Hallo FujakFujak hat geschrieben:Aber ich habe schonmal in meinem Fireface die Kanaltrennung auf 70% reduziert. Und obwohl dies nicht frequenzabhängig geschieht, klingt auch das schon harmonischer.
Die Lösung liegt nicht in der Verengung, sondern in der Anpassung von Bass zum Hochton in der Lokalisation. Den Bass verbreitern ist schwieriger als die Verengung im Hochton.
Letztere kann man mit wenigen passiven Bauteilen durchführen, dann jedoch nicht ohne Phasendrehungen.
Ihr habt gewiss die geflowte Version korrekter Polarität gewählt. Denn der Blick auf die CD-Liste signalisierte schon 70% der Tonträger mit invertierter Polarität. Einen Teil kannte ich nicht, das erhöht die Wahrscheinlichkeit auf über 80% Invertierung des Repertoires.Darüberhinaus haben wir beim Streamer-Test bei Sigi immer die geflowte Variante genommen. Denn wenn man die unbehandelte hergenommen hatte, fiel das Klangbild ein Stück auseinander.
Auch bei inverser Polarität fällt das Klangbild auseinander, deshalb gehen beide Maßnahmen bei mir Hand in Hand, Basisbreitenanpassung und Prüfung der Polarität mit Korrektur, wenn nötig.
Die größte Entspannung habe ich, wenn ich bearbeitetes Material von der Festplatte spiele, welches ich anhand einer Kennzeichnung als geprüft und bearbeitet auf dem letzten Stand meiner Erkenntnisse wähne.Man konnte regelrecht beobachten, wie das Gehirn spontan zu arbeiten beginnt, um die auseinandergefallenen Raumanteile wieder zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen und zusammenzuhalten. Nach einer Weile hat man es dann geschafft und gewöhnt sich daran. Spielt man danach wieder die geflowte Variante, merkt man, wie man sich unwillkürlich entspannt ("Ah, so klingt es richtig").
Und das bedeutet, nach vielen Jahren sind immer noch einmal neue Steigerungen möglich, die Diskussion mit Uli findet offline statt. Da fließen auch Rückmeldungen ein, die von denen kommen, die mir ihre Lieblingstracks zum Bearbeiten geschickt haben. Denn vertrautes Material eignet sich besser, da ist man urteilsfähig. Hingegen ist es anstrengend, fremdes Material zu bearbeiten, zu vergleichen. Ich habe gerade Mahler Symphonie 2 in 7 Versionen hier zum Vergleich. Das wird sehr anstrengend.
Gute räumliche Abbildung ist neben tonaler Ausgewogenheit für mich ein Merkkmal hochwertiger Musikwiedergabe. Auffällig ist die geflowte Integration von Grundton und Oberton der Instrumente. Da geht der Klirr mit ein, hingegen ist bei nicht geflowtem Material ein Auseinanderfallen der Obertöne vom Grundton, da kommt der Klirr und die Diffusion noch hinzu, aus dem 30° Winkel erscheinen die Höhen überbetont, bei inverser Polarität hört man sie zuerst, in der Sprungantwort des LS eilen sie fast ausnahmslos vor, das Klangbild erscheint übertrieben breit, in der Wahrnehmung höhenlastig und das finden viele offenbarIch könnte mir vorstellen (ich habe es noch nicht ausprobiert), dass sich die übliche Praxis der Kanaltrennung auf Geräten mit geringerer Klangqualität (Kompaktanlagen, Standard-Auto-Anlagen, MP3-Player, Fernseher ...) vielleicht besser/richtiger anhört als geflowt.Hans-Martin hat geschrieben:Was wir hier nachträglich machen, wäre eigentlich Aufgabe des Tonmeisters bei der Aufnahme gewesen,...
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Mikrofonexperten wie Eberhard Sengpiel und Theile rechnen mit nicht mehr als 20dB Kanaltrennung, weil mehr vom menschlichen Ohr nicht aufgelöst werden kann, der leisere Lautsprecher wird einfach nicht mehr wahrgenommen. Auf der Zeitebene sind es 2 Millisekunden, darüber hinaus gibt es keine Phantomschallquellenbildung.Schließlich bekommt kaum eines der Mainstreamgeräte eine derartig exakte Kanaltrennung hin, und nicht umsonst findet man ja gerade dort die künstliche Stereobasis-Verbreitung als zuschaltbaren Effekt ("virtual 3D", "Raumklang", "Virtual Dolby Surround" etc.).
Analysiert man das Stereosignal, kann man zwischen den Boxen zur Mitte hin einen zunehmenden Mono-Anteil feststellen, nach außen eine zunehmende Kanaldifferenz. Außerhalb der Boxen geschieht Lokalisation nur in Verbindung mit invertiertem Differenzsignal. Es ist naheliegend, und traditionell durch das Schneiden von Schallplatten bedingt (Vermeidung von Tiefenschrift), dass im Studio der Bass sogar zu Mono gemischt worden sein soll. Ich selbst habe noch keine Platte in der Hand gehabt, wo ich das festgestellt habe. Oscar Peterson "We Get Request" oder viele andere Scheiben haben Schlagzeug oder Bass auf der einen Seite, nicht in der Mitte. Bei der mir vorliegenden Mahler Symphonie kommen die Kontrabässe von vorn rechts und der Bassnachhall des Saals verzögert aus der Mitte. Es mag sein, dass die Original-LP einen auf Mono gemischten Bass hatte, bei der CD ist jedoch die Basskanaltrennung vorhanden. Somit könnte dieser Schritt auch vor der Schneidemaschine eingearbeitet werden oder worden sein. Für das Füllschriftverfahren muss das Band sowieso 3 mal abgetastet werden, ich vermute, es ist eine überspielte Kopie, kein Master.
Das Thema Mono-Bass ist einwichtiger Aspekt, wenn es um die Basisbreitenanpassung geht. er enthält theoretisch weder Phasen- noch Pegeldifferenz zwischen den Kanälen, kann folglich auch nicht verbreitert werden, um in der Lokalisation an den Obertonbereich angepasst zu werden.
Rundfunk war neben Schallplatte das Medium zur Übertragung von Musik, da wurde auf Monokompatibilität Wert gelegt. Bei solchem Material ist die typische Stereoverbreiterung "Wide" durch Zugabe von L-R Anteile zu L (und entsprechend R-L zu R) bei Ghettoblastern beliebt, klingt spacey, das wars.
Werbegestützte Sender spielen digitales Material, das kommt oft aus dem Archiv bereits MPEG komprimiert, dann wird hinter dem DA-Wandler die Stereobasis verbreitert, der Bass angehoben, um die Höhenbetonung der Stereoverbreiterung auszubalancieren, schließlich amplitudenkomprimiert und gesendet. Für mich ist das kein Maßstab. Auch würde ich solches Programmaterial nicht digitalisieren und geflowt abspielen wollen. Eine Klassik CD hingegen wird gewiss nicht fürs Kofferadio abgemischt.
Grüße Hans-Martin