Mehrkanal-Korrektur mit Acourate
Weiter geht es mit dem "Center oder nicht Center" Vergleich. Die Frage, die ich mir gestellt habe war die: Wenn ich mit Acourate eine "über-alles-Korrektur" mache, wie verbessert und verändert sich dann das Klangbild? Wird der Phantom-Center bei 4.0 besser, so dass sich die Anschaffung eines echten Centers erübrigt? Wird der klangliche Unterschied zwischen AGM und BM6 geringer, so dass ich mit einer BM6 als Center langfristig glücklich werde?
Vor einiger Zeit hatte ich von Uli dazu eine Reihe von Tipps bekommen und wollte die dann auch mal umsetzen. Was jetzt folgt, ist eine Art Kochrezept für den Umgang von Acourate mit Mehrkanal. Ich mache das wie immer schrittweise, so dass ich es selbst - zu einem späteren Zeitpunkt - auch wieder nachvollziehen kann. Wer tiefer in der Thematik steckt, kann ja über die eine oder andere Stelle schneller hinweglesen. Aber Vieles kann man vielleicht auch einfacher / besser / anders machen. Alle Tipps und Hinweise sind daher - wie immer - herzlich willkommen!
Filter-Generierung mit Acourate
- 1. Schritt: LogSweeps mit Acourate. Target-Länge 65336, Sweep-Time 60s, PeakOpt aktiviert. Ausgeführt in 4 Durchgängen: Kanal 1 und 2 (stereo), Kanal 3 (mono, nur Center), Kanal 4 (mono, beide AGMs), Kanal 5 und 6 (stereo)
- 2. Schritt Macro 1 bis 4 anwenden für alle 4 LogSweeps.
Macro1: Psychoakustik, Fensterung 30/5
Macro2: Verwendung eines einheitlichen Targets für alle Filter
Macro3: keine Besonderheiten
Macro4: Excess-Phase 6/6
- 3. Schritt: Mit "Datei > Create CPV" aus den Korrekturfiltern .cpv-Datein berechnen lassen.
Bei Schritt 2 das Gain Ratio der jeweiligen Filter, das nach Macro4 angezeigt wird, aufnotieren und daraus Korrekturwerte für die Pegeleinstellung ermitteln:
- 1 und 2: -4 dB --> Korrektur -6.9 dB
- 3: -10.9 dB --> Korrektur 0 dB
- 4: -3.2 dB --> Korrektur -7.7 dB
- 5 u. 6 -6.9 dB --> Korrektur -4 dB
Dabei hatte Kanal 3 das stärkste Gain Ratio und wird daher nicht korrigiert. Die anderen Kanäle müssen im Pegel entsprechend angepasst werden.
Acourate Convolver
Bevor wir mit der Einstellung beginnen, noch ein Wort zur verwendeten Software-Konfiguration. Die Video-Daten werden mit JRiver abgespielt. JRiver verwendet dabei ASIO. Als Treiber habe ich den Treiber AcourateASIO eingestellt, der zusammen mit dem
AcourateConvolver ab Version 1.2.9 geliefert und installiert wurde.
Der AcourateConvolver verwendet den ASIO Treiber von RME / Fireface. Damit schleift der AcourateConvolver die FIR Filter in den digitalen Fluss ein. (Ein Loopback über nicht verwendete Eingänge des Fireface ist dann nicht mehr erforderlich.)
Auf dieser Basis kann der AcourateConvolver entsprechend eingestellt werden, indem die einzelnen Filter bekannt gemacht werden zusammen mit der Pegelkorrektur.
Damit kann man bereits Filme und Musikdateien abspielen. Aber noch sind sie nicht zeitrichtig. Das liegt daran, dass meine Surround-LS sich nicht genau auf einem Kreis um den Hörplatz befinden. Das können wir jetzt relativ präzise auf digitaler Ebene korrigieren. Schließlich kommt später noch die korrekte Lippensynchroniation.
Erzeugung eines Surround-Zeitsignals
Ich habe aufgrund eines Tipps von Uli eine Mehrkanal-Datei erzeugt, die jede Sekunde einen Dirac-Impuls auf einem anderen Kanal macht. Hier das Kochrezept
- 1. Schritt: Samplingrate auf 48000 Hz. Alle Kurven leeren, Kurve 1 aktivieren
Generate Test Signal: Signal Length: 7x 48000 = 336000, set to one at sample 48000 length 1
- 2. Schritt Strg-C auf die nächste Kurve kopieren
TD-Functions > Rotate 48000
- 3. Schritt: Schritt 2 wiederholen bis alle 6 Kurven gefüllt sind.
