte, aber nicht oder nur unzureichend wird.
Phantomschallquellenfokus träfe es mMn besser, ist aber zu lang. Phantomfokus ist nicht verstehbar, ja lenkt sogar vom gewünschten Ausdruck ab, weil es den Fokus sogar in Frage stellt. Stereofokus könnte dazu verleiten, darunter die Boxenposition zu verstehen, käme aber in meinem Sprachgefühl näher als Audiofokus. Denn bei einer realen/natürlichen Quelle ist Fokus kein Thema, obwohl Audio.

1986/87 gab es CD-Player, wo die Daten für L und R zwischengespeichert wurden, um die L/R Zeitrelation korrekt zu bekommen, da L und R in dem digitalen Signal hintereinander folgten. Solche SampleHold Schaltungen extern nach dem Wandler habe ich nie wieder gefunden. Ich gehe davon aus, dass die Stereoausgänge der Wandler gemeinsam getaktet werden und dieses Problem nicht mehr existiert.
Bei 344m/sec Schallgeschwindigkeit haben wir bei 44100 Samples pro sec einen zeitlichen Abstand von 22,7nS entsprechend 7,8mm zwischen den Samples, der Kanalabstand ist selbstverständlich kleiner.
selbst Nahfeldhörer mit weniger als 2m Abstand von den Boxen werden das kaum hören, die Lokalisationsschärfe liegt bei rund 1°, die Entfernungslokalisation habe ich mit rund 1% im Gedächtnis, begrenzt auf 15m max Entfernung.
Bei Jitter geht es um Werte unter 2nS, also um 0,7mm Weg bei Schallgeschwindigkeit 344mm/s.

Es ist naheliegend, dass weder ein direkter Zeiteinfluss auf die L/R Differenz vorliegt, noch deren Hörbarkeit nachvollziehbar wäre, wenn diese existierte. Das gehört sicher zu den frühen Überlegungen im Vorfeld der Endwicklung der CD und Minimalanforderungen.

Der von mir vor kurzem zitierte DCSJitter Artikel zeigt das Modulationsrauschen-Maximum, wo die Signalschnelle am größten ist, also dort, wo die Signalamplitude gerade minimal ist: im Nulldurchgang.
Wenn das Musikmaterial obertonreich ist, macht sich dieses gehörmäßig besonders bemerkbar und schlägt bis zur Eintrübung von Bass durch, der mit Jitter substanzloser und weniger prägnant wirkt und schneller in Rauschkomponenten "verschwindet".

Unter
Betreff: Absolute Polarität hörbar?
habe ich den Mechanismus zitiert, der im Gehör die Nervenpulse steuert, neben einem Gleichrichtereffekt bei der Nervenzelle spielt gewiss der zeitliche Ablauf des komplexen Signals eine Rolle, bei dem Obertöne häufiger, Grundtöne seltener auftreten, wo eine Diffuserwirkung auftritt..
Die einzige mir bekannte grafische Darstellung der Hörbarkeit von Jitter findet man in
Hans-Martin hat geschrieben:... http://www.nanophon.com/audio/jitter92.pdf über den Zusammenhang von Frequenz und Wahrnehmung von Jitter. Leider ist der begnadete Julian Dunn viel zu früh gestorben.
Unterhalb 500Hz sind hohe Werte akzeptiert, dann geht es bis in den Picosekundenbereich bei 10kHz.
Tolerant unter 500Hz , empfindlich über 2kHz... das erinnert mich an was... :cheers:
Grüße Hans-Martin
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Uli,

ich finde, dass für den Begriff Audiofokus bereits ein m.E. treffenderer Begriff existiert, nämlich "Lokalisation". Der Zusammenhang zwischen weniger Jitter = bessere Lokalisation war auch in unserem Streamer-Test zu beaobachten sowie beim Vergleich unterschiedlicher Playe-Software. Dabei weisen jene Player die beste Lokalisationsschärfe auf, die das ruhigste, detaillierteste und durchhörbarste Klangbild produzieren.

Grüße
Fujak
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