Hallo Harald,
besten Dank für die Darstellung Deiner interessanten Herangehensweise an Mehrkanal!
nihil.sine.causa hat geschrieben:Hörvergleich: Bei diesem Setup ist das Ergebnis eindeutig. Mit Center (5.0) kommt die Violine wesentlich präziser, körperhafter und räumlich genauer. Bogengeräusche lassen sich wesentlich besser orten und der Violine besser zuordnen. Ohne Center (4.0) wird dies alles diffuser und ungenauer.
Dieses Ergebnis kann ich sehr gut nachvollziehen. Natürlich kann man mit Surround erst mal ohne Center bzw. mit einem sogenannten "Phantomcenter" beginnen. Aber Surround wird erst mit einer "richtigen", also einer auch tatsächlich physisch vorhandenen, Schallquelle in der Mitte zum Erlebnis! Bei Filmen, also im "Kinobetrieb" ist das unabdingbar, aber auch die Klangqualität bei Musikwiedergabe wird, wie Du ja schön in Deinem Hörbericht auch schreibst, ganz entscheidend und klar hörbar von einem Center profitieren.
nihil.sine.causa hat geschrieben:Andererseits ist 4.0 tonal richtiger. Die BM6 hat eine andere Klangsignatur als die AGMs. Den resultierenden Mix bei 5.0 empfinde ich - für sich genommen - nicht als falsch, wenn ich aber auf 4.0 umschalte, höre ich, welche Klangfarbe die BM6 eingebracht hat und empfinde es im Nachhinein als unrichtig.
Der Center sollte möglichst die gleichen Klangeigenschaften haben wie die beiden Frontlautsprecher. Wenn nicht, kommt es zu den von Dir beobachteten Verfärbungen. Ist bei "Kinobetrieb" nicht so schlimm, geht bei Musikbetrieb aber gar nicht. Als ich vor vielen Jahren mit Surround anfing, hatte ich zu meinen Silbersand FM 401 FLs einen Genelec Center gestellt. Ergebnis war: Für Filme kann man mit sonem Kompromiss leben, bei Musikbetrieb, auch Musik-DVDs, geht es gar nicht, habe da dann meist auf "Quadrobetrieb", also auf Phantomcenter umgeschaltet.
Vor einigen Jahren habe ich nun meinen Center, eine Spezialanfertigung einer Silbersand FM 303, bei der Hoch- und Mitteltöner übereinander liegen, gefunden:
Dieser Center ist ganz kanpp unter meiner Dalite HighPower-Rahmenleinwand angeordnet. Der Hochtöner befindet sich 32cm unterhalb der Hochtöner der Silbersand FM 701. Ich habe die FM 303 deshalb so angewinkelt (siehe Bild), dass er genau auf meine Ohrhöhe am Sitzplatz abstrahlt. Mit dieser Lösung bin ich, sowohl bei Kinobetrieb wie auch beim Musikhören, absolut zufrieden. Sicher, aus Sicht der hochfidelen Audio-Perfektion sollten die Hochtöner der beteiligten Front-Center-LS auf gleicher Höhe sein und in die gleiche Richtung abstrahlen.
Bei reinem SACD/DVD-Audio-Betrieb, also ohne Großbild auf der Leinwand, kann man bei meiner Lösung den Center dann auch 30 cm anheben. Dazu gibt es diesen hydraulischen Hebemechanismus (ca. 900€ Kaufpreis + Installationsarbeit am "Centertisch"):
Damit kann ich bei reinen Audiobetrieb den FM 303 Center dann max. 30 cm hochfahren ... und es stimmt auch für den Surroundpuristen ... was ich aber de facto meist nicht mache, da ich immer wieder via Bild die Musiker auch beim Spielen sehen möchte.
Lösungen, die nach meinen Erfahrungen ausscheiden:
1. Center hinter die Leinwand
- es können, bei Rahmenleinwänden, und nur diese ermöglichen ein sauberes Bild (alle Rollleinwände ziehen schnell Falten, selbst die sündteuren), nur sehr flache Lautsprecher installiert werden. Diese sind kaum HiFi-geeignet
- eine perforierte Leinwand hat sowohl beim Bild (Gefahr, dass Moire-Effekt aufrtritt) als auch beim Klang (den Vorhang zieht man sich selbst zu ) Nachteile
2. Center ober- und unterhalb der Leinwand
- bei normalen Raumhöhen von 2,5 m wird's bei einer 3 m Leinwand schon eng oben
- man ist wieder bei einem Phantom-Musiksignal angelangt, diesmal nur in vertikaler Richtung
- so ein LS "an der Decke" sieht optisch nicht gerade berauschend aus, habe es mal versucht (2+2+2 Betrieb mit "Höhenlausprechern") und fand es sehr gewöhnungsbedürftig, eigentlich völlig unmöglich
3. Flachbildschirm statt Leinwand
- selbst die ganz großen TV-Panels stellen, im Vergleich zu einer 3 m Rahmen-Leinwand, kein wirkliches "Großbild" dar
- 3D auf einem TV-Panel ist ganz lustig aber kein wirkliches Erlebnis, eher "Kasperltheater"
- eine große, schwere Rahmenleinwand funktioniert, sozusagen ein "geschenkter Nebeneffekt", als ganz hervorragender Bassabsober ... nicht so ein großes TV-Panel, die stellen eher ein Problem der Raumakustik dar
Gruß
Sigi