- 4. Schritt: Save Mono wav Filter 1.wav, 2.wav, ..., 6.wav
- 5. Schritt: Audacity öffnen. Alle 6 mono-wav-Dateien laden, markieren und als 24Bit / 48kHz Mehrkanal-wav exportieren. Ergebnis: Surround-Zeitsignal.wav
Zeitkorrektur messen und einstellen
- 1. Schritt: Surround-Zeitsignal.wav im JRiver laden und abspielen. (Vorsicht: im DSP Studio des JRiver müssen alle Zeitverzögerungen disabelt werden, die dort sonst vielleicht eingestellt sind.) Resultat mit dem Messmikro am Hörplatz aufnehmen und mit Audacity aufzeichnen ("Zeitsignal-Ergebnis.wav", 24Bit/48kHz verwenden).
- 2. Schritt: Zeitsignal-Ergebnis in Acourate laden und in der Time-Domain analysieren. Die Sample-Nummer des jweiligen Peaks notieren und daraus die betreffende Korrektur errechnen. Ich hoffe, die folgende Tabelle spricht für sich selbst:
- 3. Schritt: Eingabe der Korrekturwerte im AcourateConvolver
A/V Synchronisation
Nun komme ich zu einem Schritt, den ich noch nicht sehr gut beherrsche. Die FIR-Filter machen einen Zeitverzug, der sich berechnen ließe ((1/2 65536)/48000 ms = 682,7 ms). Auch die Schallaufzeit entsprechend dem Abstand zwischen Lautpsrechern und Hörplatz könnte man berechnen (im Bereich weniger ms). Hinzu kommt die Buffer Size des Fireface, der bei mir eine Latency von 1024 Samples erzeugt (21,3 ms). Aber der AcourateConvolver macht auch seinen Delay und was da genau passiert, ist nicht so einfach zu berechnen. Daher braucht es ein Verfahren, die Sychronisation zwischen Audio und Video empirisch zu prüfen und zu korrigieren. Hierzu habe ich mich zum einen einer Reihe von Test-Videos bedient, wie man sie in großer Menge
im Internet findet. Zum anderen habe ich mir charakteristische Filmsequenzen vorgenommen. Ich habe mich dann zunächst grob angenähert und später versucht, feiner nachzujustieren. Eine größere Genauigkeit als ±10ms habe ich dabei aber nicht hinbekommen.
Eingestellt wird die Korrektur der A/V Synchron im JRiver unter Steuerung > Optionen > Video > Erweitert > A/V sync correction miliseconds. Mein Wert ist -2190 (je kleiner der Wert umso mehr wird das Bild gegenüber dem Ton verzögert). Mit einer Verzögerung von 2190 ms bin ich also jenseits aller Abschätzungen.
Hörvergleich
Im Acourate Convolver habe ich alle Einstellungen in der betreffenden Filterbank gespeichert. Im RME Totalmix dgl. als Snapshot hinterlegt. Damit ist es leicht möglich verschiedene Szenarien abzuspeichern und mit zwei Mausklicks (einem im Convolver und einen im Totalmix) zu vergleichen. Wieder vergleiche ich die 5.0 Konfiguration mit Center mit der der 4.0 Konfiguration ohne Center.
Die Stradivari von Frau Mutter kommt mit der Acourate-Korrektur auch ohne Center sehr viel präziser aus der Mitte. Deutlich besser als ohne Acourate-Korrektur. Mit Center wird sie deutlich körperhafter und räumlich genauer. Offenbar profitiert die 4.0 Anordnung von der Acourate-Korrektur stärker als die 5.0 Anordnung. Aber der Unterschied zwischen 4.0 und 5.0 bleibt weiterhin signifikant.
Tonal passiert nicht ganz so viel. Zwar wird der Unterschied in der Klangsignatur zwischen den AMGs und der BM6 durch die Filter-Korrektur etwas abgemildert. Bei Kinofilmen und sprache macht es mir kaum mehr etwas aus, dass diese LS nicht vom selben Hersteller stammen. Bei Musik aber ist der Einfluss der BM 6 signifikant und bleibt hörbar.
Ganz unabhängig vom Center macht die Acourate-Korrektur das Klangbild wesentlich kohärenter. Ich führe das auf die Zeitrichtigkeit der Gesamtsituation zurück. Es lässt sich unangestrengter hören. Zwar verliere ich Dynamik aber das ist es wert, zumal ich die Filter selbst noch nicht besonders optimiert habe.
Wie es weitergeht mit meinen Center-Plänen schreibe ich noch...
Beste Grüße
Harald